Am 11. September erschien das Buch “Fear – Trump in the White House“ auf Deutsch. Es gab freundliche, sehr freundliche Besprechungen – typisch die Besprechung im Deutschlandfunk hier. Wir haben den langjährigen Korrespondenten und Büroleiter des „Spiegel“ in Washington, Siegesmund von Ilsemann, dafür gewonnen, dieses Buch für die NachDenkSeiten zu besprechen. Seine Besprechung ist so ganz anders ausgefallen als zum Beispiel im „Deutschlandfunkkultur“. Die NachDenkSeiten würden ihren selbstgesteckten Auftrag verfehlen, würden sie Ihnen nicht eine kritische, eigenständige Sicht der Dinge bieten. Albrecht Müller.
Männer machen Geschichte
Was Starautor Bob Woodward so alles nicht über seinen Präsidenten Donald Trump verrät.
Von Siegesmund von Ilsemann (fast drei Jahrzehnte SPIEGEL-Redakteur und von 1990 bis 1998 Korrespondent und Büroleiter des Magazins in Washington)
Bob Woodward ist angekommen. Seit Deep Throat ihm und seinem Washington-Post-Kollegen Carl Bernstein die finstersten Geheimnisse aus Nixons White House anvertraut hatte und es den beiden daraufhin 1974 gelang, zum ersten Mal in der US-Geschichte einen Präsidenten an den Rand einer Amtsenthebung und damit zum Rücktritt zu bringen, thront Woodward im Olymp des investigativen Journalismus der USA.
Kein Wunder, dass Amerika Kopf steht, als ausgerechnet am 11. September, dem Jahrestag der schlimmsten Demütigung der Nation, die sich so gern als gottgewählt bezeichnet, Woodwards neuester Bestseller auf den Markt geworfen wird. Auf 420 Seiten entsteht in “Fear – Trump in the White House” ein erschütterndes Bild der Chaostage im Weißen Haus. Auf eine Million Exemplare hatte der Verlag Simon & Schuster die geplante Erstauflage bereits versiebenfacht, noch ehe das Opus überhaupt seinen Weg in die Buchläden gefunden hatte.
Vielleicht, so barmt das wachsende Anti-Trump-Lager in Washington, gelingt dem Meister ein zweiter Präsidentensturz.
Ein Grund für diesen Hype: Robert Upshur „Bob“ Woodward wird verehrt, vergöttert in jenem Amerika, das noch immer glaubt, mit den freiesten, den kritischsten, den furchtlosesten Journalisten der Welt die eigene Regierung und die vieler anderer Nationen unbestechlich überwachen zu können. Woodward ist einer, der diesen Mythos nährt, auch wenn der längst nur noch als Märchen aus den Es-war-einmal-Tagen durchs amerikanische Nationalepos geistert.
Starautor Woodward kennt sie alle, die Granden der politischen Hautevolee Washingtons. Noch wichtiger aber – alle, wirklich alle kennen den inoffiziellen Historiographen der US-Präsidenten oder gieren danach, ihn kennenzulernen.
Kaum jemand verweigert sich der Einladung zum Tête-à-tête mit Woodward. Denn wer vom Doyen des investigativen Journalismus der USA zum Gespräch gebeten wird, darf glauben, dass er womöglich Bedeutendes beizutragen hat zu Woodwards Berichten über Macht und Mächtige am Potomac. Sogar sein jüngstes “Opfer” wollte schließlich doch noch sein Scherflein beitragen zum Polit-Bestseller der Saison. Aber als der amtierende Präsident beim Autor anrief, um seine Sicht zum “richtig schlechten Buch über mich” (Trump) beizusteuern, befand sich das Manuskript bereits auf dem Weg zur Druckerei.
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- Was Starautor Bob Woodward so alles nicht über seinen Präsidenten Donald Trump verrät. (Sigismund von Ilsemann, NachDenkSeiten, 18.09.2018)
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