Schon vor 16 Jahren gab es im "Spiegel" große Fake-Reportagen über das "Was 9//11 wirklich geschah"
Der Skandal um die Fake-Reportagen im "Spiegel" kommt dem unterirdischen "Bild"-Lyriker Wagner vor, "als würde es von unten nach oben regnen. Nein schlimmer. Es ist, als hätten Paparazzi den Papst im Bordell erwischt." Und er fügt hinzu: "Ich kannte Rudolf Augstein. Er hätte den Laden dicht gemacht."
Ich kannte ihn zwar nicht, aber einige seiner leitenden Redakteure - und die wären, soviel ist sicher, als Verantwortliche oder Beteiligte einer solche Fälschungsserie sofort und reihenweise gefeuert worden. Und es wäre ein Verdikt von Rudolf ergangen, dass diese magazinigen, gefühligen Reportagen mit Human-Touch-Getue und Real-Life-Suggestionen, all diese "große Reportage"-Prosa mit ihren szenischen Textbausteinen aus dem Creative-Writing-Workshop, in einem "Nachrichtenmagazin" absolut nichts zu suchen haben. Sie haben ihre Berechtigung auf den Vergnügungsdampfern der Unterhaltungsindustrie, aber nicht in einem dem Journalismus verpflichteten Presseorgan mit dem Motto: "Sagen, was ist."
Dass Spiegel-Artikel zu Augsteins Zeiten nur in Ausnahmefällen namentlich gekennzeichnet waren, hatte ja durchaus sein Gutes: Verhinderte Schriftsteller und Prosaisten konnten sich nicht spreizen, die berichteten Tatsachen, die Nachricht, stand im Vordergrund. Und die Qualität der Beiträge wurde nicht in Journalistenpreisen gemessen, sondern an dem, was sie politisch, juristisch oder sonst wie ins Rollen brachten.
mehr:
- Wenn das Narrativ stimmt, sind Fakten zweitrangig (Matthias Bröckers, Telepolis, 22.12.2018)
siehe auch:
- "Spiegel" hätte Relotius wohl schon 2017 stoppen können (Holger Stark, ZON, 22.12.2018)
- Die Aufregung um Claas Relotius ist Heuchelei (Markus Kompa, Telepolis, 21.12.2018)
siehe auch:
- Heute vor 50 Jahren – 10. Oktober 1962: »Bedingt abwehrbereit« – Die Spiegel-Affäre 1962 (Post, 10.10.2012)
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