Sonntag, 18. August 2019

Der Fall Skripal: Die Gift-Lügen

Der Fall Skripal vom März 2018 ist ein Paradebeispiel perfider Medien-Manipulation.
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Der Fall Skripal ist eigentlich schon fast vergessen, obwohl die USA gerade erst vor wenigen Tagen den Fall erneut genutzt haben, um damit neue Russland-Sanktionen zu begründen. Aber gerade weil der Fall schon ein wenig in den Hintergrund gerückt ist, ist es interessant, sich die Dinge anzuschauen, die sich 2019 ereignet haben und über die in Deutschland nicht oder nur am Rande berichtet wurde.
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Um den Fall zu verstehen, werde ich zunächst die Chronologie des Falles noch einmal aufrollen, und dann kommen wir auf die Neuigkeiten aus 2019.

Die Tat


Am 4. März 2018 gegen 13.40 Uhr erreichte Sergej Skripal zusammen mit seiner Tochter Julia das Einkaufszentrum Maltings, sie gingen kurz in den Pub The Mill, um danach von 14.20 Uhr bis 15.35 Uhr im italienischen Restaurant zu essen. Danach fühlten sie sich plötzlich schlecht und gingen an die Luft. Der Notarzt wurde um 16.15 Uhr gerufen und um 17.10 Uhr wurden die beiden bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert. Auch ein Polizist wurde stationär behandelt, aber noch im März wieder entlassen, während die Skripals noch im Koma lagen.

In den folgenden Tagen gab es wilde Spekulationen, was passiert sein könnte, und am 7. März gab die britische Seite bekannt, es handele sich um ein seltenes Nervengift, nannte jedoch zunächst keine Details. Am 12. März gab die britische Premierministerin Theresa May dann bekannt, es handele sich um das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok.

Es gab in dieser Zeit verschiedene Spekulationen darüber, wo und wann die Skripals mit dem Gift in Kontakt gekommen sein sollten, und es wurden hunderte Menschen aufgefordert, die sich am 4. März in der Nähe aufgehalten hatten, ihre Kleidung gründlich zu waschen.

Erst am 28. März wurde bekannt gegeben, dass die höchste Konzentration des Giftes auf der Türklinke des Hauses von Skripal gefunden wurde. Demnach müssen beide Skripals beim Verlassen des Hauses die Türklinke berührt haben, sind dann aber noch über zwei Stunden nach dem Kontakt mit dem Nervengift völlig symptomfrei in einem Pub und einem Restaurant gewesen, bevor sie begannen, sich schlecht zu fühlen. Das ist seltsam, weil Nowitschok ein Gift ist, dass sofort wirkt, aber dazu kommen wir noch im Detail.

Britische Vorwürfe gegen Russland

Nachdem Premierministerin May am 12. März mitgeteilt hatte, dass es sich um das Nervengift Nowitschok handelte, beschuldigte sie auch sofort Russland der Tat und stellte Russland ein Ultimatum, sich bis Mitternacht „zu erklären“. Russland wies das Ultimatum zurück und erklärte, nichts mit dem Fall zu tun zu haben, und forderte Proben des Giftes an, um es untersuchen zu können. Russland hat die Briten in der Folge immer wieder aufgefordert, Proben zur Verfügung zu stellen und auch den Mitarbeitern der Botschaft Zugang zu den russischen Staatsbürgern Skripal zu geben, was diplomatischer Usus und in Abkommen geregelt ist.

Man stelle sich einmal vor, die Türkei würde beispielsweise deutschen Behörden den Zugang zu deutschen Staatsbürgern in einem türkischen Krankenhaus verwehren, so etwas ist unvorstellbar. Die Briten jedoch verweigerten den Zugang und verweigern ihn bis heute.

Für die westlichen Medien war sofort klar, dass die britische Position, das Mittel wäre aus sowjetischer Produktion, wahr ist.

Allerdings wissen wir heute, dass die Formel für Nowitschok seit 1992 bekannt ist, als ein russischer Überläufer sie an westliche Geheimdienste weitergab, und dass in der Folge viele Länder damit experimentiert haben, unter anderem auch Deutschland, England oder die Tschechei. Es kann also aus den Beständen sehr vieler Länder kommen. Trotzdem schlossen sich als erstes die USA dem Urteil der Briten an, und ihnen folgten die NATO und die EU mit ihren Mitgliedern.

Am 14. März wies Großbritannien dann als Reaktion 23 russische Diplomaten aus, worauf Russland drei Tage später ebenfalls mit der Ausweisung von 23 britischen Diplomaten reagierte.

Alleine am 14. März veröffentlichte der Spiegel zehn Artikel, die den Fall Skripal zum Thema hatten und die alle Russland mehr oder weniger offen als Schuldigen benannten. Aber gleichzeitig sprachen die westlichen Medien von einer „Kampagne“ in russischen Medien. Dabei erschienen im Westen um Längen mehr Berichte über den Fall als in Russland, wie das Beispiel von Spiegel-Online zeigt.

Wie gesagt, gab es zu diesem Zeitpunkt nur die Behauptungen der britischen Regierung, der sich andere westliche Regierungen anschlossen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten die Experten der UNO von OPWC noch gar keinen Zugang zu den Skripals oder zu Proben des Giftes. Es gab also keinerlei neutrale Bestätigung. Trotzdem war für die westliche Presse und Politik der Fall bereits klar.

mehr:
- Die Gift-Lügen (Thomas Röper, Rubikon, 15.08.2019)
siehe auch:
Sanktionen im Fall Skripal – EU verbietet Geheimdienstchefs die Einreise (Post, 21.01.2019)
Britische Seltsamkeiten im postfaktischen Zeitalter: Die Skripals und ihr Dach (Post, 09.01.2019)
Medien: aufdecken oder offizielle Narrative verbreiten? (Post, 26.11.2018)
Der Informationskrieg gegen Russland am Beispiel Skripal (Post, 14.11.2018)
Das Skripal-Labyrinth (Post, 20.10.2018)
Desinformation über Desinformationskampagnen (empfehlenswert!) (Post, 10.10.2018)
Der Fall Skripal: Lügen ohne Ende (Post, 07.10.2018)
- Skripal-Anschlag: Bundesregierung verweigert Antwort auf Kleine Anfrage der Linken (Post, 29.05.2018)
- Postfaktisches Zeitalter: Wir trampeln auf unseren »Westlichen Werten« herum, bis der Begriff keinen substantiellen Inhalt mehr hat (Post, 02.04.2018)

Mein Kommentar:
Ich hab’s bis zum Erbrechen satt:
Seit 2014 gibt es eine Verdächtigung nach der anderen gegen Putin oder andere Politiker oder Staaten, mit denen er zusammenarbeitet.
- die Einflußnahme in der Ukraine,
- den MH-17-Abschuß
- die Beeinflussung der US-Wahlen
- die Erpressung Trumps mit Pipi-Videos
[Putin, Trump, Geheimdienste, ein Pipi-Video – und die Medien spielen mit!, Post, 11.01.2018]
- die Giftgas-Anschläge in Syrien
- die Vergiftung der Skripals
Man kann sich die Finger wund schreiben, unsere transatlantisch gleichgeschalteten Mainstream-Medien-Journalisten oder Politiker marschieren ständig gen Osten!
Solche West-Kleingeister wie Claus Kleber 
[Gleiwitz 2.0 – transatlantischer Kleber übt schon mal öffentlich für den Ernstfall, Post, 07.04.2019] oder
sein Rededuell mit Joe Kaeser
[Video zu finden in: Endlich: Die Gniffke-Truppe wird von Bräutigam und Klinkhammer ordentlich abgewatscht]
oder 
Boris Johnson 
[Der Weg zum Autoritarismus ist mit Lügen gepflastert, Post, 20.07.2019]
oder 
Tina Mendelson 
in ihrem Pulitzerpreis-verdächtigen Interview mit Bazon Brock
[Video zu finden in: Endlich: Die Gniffke-Truppe wird von Bräutigam und Klinkhammer ordentlich abgewatscht]
oder
Liana Fix
[Die Ukraine-Krise für den Durchschnitts-Bürger: Unsere offiziellen Russland-Versteher konnten sie angeblich nicht kommen sehen!, Post, 04.07.2014]
oder 
ihren Schlagabtausch mit Ivan Rodionov (Chefredakteur RT deutsch) in der phoenix-Runde vom 15.03.2018 (toller Titel: »Mit aller Macht – Wie weit reicht Putins Arm)
[Video zu finden in: Liana Fix und die Giftgas-Inszenierung: Nach dem Putin-Bashing ist vor dem Putin-Bashing, Post, 15.03.2018] oder die
Tagesthemen
mit ihrem unsäglichen Bericht zum G20-Gipfel in Brisbane
[Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen«, Post, 19.11.2014]
oder
mit ihrem hoffnungsvollen Bericht (vom 20.05.2014) über die Versammlung von »zehntausenden von Menschen«, zu der der Oligarch Achmetow im von ihm errichteten Fußballstadion von Schachtar Donezk aufgerufen hatte
[Video zu finden in: Unsere Qualitätsmedien: Das sind keine Irrtümer; das sind Lügen, Propaganda und Zensur!, 3. Abschnitt: Wie man aus 500 Zehntausende macht, Post, 09.12.2014 ]
und wenn ich schon mal dabei bin:
ARD-Faktenfinder:
- Faktenfreie Qualitäts-Hetze im ARD-Faktenfinder (Post, 06.02.2019)
oder Grünen-Politiker
Werner Schulz
der in der Maischberger Talk-Runde (sinniger Titel: "Zar Wladimir I. - Was will Putin wirklich?") Krone-Schmalz 
1. ständig unterbricht und zu korrigieren versucht und 
2. standhaft abstreitet, es die EU habe von der Ukraine eine Entscheidung gefordert und behauptet, EU-Kommissionspräsident Barroso »werde immer falsch zitiert«
[Zar Wladimir I. - Was will Putin wirklich? – Deregulierte Wrestling-Show statt sachlicher Diskussion, Post, 04.03.2015]
zu Barrosos Forderung siehe:
[Wem gehört die Ukraine?, Michael Stürmer, Welt, 22.12.2015 – also mehr als ein halbes Jahr nach dem Maischberger-Wrestling]
usw. usw. usw.
Die Leute agieren wie Zombies (Ober-Zombies: die NATO-Generalsekretäre): Ständig die gleichen plumpen Anschuldigungen, die man dann mit großem Aufwand recherchieren – und widerlegen muß…

Die Medienfreiheit in Australien wackelt

Anti-Terror-Gesetze werden zunehmend gegen Journalistinnen und Journalisten eingesetzt.
Der «Commonwealth of Australia» lebt eine transparente Demokratie und steht im Press-Freedom-Index auf Position 21. Für einen Abstieg um zwei Plätze im letzten Ranking sorgten die sehr hohe Medienkonzentration und «drakonische Gesetze». Die Anti-Terror-Gesetzgebung dient zunehmend dazu, die Medienfreiheit auszuhöhlen. 
Einer der bisherigen Höhepunkte war eine Wohnungsdurchsuchung bei der Journalistin Annika Smethurst durch die australische Bundespolizei AFP am 4. Juni. Smethursts persönliches Eigentum wurde sieben Stunden lang durchsucht, sie musste ihren Computer und ihr Handy freigeben. Die Reporterin hatte im April 2018 über Pläne des Verteidigungs- und des Innenministeriums berichtet, die Überwachung der Bürger erheblich auszuweiten. Spione sollten mit Zustimmung der Verteidigungs- und Innenminister heimlich auf E-Mails, Bankkonten und Textnachrichten zugreifen dürfen. 
Der Durchsuchungsbefehl macht vor keiner Redaktion halt
Am Tag darauf durchsuchte die AFP die Räume der «Australian Broadcasting Corporation» (ABC), die in ihrer Stellung mit der BBC oder dem SRF vergleichbar ist. Der Grund diesmal: die Serie «The Afghan Files», in welcher der Sender 2017 über mögliche Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan berichtet hatte. 
Grundlage der Berichte waren hunderte Dokumente, die dem Sender von einem Whistleblower zugespielt worden waren. Begleitet wurde die Aktion von der Erlaubnis, die ABC-Computer nicht nur zu durchsuchen, sondern auch Dateien zu ändern, hinzuzufügen oder zu löschen. Dass die Ermittlungsbehörden Anfang Juli die Flugdaten eines Reporters von der Airline Quantas verlangten, wie die «New York Times» berichtete, ist da schon fast eine Kleinigkeit.
Die Reaktion war kollektive Empörung. Nationale und einige internationale Medien, Gewerkschaften, Juristen und Nichtregierungsorganisationen protestierten. Nach Darstellung lokaler Journalisten stellen die Razzien bei der ABC und bei Smethurst nur den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung dar. Nur Stunden nach der Durchsuchung von Smethursts Wohnung sagte beispielsweise der Radio-Journalist Ben Fordham, er sei wegen eines Berichts über Flüchtlingsboote vor der australischen Küste gerade selbst unter Druck geraten, seine Quelle offenzulegen.
mehr:
- Die Medienfreiheit in Australien wackelt (Daniela Gschweng, Info-Sperber, 15.08.2019)
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