Freitag, 24. November 2017

Russland soll mal wieder… – ein Verdacht jagt den nächsten

Russland soll aktiv versucht haben, in die britische Stromversorgung einzudringen, berichtet ein Nachrichtendienst. Auch beim Brexit-Referendum hatte Moskau wohl seine Finger im Spiel.

Dass die amerikanische Präsidentenwahl aus Russland beeinflusst wurde, wird von den amerikanischen Nachrichtendiensten bestätigt. Auch russische Kampagnen vor den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden sind bekannt. Nun berichtet auch Großbritannien von direkten Attacken aus Russland. Wie Ciaran Martin, Chef des britischen National Cyber Security Centre, einer Abteilung des Nachrichtendienstes GCHQ, am Mittwoch in London sagte, sei Russland in die britische Stromversorgung eingedrungen. Ziel der Russen seien auch große britische Telekommunikationsfirmen gewesen, so Martin. Einige Angriffe auf britische Medien seien sogar erfolgreich gewesen und hätten deren Websites lahmgelegt.

mehr:
- ATTACKE AUF STROMVERSORGUNG: Russland startet Cyberangriffe gegen Großbritannien (Oliver Kühn, FAZ.net, 15.11.2017)

siehe auch:
- Russische Regierung wohl doch nicht hinter Hackerangriff auf US-Stromversorger (Martin Holland, Heise News, 03.01.2017)
Es dem Vortrag von Rainer Mausfeld: »Warum schweigen die Lämmer?«

Emmerson Mnangagwa: Sie nennen ihn Krokodil

Nach dem geplanten Militärputsch wird Emmerson Mnangagwa neuer Präsident Simbabwes. Wer ist der Mann, der jahrzehntelang Robert Mugabe stützte und ihn dann stürzte?

Die Nachricht, dass Robert Mugabe nach 37 Jahren Präsidentschaft endlich zurücktritt, führte zu einem Freudentaumel unter den Simbabwern, wortwörtlich. Die Menschen tanzten und feierten auf der Straße. Die Hoffnung auf einen Neuanfang für das Land ist groß. Viel zu lange haben die Menschen unter dem Tyrannen Mugabe, seiner Ehefrau und seinen Getreuen gelitten. Nun soll Emmerson Mnangagwa Simbabwe in die Zukunft führen. Aber wer ist dieser Mann? Und ist er die richtige Person für diese Aufgabe?

Emmerson Dambudzo Mnangagwa wurde am 15. September 1942 geboren – in dem Jahr, in dem sein Vorgänger Robert Mugabe 18 Jahre alt wurde. Und obwohl die beiden fast zwei Jahrzehnte trennen, brachte sie der Unabhängigkeitskampf zusammen und machte sie zu politischen Partnern. Wie kaum andere politische Führer sind die beiden durch eine extrem lange politische Zusammenarbeit miteinander verbunden. Am Ende allerdings endete diese Symbiose auf dramatische Weise. So viel steht fest: Emmerson Mnangagwa hat den Niedergang seines Vorgängers akribisch seit Jahren geplant. In dessen Schatten der Macht hat er auf den richtigen Moment gewartet, um dann zuzuschlagen. Mit seiner heutigen Wahl zum Präsidenten hat er damit eine Epoche beendet, die Simbabwe in eine tiefe Krise gestürzt hatte.

Mnangagwa wird in Simbabwe auch ED genannt. Er stammt aus einer Farmerfamilie, wie viele Männer seiner Generation. Sein Vater kämpfte gegen koloniale Gesetze und zog aus dem früheren Rhodesien ins heutige Sambia, wo er längere Zeit lebte. Die politischen Erfahrungen seiner Familie prägten auch den jungen Emmerson.

mehr:
- Emmerson Mnangagwa: Sie nennen ihn Krokodil (Joseph Maramba, ZON, 24.11.2017)

"Simbabwe: Chronik eines Untergangs."- Mit offenen Karten | ARTE

Veröffentlicht am 17.04.2017
der Wolpertinger.
Simbabwe liegt im südlichen Afrika und grenzt an Mosambik, Sambia, Botsuana und Südafrika. Die Hauptstadt des Landes ist Harare, es ist etwa 400.000 km2 groß und hat ungefähr 12 Millionen Einwohner. Die meisten Einwohner Simbabwes gehören zwei Volksgruppen an. 80 % sind Shona, ein Bantuvolk, 15 % sind Ndebele, die sich von den Zulu abgespalten haben. Dazu kommen Weiße, denn das Land war mehrere Jahrzehnte lang Teil einer britischen Kolonie.
Simbabwe war der südliche Teil einer Ende des 19. Jahrhunderts von Cecil Rhodes, dem Gründer der Bergbaugesellschaft De Beers, geschaffenen britischen Kolonie. Ihm verdankte die Kolonie auch ihren Namen: Rhodesien.
Als Großbritannien das Land 1980 in die Unabhängigkeit entließ, wurde aus Südrhodesien Simbabwe, was in der Sprache der Shona "Häuser aus Stein" bedeutet. Präsident wurde ein Held des Unabhängigkeitskampfes, Robert Mugabe. Der junge Staat erbte eine gute wirtschaftliche Situation.
Abgebaut wurden Gold, Kupfer, Eisen, Nickel und Chrom – 10 % der weltweiten Chromvorkommen sollen in Simbabwe lagern.Die Industrialisierung war in Simbabwe weiter fortgeschritten als in den meisten anderen afrikanischen Ländern, es hatte ein gut entwickeltes Verkehrsnetz und einen funktionierenden Finanzsektor. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit stieg der Lebensstandard der Bevölkerung deutlich an. Inzwischen hat sich die Situation allerdings grundlegend geändert.
Ende der neunziger Jahre beteiligte sich Simbabwe direkt am Krieg in der Demokratischen Republik Kongo. Mugabe unterstützte den neuen Präsidenten Laurent Désiré Kabila, lieferte ihm Waffen und Munition auf Kredit und entsandte Truppen. 2001 befanden sich 12.000 Soldaten aus Simbabwe in der Demokratischen Republik Kongo, was den Staatshaushalt des Landes weit über die Maßen beanspruchte. Die öffentliche Verschuldung stieg rapide an.
Ein weiterer Faktor für die Zuspitzung der Krise war die Landreform im Jahr 2000. In der Vergangenheit waren die fruchtbarsten Ackerflächen, die man hier sieht, stets von weißen Farmern bestellt worden. Im Jahr 2000 beschloss Mugabe dann die Verstaatlichung von fast 70 % dieser Ländereien, die etwa 4500 weißen Farmern gehörten.Das Land wurde an Anhänger des Regimes verschenkt, denen es in vielen Fällen an Kapital und Fachwissen mangelte und die deshalb nicht in der Lage waren, die Höfe zu betreiben und die Äcker zu bestellen. Die Tabakproduktion, bis dahin zum großen Teil für den Export bestimmt, ging zurück und die gesamte Agrarproduktion brach zusammen, wodurch 200.000 Landarbeiter ihre Arbeit verloren. Das gleiche geschah mit der Produktion von Mais, dem Hauptnahrungsmittel des Landes, und der von Weizen. 2007 waren 2 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Zu Beginn des Jahres 2009 sind es mehr als 5 Millionen, 45 % der Bevölkerung Simbabwes.
Die kostenlose Gesundheitsversorgung, die in der ersten Hälfte der achtziger Jahre eingerichtet worden war, ist besonders schwer betroffen: Etwa 80 % der Ärzte und Krankenschwestern haben das Land verlassen, die meisten von ihnen in Richtung Großbritannien. In den Krankenhäusern mangelt es an Personal, Medikamenten und Ausrüstung.2007 waren laut WHO 17 % der Erwachsenen HIV-infiziert. 14.000 Menschen sterben pro Monat an Aids, dadurch ist die Krankheit die erste Sterbeursache!
Dieser Mangel an Stabilität hat natürlich schwerwiegende Folgen.• Die schwindelerregende Inflationsrate führt dazu, dass man mehrere Milliarden Simbabwe-Dollar braucht, um drei Eier zu kaufen. Deshalb greifen die Simbabwer anstatt zu ihrer Währung zum Tauschhandel und bezahlen in natura oder in Fremdwährungen, vor allem mit südafrikanischen Rand. Der Mangel an Kraftstoff beeinträchtigt den Transportsektor. Die Touristen meiden inzwischen das Land, das früher sehr beliebt war, da es über eine reiche Tierwelt und bedeutende Sehenswürdigkeiten wie die Victoriafälle und die Ruinen Groß-Simbabwes verfügt. Außerdem sind natürlich die ausländischen Investoren verschwunden.
Wie war es möglich, dass Simbabwe, das in den neunziger Jahren noch als Modellstaat galt, unter Robert Mugabe in ein wirtschaftliches und politisches Chaos abglitt, das für ein sich nicht im Kriegszustand befindendes Land beispiellos ist?
Beitragslänge: 9.57 Minuten
Erstausstrahlung: Dezember 2008
Aktuelle News/Nachrichten zum Thema:
https://news.google.com/news/search/s...
Zur aktuellen Lage in Simbabwe: https://www.auswaertiges-amt.de/de/au...
Die Bevölkerungsuhr von Simbabwe: http://countrymeters.info/de/Zimbabwe
Reisen nach Simbabwe: https://wikitravel.org/de/Simbabwe
Original DVD/VOD in der ARTE-Boutique:
Quelle: ddc.arte,tv/de

Robert Mugabe, Wer mit Ungeheuern kämpft, Dokumentation deutsch, Doku 2015,HD {1:53:02}

Veröffentlicht am 30.05.2016
Frank Stanford
Robert Mugabe, Wer mit Ungeheuern kämpft, 2015 HD.

Frankreich: "Machtwort" des Premierministers gegen geschlechtergerechte Sprache

Edouard Philippe weist seine Mitarbeiter an, in offiziellen Schreiben die "inklusive Schreibweise" nicht zu verwenden

Lange Zeit konnten sich die Liebhaber der traditionellen französischen Schriftsprache beruhigt mit Proust oder auch zeitgenössischen literarischen Größen mit dem Gedanken schlafen legen, dass bestimmte Sprachregeln so bleiben, wie sie festgeschrieben sind. Die Vorstöße für "geschlechtergerechte Sprache" würden in Frankreich an den Wächtern der Académie française zerschellen.


Immerhin hatten es die beinharten Hüter geschafft, dass in Frankreich nicht "Computer" oder "digital" im Gespräch wie im journalistischen Gebrauch die gängigen Begriffe sind, sondern die französischen Formen "ordinateur" und "numérique". Sie konnten also gegen einen global verbreiteten Sprachgebrauch durchsetzen, dass die lebendige französische Sprache auf ihren Eigenheiten bestehen kann.


Nun kämpfen zwei Rigorismen, zwei Sprachpolizisten, miteinander, das macht den Konflikt in Frankreich besonders interessant: der Rigorismus der Académie française gegen den Rigorismus derjenigen, die Geschlechtergerechtigkeit in der französischen Sprache einfordern. Das Prinzip "Das Maskulin setzt sich gegen das Feminin durch" soll mit Alternativen außer Kraft gesetzt werden.

mehr:
- Frankreich: "Machtwort" des Premierministers gegen geschlechtergerechte Sprache (Thomas Pany, Telepolis, 21.11.2017)

Bangladesch: Hungerbeseitigung mit schweren Nebenwirkungen

Was aus einem Entwicklungsland wird, das 20 Jahre als Lieblingsschüler des Internationalen Währungsfonds galt
Auf der Straße kämpft sich hupend eine Blechlawine voran, während auf dem Bürgersteig Mensch den Menschen voran schiebt: "Es ist gut, in Kolkata zu sein. Hier kann ich mal durchatmen. Selbst der Fluss ist sauber, das Essen hat eine hohe Qualität und es gibt sogar eine Metro-Linie", sagt Herr Bishwas im Viertel BBG Bagh in Kolkata.

Mit dem Fluss meint Bishwas den Hugli, der eine Verschmutzung von bis zu 1,5 Millionen Kolibakterien pro Zentiliter aufweist - in Indien sind nur 500 erlaubt. Und da schwimmen noch Fische drin, die gefangen und auf dem Markt verkauft werden.

Auch so dörflich ist es hier nicht: Kolkata ist die zweitlauteste Stadt der Erde und es leben 24.000 Menschen auf einem Quadratkilometer - in Berlin sind es knapp 4000. Doch es gibt keinen Grund, den Psychiater zu rufen: Herr Bishwas kommt aus der Altstadt Dhakas, wo bis zu 135.000 Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen. Der Burigangafluss, einen Steinwurf entfernt, ist eine stinkende, schwarze Kloake - wie alle Flüsse der Hauptstadt Bangladeschs. Dafür sorgen nicht nur die Pharmaindustrie und die Ledergerbereien, sondern auch Tausende von kleinen Fabriken. In einigen werden von ungeschützter Menschenhand mit Chemikalien Plastikgüter hergestellt, in anderen Gummisandalen – und in weiteren von Kinderhand Luftballons in giftigen Laugen gefärbt.

Schon jetzt wissen wir, dass die 18-Millionen-Metropole Dhaka wegen der Nebenwirkungen seiner "Exportschlager" in 20 Jahren ohne Grundwasser dastehen wird – und trotzdem hört der Irrsinn nicht auf: Weiterhin strömen Menschen aus den ländlichen Gegenden des Landes in die Hauptstadt, vorwiegend aus dem Norden des Landes. Dort stehen die Felder entweder unter Wasser oder vertrocknen. Dafür verantwortlich ist jedoch nicht nur das sich verändernde Klima. In der Regenzeit öffnet der Nachbar Indien die Schleusen der gestauten Flüsse, wie den Tista, die nach Bangladesch fließen. In der trockenen Zeit stoppen sie den Zulauf.

In Dhaka versuchen die Landbewohner dann einen Job in der etwa 4 Millionen Billigarbeiter starken Billig-Textilindustrie zu finden, was den Arbeitgebern im Streit mit den Gewerkschaften sehr gelegen kommt. Andere dagegen versuchen sich als Unternehmer, weil sie so mit bis zu drei Dollar am Tag doppelt so viel verdienen können wie als Näher oder Näherin: Menschen schmelzen über kleinen Feuern das Zink der gesammelten Zinkkohle-Batterien heraus, um es für etwas mehr als einen Dollar pro Kilo zu verkaufen. Sie hantieren mit verfaulten, chrombelasteten Lederresten, die sie zu Hühner-und Fischfutter verarbeiten, oder wühlen den ganzen Tag auf den zahlreichen Müllhalden der Metropole nach Plastikresten.

mehr:
- Bangladesch: Hungerbeseitigung mit schweren Nebenwirkungen (Gilbert Kolongo, Telepolis, 22.11.2017)
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Städte am Limit Dhaka Die Wassermetropole Reportage über Dhaka Teil 1 {14:45}

Veröffentlicht am 25.06.2013
Claudia Hermelins
Dhaka (bengalisch: ঢাকা, Ḍhākā; früher anglisierend Dakka, Dacca) ist die Hauptstadt Bangladeschs und mit 6.080.671 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 11.490.872 in der Agglomeration (Stand 1. Januar 2005) vor Chittagong und Khulna die größte Stadt des Landes. Sie ist auch die Hauptstadt der gleichnamigen Division (Verwaltungseinheit). Dhaka liegt an einem Seitenarm des Flusses Dhaleswari im Herzen der größten Jute-Anbauregion der Welt. Das umliegende Gebiet ist sehr dicht bevölkert und wird von starken Monsun-Überschwemmungen heimgesucht.

"Neues aus Bangladesch." - Mit offenen Karten | ARTE {12:12}

Veröffentlicht am 07.05.2017
der Wolpertinger.
Die Hauptstadt von Bangladesch ist Dhaka. Das Land hat eine Fläche von 144.000 km2. Das entspricht etwa einem Viertel der Fläche Frankreichs. Den größten Teil des Landes bildet ein Deltagebiet, das sich durch den Zusammenfluss zweier im Himalaja entspringender Flüsse gebildet hat: Ganges und Brahmaputra. Dank der von den beiden Flüssen angeschwemmten Sedimente ist das Delta eine der fruchtbarsten Regionen der Welt.
Die Verwaltungsgliederung des föderalen Staates entspricht in etwa der Verbreitung seiner wichtigsten Sprachen: Pandschabi, Paschtu, Sindhi und Belutschisch. Über 96 % der Pakistaner sind Muslime, 87 % davon Sunniten. Pakistan ist weltweit das Land mit der zweitgrößten muslimischen Bevölkerung, nach Indonesien und vor Indien.
Die Wirtschaft floriert: Bangladesch konnte in den letzten Jahren ein durchschn. Wachstum von 6,3 % aufweisen. Der Grund dafür ist in erster Linie der hohe Binnenkonsum, denn das Land hat 161 Millionen Einwohner. Bangladesch ist weltweit der am dichtesten besiedelte Flächenstaat: 1118 Bewohner je km2.
Der wichtigste Wachstumsfaktor ist die Textilindustrie. Sie ist der größte Industriesektor des Landes und macht allein 80 % des Exportvolumens aus.
Die geographische Lage des Landes ist insofern bemerkenswert, als es fast völlig von Indien umschlossen ist. Die Beziehungen zum großen Nachbarn sind zwar von historischen Differenzen geprägt, haben sich aber seit kurzem verbessert. v Bangladesch ist ein nur wenig bekanntes, aber komplexes Land. MIT OFFENEN KARTEN untersucht verschiedene Aspekte des südasiatischen Staates, dessen Wirtschaft sich ebenso rasant entwickelt wie seine Einwohnerzahl. Vor welchen Herausforderungen steht Bangladesch im 21. Jahrhundert vor allem angesichts des Klimawandels?v Mauern dieser Welt: http://www.faz.net/aktuell/politik/25...
Beitragslänge: 12.12 Minuten
Erstausstrahlung: März 2013
Video in französischer Sprache: https://youtu.be/a7tWPl9aR7Y
Literatur: http://ddc.arte.tv/zur-das-thema/neue...
Zur aktuellen Lage in Bangladesch: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aus...
Aktuelle Nachrichten/News aus Bangladesch: https://news.google.com/news/search/s...
Die Bevölkerungs- und Wirtschaftsuhr von Bangladesch:
Reisen nach Bangladesch: https://wikitravel.org/de/Bangladesch...
Spielfilme zum Thema
Original DVD/VOD in der ARTE-Boutique: http://boutique.arte.tv/f8514-dessous... Quelle: ddc.arte.tv/de
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Political correctness und die Schwierigkeit es allen recht zu machen

Eine Kunstausstellung in der Mensa der Universität Göttingen wurde kürzlich nach Sexismus-Vorwürfen abgehängt. Anlass für einige Überlegungen zur neuen Kunstfeindschaft, Hypersensibilität und Prüderie

Kulturvertreter fürchten nach ähnlichen Vorfällen um die Kunstfreiheit. Übertrieben? Vielleicht. Doch gewinnt die Vorstellung, jeder könne selbst entscheiden, was weg muss, offenbar an Boden. Nicht mehr Argumente sollen darüber entscheiden, was als sexistisch zu gelten hat, sondern die Gefühle der Betroffenen.

Hochsensibilität liegt gerade schwer im Trend. Die Google-Suchanfragen nach diesem Begriff sind seit 2012 deutlich emporgeschnellt. Auch das Interesse für Feminismus hat in diesem Zeitraum leicht zugenommen. In einem stetigen Abwärtstrend begriffen ist dagegen Antisemitismus. Einen außergewöhnlichen Verlauf nimmt die Sexismus-Kurve. Das Interesse an diesem Begriff ist durchgängig sehr niedrig, schnellt aber alle paar Jahre, immer wenn eine neue Anti-Sexismus-Kampagne die Medien beherrscht, für kurze Zeit zu steilen Gipfeln empor.

Angesichts der grassierenden #MeToo-Hysterie ("Sexismus") verwundert es daher nicht, wenn schon die Darstellung weiblicher Nippel und knapp bekleideter Hinterteile auf ein paar Bildern in der Göttinger Uni-Mensa geeignet ist, einen kollektiven Aufschrei auszulösen. Die von Marion Vina gezeichneten Bilder waren Teil der am 20. Oktober eröffneten Ausstellung "Geschmackssache" des Künstlerkollektivs "KomiTee".

mehr:
- Beim Sexismus und der Zensur soll das Ich entscheiden (Hans-Dieter Rieveler, Telepolis, 23.11.2017)
Gefunden in „Geschmackssache“ in Göttingen: Ausstellung sexistisch und antisemitisch?
( Christoph Oppermann, Britta Bielefeld, Göttinger Tageblatt, 06.11.2017)
Mensa in göttingen: studentenwerk hängt anzügliche bilder ab {2:30}

Veröffentlicht am 07.11.2017
dark555x
Mensa in göttingen: studentenwerk hängt anzügliche bilder ab
Dienstag, 07.11.2017 17:01 Uhr In Göttingen ist ein Streit darüber entbrannt, wie weit Kunst gehen...

siehe auch:
- Realität, Interpretationen und Koordinatensysteme (Post, 05.11.2017)
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