Voltaires „Dictionnaire philosophique portatif“, 1764 erschienen, ist eine Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus, Borniertheit und Intoleranz. In 73 Stichwörtern lehrt das „Philosophische Taschenwörterbuch“, was eine kritische, undogmatische Geisteshaltung ausmacht. Zu seiner Zeit wurde es verboten und verbrannt. Jetzt erscheint der Grundtext der Aufklärung zum ersten Mal komplett auf Deutsch. Herausgeber Rainer Bauer, Begründer der Voltaire-Stiftung und des Blogs „Correspondance-Voltaire“, erklärt im Gespräch mit den NachDenkSeiten, was dieses Buch heute mit Blick auf die Islamismus-Debatte, Madeleine Albright und Allerheiligen so brandaktuell macht. Von Rüdiger Göbel.
Nach mehrjähriger Arbeit haben Sie das „Philosophische Taschenwörterbuch“ des großen Philosophen und Schriftstellers Voltaire erstmals komplett aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt auf den deutschen Büchermarkt gebracht. Was macht dieses 1764 erstmals erschienene Buch gut 250 Jahre nach seinem ersten Erscheinen so bedeutsam, dass es jetzt dank Ihres Engagements bei Reclam in einer bibliophilen Ausgabe veröffentlicht worden ist?
Stimmt, an der Publikation habe ich fast 12 Jahre, hauptsächlich mit der Übersetzerin Angelika Oppenheimer gearbeitet. Sie hatte bereits das Testament des Abbé Meslier aus dem Französischen übersetzt und das Buch von Condillac, „Versuch über den Ursprung der menschlichen Erkenntnis“. Sie ist eine Spezialistin für die französische Sprache des 18. Jahrhunderts und ich glaube, dass die Übersetzung dem Werk von Voltaire sehr nahe kommt.
Das Philosophische Taschenwörterbuch ist so etwas wie die Mao-Bibel der Aufklärung, die erste große Abrechnung mit dem Christentum und seiner Kirche – der Infamen, wie Voltaire sie nennt. Die Kirche und ihre Ideologie werden auf allen Ebenen scharf kritisiert. Voltaire entwickelte dazu eine Art dialogische Methode. Liest man die Artikel, ist es wie ein Gespräch mit einem Geistesverwandten, der uns auch heute noch lehrt, wie man gegen die Autoritäten und ihre Doktrinen den eigenen Verstand einsetzen sollte. Das Buch ist in der Form seiner Erstausgabe bisher nie vollständig ins Deutsche übersetzt worden, einige Artikel daraus erschienen hier und da, meist vermengt mit anderen Texten Voltaires. Daher ist es schon ein Ereignis, und ich bin sehr froh darüber, dass wir das geschafft haben und das Buch jetzt tatsächlich bei Reclam veröffentlicht wurde.
Nach mehrjähriger Arbeit haben Sie das „Philosophische Taschenwörterbuch“ des großen Philosophen und Schriftstellers Voltaire erstmals komplett aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt auf den deutschen Büchermarkt gebracht. Was macht dieses 1764 erstmals erschienene Buch gut 250 Jahre nach seinem ersten Erscheinen so bedeutsam, dass es jetzt dank Ihres Engagements bei Reclam in einer bibliophilen Ausgabe veröffentlicht worden ist?
Stimmt, an der Publikation habe ich fast 12 Jahre, hauptsächlich mit der Übersetzerin Angelika Oppenheimer gearbeitet. Sie hatte bereits das Testament des Abbé Meslier aus dem Französischen übersetzt und das Buch von Condillac, „Versuch über den Ursprung der menschlichen Erkenntnis“. Sie ist eine Spezialistin für die französische Sprache des 18. Jahrhunderts und ich glaube, dass die Übersetzung dem Werk von Voltaire sehr nahe kommt.
Das Philosophische Taschenwörterbuch ist so etwas wie die Mao-Bibel der Aufklärung, die erste große Abrechnung mit dem Christentum und seiner Kirche – der Infamen, wie Voltaire sie nennt. Die Kirche und ihre Ideologie werden auf allen Ebenen scharf kritisiert. Voltaire entwickelte dazu eine Art dialogische Methode. Liest man die Artikel, ist es wie ein Gespräch mit einem Geistesverwandten, der uns auch heute noch lehrt, wie man gegen die Autoritäten und ihre Doktrinen den eigenen Verstand einsetzen sollte. Das Buch ist in der Form seiner Erstausgabe bisher nie vollständig ins Deutsche übersetzt worden, einige Artikel daraus erschienen hier und da, meist vermengt mit anderen Texten Voltaires. Daher ist es schon ein Ereignis, und ich bin sehr froh darüber, dass wir das geschafft haben und das Buch jetzt tatsächlich bei Reclam veröffentlicht wurde.
mehr:
- „Gegen Fanatismus hilft nur die Aufklärung“ (Rüdiger Göbel, NachDenkSeiten, 01.11.2020)
siehe auch:
- Zeitgeistmacher, Sprache, Wirklichkeit und die Corona-Diktatur (Post, 09.08.2020)
- Über die zunehmende Überforderung des Staates: Wahrheit ist anscheinend nicht umsetzbar (Post, 25.06.2020)
- Gunnar Kaiser blickt noch nicht so richtig durch oder Die Aufklärung ist eine Illusion! 😂 (Post, 09.06.2020)
- Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird (Post, 25.10.2019)
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