Samstag, 28. Oktober 2006

Libanon-Einsatz

Mandat eingeschränkt

Die Vereinten Nationen und der Libanon haben die Voraussetzungen für den Unifil-Einsatz der deutschen Marine deutlich eingeschränkt. Demnach darf in der Sechs-Meilen-Zone nicht mehr kontrolliert werden.

mehr in der Online-Ausgabe der Zeit
und in der Online-Ausgabe des Spiegel

Also doch, naja, Hauptsache, wir sind dabei. Wenn Schröder schon in Afghanistan und Jugoslawien rummacht, muß Angie wenigstens im Mittelmeer rumpaddeln, auch wenn's Quatsch ist. Aber die Deutschen zeigen Flagge! (Charakter ist anscheinend aus) Ach ja, hätte ich beihnahe vergessen: (Wie ist das nochmal: Spannend wird's da, wo's kompliziert wird.) Bitte aufpassen, es heißt "es darf nicht mehr" kontrolliert werden. Das impliziert, daß irgendwann mal dort kontrolliert werden durfte. Ist natürlich Quatsch, es durfte noch nie, aber irgendwie muß in Berlin ja Frontbegradigung betrieben werden.


Zwischenfall bei deutschem Marine-Einsatz

Israelische Kampfflieger haben über einem deutschen Schiff der Friedenstruppe Unifil zwei Schüsse in die Luft abgegeben und Raketenabwehrkörper abgefeuert. Dies bestätigte das Verteidigungsministerium. Eine israelische Armeesprecherin erklärte dagegen, bei dem Zwischenfall sei nicht geschossen worden.

mehr in der Online-Ausgabe des Spiegel
und in der Netzzeitung

Aha, jetzt hab' ich's kapiert: wir sind da unten im Libanon, plätschern auf dem Wasser rum und zeigen Flagge statt Charakter. Damit wir keinem auf die Füße treten, fragen wir die Israelis, wann wir Hubschrauber aufsteigen lassen dürfen und die Libanesen, wann wir ein Boot entern dürfen. Dann liefert vielleicht das Goethe-Institut noch die Papiertaschentücher, damit sich die Anderen beim Lachen die Tränen wegwischen können.

Die israelischen Darstellungen haben schon fast Realsatirecharakter, wenn man sich folgenden Artikel der Zeit ansieht:

Libanon-Einsatz: Video belegt deutsche Darstellung

Die Deutsche Marine hat offenbar Videomaterial von dem Zwischenfall vor der libanesischen Küste, bei dem eine israelische F-16 geschossen haben soll. Die Bundesregierung betrachtet den Fall gleichwohl als geklärt.

mehr in den Zeit-News

Klar ist also, daß nichts klar ist: Wir haben einen Hubschrauber, der 70 km von seinem Mutterschiff entfernt am Starten gehindert wird, israelische Fluggeräte schießen nicht auf ein unbekanntes deutsches Boot und zwingen es so zu - keine Ahnung, zu irgendwas haben sie sie gezwungen. Hauptsache, wir zeigen Flagge und treten keinem auf die Füße.

Also, wenn ein Patient von mir solch ein Durcheinander von sich geben würde, würde ich ihn für therapieunfähig erklären. Also ist das Rumpaddeln da unten wahrscheinlich das Beste, was uns passieren kann: Still und leise vor uns hin paddeln, keinem auf die Füße treten und Flagge zeigen. Daß das da alles Quatsch ist, will keiner wissen.


Freitag, 27. Oktober 2006

Leistungsträger vor Gericht

Ursprünglich hatte ich mir überlegt, diese Meldung in der untenstehenden Überschrift "Reesche Leit unn areme Deiwel" unterzubringen. Doch dann fragte ich mich, ob das wirklich so lustig ist, wenn die Eliten, die unser aller Leben bestimmen nach Maßstäben empfinden und handeln, die für den Normalsterblichen kaum nachvollziehbar sind (oder doch ...?).

Jedenfalls stehen jetzt die Leistungsträger unserer Spaßgesellschaft wieder vor Gericht. Und wieder wird darüber zu befinden sein, ob diese Geld dafür bekommen haben, daß sie was geleistet haben (das soll sich ja wieder lohnen) oder es im Gegenteil dafür bekommen haben, daß sie nichts geleistet haben. (Wenn man's genau nimmt, ist letzteres nicht möglich, da wir immer was leisten. Aber das ist zu kompliziert. Dummerweise wird's aber grad da spannend, wo's kompliziert wird.) Also nochmal: Das Gericht wird darüber zu befinden haben, weshalb diese Managerriege Geld gekriegt hat und weshalb es so viel war. Und dann muß der Richter entscheiden, ob das in Ordnung war oder nicht.

zwei Links:
der erste speziell zum Mannesmann-Prozeß,
der zweite allgemein zu Mannesmann

Wetten, daß wir keinen Ackermannschen Siegesdaumen sehen werden? Wenn man den Pöbel schon verarscht, darf man ihm natürlich nicht noch die Zornesröte dadurch ins Gesicht treiben, daß man zeigt, wie sehr man sich freut. Was ich richtig spannend finde: Was läuft hinter der Stirn von so jemandem ab, daß der den Siegesdaumen macht? Für sowas braucht man doch Anhänger. Wenn Schumi den Siegesdaumen reckt, dann für seine Fans. Aha, Ackermann-Fans, was, der hat Fans, ei guckemool, was für Fans hat der? Oder denkt er, daß er welche hat? Oder denke ich nur, daß er keine hat oder haben sollte oder wer bin ich, daß ich mich das frage?
Jedenfalls paßt es wunderschön in unsere Zeit: Da werden Unsummen durch die Gegend geschoben, und während es bei 21,95 EUR für einen Schal, eine CD oder ein Buch völlig unstrittig ist, um wieviel es geht und für was das Geld fließen soll, erleben wir vor Gericht eine gesellschaftliche Klasse, die solche Maßstäbe mühelos zu sprengen in der Lage ist. Und da klagen wir über PISA-Studien und Werteverlust!
Vielleicht kommt ja der Ausdruck "sein Glück machen" tatsächlich von diesem ungreifbaren Phänomen "Glück". Vielleicht sinkt ja die jugendliche Leistungsbereitschaft mit der zunehmenden Bewußtwerdung der Möglichkeit, daß Glück beim Erwerb materieller Güter (vielleicht ja auch anderer) sehr viel wichtiger sein könnte als Leistung. (Natürlich auch eine tolle Entschuldigung dafür, daß man's erst gar nicht probiert.) Wie meinte Howard Carpendale mal? "War über Nacht berühmt wird, hat tagsüber hart gearbeitet." Abgesehen davon, daß der Mann so viel drauf hat, daß man schon Mitleid mit ihm haben muß, wenn man sich ansieht, mit was er sein Geld verdienen mußte, disqualifiziert er sich mit dieser Äußerung möglicherweise selber als Nicht-Checker. Wie uns unsere FDP-Abziehbildchen zeigen, ist es ja möglicherweise eben gerade die Nicht-Leistung, die das Bankkonto anwachsen läßt. Da muß jetzt nur noch ein Richter seinen Stempel druntersetzen, dann dürfen wir uns auf den Motivationsschub für die nächste PISA-Studie freuen.

Da wir grad bei Motivation sind: Unser ehemaliger Verteidigungsminister Struck hat uns ja mit mehr oder weniger Erfolg rüberzubringen versucht, daß Deutschland am Hindukusch verteidigt wird. Und da wir Deutsche seit hundert Jahren mit unseren offiziellen militaristischen Aktivitäten nicht nur glanzvoll total sondern auch mit einer schon fast grandios zu nennenden Scham gescheitert sind, tun wir uns - natürlich auch wegen einiger Gebietsverluste, über die man heute noch nicht reden darf - etwas schwer, uns in der Kontinuität unserer Geschichte zu definieren. Irgendjemandem ist dann die "Wertegemeinschaft" eingefallen. Jetzt war ich schon immer neidisch auf die Franzosen, die auf ihren Napoleon stolz sein dürfen und auf die Engländer, weil sich da noch der letzte Alki angesichts eines Photos der Queen zu Tränen gerührt an die Brust faßt. Dem haben wir Deutsche nur eine kastrierte Nationalhymne entgegenzusetzen, die Erinnerung an ein Wirtschaftswunder, welches immer stärker quietscht sowie eine in die Hose gegangene Rechtschreibreform, deren ebenfalls in die Hose gegangene Reform und die verblaßte Identität eines hart, ordentlich und sauber arbeitenden Sekundärtugendhaften. Gottseidank hat uns Klinsi ja noch ein Sommerwunder beschert, das hat uns so richtig doll aus dem -loch und der Begleitdepression rausgerissen ...
Bei der Bundeswehr haben wir damals - natürlich nur so unter uns - deren Aufgabe so definiert: "Die Bundeswehr ist dazu da, den Feind an den Grenzen so lange zurückzuhalten, bis Militär kommt."
Und solche Leute schickt man dann nach Afghanistan ....
Was machen die da? Von morgens um acht bis nachmittags um halb fünf (als mit einer halben Stunde Mittagspause) aufpassen, daß sie nicht von Minen zerrissen oder irgendwelchen bekloppten Paradiesanwärtern in die Luft gejagt werden? Was denken wir eigentlich über Leute, die 24 Stunden am Tag über Monate hinweg bereit sein müssen, andere nötigenfalls umzubringen? Was glauben wir eigentlich, wie die drauf sind? Also ein paar Zombies, für die es egal ist, ob sie eine Steckdose anschrauben oder jemanden mal kurz massakrieren? Was für eine Identität habe die Leute, die da rumlaufen, alle möglichen Annehmlichkeiten entbehren, für eine völlig abstrakte Sache eintreten und permanent um ihr Leben fürchten müssen? Was für eine Identität brauchen die? Und wir sitzen hier im Schlaraffenland und glauben über diese Leute urteilen zu können? Oh, wie praktisch! Der permanente Ausnahmezustand, genannt "Möglichkeit des Endes deiner menschlichen Existenz" muß ausgehalten werden. Normalerweise geschah dies "früher" über die Identifizierung mit der Notwendigkeit, also so etwas wie "Lebensraum im Osten" oder "Sicherung von Rohstoffen". (Im neuen deutschen Weißbuch ist interessanterweise von der "Sicherung des freien Welthandels" die Rede - zu dem Wort "frei" müßten noch einige Dritte-Welt-Gruppen ihren Senf zu geben können, wahrscheinlich verstehen die das falsch, nämlich in zwei Richtungen ...) Aber auch solche identitätsstiftenden Floskeln tragen nur ein Weile. Die Photos erinnern an ganz archaische Angst-Bewältigungsriten und scheinen so etwas auszudrücken wie: "Wir sind die, die mit dem Tod leben.", "Wir schauen dem Tod ins Gesicht." "Wir gehören zusammen, ihr seid die tatsächlichen, wir sind die potentiellen Toten."
Wenn natürlich die Moral-Zombies bei der Bild-Zeitung solche Bilder in die Finger kriegen, ist klar, was läuft: wenige Zentimeteer über einer barbusigen Schönheit, die irgendwo in unserer westlichen Wertegemeinschaft mal wieder ganz unschuldig [Jesus: "Ehe Ihr nicht werdet wie die Kinder ..."] irgendwas genießt, wird uns wieder klargemacht, was für eine degenerierte Gesellschaft wir doch sind (Wir sind zwar Papst, aber so welche, die stören unseren Seelenfrieden). Wenn man überhaupt von Skandal sprechen kann, ist es der, daß sich die größte deutsche Zeitung nicht entblöded, solche Bilder zu veröffentlichen. Bezüglich des Straftatbestandes "Störung der Totenruhe" frage ich mich, wer die Ruhe mehr gestört hat: die Soldaten oder die Bild-Zeitung.
Bei den Bildern der Soldaten habe ich nicht die geringsten Probleme, mir einen - noch so schrägen - Ritus vorzustellen. Was die Bild-Zeitung macht, das ist die Geschmacklosigkeit: den Finger in eine Doppelmoral zu legen, die man selbst am Leben hält.

Doofe gibt es viele ... Heute: Sex & Evolution

Regierung wirbt für Abstinenz statt Verhütung

US-Jugend soll ganz auf Sex verzichten

Washington - Die US-Regierung hat in den vergangenen fünf Jahren etwa eine Mil­liarde US-Dol­lar für sexu­elle Auf­klärung aus­gege­ben - Auf­klärung, die allein auf Ent­halt­sam­keit setzt. Wer dafür Mittel aus dem Bun­des­haus­halt erhal­ten möchte, darf weder über den Gebrauch von Kon­domen noch über die Anwen­dung anderer Ver­hütungs­metho­den infor­mie­ren.

zum Artikel in der Rhein-Zeitung vom 25.10.2006


... aber gottseidank holt das Alte Europa in Riesenschritten auf. Die Polen waren ja auch schon ganz scharf drauf, im Irak mitzumischen:


Regierungspartei will Evolutionstheorie aus Schulen verbannen

Polens Politiker stellen Darwin in Frage

Warschau - Das Schaubild zeigt die Ent­wick­lungs­geschichte des Men­schen - vom Affen bis zum Homo sapi­ens. In einem Gym­nasium im pol­nischen Lodz ist diese Dar­stel­lung uner­wünscht. Als ein Bio­logie­leh­rer sie im Fach­raum der Ober­stufe auf­hän­gen wollte, pfiff die Schul­lei­tung ihn zurück. Die Schau­tafel könnte "als Pro­voka­tion emp­fun­den wer­den", befand der stell­ver­tre­tende Direk­tor.

zum Artikel in der Rhein-Zeitung vom 27.10.2006

Lache ess gesonnd! – Die Dritte

Bärenjagd
Ein Obersteiner und ein Idarer wollen in Kanada das große Geld machen – mit Bärenfellen. Nach ein paar Wochen treffen sie sich wieder, der Obersteiner hat schon etliche Felle zusammen, der Idarer hat noch gar keines: „Also, eesch kann mache, warr’ isch well: Eesch fenne kä Bäre.“ Nun hat der Obersteiner Mitleid: „Komm, eisch sahn der, wie mah’d mischt: Also, dou lääst dich vor die Bäre-Hiehl’. Dann schlehst derr’n Astgawel, lähst deih Gewiehr enenn. Dann pejffste, de Bär kemmt ous der Hiehl, de dreckst ab, onn schon host en!“ Freudestrahlend macht sich der Idarer wieder auf in den Wald.
Wochen später treffen sie sich wieder am Handelsposten, der Idarer noch immer ohne Felle, aber mit lauter Beulen und Verbänden. „Ejh, wadd host dou dann gemach? Fragt der Obersteiner. „Ejh, wie dau saast. Hiehl gesoucht, Astgawel geschnetzt, Gewiehr enn Anschlach onn gepeff“ – „Ja onn?“ – „Ett hott oos der Hiehl zereckk gepeff!“ – „Onnn do?“ – „Do honn eesch nommo gepeff.“ – „Onn dann?“ – „Do kam de Zuuch diirekt off meesch zu…“

Tiefes Geländer
Zwei Obersteiner haben bei einer Fete in Enzweiler zu viel gebechert. Weil es schon spät war und keiner mehr fahren konnte, beschlossen sie zu Fuß zu gehen. Dabei gerieten sie von der Straße ab und auf die Bahngleise. Meinte der eine: „Ejjh, sah mool, off der looner Trepp’ senn die Stufe so flach.“ – „Joo“, meinte der andere, „dodefor ess dedd Geländer awwer scheen niedrig…“

Badeunfall
Ein Idarer am Bostalsee: Aufgeregt ruft er immer wieder: „E Wonna ess passiert, e Wonna.“ Andere Badegäste wollen Näheres wissen. „Ejjh, stelle Sie sich vor, gesta konnt mei Frau noch gar nedd schwemme, onn haut taucht se schon seit iwwa är Schdonn…“

Seltsamer Kopierer
Der neue Azubi der Stadtverwaltung steht rätselnd vor dem Reißwolf.
„Kann ich derr helfe?“, fragt die Kollegin den jungen Obersteiner. „Joo, wie geht daan dad Ding do?“ –
„Ganz äfach.“ Sie nimmt dem Azubi die Akten ab und stopft sie in die Maschine.
Sagt der Lehrling: „Onn wo komme itzde die Kobbie eraus?“

Durcheinander im Busbahnhof
Gehen zwei besoffene Idarer von Weierbach Richtung Stadt. Als sie am Busbetriebshof Almerich vorbeikommen, sagt der eine: „Mir sinn doch bleed, eech honn doch de Busführerschein. Bass dau emool off, dass keener kemmt, unn eech huule uus e Buss.“ Er verschwindet in der Halle, und es dauert und dauert, dann endlich hört man einen Motor brüllen. Es rappelt und scheppert, und als der Bus herauskommt, ist er total verbeult und verkratzt. „Ejjjh, wadd hosst dau dann gemacht?“ – „Ejjh, oosgerechnet de Bus no Ijrer hott ganz henne enn der Eck gestann.“

Der Jogger

Ein Obersteiner Jogger wurde in der Winterhauch von einem Idarer Jäger angeschossen. Er trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Reebok“.
aus dem Büchlein der Nahe-Zeitung „Reesche Leit onn areme Deiwel

Dienstag, 24. Oktober 2006

Ein Freidenker als freier Unternehmer

"Gegen Geld zu denken", sagt Marus Melchers, sei eine heikle Sache. Gedanken lassen sich nicht messen. Dabei wächst gerade in einer materialistisch orientierten Gesellschaft der Bedarf an Orientierungswissen. Der 42-jährige Philosoph aus Bonn läßt sich dafür bezahlen, ratsuchenden Menschen geistig auf die Sprünge zu helfen. Er selbst kommt mit wenig aus: Eine Praxis besitzt Melchers micht, seine Kunden sucht er per Bahn und Fahrrad auf. Er berät sie zu Hause oder bei einem Spaziergang an der frischen Luft. Philosophie müsse für den Alltag taugen, meint der Denker. Welche Werte vermitteln wir unsern Kindern? Wann darf ich lügen? Solche Fragen wollen seine Kunden klären. "Ich kann keine konkreten Tips geben, nur Perspektiven aufzeigen", sagt Melchers, "das philosophische Gespräch soll darin gipfeln, einen Zugewinn an Freiheit zu erfahren." Kopfzerbrechen hilft dabei wenig: "Philosophie findet nicht zwischen den Ohren statt, sondern dort, wo Menschen miteinander sprechen", lautet sein Credo. Und dem bleibt er auch treu, wenn es ums Honorar geht: "Ich frage meine Kunden, was ihnen das Gespräch wert ist."

aus mobil 10/06


www.sinn-auf-raedern.de

Starthilfe mit Kredit

Stephan Knüppel [44] hatte eine Bilderbuchkarriere hinter sich. In zehn Jahren brachte er es zum Top-Manager in einem Bielefelder Großhandelskonzern mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euoro. Doch das reichte ihm nicht: "Für mich stand fest, daß ich noch einmal etwas ganz anderes machen wollte", erzählt der Vater zweier Adoptivkinder aus Vietnam. Heute ist er zwar immer noch Manager, doch als Vorstand von "Opportunity International Deutschland" rechnet er in ganz anderen Dimensionen. Seine Organisation verleiht Geld. "Die durchschnittliche Kredithöhe liegt bei 137 Euro", erklärt der Diplom-Ökonom.
Die meisten seiner früheren Kollegen reagieren mit verständnislosem Kopfschütteln. Doch Knüppel weiß, was er tut: Mit seinem neuen Job hilft er anderen beim Aufbau einer eigenen Existenz. Die Kleinstkredite an Bedürftige in 27 Ländern reichen als Starthilfe, beispielsweise zur Anschaffung einer Kuh, einer Nähmaschine oder eines Verkaufsstandes. Solche Entwicklungshilfe nach Marktgesetzen rechnet sich für alle Beteiligten, denn mit 97 Prozent ist die Rückzahlungsquote außergewöhnlich hoch. Von so zuverlässigen Geschäftspartnern kann mancher Manager in Deutschland nur träumen.

aus mobil Nr. 10/06

Dienstag, 17. Oktober 2006

Schreckensmänner

Hans Magnus Enzensberger, Schriftsteller, hat den Islam als »Entführungsopfer« von Terroristen beklagt. Der religiöse Terrorismus sei so gefährlich, weil die Islamisten »eine Weltreligion gekapert« hätten. Gleichzeitig leide die arabische Welt unter einem Unterlegenheitsgefühl, sagte er der Wocheneitung Die Zeit. Für den Stillstand suche sie die Verantwortung nicht bei sich selbst. In seinem Essay »Schreckensmänner« denkt Enzensberger über die Entstehung des radikal-islamischen Terrorismus nach.

aus Publik-Forum 11/2006

Hierzu auch zwei Artikel aus Lettre, in Auszügen einzusehen:
Abdelwahab Meddeb, Die Krankheit des Islam
Bernard Lewis, Die Revolte des Islam

Samstag, 14. Oktober 2006

Heute vor 100 Jahren – 14.10.2006: Hannah Arendt wird in Linden geboren

Kriegsverbrecher Eichmann – erschreckend normal 

1961 wurde Adolf Eichmann (1906–1962) in Jerusalem der Prozess gemacht. Die Philosophin Hannah Arendt (1906–1975) verfolgte das Verfahren vor Ort. Sie charakterisierte den NS-Verbrecher in ihrem Buch »Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen« daraufhin als Schreibtischtäter, der dem Idealtypus eines Mörders widerspreche, da bei ihm keine verbrecherischen Instinkte, keine typischen Motive erkennbar gewesen seien. Arendts Einschätzung löste heftige Kontroversen aus, denn sie wandte sich damit auch gegen die Tendenz, den Holocaust als einen »Rückfall in die Barbarei« von der Zivilisationsgeschichte abzuspalten, was sie als eine Art Entlastungsstrategie betrachtete. Laut Arendt war Eichmanns negativste Eigenschaft seine »Gedankenlosigkeit«, sie meinte damit die »Unfähigkeit, zu denken«. Er habe kein Motiv bzw. kein Bewusstsein gehabt und sei doch einer der Haupttäter des Holocausts gewesen. Diese Dialektik war für Arendt das moralische Problem des Prozesses. Sie warf die Frage auf, wie und von wem dieses banale Böse bestraft werden könne, angesichts des Völkermords, der alle bisherigen Maßstäbe für moralische und rechtliche Urteile gesprengt habe. 
 Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014

siehe auch:
Milgram-Experiment [Wikipedia]

Hans-Peter Dürr über Hannah Arendt [5:31]

Hochgeladen am 22.01.2011
"Diese Frau hat es fertig gebracht, mich in 14 Tagen total zu verändern." Dürr spricht über seine entscheidende Begegnung mit Hannah Arendt im Jahre 1955.
Viel weiteres Material zu Hans-Peter Dürr und der Quantenphysik auf dem Kanal QuantumscienceTV. Link zur Kanal-Seite:
http://www.youtube.com/quantumsciencetv
Zitat aus "Warum es ums Ganze geht." (S.34, oekom-Verlag, 2009) "Innerhalb von 14 Tagen war aus mir ein anderer geworden, voller Optimismus, unternehmungslustig und tatkräftig in einer erweiterten Form. Ich bin einem Menschen begegnet, einer Jüdin, die vertrieben worden war und Schlimmes erlitten hatte, die aber dennoch fähig war, das Leben und Leiden eines 'Gegners' nachzuempfinden und schildern zu können, ihn in zwei Wochen aus einem Gefängnis zu befreien und ihm zugleich Mut zu machen für einen lebenswerten Neuanfang!"
Das berühmte lange Gespräch von Hannah Arendt mit Günter Gaus findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=J9SyT...



»Das beste Gespräch, das ich je geführt habe«:
Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus [1:12:18]

Veröffentlicht am 24.07.2013
In voller Länge! "Das beste Gespräch, das ich je geführt habe." (G. Gaus) Das legendäre Interview mit Günter Gaus. Im Zentrum stehen Gegenwartsfragen zu politischem Denken und Handeln. Einleitend wird das Spannungsfeld von Philosophie und politischer Theorie erörtert. Ein weiterer Aspekt sind Geschlechterrollen sowie insbesondere der Prozess gegen Adolf Eichmann. Das Buch von Hannah Arendt (´´Eichmann in Jerusalem´´) war im Herbst 1964 in der Bundesrepublik und 1963 in den USA erschienen, Arendt nimmt hierzu Stellung ("Zur Person", 28.10.1964).
Hier gibt's noch ein sehenswertes Portrait über Hannah Arendt (64 Min.): http://www.youtube.com/watch?v=HDKHev...
Teil der Playlist "Hannah Arendt (Vorträge, Gespräche und ein Portrait)" hier: http://www.youtube.com/playlist?list=...

siehe auch:
- Film »Hannah Arendt« Ist das Böse wirklich banal? (ZEIT Online, 10.01.2013)


"Hannah Arendt" Revisits Fiery Debate over German-American Theorist's Coverage of Eichmann Trial [20:35]

Veröffentlicht am 26.11.2013
http://www.democracynow.org - As head of the Gestapo office for Jewish affairs, Adolf Eichmann organized transport systems which resulted in the deportation of millions of Jews to extermination camps across Nazi-occupied Eastern Europe. Eichmann helped draft the letter ordering the Final Solution -- the Nazi's plan to exterminate the Jewish people in Nazi-occupied Europe. After the war, Eichmann fled to Argentina, where he lived under a false identity until he was kidnapped by the Israeli intelligence agency, the Mossad, on May 11, 1960. He was flown to Israel and brought to trial in Jerusalem in April 1961. After being found guilty he was executed by hanging in 1962. One writer reporting on the trial was the German-Jewish philosopher and political theorist Hannah Arendt, the author of "The Origins of Totalitarianism" and "The Human Condition." Arendt's coverage of the trial for the New Yorker proved extremely controversial. She expressed shock that Eichmann was not a monster, or evil, but "terribly and terrifyingly normal." Even more controversial was her assertion that the Jews participated in their own destruction through the collaboration of the Nazi-appointed Judenrat, or Jewish Councils, with the Third Reich. Arendt's coverage of the Eichmann trial is chronicled in the 2013 film, "Hannah Arendt." We air clips of the film and speak with the film's star, Barbara Sukowa, who was awarded the Lola Award for Best Actress, the German equivalent of the Oscars, for her role. We are also joined by the film's director, Margarethe von Trotta, one of Germany's leading directors, who has won multiple awards over her 40-year career.

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Hannah Arendt's Disruptive Truth Telling [1:40:42]

Veröffentlicht am 07.10.2013
If journalism is the first draft of history, Hannah Arendt's Eichmann in Jerusalem was not a draft but a whirlwind. Please join the Dart Center on Thursday, October 3 from 6-8pm for a conversation with moral philosopher and Einstein Forum Executive Director, Susan Neiman, and Pulitzer Prize-winning journalist and MacArthur Fellow, Tina Rosenberg, to mark the 50th anniversary of Arendt's still-controversial landmark in human rights reportage. Speaker Bios:

Susan Neiman is a moral philosopher with an interest in exploring the persistence of Enlightenment thought and reinterpreting past thinkers for contemporary contexts. She is Director of the Einstein Forum, having previously taught at Yale University and Tel Aviv University. The Wall Street Journal called her 2008 Moral Clarity: A Guide for Grown-Up Idealists "an argument for re-engaging with the moral vocabulary of the country."
Her 2002 work, Evil in Modern Thought: An Alternative History of Philosophy, explains philosophy's quest, touching on Kant, among others, as one perpetually in search of a perfect understanding of evil. Born in Atlanta, Neiman received her doctorate degree from Harvard University.

über Neimans Buch Das Böse Denken [deutsch 2004]
Rezension: Susan Neiman: Das Böse denken: eine andere Geschichte der Philosophie [David Krause, Totalitarismus und Demokratie 3 (2006), veröffentlicht in SSOAR, PDF]
Der Begriff „Theodizee“ steht für das Problem, wie sich Gottes Allmacht und Güte mit dem in der Welt vorhande­nen Leid vereinbaren lässt. Häufig wird dieses Problem da­ durch erklärt, dass auf die Willensfreiheit des Menschen verwiesen wird, die Gott dem Menschen geschenkt habe und ihm auch bei Missbrauch nicht nehme. Warum aber leiden andere? Was ist mit dem Leid, das nicht durch Schuld verursacht wurde (man denke an Naturkatastro­phen)?
Die beispiellosesten Verbrechen werden von den gewöhnlichsten Leuten begangen – Susan Neimans Philosophiegeschichte des Bösen [Rolf Löchel, Literaturkritik, 01.07.2004]
Bei der Lektüre eines Buches, das sich einem derart ernsten Thema wie dem Bösen widmet, kommt es unerwartet, dass man gleich beim ersten Satz schmunzeln muss. Doch Susan Neimans Eingangsfrage "'Das Böse? Ist das nicht ein Thema für Theologen [...] oder allenfalls für Amerikaner?" schenkt einem dieses kleine Vergnügen und ist dabei bezeichnend für die stilistische Leichtigkeit, mit der die Autorin sich ihrer Aufgabe, das Böse zu denken, nähert. Dabei fließt ihr dann und wann sogar Aphoristisches aus der Feder: "Sich mit der Endlichkeit abzufinden ist gar nicht so schwer - vorausgesetzt sie hält sich in Grenzen" oder - natürlich im Abschnitt über Kant: "Gute Absichten ohne Folgen sind leer, gesetzmäßiges Verhalten ohne Absicht ist blind."
Achse des Bösen? [Interview mit Nicola Balkenhof, Deutschlandfunk, 16.08.2004]
Am Ende bleiben die Helden. Für Susan Neiman zum Beispiel diejenigen, die am 11. September 2001 im Flugzeug gen Washington ahnten, dass auch sie Teil einer lebenden Bombe sein würden, wenn sie sich nicht gegen die Terroristen zur Wehr setzten. Überwältigen konnten sie ihre Entführer nicht, aber sie verhinderten Schlimmeres, indem sie die Passagiermaschine auf offenem Feld zum Absturz brachten. Sie wollten nicht "zum Werkzeug des Bösen" werden.
Wie kommt der Teufel so schnell ins Detail? [Christian Geier, Frankfurter Allgemeine, Feuilleton, 24.03.2004]
Wahrscheinlich entscheidet sich schon alles bei der Antwort auf die Frage, ob man besser vom Bösen oder vom Übel spricht. Et libera nos a malo: Es ist lange her, daß die Vaterunserbitte mit "Erlöse uns von dem Übel" übersetzt wurde. Jetzt bittet man um Erlösung von dem Bösen. Dabei ist das moralisch Schlechte, das Böse, nur eine monströse Facette des ontologisch Schlechten, des Übels - dessen, was Paulus meinte, als er schrieb, die Schöpfung liege in Wehen. Das Übel gibt den verborgenen Urgrund ab, während das Böse auch, ja gerade in seinen krassesten Formen stets vor aller Augen liegt. Man kann es ausfindig machen: Das da ist böse. Man kann sagen, wie eine böse Tat zustande kam, psychologisch, kriminologisch. Der unaufgelöste Rest, der dann noch bleibt, ist derselbe, der bleibt, wenn man eine gute Tat aufklären will oder auch nur irgendein Wort, das irgendwo gesprochen wird. Unaufgelöste Reste sind menschlich. Man muß nichts hineingeheimnissen jenseits des Ungeheuren, das gut und böse und jedes Wort für uns bedeuten. Anderenfalls müßte man sich vormachen, man lebte in einer geheuren Welt, in der es nur einige ungeheure Inseln gibt. Inseln des Bösen.

über Neimans Buch Moralische Klarheit [deutsch 2010]
- Moralische Klarheit [Susan Neiman, Die Presse, 01.08.2009]
Die Sprache der Moral wurde von der religiösen Rechten vereinnahmt. Und egal, wie schäbig sie sich verhält: Sie bietet ein Konzept des Guten an, das weder Peinlichkeiten noch hehre Begriffe scheut.
Moralische Klarheit [Philosophisch-ethische Rezensionen, kein Datum]
Wohl um zu zeigen was moralische Klarheit eigentlich gerade nicht auszeichnet und was also das Defizit US-Amerikanischer Politik ist zeichnet die Autorin ein/ihr Bild der US-Rechten und Linken zur Regierungszeit von George W. Bush. Die Rechten bewegen sich nach Meinung von Neiman zwischen der philosophischen Richtung Hobbescher Prägung und der Hegels: Sie träten mit dem Anspruch auf den Tatsachen gerecht zu werden und wenn man nur die Macht dazu hat auch gegebenenfalls seine Ziele zu erreichen ohne es mit der Wahrheit allzu genau zu nehmen auf der einen Seite, auf der anderen Seite poche man immer wieder auf die Werte der Aufklärung ohne dass allerdings klar werde, was die genaue Natur dieser Werte nun sei. So hätten die Konservativen sozusagen 2 Metaphysiken, nämlich die, dass die einzige Realität eine materielle ist und diejenige, dass Ideen Berge versetzen können, beide immer wieder kombiniert um intellektuelle und moralische Überlegenheit zu suggerieren, obwohl beide Metaphysiken eigentlich gar nicht so recht zusammenpassen würden und damit letztlich das Vertrauen in moralische Werte überhaupt untergraben werde. Die Linke hat nach Neiman dagegen gar keine Metaphysik anzubieten und stünde mit leeren Händen da. Darum sei sie unfähig die Herzen der Menschen zu gewinnen.
Moralisches Handeln ist heldenhaft [René Weiland, Deutschlandradio Kultur, 17.10.2010]
In ihrer Art zu argumentieren steht Susan Neiman in der besten Tradition der familiären moralischen Unterredung. Sie entwickelt ihre Argumente im ständigen Dialog mit dem Leser, was ihre Darstellungsweise unmittelbar einsehbar macht.
Kompass für aufgeklärte Idealisten [Simon Vaut, Berliner Republik 5/2010]
In den Vereinigten Staaten begründen Konservative und religiöse Rechte ihre politischen Forderungen gern mit Moral und Werten. „Ideale“, „Gut und Böse“, „Helden“ – solche Begriffe benutzte vor allem die Regierung George W. Bush lange Zeit erfolgreich zu ihrer Selbstinszenierung. Hingegen wirkt eine solche Sprache für viele Europäer verstaubt. Gerade auch Progressive verwenden sie äußerst ungern. Geht es nach Susan Neiman, ist das ein großer Fehler. In ihrem Buch Moralische Klarheit: Leitfaden für erwachsene Idealisten argumentiert sie, die Werte der Aufklärung dürften nicht denen überlassen werden, die sie verfremden, verdrehen und ins Gegenteil verkehren. Aufklärer wie Rousseau, Voltaire oder Kant seien in ihrer Ablehnung des Orthodoxen und Autoritären von einem moralischen Kompass und klaren Werten geleitet gewesen, die auch im 21. Jahrhundert dringend gebraucht würden.


Tina Rosenberg is co-writer of the New York Times Fixes column and author, most recently, of Join the Club: How Peer Pressure Can Transform the World. For ten years she was a member of the New York Times editorial board writing editorials on foreign affairs. She is a contributing writer to the Times Sunday magazine. She has written two other books: Children of Cain: Violence and the Violent in Latin America, and The Haunted Land: Facing Europe's Ghosts After Communism, which won the Pulitzer Prize and the National Book Award.


The Haunted Land: Facing Europe's Ghosts After Communism [Rezension, Academon, kein Datum]
In Haunted Land: Facing Europe's Ghosts after Communism, Tina Rosenberg sets out to analyze the attempts of the citizens of three former Eastern-Bloc countries--Czechoslovakia, Poland, and East Germany--to come to terms with their past in post-Communist Europe, a process she believes is vital to the successful transition from totalitarianism to democracy. The book's highly evocative title is truly reflective of how traumatic this process has been for these Eastern European countries. Written in a free-flowing, journalistic, highly readable style, the book is a mix of interviews, historical information, and personal reflections that bring vividly to life the undercurrents that lurk in the troubled waters of Eastern European politics and society. Rosenberg's main contention in the book is that the measures taken by these nations to deal with the past, while they must be commended for happening at all, are far from adequate to deal with the problem effectively.


Bruce Shapiro is the executive director of the Dart Center for Journalism and Trauma, encouraging innovative reporting on violence, conflict and tragedy worldwide from the Center's headquarters at Columbia University in New York City. An award-winning reporter on human rights, criminal justice and politics, Shapiro is a contributing editor at The Nation and U.S. correspondent for Late Night Live on the Australian Broadcasting Corporation's Radio Nation. As an investigative journalist and commentator Shapiro has covered terrain ranging from inner-city neighborhoods to the chambers of the U.S. Supreme Court for The Nation, BBC, CNN, Fox News and NPR. Beginning in the mid-1990s Shapiro began extensive reporting on crime victims and American society, and documented the intersection of politics and violence on issues ranging from capital punishment to combat trauma. He was national correspondent for Salon.com, and wrote for the New York Times Magazine, the Los Angeles Times, the Guardian and numerous other publications worldwide.



[Buchrezensionen von mir eingefügt] 



Wenn es noch einen bekannten Menschen gibt, mit dessen Persönlichkeit und Leben ich mich beschäftige, so wird das Hannah Arendt sein. Wir können dem lieben Gott dankbar sein für solche Menschen!


Freitag, 13. Oktober 2006

Lachen ist gesund! – Die Zweite

Die Reparatur der Himmelstür

Bei Petrus geht die Himmelstür kaputt. So was passiert selbst im Himmel. Petrus macht eine öffentliche Ausschreibung: Wer repariert am güngstigsten und besten die Himmelstür?
Drei Firmen bewerben sich, eine aus Deutschland, eine aus Polen und eine aus Italien. Das deutsche Angebot beläuft sich auf 30.000 €, das polnische auf 5.000 €, und die italienische Firma veranschlagt 25.000 €. Alle drei Angebote klaffen zu weit auseinander, um einfach das billigste zu nehmen. Petrus bestellt die drei Firmenchefs ein, um sich die Kostenvoranschläge etwas genauer erläutern zu lassen.
Zuerst bittet er den deutschen Firmenchef zu sich und eröffnet ihm: »Sie! Ich habe verschiedene Angebote. Sie sind deutlich der Teuerste. Wie erklären Sie sich das?« Der deutsche Unternehmer antwortet: »Das ist die deutsche Wertarbeit. Die hohe deutsche Qualität und Präzision haben ihren Preis. Außerdem haben wir dazu auch noch unsere hohen Lohnnebenkosten und zahlen höhere Kirchensteuern als die Konkurrenz. Bei der Himmerlstür möchte ich auch nur allerbestes Material nehmen, und Holz in bester Qualität hat eben seinen Preis. Zudem ist der Transport zum Himmel hoch auch nicht gerade trivial. Also über den Dauen gepeilt kann man sagen: 10.000 € für das Material, 10.000 € für den Transport und 10.000 € für die Arbeit.«
Für Petrus hört sich das recht plausibel an und er bittet den polnischen Handwerksmeister zu sich: »Sie! Ich habe verschiedene Angebote. Sie sind schon deutlich der Günstigste. Aber ich zögere da etwas…« Der polnische Unternehmer antwortet: »Also bezüglich der Qualität brauchen Sie sich überhaupt keine Gedanken machen. Oben im Nordosten von Polen haben wir riesige Wälder mit bestem Holz. Ich bekomme das Holz im übrigen – es ist nicht so richtig gestohlen – aber ich bekomme es sehr günstig. Im übrigen fährt es mein Schwager am Wochenende heimlich mit einem Firmenlastwagen hoch. Und den Rest – den Rest schaffen wir für 5.000 €.«
Zum Abschluß bittet Petrus den italienischen Boß zu sich. »Sie, ich habe verschiedene Angebote! Sie sind nicht der Teuerste, aber, ich habe auch ein deutlich besseres Angebot. Wie haben Sie denn kalkuliert?« Der italienische Boß neigt seinen Kopf zu Petrus und flüstert: »10.000 für Dich und 10.000 für mich. Und ich habe einen Polen an der Hand, der macht es für 5.000.«

aus M.E.G.a.Phon Nr. 10/98



Das Huhn und das Popcorn

Bill wurde von seiner Frau gebeten, ein lebendes Huhn für ein ganz besonderes Dinner zu kaufen.
Er kaufte das Huhn und war schon auf dem Heimweg, als ihm einfiel, daß er den Hausschlüssel vergessen hatte und seine Frau noch auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung war.
So schloß er, sich die Zeit zu vertreiben und ins Kino zu gehen. Um eingelassen zu werden, stopfte er sich das Huhn in die Hose und suchte sich einen Platz. Der Fim faszinierte ihn so sehr und er bemerkte nicht, daß das Huhn seinen Kopf durch den Hosenschlitz steckte.
Monica und Linda, zwei Praktikantinnen saßen zufällig neben ihm. Plötzlich stieß Monica ihrer Freundin Linda den Ellbogen in die Seite und flüstere:
»Schau mal, was da aus seiner Hose rausragt.«
Linda, die die Nase von Sex voll hatte, antwortete:
»Ach, wenn du einen gesehen hast, hast du sie alle geschen!«
Daraufhin Monica:
»Ja, aber der hier frißt mein Popcorn.«


Osho Times 7/98




Der Gorillasammler

Ein Gorillasammler wollte unbedingt noch einige Gorillas sammeln. Also ging er nach Afrika. Schon sehr bald fand er sich in der Hütte eines Großen Weißen Jägers wieder.
»Und wieviel kostet ein Fang?« fragte der Sammler.
»Also«, sagte der Jäger, »ich nehme 500 Dollar für mich, 500 Dollar für den kleinen Pygmäen da drüben mit dem Gewehr und 500 Dollar für meinen Hund.«
Der Sammler konnte nicht verstehen, warum der Hund 500 Dollar bekommen sollte. Doch als pragmatisch denkender Mensch dachte er sich, daß 1500 Dollar ein vernünftiger Preis sei und kümmerte sich nicht weiter darum, wie das Geld aufgeteilt würde.
Auf Safari entdeckte der Große Weiße Jäger einen Gorilla in einem Baumwipfel, also kletterte er auf den Baum und zog dem Gorilla eins über die Rübe. Sobald der Gorilla zu Boden fiel, kam der Hund angerannt, schnappte nach dem Hoden des Gorillas und machte ihn so bewegungsunfähig. Zwischenzeitlich kletterte der Jäger vom Baum, holte einen Käfig und schob den Gorilla hinein.
Der Sammler war beeindruckt. Er sagte zu dem Jäger: »Das ist ja fantastisch! So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Sie verdienen zweifelsohne die 500 Dollar, und dieser Hund, nun ja, was soll ich sagen - er ist einfach umwerfend. Aber dieser Pygmäe mit der Flinte - er scheint überhaupt nichts zu machen.«
Der Jäger antwortete: »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Er ist sein Geld wert.«
Und so fing es weiter. Ein Gorilla nach dem anderen wurde gefangen, bis sie schließlich auf einen Groilla stießen, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Der Jäger kletterte wie immer auf den Baum, und gerade als er dem Gorilla eins überziehen wolte, drehte sich dieser um und schlug zuerst zu.
Noch während des Fallens schrie der Jäger: »Erschieß den Hund, erschieß den Hund!«

aus der Osho Times




Telefonseelsorge

Beratung am Telefon ist ein wichtiger Bestandteil der psychosozialen Versorgung. Die Nachfrage nach dieser Möglichkeit, rasch und jederzeit Unterstützung zu bekommen, ist zu manchen Stunden sehr groß. Deshalb haben sich die Telefonseelsorgedienste nun entschlossen, die moderne Technik zu nutzen, um die Anrufer gleich an die richtigen Spezialisten im Team weiterzuleiten.

Der Ansagetext lautet: Hallo! Sie sprechen mit der Telefonseelsorge

Wenn Sie zwanghaft sind, drücken sie wiederholt die 1. Wir wiederholen: Drücken Sie wiederholt die 1. Wir wiederholen: Drücken Sie wiederholt die 1.

Falls Sie Co-Abhängig sind, bitten Sie jemand, daß er für Sie die 2 drückt.

Falls Sie eine Multiple-Persönlichkeit haben, drücken Sie die 3, die 4, die 5 und die 6.

Falls Sie depressiv sind: Es ist egal welche Nummer Sie drücken, es hört niemand zu und niemand wird antworten.

Falls Sie unter Verfolgungswahn leiden: Wir wissen, wer Sie sind und was sie wollen. Bleiben Sie am Telefon, bis wir die Leitung zurückverfolgt und wir Ihren Aufenthaltsort identifiziert haben.

Falls Sie schizophren sind: Achten Sie sorgfältig auf eine Stimme. Die Stimme wird Ihnen sagen, welche Nr. Sie zu drücken haben.

Wenn Sie unter Vergeßlichkeit leiden, wählen Sie die 8. Wenn Sie unter Vergeßlichkeit leiden, wählen Sie die 8. Wenn Sie unter Vergeßlichkeit leiden, wählen Sie die 8…

Sind Sie manisch oder größenwahnsinnig, dann wählen Sie Nulleinssiebenneun Dreieins Dreieins Dreieins Dreieins. Sprechen Sie dann mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Er wird Sie mit Rom oder weiter verbinden.

ich glaube, auch aus M.E.G.a.Phon, inzwischen etwas erweitert


Lachen ist gesund! (11.09.2006)



Montag, 9. Oktober 2006

Judas Ischariot, der Böse?

[…] Es beginnt mit der »Eiszeit der Gefühle«, dem Mangel an gesellschaftlichen Visionen. Judas und sein junger Rabbi Jesus wollen diese Eiszeit »auftauen«, ihren Mitmenschen zu Gerechtigkeit und Frieden verhelfen. Da sind zwei im Einklang, zwei, die sich verstehen, die sich lieben wie Brüder. Bald aber geht es um die praktische Umsetzung der gemeinsamen Vorstellungen. Und da werden Unterschiede sichtbar. Judas will gesellschaftlich handeln, konkret die Welt retten. Sein brüderlicher Freund Rabbi Jesus setzt auf Umarmung, Liebe, Tröstung. Judas will Jesus schließlich zur Offenbarung seiner Macht zwingen, indem er die verhaßte Staatsmacht als Verbündeten ruft. Jesus wehrt sich nicht. Er wird hingerichtet. Judas ist verzweifelt.
[…]
Was aber hat Judas den Evangelien zufolge überhaupt verraten? […] Die [zur Podiumsdiskussion] eingeladene jüdische Theologin Ruth Lapide betonte, von einem Verrat könne gar nicht die Rede sein. Jesus habe sich schließlich selbst hingegeben. So sei das griechische Wort »paradidonai« zu übersetzen, das an den entscheidenden Stellen vorkomme. Paulus, der früheste Autor des Neuen Testaments, wisse denn auch von einem Verrat nichts zu berichten. Der Direktor der Katholischen Akademie Trier, Jürgen Doetsch, gab zu bedenken, daß das Bild des Judas im Neuen Testament zwischen Historie und Wirkungsgeschichte der Überlieferung sehr unklar bleibe. Man könne eigentlich nicht erkennen, wo wirklich das Trennende zwischen Judas und Jesus gewesen sei. Allerdings, so Doetsch, werde in den Eucharistie und Abendmahlsfeiern heute noch zu oft das Wort gesprochen: »Jesus, in der Nacht, da er verraten wurde.« In der katholischen Kirche gelte aber seit dem Konzil offiziell die Formel »Jesus, in der Nacht, da er sich hingab.«

aus dem Artikel »Männerfreundschaft in der Zerreißprobe« über ein in Trier aufgeführtes Tanztheater, Publik-Forum Nr. 11, 2006

Mittwoch, 4. Oktober 2006

Aggressive Gesellschaften auf der Psychocouch


Terror und Krieg, Unterdrückung und Gewaltausbrüche sind nicht die Ursachen, sondern sind die Symptome für gesellschaftliche Krankheitszustände. So sehen es die kritische politische Psychologie und die mit ihr verbundene Psychohistorie. Typische Vertreter dafür sind Arno Gruen, Horst-Eberhard Richter, Alice Miller und – als Begründer der Psychohistorie – der amerikanische Politikwissenschaftler und Psychoanalytiker Lloyd deMause. Er kritisiert die traditionelle Geschichtswissenschaft und das traditionelle Denken in den Sozialwissenschaften, DeMause will historische Vorgänge durch eine methodisch begründete Analyse der bewußten und unbewußten psychologische Motive der geschichtlich Handelnden begreifen. Das bringt ihm von Seiten der etablierten Wissenschaften, die sein Vorgehen unwissenschaftlich finden, heftige Kritik und Ablehnung der Psychohistorie ein. Doch wer die Herangehensweise, die Erkenntnisse und die Perspektiven verfolgt, die deMause entwickelt, wird seinen psychohistorischen Ansatz zweifellos ergiebig und bereichernd finden.

In seinem neuen Buch über »Das emotionale Leben der Nationen«, das sein Denken glänzend zusammenfaßt, beantwortet deMause die Frage, warum es zu kriegerischen und terroristischen Ereignissen kommt und wie Kriege und Gewaltpotential überwunden werden können. Der Golfkrieg wird von ihm als »emotionale Störung« beschrieben. Sie hat damit zu tun, daß eine bestimmte in der Nation untergründig vorhandene Bereitschaft auf einen ebenso gewaltbereiten Anführer trifft. Die nationale Bereitschaft wird dabei durch den gleichen Anführer oder seine Vorgänger herbeigeführt. Ronald Reagans Kindheit war »ein Albtraum von Vernachlässigung und Mißbrauch, in seinem Fall beherrscht von einer religiös besessenen Mutter und einem gewalttätigen Alkoholiker-Vater«, der ihn mit dem Stiefel zu treten pflegte und ihn und seinen Bruder verdrosch. George H. Bush wurde von seinem Vater regelmäßig mit einem Gürtel oder Rasierabziehriemen auf den Hintern geschlagen. Permanente Angst vor dieser Situation wurde zum ständigen Lebensbegleiter. Dieser Disposition von Persönlichkeiten entspricht auf der anderen Seite eine vorhandene oder herbeigeführte Disposition der nationalen Stimmung. So gehen bestimmte Formen der Kindererziehung und ihre Traditionen mit bestimmten kollektiven Stimmungen und Gefühlen der Depression, der Schuld, der Angst, der Panik vor der Strafe eine Verbindung ein, die in Krieg, Terror und Gewaltanwendung ihr Ventil und ihre Fortsetzung finden. Sie wurzeln ihrerseits in schweren Defekten, Belastungen und Mißbräuchen, also in seelischen Verwundungen (Traumata) der Kindheit.

DeMause beschreibt die «Wiederaufführung früher Traumata in Krieg und sozialer Gewalt« eingehend und überzeugend. Passagenweise erspart deMause den Lesern nicht eingehende Beschreibungen körperlicher und seelischer Gräuel, die in der Vergangenheit bis heute Kindern angetan werden. Das Votum für Hitler wird begreifbar als Wahl eines phallischen Führers in einer depressiven Zeit. Das Töten von Behinderten, Juden, Sinti und Sozialisten versteht deMause als Ausdruck einer manischen Phase, in der »nutzlose Esser« beseitigt werden, damit die Täter von nichts und niemandem aufgehalten und verunsichert werden können. So ziehen Gruppen und Nationen in den Krieg, um sich für erlittene Kindheitstraumata zu rächen und sich von Gefühlen eigener Sündhaftigkeit zu befreien – »in der Hoffnung auf Reinigung und Wiedergeburt durch die Opferung dessen, was den ›schlechten‹ Teil ihres Selbst repräsentiert«. Auch das Christentum spielt hier eine unrühmliche Rolle. Wenn es gelänge, Eltern darin zu unterstützen, ihren Kindern liebevoller und einfühlender zu begegnen, dann ließe sich die Gewalt eindämmen und die Ablehnung von Krieg und Terror vermitteln. Doch das verlangt »Investitionen in das wahre Vermögen der Nationen«. Kostenlose Elternschaftszentren, kostenlose universale Schulen, Respekt vor Kindern: Das und nicht der Antiterrorkrieg würde unsere Welt sicherer machen.


Das Buch ist über den Publik-Forum-Bücherdienst zu beziehen, Best.-Nr. 7368

Eröffnungsrede von Dr. Norbert Copray | Deutscher Fairness Preis 2011 [7:17]

Veröffentlicht am 07.05.2012

Eröffnungsrede zur Verleihung des Deutschen Fairness Preises an Thomas Jorberg und des Fairness-Initiativpreises an Lobbycontrol e.V. am 29. Oktober 2011 in Frankfurt am Main

aktualisiert am 17.06.2016

Dienstag, 3. Oktober 2006

Die Amygdala-Politik

»Ich habe einen TV-Sender aufgebaut mit dem Ziel, das dominante Medium unserer Zeit zu demokratisieren. Wir leben ja in einer Drei-Wege-Kultur: Der Einfluß der Printmedien geht zurück, das Internet ist gerade geboren. Aber die Kultur des Fernsehens ist erdrückend. Die ganze Architektur des Fernsehens ist eine Einbahnstraße. Einige wenige Stationen befinden sich in den Händen einiger weniger. Die Zuschauer haben kaum eine Möglichkeit, in den Prozeß einzugreifen. Und das Resultat ist bei vielen eine Art Trance-Zustand.
[…]
Der Durchschnittsamerikaner schaut 4 Stunden und 39 Minuten Fernsehen am Tag. Das entspricht drei Vierteln seiner Freizeit. Also jener Zeit, die Leute mit ihren Familien oder mit Arbeit in ihren Gemeinden, gewissermaßen mit Demokratie verbringen. Das geht alles verloren. Und dieses Vakuum wurde gefüllt von Interessengruppen, die viel Geld in die Manipulation der Massen investieren.
[…]
Die Techniken,die sie benutzen, sind gewaltig, mächtiger als der normale Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Anzeigenkampagnen werden heutzutage schon gestaltet, ehe das Produkt überhaupt existiert. Sie versuchen herauszufinden, was funktioniert und entwerfen danach das Produkt. Genau dieses Phänomen wurde leider auf die politische Arena übertragen. Zu viele Kandidaten aus beiden Parteien orientieren sich daran, was gewünscht ist, und schalten dementsprechend ihreWerbung. Immer wieder.
[…]
Ich nenne das Amygdala-Politik […] Das ist das Furchtzentrum des Gehirns, das die Regierung regelmäßig zu aktivieren versucht […] es ist beschämend.
[…]
Meine Partei war, schon historisch betrachtet, immer progressiven Vorschlägen zugeneigt. Und jede Partei, die das versucht, hängt eben vom Austausch von Meinungen, von einer lebendigen Diskussion in der Demokratie ab. Aber wenn Logik und Vernunft in eine untergeordneteRolle gedrängt werden, läßt das eine Leere zu, die durch fundamentalistische Ideologie gefüllt wird. Das öffentliche Interesse wird dadurch gefährdet. Die Furcht wird benutzt, um die Menschen gefügig zu machen. Wenn die Amerikaner einen angemessenen Teil ihrer Zeit nutzen würden, sich mit den wahren Problemen auseinanderzusetzen, wären sie weniger anfällig für diese Furchtkampagne.
[…]
Wir sind geradezu schockierend anfällig für Angst und Furcht. Auf den Rückzug der Vernunft folgt fast zwangsläufig der Vormarsch der Angst. Wenn Sie sich nur anschauen, wie das Weiße Haus wissenschaftliche Studien über Erderwärmung zensiert hat, ist das genau ein Beispiel dafür, wie Fragen der Fakten zu Fragen der Macht verdreht werden. Furcht ist eine effiziente Strategie.«

aus einem Stern-Interview mit Al Gore (Stern Nr. 39, 2006)
siehe: "Sogar Bush wird sich ändern" (Al Gore im Interview, Stern online, 30.09.2006)

Ich würde noch etwas weiter gehen: Man tischt Leuten Lügen auf. Das funktioniert um so besser, je mehr Angst sie haben. (Die Reflexionsfähigkeit ist umgekehrt proportional zur Angst.) Diese werden erst nach drei bis fünf Jahren im Bewußtsein der öffentlichen Meinung als Lügen erkannt. So lange braucht es, um die öffentliche Angst abnehmen zu lassen. Um die Angst aufrecht zu erhalten, benötigt man immer wieder aktuelle Katastrophen-Szenarien, die hinreichend glaubwürdig sind. (Man erinnere sich: Es gab Zeiten, in welchen in der ganzen USA Fensterspalten aus Angst vor Giftgasangriffen abgeklebt wurden. Man erinnere sich auch an die heute schon fast liebevoll wirkenden Anweisungen aus den 50er Jahren, wie man sich bei einem Atomschlag zu verhalten habe.) In dieser Zeit lassen sich Fakten schaffen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Dann braucht man noch ein oder mehrere Strohmänner, die bestraft werden. Nachdem diese "Who-dunn-it?"-Schale abgestreift ist, kann man sich ansehen, wer von der ganzen Geschichte einen Vorteil hatte. 
siehe dazu:
- Der vierte Golfkrieg (Post, 03.09.2006)
- Ich kann gar nicht so viel essen… (Post, 25.03.2006)


Montag, 2. Oktober 2006

Was alles stört …

Wahnstreiks
stören heute
den Bahnverkehr

Überschrift aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 29.9.2006

Wird das jetzt geschrieben wie es gesprochen oder gesprochen wie es gelesen wird oder wie?