In der November-Ausgabe ihrer Kolumne „Unter Tieren“ ist Hilal Sezgin es Leid, in Sachen Tierrechte für dogmatisch gehalten zu werden.
Die (Groß)Demonstration als Protestform hat dieses Jahr ein Revival erlebt, auch unter Linken. Es gingen nicht mehr nur die Fremdenfeinde massenhaft auf die Straße, sondern auch solidarische Menschen gegen Rechts, die Verteidiger des Hambacher Forsts und diejenigen, die es befürworten, Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Auch Veganer und Veganerinnen, Tierrechtler und Tierrechtlerinnen demonstrierten mit; und zusätzlich marschierten sie in vielen deutschen (und europäischen) Städten für die Schließung von Schlachthöfen und für die Rechte der Tiere.
Was aber sind eigentlich Tierrechte: moralische Rechte? Oder gesetzlich garantierte? Zum Teil verdankt sich die Verwirrung schlicht der Tatsache, dass es zwei Ebenen gibt, die sich auch im allgemeinen Sprachgebrauch widerspiegeln. Wenn man sagt: Tiere haben Rechte, ist eher gemeint: in moralischer Hinsicht. Auf der Ebene der Argumente. „Tiere brauchen Rechte“ weist darauf hin, dass diese Rechte erst noch gesetzlich verankert werden müssen.
Moralisch gesehen, besitzen Tiere das Recht auf ihr eigenes Leben. Um ihrer selbst willen. Der Wert ihres Leben erklärt sich nicht durch seinen „Nutzen“ für andere, insbesondere für menschliche Zwecke. Alle fühlenden Lebewesen haben ein eigenes Lebensrecht und leben, kantianisch ausgedrückt, ihren eigenen Zwecken.
Daraus folgt unter anderem, dass ein solches Lebewesen nicht per Gesetz zum Eigentum eines anderen erklärt werden darf. Denn wie könnte sich ein Individuum, das seinen eigenen Willen und sein eigenes Wohlergehen hat, im Besitz von jemand anderem befinden und seiner Verfügungsgewalt unterstehen?
mehr:
- Unter Tieren – Unveräußerliche Rechte (Hilal Sezgin, Frankfurter Rundschau, 06.11.2018)
Artikel von Hilal Sezgin bei der taz
siehe auch:
- Vorwurf der Tierquälerei in Brandenburg – Rinder in Bio-Schlachthof offenbar nicht fachgerecht betäubt (09.11.2018)
- VEREINE FILMEN ILLEGAL IM SCHLACHTHOF – Das sagen Landwirte zur Tierschutz-Debatte im Landtag (Lars Laue, Nordwest-Zeitung, 08.11.2018)
mein Kommentar:
Wieso Video-Aufnahmen, die ein Verbrechen dokumentieren, illegal sein sollen, erschließt sich mir nicht
- Deutsches Tierschutzbüro erstattet Strafanzeige gegen Rinderschlachthof in Oldenburg und fordert sofortige Schließung - Videomaterial belegt Tierquälerei (Presseportal, Deutsches Tierschutzbüro, 06.11.2018)
- Tierschutz will schockierende Schlachthof-Szenen aus Oldenburg zeigen (News38, 06.11.2018)
- Tierschutz: Warum sollten wir uns selbst ans Bein pinkeln? und die Relativität von Moral (Post, 02.03.2018)
- Tierquälerei, Emotionen, Nicht-Wissen und der Rechtsstaat (Post, 16.02.2018)
- Gastbeitrag: Tierschutz und Agrarlobby (Post, 22.10.2017)
- Buddhist gegen Tierleid (Post, 28.09.2015)
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