In Afghanistan entdecken die westlichen Kriegsführer seit langem, dass ihr Kriegseinsatz nichts gebracht hat. Gar nichts. Aber sie geben es nicht zu. In Syrien hat sich jetzt Russland in die Bombenfront eingereiht. Die halbe Welt tobt sich in Syrien aus, meint Oskar Lafontaine. Von ihm sind die beiden folgenden Texte. Albrecht Müller
Zwei Texte von Oskar Lafontaine:
Frieden lässt sich nicht herbeibomben
Russland hat heute offenbar erste Luftangriffe in Syrien durchgeführt, mindestens 65 Menschen sollen dabei getötet worden sein. Die USA, Kanada, Bahrain, Katar, Saudi-Arabien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Großbritannien und Frankreich werfen schon länger Bomben in diesem brutalen Krieg. Die halbe Welt tobt sich mittlerweile in Syrien aus. Doch der Frieden wird sich dort ebenso wenig herbeibomben lassen wie im Irak oder Afghanistan. Im Gegenteil: Eine weitere Eskalation des Krieges wird die Flüchtlingszahlen noch weiter in die Höhe treiben. Unter Bombenteppichen wächst nun mal kein Frieden – unabhängig davon, ob die Bomben aus Moskau, Washington, Berlin oder Damaskus stammen. Mehr als vier Millionen Syrer haben ihre Heimat bereits verlassen müssen, weitere rund 7,6 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung, schätzt das UNHCR. Mehr als 240.000 Menschen sind im blutigen Krieg bereits getötet worden. Syrien braucht nicht noch mehr Bomben! Willy Brandt hatte Recht: „Krieg ist nicht mehr die Ultima ratio, sondern die Ultima irratio.“
mehr:
- Krieg ist die Ultima irratio. Auf Deutsch: Wahnsinn. In Afghanistan, in Syrien und anderswo. (Oskar Lafontaine, NachDenkSeiten, 30.09.2015)
siehe auch:
- Willy Brandt: “Krieg ist nicht mehr die ultima ratio, sondern die ultima irratio.” – Friedenspolitik als Realpolitik (neue-entspannungspolitik.berlin, 11.11.1971)
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