Die Medien und die Zeitungen sind voll von Berichten über den „Sturm“ von Rechtsradikalen auf die Treppe des Reichstags. Bis hinauf zum Bundespräsidenten äußern sich die verantwortlichen Politiker dazu empört. Das bestimmt das Bild und dieses Bild bildet die Vorgänge um die Demonstration der Querdenker weder fair noch korrekt ab. Deshalb müssen die NachDenkSeiten ein paar Gegengewichte setzen. Wir verlinken deshalb symbolhaft und beispielhaft auf eine der Reden bei der Hauptkundgebung, auf die Rede des Ex-Fußballnationalspielers Thomas Berthold und auf ein Video von RT Deutsch mit Stimmen zum Geschehen. Wenn Sie diese beiden Videos anschauen, haben Sie einen korrekteren Eindruck als beim Konsum deutscher Medien. Was diese so geschrieben haben, berichten wir im Teil A. In Teil B sind die Äußerungen maßgeblicher Politikerinnen und Politiker zusammengestellt, in Teil C verlinken wir auf ein Interview mit Sucharit Bhakdi und Karina Reiß in der Fuldaer Zeitung. Albrecht Müller.
Dass ich mal nach Fulda pilgern muss, um etwas Pluralität in der deutschen Medienlandschaft einzufangen, hätte ich mir in schlimmsten Träumen nicht vorstellen können. Das ist ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass wir inzwischen auf russische Medien wie RT Deutsch angewiesen sind, um einigermaßen korrekte Berichte zum Zeitgeschehen zu erhalten. Auch hätte ich nicht geglaubt, dass ich das Wort Gleichschaltung unserer Medien vom Spiegel bis zum Neuen Deutschland einmal ohne Gänsefüßchen gebrauchen muss.
Im verlinkten Video von RT Deutsch kommt ab Minute 4:30 eine junge Frau zu Wort. Sie beklagt, es gebe in Deutschland keine Opposition mehr und die 4. Gewalt, also kritische Medien, gebe es auch nicht mehr. Das sind leider ziemlich richtige Feststellungen. Die Opposition in der Politik wie auch in den Medien fällt immer mehr aus – auf nahezu allen Feldern der Politik: im Umgang mit der Corona-Politik, in der Kriegs- und Friedenspolitik, in der Beantwortung der Frage, ob hierzulande alles in Ordnung ist oder eher gen Himmel schreit.
Noch eine Vorbemerkung: In Reden auf der Hauptveranstaltung in Berlin tauchte auch die Forderung nach einer neuen Verfassung auf, einer Verfassung, die vom Volke ausgehen solle. Das ist ja schön und gut, aber sich darauf zu kaprizieren, ist schon ziemlich fragwürdig. Denn damit wird – vermutlich ohne bösen Willen – davon abgelenkt, sich konkreten großen Problemen zuzuwenden – zum Beispiel der galoppierenden wachsenden Ungleichheit, zum Beispiel der Militarisierung der Politik, zum Beispiel der gefährlichen Abhängigkeit von den USA, zum Beispiel der sozialen und finanziellen Unsicherheit sehr vieler Menschen.
mehr:
- Was war am Samstag los in Berlin? Wenn man sich auf Berichte und Kommentare unserer Hauptmedien und der Politiker verlässt, bekommt man ein falsches Bild (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 31.08.2020)
siehe auch:
- Die Fallzahlenepidemie (Post, 23.08.2020)
- Die zweite Welle ist nicht (!) da (Post, 23.08.2020)
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