Prostitution In Schöneberg soll ein Straßenstrich durch Scheinwerfer vertrieben werden. Unser Autor hat dort zehn Jahre gewohnt und weiß: So läuft's nicht.
Nutten auf dem Spielplatz, das wäre für den Prenzlauer Berg der nackte Wahnsinn. Wir Schmuddelkinder aus Berlin-Schöneberg sind da etwas entspannter. Wer schon mal so lange im Pinguin-Club hängengeblieben ist, bis die alten Geschichten ausgegraben wurden, von David Bowie, von Helden und Verlierern, von den Kindern vom Bahnhof Zoo, von der Geisterbahn und dem Rotlicht, der weiß: Während die Kinder im Prenzlberg von ihren busy parents verzogen werden, wird bei uns lieber der lustvolle Akt vollzogen. Es war schon immer die Partymeile von Westberlin. Hier konnte man morgens im Bademantel zum Bäcker gehen, und niemand hat einen komisch angeschaut. Das machte die Gegend lässig. Wer hier hinzieht, weiß: Wir gehen ins Schwulen- und Stricherviertel.
Und nun hat ausgerechnet die Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, das unsittliche Rumhuren am Spielplatz Ecke Eisenacher-/Fuggerstraße mit Flutlicht zu bestrahlen, um die dunklen Machenschaften auszuleuchten. Licht an! Kriminalität aus! Das ist so, als wenn man auf die Große Freiheit zieht und alle SM-Läden schließen will. Natürlich finde ich es auch suboptimal, dass das Rotlicht ausgerechnet einen Spielplatz zur Lustschaukel macht. Aber die Idee mit dem Scheinwerfer, der die Sexmotten vertreiben soll, erinnert mich an den Hauptbahnhof in Hamburg, wo Dealer und Obdachlose durch Dauerbeschallung mit Klassik vertrieben werden sollen. Das ist Spießermentalität: Wir bestrahlen einen Ort, an dem das Dreckige ist. Aber das gehört eben zur Subkultur. Mit solchen Aktionen machen sie den Stadtteil kaputt. Der hatte immer etwas Rotlichtiges.
mehr:
- Licht an, Kriminelle raus? (Axel Brüggemann, der Freitag, 01.05.2015)
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