Porträt Richard Bannert war beim Loveparade-Unglück einer der ersten Helfer. Vor den Planungsfehlern hatte er gewarnt
Es ist am 24. Juli 2010 kurz vor fünf Uhr, als die Feuerwehrleitstelle bei Richard Bannert anruft. „Hör’ mal zu, wir haben da ein Problem“, sagt jemand am anderen Ende der Leitung. Er soll zum Güterbahnhof kommen. Bannert zieht seine Einsatzkleidung an, keine halbe Minute später sitzt er im Auto und fährt los. Als er ankommt, sieht es dort aus „wie im Krieg“, wird er mir Jahre später erzählen.
Ich selbst bin damals 17, am frühen Nachmittag jenes 24. Juli tanze ich mehr schlecht als recht zum Beat der Elektromusik, im Rucksack Wodka in Plastikflaschen, Orangensaft und Pappbecher. Alle warten auf David Guetta, dessen Musik ich nicht mag. Aber auch ich warte, tanze, trinke. Einer sagt, wir sollten uns mal ansehen, was drüben an der „Rampe“ los sei. Wir folgen ihm, schauen von oben auf die wankende Menschenmasse, genau dort, wo sich der einzige Ein- und Ausgang befindet. Es ist laut, einige schreien. Auch wir haben uns auf dem Hinweg durch ein schieres Chaos gekämpft, sind über einen Zaun auf das Veranstaltungsgelände geklettert, um dem Gedränge zu entkommen. Jetzt stehen wir hier oben und starren hinab. Wir sind zu jung, zu naiv, zu betrunken, um zu verstehen, was dort unten geschieht – und feiern weiter. Irgendwann geht die Musik aus. Wir sollen nach Hause gehen, heißt es. Nicht über die Rampe und durch den Tunnel, sondern über die A59, sie sei gesperrt worden. Handyempfang habe ich erst wieder, als ich spätnachts zu Hause ankomme. Und langsam verstehe ich, was auf der Loveparade passiert ist, während ich mich amüsiert habe.
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- „Chef, was hast du für ’ne Scheiße gemacht?“ (Dorian Baganz, der Freitag, 06.02.2019)
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