Nach norwegischen Wissenschaftlern erreichten die in den 1970er Jahren Geborenen einen Gipfel in IQ-Tests, seitdem sind die gemessenen Fähigkeiten beträchtlich zurückgegangen
Während des 20. Jahrhunderts stieg der Intelligenzquotient der Menschen kontinuierlich an, ebenso wie die Lebenserwartung. Damit schienen die Menschen sowohl körperlich als auch kognitiv auf dem unaufhaltsamen Weg des Fortschritts eingeschenkt zu sein. Doch seit kurzem tauchen Hinweise auf, dass es mit der Lebenserwartung nicht mehr richtig bergauf zu gehen scheint, es wurden sogar Rückgangstrends festgestellt. Der Anstieg des Intelligenzquotienten ist schon länger gebrochen. Nach einer Studie scheint der Trend recht plötzlich zum Stillstand gekommen zu sein.
In den 1980er Jahren hatte der neuseeländische Intelligenzforscher James Flynn die Beobachtung gemacht, dass bei Menschen aus hochindustrialisierten Ländern die Werte, die sie bei Intelligenztests erzielten, kontinuierlich zunahmen. Wenn man die Messungen aus Intelligenztests mit dem Durchschnitt für eine Vergleichsgruppe einer oder mehrerer Generationen früher vergleicht, so ließ sich ein durchschnittliches Wachstum des Intelligenzquotienten in einem Jahrzehnt von 3 Prozent erkennen. Diesen Trend, der auch von anderen Wissenschaftlern bestätigt wurde, hieß nach seinem Entdecker Flynn-Effekt.
Für den sogenannten WAIS-Test oder den Raven-IQ-Test konnte Flynn Daten finden, um die Entwicklung während eines ganzen Jahrhunderts zu verfolgen. Wer vor 100 Jahren, so Flynn, zu den besten 10 Prozent gehörte, würde jetzt zu den schwächsten und "dümmsten" 5 Prozent gerechnet werden. Selbstverständlich werden durch die Tests nur bestimmte kognitive Fähigkeiten getestet, die wahrscheinlich schlicht mehr gelernt und eingeübt werden.
Nach den Tests scheinen die Menschen besser und schneller geworden sein, abstrakte Muster zu erkennen, sich räumlich zu orientieren, eine Entscheidungsauswahl zu treffen und abstrakte Probleme zu lösen. Bei Testaufgaben jedoch, die sich auf "kristallisiertes" Wissen bezogen, wie man das man in der Schule lernt (Vokabular, Arithmetik oder allgemeines Wissen), konnte hingegen keine signifikante Verbesserung festgestellt werden. Die erstaunlich schnelle und daher kaum genetisch bedingte Zunahme scheint sich also nicht um das Gedächtnis, sondern um kognitive Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten zu drehen (Die Menschen werden immer intelligenter).
mehr:
- Flynn-Effekt: Werden wir immer dümmer? (Florian Rötzer, Telepolis, 21.09.2018)
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