Hoffentlich nicht der Letzte seiner Art: der "US-Dissident" Noam Chomsky
Vor Kurzem wurde bekannt, dass das US-Militär im laufenden Jahr mehr Bomben über Afghanistan abgeworfen hat als jemals zuvor. Natürlich fehlen weiterhin viele Zahlen und Fakten. Die Daten stammen nämlich vom Pentagon selbst. In der Vergangenheit waren sie fehlerhaft und unvollständig und zwar ziemlich oft. Es kann also sehr wohl möglich sein, dass zu einem anderen Zeitpunkt viel mehr Bomben abgeworfen wurden, etwa im Jahr 2002, aus dem es gar keine Daten gibt.
Der gegenwärtige Kenntnisstand ist allerdings der beschriebene, und er sollte mehr als nur besorgniserregend sein. Viel hört und liest man allerdings nicht darüber. Es gibt keine Empörung, weder in Washington noch in den Hauptstädten der verbündeten Staaten, die den Afghanistan-Krieg seit fast zwei Jahrzehnten mittragen.
Mittlerweile ist der Krieg am Hindukusch der längste, den die Vereinigten Staaten in ihrer Geschichte geführt haben. Als er begann, waren viele Menschen dafür. Jene wenigen, die sich nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 gegen den "War on Terror" aussprachen, wurden vom Kriegsgeschrei schnell übertönt.
Noam Chomsky war einer von ihnen. Bereits zum damaligen Zeitpunkt engagierte sich der MIT-Professor seit fast einem halben Jahrhundert gegen jene Kriege, die von seiner Regierung initiiert wurden. Als Chomsky auf Einladung von Aktivisten nach Pakistan – einem der wichtigsten Verbündeten der US-Regierung – reisen wollte, um gegen den Krieg im Nachbarland zu sprechen, wurde ihm ein Einreisevisum verweigert.
Auf Chomskys kritische Haltung hatte dies allerdings keinerlei Auswirkung. Stattdessen blieb er das, wofür ihn viele bis heute bewundern: ein kritischer Zeitgenosse, dessen Intellekt in unseren Breitengraden weiterhin als Rarität und als absolute Ausnahmeerscheinung wahrgenommen wird. Im nächsten Monat wird Chomsky neunzig Jahre alt.
Er ist ein Gigant, der mehrere Generation beeinflusst hat und der nicht nur von seinen Lesern, Bewundern und Anhängern respektiert wird, sondern auch von vielen seiner politischen Gegner. Was Chomsky sagt, gilt – oder wird zumindest in irgendeiner Art und Weise deutlich aufgenommen.
mehr:
- Warum ein radikaler Intellekt benötigt wird (Emran Feroz, Telepolis, 23.11.2018)
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