„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und
andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)
Ein Großteil der Medien hat es nach dem Treffen von Trump und Kim in Singapur kaum länger aushalten können, die Vereinbarungen mit Geringschätzung zu überziehen, als ich es schaffe, unter Wasser die Luft anzuhalten. Das war natürlich zu erwarten, denn im Grunde ist es längst gleichgültig, was Trump sagt oder tut – er liegt in der Beurteilung durch die deutschen Medien stets meilenweit daneben. Nachdem sich die Öffentlichkeit von dem kurzen Schock der Ankündigung des Treffens erholt hatte, hieß es, Trump werde sich wohl über den Tisch ziehen lassen. Als das Treffen abgesagt war, frotzelte man über die voreilig geprägten Gedenkmünzen und erklärte das ganze zum typisch Trumpschen Karnevals-Scherz. Zum Schluss fiel es jedoch immer schwerer, schnell genug „Ja, aber…“-Sätze zu formulieren, so deutlich und stark waren die Bilder.
Hillary Clinton, die derzeit durch die USA tingelt, um scheinbar das nachzuholen, was sie im Wahlkampf versäumt hat, giggelte gerade noch, dass man für Probleme wie das nordkoreanische natürlich erfahrene Diplomaten brauche, und dass man da nicht mal eben per Tweet Ankündigungen der Art „Hey, lass uns mal treffen, Bro“ machen könne, da war es schon passiert: Selbst die Journalisten des Spiegel schlossen für einen Moment die Klappe und hielten einfach nur die Kamera drauf. Rotweißblau neben rotweißblau, Fettfingerchen in kleiner Hand, „Cheese-Lächeln“. Na sowas. Sie haben es tatsächlich beide getan. In Echt. Und Hillary Clinton musste schon wieder eine ihrer selbstverliebten Aussagen schlucken.
Doch das Bild vom historischen Händedruck konnte natürlich nicht als Erfolg stehen bleiben, und ich rätselte eine kleine Weile, worauf die Journallie in Mainz, Köln und Prantlhausen ihre Pfeile wohl richten werde. Gewettet hätte ich darauf, dass man Trump und Kim in toto zu „brothers in mind“ erklären würde. Schließlich gäbe das einen bunten Strauß an düsteren Zukunftsszenarien a la Nordkorea, die man den vermeintlich unter die Diktatur gefallenen Amerikanern genüsslich ins Horoskop schreiben könnte. Das ist ja kein Antiamerikanismus, das ist ja nur Trump-Kritik! Aber vielleicht kommt das ja noch, schließlich schrecken deutsche Propagandisten vor keinem noch so abartigen Vergleich zurück, wenn es um den amerikanischen Präsidenten geht. Also zumindest um den 45. Für das Treffen mit Raketen-Kim jedoch griff man auf eine Argumentationslinie zurück, die man in einem ähnlich gelagerten Fall glatt umgedreht hatte. Das dumme daran ist leider, dass man den Fauxpas nicht einmal bemerkte.
mehr:
- Trump, Kim und das Heulen der Medien (Roger Letsch, achgut.ch, 14.06.2018)
siehe auch:
- Cowboys kennen keine Angst (Larry Eliot, der Freitag, 17.06.2018)
- Fake: Es gibt kein Handelsdefizit der USA gegenüber der EU (Werner Rügemer, NachDenkSeiten, 16.06.2018)
- Trump, Kim, und die Liebe zum Volk (JR's China Blog, Freitag-Community, 15.06.2018)
- MADE IN ASIA: Déjà-vu? (Peter Achten, Journal21, 15.06.2018)
- SINGAPUR-GIPFEL: Historisch oder hysterisch? (Ulrich Meister, Journal21, 14.06.2018)
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