In diesem Jahr hätte nicht allein Willy Brandt 100. Geburtstag, auch der Schriftsteller Arno Schmidt gehört dem Jahrgang 1914 an. Dass Schmidt zu den markantesten Nachkriegsautoren Westdeutschlands zählt, ist, wenn überhaupt gewürdigt, dann wieder in Vergessenheit geraten. Anlässlich des bevorstehenden 70. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges und seines 100. Geburtstages gibt es einen doppelten Anlass, an diesen immer noch zu wenig bekannten Autor zu erinnern. Und das tut man am besten, indem man ihn (wieder) liest und sich mit ihm beschäftigt. Anregungen dazu von Petra Frerichs
Wenn sich im Jahr 2015 das Ende des Zweiten Weltkriegs zum siebzigsten Mal jährt, wird dieses Datums wahrscheinlich auch im Spiegel der (westdeutschen) Nachkriegsliteratur gedacht. Wie schon beim 50jährigen Gedenken 1995, so werden wohl auch am 70. Jahrestag dieses Ereignisses wieder vor allem die Namen Borchert und Böll genannt. So haben wir es schon in der Schule gelernt. Vor allem diese beiden Autoren stehen mit den Stücken Draußen vor der Tür und Wanderer, kommst du nach Spa… an vorderster Stelle für die Nachkriegsliteratur schlechthin.
Warum wird nicht auch Arno Schmidt genannt, dessen literarisches Werk ganz entscheidend auf Erfahrungen von Krieg, Gefangenschaft und Nachkriegszeit beruht? Sie sind ihm zum Gegenstand seiner inhaltlichen und formalen Arbeit geworden. Nur wenige Kenner – allen voran Jan Philipp Reemtsma – haben hinter den stilistischen Finessen den politischen Autor Arno Schmidt erkannt. Reemtsma hält ihn zu Recht für einen der bedeutendsten Nachkriegsautoren. Gleichwohl findet man ihn nicht im Kanon des Schulunterrichts; schon gar nicht sind seine Schriften so bekannt geworden wie die der beiden genannten Schriftsteller.
Die Rezeption von Arno Schmidt hat sich gemeinhin auf dessen galligen Humor und Witz konzentriert, ohne dabei die untergründigen Quellen dieser besonderen Komik und ihre politischen Implikationen freizulegen. Angeregt von den hervorragenden Textanalysen und -interpretationen von Reemtsma (in: Über Arno Schmidt. Vermessungen eines poetischen Terrains, Suhrkamp-Verlag, Ffm. 2006) soll anhand von einigen Texten gezeigt werden, wie Arno Schmidt diese politisch-aufklärerischen Implikationen unter Einsatz besonderer literarischer Formen realisiert.
mehr:
- Arno Schmidt – ein Nachkriegsautor der besonderen Art (Petra Frerichs, NachDenkSeiten, 14.11.2014)
siehe auch:
- Arno Schmidt: Flachland und Nachschlagewerke! (Ulrich Rüdenauer, ZON, 18.01.2014)
x
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen