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Wladimir Putins Ankündigung vom 15. Januar, wie Russland künftig geführt werden soll, dass nämlich dem Präsidenten weniger Kompetenzen und dem Parlament mehr Kompetenzen zufallen sollen, kam in Russland in weiten Bevölkerungskreisen gut an. Wie aber reagierte das westliche Ausland, wie wurde Putins Plan für die Zeit nach 2024 kommentiert?
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Die Psychologen kennen es aus dem Alltag: In der Beurteilung anderer Menschen projizieren wir unsere eigene Lebenseinstellung oft auch in unsere Umgebung. Der gutgläubige und ehrliche kleine Mann geht davon aus, dass auch alle anderen gutgläubig und ehrlich sind, – und macht dabei oft Fehler, weil er – als Naivling – auf die Tricks der Trickser dann eben reinfällt. Trickser dagegen gehen davon aus, dass auch alle anderen unehrliche Trickser sind, und leben entsprechend misstrauisch. Geldgierige Leute wiederum vermuten auch in ihrem Freundeskreis vor allem geldgierige Leute und haben deshalb schon gar keine Hemmungen, diesen ein paar Pennies oder Dollars abzuknöpfen.
Diesem psychologischen Mechanismus unterliegen naturgemäss auch die Journalisten und Journalistinnen. Wer selber gerne zu den Waffen greift, erkennt in anderen vor allem die Aggressivität. Wer selber eher der Mediator ist, erkennt in politischen Entscheidungen noch am ehesten Ansätze zur Vermeidung von Konflikten oder gar zur Förderung des Friedens.
Dieses Phänomen konnte man auch anlässlich Putins Ankündigung der künftigen Führungsstruktur Russlands wieder einmal deutlich beobachten. Viele – um nicht zu sagen: die meisten – Zeitungen grosser Medienhäuser wollten in den neuen Regeln nach Putins Plan nur eines erkennen: die Erhaltung seiner Macht. Klar, denn auch sie, diese Zeitungen, kämpfen verbittert um die Erhaltung ihrer Macht – der Markt-Macht nämlich, die ihnen Google, Facebook und andere US-Giganten als «Feinde» mehr und mehr abnehmen.
In der Schweiz am deutlichsten zeigten das die Tageszeitungen der CH Media Gruppe: «Putin will noch mehr Macht» stand da schlicht und einfach als Headline auf der Frontseite. Und dazu der Kommentar einer Frau: «Heuchlerischer Neustart». Inna Hartwich hat zwar, wie sie im NZZ-Feuilleton einmal ausführlich beichtete, selber das Problem zweier «Heimaten» – Russland und Deutschland. Aber in der Beurteilung Putins hat sie kein Dilemma. Sie schreibt, was die westlichen Zeitungen von ihr erwarten, und das ist immer das Gleiche: Westen gut, Putin böse.
mehr:
- Putins Reformvorschläge – die Kommentare verraten die Schreiber (Christian Müller, Info-Sperber, 25.01.2020)
siehe auch:
- Julian Assange: Das kollektive Medien-Schweigen zur Folter oder Das Abwürgen der Meinungsfreiheit (Post, 31.10.2019)
- Wie der Westen sein Russlandnarrativ schreibt (Post, 25.10.2018)
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Framing (englisch frame: „Rahmen“) ist der Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster. Komplexe Informationen werden dadurch selektiert und strukturiert aufbereitet, sodass eine bestimmte Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung in der jeweiligen Thematik betont wird.[1][2][3] In der Publizistik herrscht ein heterogenes Begriffsverständnis.[4] Während die einen Frames in Anlehnung an das Schema-Konzept als kognitive Strukturen, Interpretations- und Deutungsmuster zur Informationsverarbeitung verstehen,[5] sprechen andere von Tiefenstrukturen, die Medientexten zu Grunde liegen.[6][7]Eine verbreitete Definition stammt von Robert Entman:
“To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and / or treatment recommendation for the item described.”
„Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und / oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“
– Robert Entman: Framing: Towards a Clarification of a Fractured Paradigm, 1993.[8]
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„Gesellschaften werden durch geteilten Stress gebildet. Ich bin sicher nicht der Einzige, der den Eindruck hat, wir hätten seit einigen Jahren einen veränderten Aggregatzustand der medieninduzierten Aufgeregtheit erreicht. Die Heftigkeit und Giftigkeit der Invektiven in Europa, ja im ganzen Westen und, wie man so sagt, im Rest der Welt hat zugenommen, und zwar in allen Richtungen: links gegen rechts, der rechte Rand gegen den linksliberalen Mainstream, oben gegen unten, Geschlecht gegen Geschlecht, Inländer gegen Ausländer, Alt gegen Jung. Identitätsprobleme sind virulent wie nie zuvor. Sämtliche Differenzen, aus denen eine moderne Gesellschaft zusammengewoben ist, befinden sich in Aufruhr. Alle stehenden Dichotomien sind in Bewegung geraten, alles ist im Fluss, aber anders, als Heraklit meinte. Ich hege den Verdacht, dass es einen Mechanismus gibt, der das ganze diskutierende System in eine erhöhte Nervosität hineintreibt – nennen wir ihn das Gesetz der wachsenden Irritabilität. Das Ich des modernen Menschen ist stark beansprucht – und kämpft um die Aufrechterhaltung eines minimalen Standards von Identität.“
[Peter Sloterdijk: „Sämtliche Differenzen der modernen Gesellschaft befinden sich in Aufruhr“, Cicero, 31.03.2018]
- Ukraine Crisis Media Center (Post, 22.08.2015)
Wladimir Putin Der Westen führt einen Vernichtungskrieg gegen Russland {15:51 – Start bei 1:03 – »Sie haben einen neuen Kalten Krieg begonnen« – »1990 hat Russland seine Patrouillenflüge komplett eingestellt, die USA sind weiter Patrouille geflogen, und da haben wir vor 2-3 Jahren unsere Patrouillenflüge wiederaufgenommen.«}
Fritz Pohn
Am 27.01.2015 veröffentlicht
Am 27.01.2015 veröffentlicht
alter Info-Text:
Der Westen, angeführt von den USA, hat auf die Zerstörung Russlands abgezielt. Ausgewählte Ausschnitte aus der großen Pressekonferenz mit Russlands Staatspräsident Wladimir Putin am 18 Dezember 2014 in Moskau. Quelle RT: https://www.youtube.com/watch?v=IVFEi...
mein Kommentar:
Ich habe das jetzt endgültig satt! Es ist nicht möglich mit Leuten zu kommunizieren (mögen die John Simpson heißen oder Eric Frey),
[siehe die Puls4 Talkshow in: Faktenfreie Qualitäts-Hetze im ARD-Faktenfinder, Post, 06.02.2019]
die »kaputte Schallplatte« spielen, einfach nur, um Andersdenkende mürbe zu machen und in die Knie zu zwingen!
Der Leser möge sich überlegen,
1. wie schnell John Simpson seine Frage gestellt hat,
2. wieviel Energie Putin in seine Antwort steckt und
3. wieviel Energie ich in diesen Post stecke. Es reicht mir!
Sollen die Amis doch nach ihrer ersehnten Weltherrschaft streben, ständig am Roten Knopf spielen, sich auf zurückhaltende und vorsichtige Russen (oder Sowjets) verlassen
- ABLE ARCHER 83: Die sowjetische Kriegsangst war real (Post, 07.11.2018)
und Otto Normalverbraucher mit Nachrichten von kleinen Hitlers, furchtbaren Diktatoren und kindermordenden (und selbstverständlich undemokratischen) Despoten übergießen, die von den Pentagon-Propagandisten geschrieben, willfährigen transatlantisch infiltrierten Medien verbreitet und dem unbedarften kleinen Mann für Realität gehalten werden.
Es war das Ergebnis der inneren Stürme eines Naturforschers und Arztes, der jahrzehntelang zunächst mit Naivität, dann mit Staunen und schließlich mit Entsetzen erlebte, was der kleine Mann aus dem Volke sich selbst antut; wie er leidet, rebelliert, seine Feinde verehrt und seine Freunde mordet; ... Die `Rede' war die stille Antwort auf Geschwätz und Diffamierung.Wenn's in den Kram passt, sind die Deutschen die größten Verbrecher aller Zeiten und dann sollen sie gefälligst Verantwortung übernehmen – und verdienen tun immer die gleichen…
[Wilhelm Reich, Rede an den kleinen Mann, S. 3]
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Biedermann und die Brandstifter ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Es handelt von einem Bürger namens Biedermann, der zwei Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an erkennen lassen, dass sie es anzünden werden. Der Untertitel lautet „Ein Lehrstück ohne Lehre“. […]
Max Frisch selbst erklärte 1978, 20 Jahre nach der Uraufführung des Stückes: „Wer denn eigentlich mit den beiden Brandstiftern gemeint sei, die Frage ist mir in zwanzig Jahren mindestens von tausend Schülern gestellt worden. Gottlieb Biedermann ist ein Bourgeois, das ist offenbar. Aber zu welcher Partei gehören die beiden Brandstifter? – kein Satz, den sie sagen, weist darauf hin, dass sie die Gesellschaft verändern wollen. Keine Revolution also, keine Weltverbesserer. Wenn sie Brand stiften, so aus purer Lust. Es gibt Pyromanen. Ihre Tätigkeit ist apolitisch. […] Ich meine, die beiden gehören in die Familie der Dämonen. Sie sind geboren aus Gottlieb Biedermann selbst: aus seiner Angst, die sich ergibt aus seiner Unwahrhaftigkeit.“[9]
[Biedermann und die Brandstifter, Wikipedia, abgerufen am 31.01.2020 – auf YouTube gibt’s den Film kostenlos]==========
Ich bin in einer Zeit großgeworden (schreibt man heutzutage getrennt), die noch beherrscht war von den Bewältigungsstrategien des Krieggrauens, der deutschen Schuld, des Eichmannprozesses und der CDU-Warnung:
»Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau«
[Mainstream goes Propaganda, Post, 08.05.2019]
Unsere Deutschlehrerin machte den Versuch, die Biedermann-Geschichte als Parabel auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu interpretieren. Sie hätte sich wohl ein wenig mehr mit dem Untertitel beschäftigen sollen.
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;50er und 60er Jahre waren durchseucht mit der Forderung nach Zivilcourage, mit der Verpflichtung, jeder gute Deutsche habe dafür Sorge zu tragen, daß nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgeht.
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Martin Niemöller
Der an seinem unerwiderten und unverstandenen Idealismus zerbrochene Wolfgang Neuss prägte den Spruch:
»Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen.«
- Ukraine 17 – I love Putin, Putin loves you (Post, 19.08.2014)
Wer im Laufe des vergangenen Jahres mit Vertretern der politischen Elite gesprochen hat, der weiß: Aus Sicht der Russen agiert der Westen zynisch und interessengeleitet, Demokratie und Menschenrechte sind nur Feigenblätter, um eigene geopolitische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Als Beispiele dienen die Kriege im Irak und im Kosovo.Der im Westen gefeierte Sieg des Maidan in der Ukraine mag dem Präsidenten die letzte Überzeugung gegeben haben: Diesen Jungs ist nicht mehr zu trauen.
[Moritz Gathmann, Ukraine-Invasion: Putins Krim-Kalkül geht auf, Post, 03.03.2014]
Moritz Gathmann schreibt für viele Zeitungen (z. B. auch für Rolling Stone). Als bekannt wurde, daß er auch von russischer Seite Geld erhält, kündigte – wenige Tage nach Veröffentlichung des obigen Artikels – die ZEIT die Zusammenarbeit auf.
dazu mehr:
- Der Ukraine-Konflikt 3 – Westliche Naivität oder westliche Machtpolitik? (Post, 25.03.2014)
- Der Ukraine-Konflikt 3 – Westliche Naivität oder westliche Machtpolitik? (Post, 25.03.2014)
[…] ging die ganze Szene der deutschen Berufsempörer auf die Barrikaden, um ihm zu signalisieren: Solche Deutlichkeiten sind unerwünscht. Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen. Sobald einmal ein scharfes Wort aus einem anderen Narrenkäfig laut wird, bricht auf der Stelle eine abgekartete Gruppendynamik los.x
[Peter Sloterdijk, Ein Käfig voller Feiglinge, Cicero, 21.01.2009 – über die mediale Reaktion auf das Erscheinen von Thilo Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab« – Hervorhebung von mir]