Das nicht-humanitäre Programm für die "Free Syria Police" sei angesichts des bevorstehenden Angriffs der syrischen Armee auf Idlib zu riskant geworden
Die Süddeutsche Zeitung schreibt noch von "Rebellen". Im Zusammenhang mit Befürchtungen der Bundesregierung angesichts kommender Angriffe der syrischen Regierungstruppen mit ihren Verbündeten und russischer Unterstützung auf Idlib ist die Rede vom "letzten Stützpunkt der Rebellen".
Das ist ein politisches Landschaftsbild aus einer verträumten Spätromantik. Die Rebellenzone ist hier sehr ungenau ausgeführt; es kommt ganz auf den Eindruck an, den die Farbtupfer auf den weitentfernten Betrachter ausübt. Die oder der denkt, stimuliert von den hierzulande noch immer wirksamen Traditionen des vorletzten Jahrhunderts, Gutes von den Rebellen.
Präzisere Zeichnungen des Geländes in Idlib - wie z.B. die Abbildung "Factional Control" im Überblick des französischen Historikers Matteo Puxton (zur Beruhigung: Er ist eindeutig kein "Assadist") - zeigen Herrschaftsgebiete von bewaffneten Milizen, die mal mehr, mal weniger unbedingt, brutal oder radikal einen religiösen Staat zum Ziel haben.
Al-Qaida-Verbündete und - Sprösslinge sind, sind, wie Puxton ausführt, in der "Dschhadistenzone" wieder stärker vertreten. Eine Hauptrolle unter den Milizen in Idlib spielt Hayat al-Tahrir al-Sham (auch, korrekter, mit "asch-Scham" transkribiert), ein Abkömmling der al-Nusra-Front, die sich zwar von der Organisation al-Qaida distanzierte, nicht aber von deren ideologischen Kernpunkten, die direkt mit Herrschaftsformen verknüpft sind, welche Rebellen im Geiste dessen, was hierzulande mit dem Begriff verbunden wird, das pure Grauen einjagen müsste.
Möglich, dass eine Spur des Grauens nach London gelangt ist. Wahrscheinlicher ist aber, dass man sich auch dort an die großen politischen Tableaus hält. Und auf dem syrischen Großtableau ist die Opposition der Verlierer, ohne Aussichten, dass sich das doch noch ändern könnte.
mehr:
- Syrien: Britische Regierung kürzt Unterstützung für oppositionelle Polizisten (Thomas Pany, Telepolis, 21.08.2018)
x
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen