Vor etwa zwei Monaten erklärte der Arbeitsrichter die Kündigung für rechtens. Ein ziemlich hohes Tier in dieser Institution erklärte die Gekündigten zu Querulanten. Kurz vor Pfingsten entdeckten einige der 84 – sie begleiteten eine Kollegin zu einem Termin beim Arbeitsgericht – einige Müllsäcke mit nicht geschreddertem Inhalt: die Prozessunterlagen der 84…
Am Abend, als die Müllsäcke immer noch da standen, holte einer der 84 nach Rücksprache mit dem sie vertretenden Rechtsanwalt die Müllsäcke ab und stellte sie sicher. Jetzt wirft ihnen das hohe Tier in der Justiz vor, ständig vor dem Gericht herum zu lungern, und sie hätten die eigenen Unterlagen aus dem Gebäude entwendet…
Von einer Krankenkasse kam dieser Tage eine Anfrage. Wohlgemerkt: nicht vom Medizinischen Dienst, wo speziell geschulte Ärzte sitzen, sondern von irgendeinem Mitarbeiter der Krankenkasse. Auf der ersten Seite wird mir mein Ansprechpartner genannt, unterschrieben ist das Schreiben von jemand anderem, von dem ich noch nicht mal weiß, wer das ist. Noch nicht einmal eine Schweigepflichtsentbindung ist beigefügt.
Auf der zweiten Seite soll ich dann angeben, wieviele Stunden ich mit dem Patienten bisher abgehalten haben, wie oft er kommt und wie ich den Therapieverlauf einschätze. Wenn ich das Formular ausgefüllt zurückschicken würde, erhielte irgend ein Nichtmediziner – wahrscheinlich also eine Bürokraft der Krankenversicherung – intime Informationen über den Patienten…
Abgesehen von der Beleidigung meiner Intelligenz und meiner Integrität wäre damit das informationelle Selbstbestimmungsrecht meines Patienten in allerhöchstem Maße verletzt, und ich behaupte, noch vor 20 Jahren hätte keine Krankenkasse gewagt, eine solche Anfrage an einen Arzt – geschweige denn an einen Psychotherapeuten – zu richten. Aber man kann’s ja mal probieren, die Zeiten ändern sich…
Ich frage mich ernsthaft, wie die Menschen da noch Vertrauen in unsere Institutionen haben sollen!