Irak Die USA sind mitverantwortlich für den Zerfall des Landes und damit für den Aufstieg des IS. Aber keinesfalls die Hauptschuldigen
Auf den ersten Blick hat es natürlich viel für sich, die Regierungen von George W. Bush und Barack Obama für die Lage im Irak verantwortlich zu machen. Konnte sich die Gewalt nicht erst ausbreiten, als US-Streitkräfte in Bagdad einmarschierten? Haben die USA die internen Konflikte nicht geschürt und sich anschließend abgesetzt? Solche Klagen gegen die US-Politik finden in Deutschland viel Zustimmung. Doch sind Handlungen oder Unterlassungen der Amerikaner – so zerstörerisch sie auch gewesen sind – nicht ausreichend, um den Aufstieg des Islamischen Staats (IS) zu erklären. Es hieße, die Gestaltungsmacht Amerikas zu überschätzen, wollte man die soziopolitischen Grundprobleme, die im Irak dem Dschihad den Boden bereitet haben, allein auf deren Einmischung zurückführen: Die USA tragen nicht die Hauptschuld daran, wenn die irakische Gesellschaft heute derart zerrissen ist, dass Sunniten ihre schiitischen Brüder in Massen als Häretiker umbringen. Lange vor der US-Intervention wurden in Bagdad und nicht in Washington die Weichen für den Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Irakern gestellt, aus dem der Terror des IS seine Kraft zieht.
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- Das Märchen von der Supermacht (der Freitag, 17.11.2014)
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