Russland In Moskau wird soziale Krisenprävention betrieben und so mancher Bunker aus Sowjetzeiten wieder hergerichtet
Wo früher im Moskauer Gorki-Park Schießbuden und altmodische Karussells standen, gibt es jetzt Sportanlagen wie große Felder für Beach-Volleyball. Auf extra herangekarrtem feinen Sand wird bis spät in den Abend hinein um Aufschläge und Punkte gekämpft. Ansonsten herrscht im weitläufigen Areal mit seinen vielen Wegen ein irres Getümmel. Schöne Frauen spazieren mit ihren Freunden im Schatten der Parkalleen. Ab und zu rauschen Skateboard-Fahrer vorbei. Sie umkurven die Flaneure, ohne das Tempo zu drosseln. Verdammt noch mal, können die nicht ein bisschen langsamer fahren?, denke ich. „Die Russen lieben nun mal die Geschwindigkeit“, meint ein Freund, der mich begleitet. Man kann sich als Deutscher in Moskau über einiges aufregen, findet aber selten jemanden von den Einheimischen, der sich ebenso empört, abgesehen von ein paar Liberalen, die mit dem Gedanken spielen, nach Westeuropa auszuwandern.
Sowjetisches Flair hat der Gorki-Park eingebüßt, sieht man vom riesigen Eingangsportal mit seinen mächtigen Säulen ab. Dafür haben sich jetzt ausländische Firmen im Park etabliert wie ein japanischer Autohersteller mit einem Testgelände für seinen Wagenpark und ein amerikanischer Sportausstatter, der zum kostenlosen Fitness-Training einlädt. Die Nachfrage verebbt nie.
Moskau im Spätsommer, das ist nicht die hektische Stadt des innerstädtischen Dauerstaus und der überfüllten Metro-Waggons unter der Erde. Viele wohnen jetzt auf ihren Datschen und kehren erst im September zurück. Selbst die Gassen südlich und nördlich des Kreml in den Vierteln Samoskworetschje und Basmany wirken verloren und sich selbst überlassen. Die neue Aussichtsplattform von Detski Mir, dem restaurierten Kinderkaufhaus an der Metro-Station Lubjanka, bietet einen unvergleichlichen Blick über die Stadt bis hin zur Lomonossow-Universität.
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- Mit dem Schlimmsten rechnen (Ulrich Heyden, Freitag-Community, 26.08.2015)
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