Frühlingserwachen à la Lettre International: Die 112. Ausgabe gibt es ab heute, Donnerstag, 17. März 2016, am Kiosk, im Buchhandel, an Bahnhöfen, Flughäfen oder auch ab Verlag.
Mit starkem Rückenwind starten wir ins neue Jahr: Mehr als 1.200 neue Abonnenten sind seit Oktober 2015 hinzugekommen. Das stimmt optimistisch. Print ist nicht passé, das Bedürfnis nach anspruchsvollen Texten ist ungebrochen.
Wir bedanken uns bei allen neuen und langjährigen Lesern!
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Unsere Themen: Der bedeutendste Mafiajäger Italiens erklärt die Welt der „ehrenwerten Gesellschaft“. Wir analysieren Die islamische Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten. Wie transformiert sich unsere Gesellschaft durch den globalisierten Terrorismus? Wie verändert sie sich durch die Hydra der ortlosen Mächte Internet, Terrorismus, Finanzkapital? Die Unfähigkeit zum Frieden zwischen Israel und Palästina und Auswege analysieren Nahost-Experten. Wir erinnern an das französische Kolonialregime in Algerien. Ein Dichter unternimmt eine poetische Fallschirmreise durch Sternenwelten. Ein Schriftsteller blickt in Abgründe. Zugbegleiterin Olga schießt in Überschallgeschwindigkeit auf der Transsib durch den russischen Raum. Wir erleben die verspätete Ankunft Sigmund Freuds in Paris und die produktive Kraft übersetzerischer Mißverständnisse. Nietzsche und Cioran erkunden das Ressentiment. Über Kunstauktionsrekorde spekuliert ein Wirtschaftsspezialist. Ein berühmter Anthropologe entwickelt Grundzüge einer politischen Ökologie. Wir erleben experimentellen Geist, untersuchen die Asymmetrien von links und rechts und begegnen einem verkannten Genie der Sinologie. Wir belauschen journalistische Verabredungen, erzählen Budapester Märchen, verabschieden einen Avantgardisten und konstatieren Infantilismus in der russischen Staatspolitik. François Fontaine entführt uns mit farbenprächtig schillernden Tierporträts in eine Welt der Supernature und Stanislas Guigui besucht Mongolische Krieger. Und vieles mehr erwartet Sie!
Ein in vielen Facetten erblühendes Heft: Wir wünschen viel Vergnügen!
KOORDINATENVERSCHIEBUNG„Man stelle sich vor, die Bewertung von Nationen enthielte folgende Kriterien: Anzahl literarischer Übersetzungen / der Grad, in dem ein Staat seine früheren Verbrechen anerkennt / Anzahl der Frauen in öffentlichen Machtpositionen / Durchschnitt der täglich zurückgelegten Schritte / die täglich offline verbrachte Zeit / die Kenntnis der lokalen Umgebung / der Klang lachender alter Menschen / die Anzahl unabhängiger Buchläden / das Verständnis von Freiheit ...“ Gewohnte Hierarchien würden durcheinandergewirbelt. Kraftfelder des Ich und Fragen der Herkunft und Identität erkundet Priya Basilin Woher kommst du? „Es spielt keine Rolle, wie multikulturell oder weit gereist du bist, du bleibst provinziell und beschränkt, wenn du nicht regelmäßig aus deinem Denken heraustrittst.“ Für Basil ist Literatur das beste Trainingsgelände. Geschichten bringen das Schweigen zum Tosen, erwecken Tote zum Leben, exhumieren Vernichtete, gewinnen dem Chaos erkennbare Formen ab. Über die Suche nach dem Ich zwischen den Weltkarten des Wissens, dem Raum des Miteinanders und der Logik des Herzens.
Mit dem Schrecken der Hydra in der digitalen Hypermoderne konfrontiert sich Martin Burckhardt. In den sozialen Netzwerken fallen digitale Mobs über bedauernswerte Tölpel her, leben Trolle, geschützt von digitalen Tarnkappen, ihre Rachsucht aus, verströmen virale Botschaften das Gift der Desinformation. Zu Datenpaketen reduziert, wird der Nutzer enteignet, wandelt sich Intimität zum Rohstoff der Wirtschaft. In dem Maße, in dem die Globalisierung vertraute Koordinatensysteme unterminiert, greift die Hydra um sich und pervertiert die tradierten Ordnungssysteme. Überall erhebt das vielköpfige Monster sein Haupt: im Terrorismus, in hybriden Kriegsformen, in der globalen Finanzkrise, in der Machtlosigkeit Europas, in den Schwarmgebilden des Netzes. Doch die vielgepriesene Zivilgesellschaft führt sich im Wutbürger selbst ad absurdum. Die Stressoren der Globalisierung provozieren Widerstandsreaktionen – die vom Unbehagen bis hin zur Empörung, Haß und Verschwörungstheorien reichen. Und mit dem Streß wächst das Bedürfnis, sich in einer ausgeborgten Identität absichern zu können: Protect me from what I want. Folglich wird die kulturelle Differenz zum Anderen zur Ausrede dafür, sich mit der eigentlichen Ursache des Wandels, dem weltverändernden Globalisierungs- und Digitalisierungsprozeß nicht befassen zu müssen, ihn aber gleichwohl exzessiv nutzen zu können. Welche Kulturkämpfe auch immer bevorstehen: Gewiß ist, die Hydra sind nicht die anderen, die Hydra sind wir selbst. Ein Vogelflug über die gärenden Grundlagen der zeitgenössischen Gesellschaft.
STRATEGIEN DER GEWALTEin pathologisches System der Macht hinter der Maske der Respektabilität analysiert der leitende Staatsanwalt von Palermo Roberto Scarpinato. Seine Vorgänger, Paolo Borsellino und Giovanni Falcone, wurden von der Mafia ermordet. Der Mafiajäger lebt in der sizilianischen Hauptstadt bewacht wie kein Zweiter und kämpft gegen das Krebsgeschwür, das die Gesellschaft zerfrißt. Er untersucht Attentate, Wirtschaftskriminalität, Korruption, Bedrohung, Erpressung, Entführung. Freunde und Kollegen wurden weggebombt, erschossen, starben bei dubiosen Unfällen. Bislang hat er überlebt. Nun formuliert er die Quintessenz seiner Erfahrungen: Die Mafia und die Angst. Er porträtiert die ehrenwerte Gesellschaft und ihre Schnittmengen mit dem Staat, schildert ihre Methoden, ihre Psychologie, Werkzeuge und Sprache. Ihr Universalinstrument ist der Tod. Sie etabliert eine auf Angst gegründete Ordnung. Eine Lectio magistralis über die perversen Verflechtungen zwischen Verbrechen und Macht, von denen die Geschichte Italiens gekennzeichnet ist, einer Macht, welche die Fesseln der Demokratie nicht anerkennt, deren bewaffneter Arm proletarisch, deren Gehirn jedoch bürgerlich ist.
Wer heute nach Paris fährt, erlebt eine Stadt ungewohnter Leere, halbbesetzte Restaurants und Cafés. Die Stadt ist tief getroffen von den dschihadistischen Attentaten 2015. Woher kommt die Radikalisierung des Islam? Oder islamisiert sich hier die Radikalität? Gibt es sozialpsychologische Dispositionen für diese Enthemmung? „Eine elementare Erschütterung des seelischen Gleichgewichts“ kennzeichnet das Empfinden der Verlassenheit, so Hannah Arendt, das Vernichtetsein all dessen, was menschlicher Existenz Sinn verleiht. Die Unmöglichkeit, Anerkennung zu finden, die Erfahrung, entwurzelt und überflüssig zu sein. Erklärt dies das Denken und Handeln selbstmörderischer Dschihadisten? Welche Rolle spielen die „drei gestörten Verhältnisse“ der arabisch-islamischen Welt – die Haltung zur Freiheit, zum Tod und zur Frau? Und was ist mit dem anderen Teil der Jugend? Glaubt sie noch an Emanzipation? Könnte sie zur Jugend einer neuen Aufklärung werden? Jean-Claude Pinson sucht nach Erklärungen.
Globalisierte Gewalt analysiert der Rechtsphilosoph Antoine Garapon als hybrides Phänomen: Sie ist lokal und global, archaisch und postmodern, verbrecherisch und heilig, psychologisch und eschatologisch. Diese Gewalt ist keine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern eine destruktive Kraft, welche die Politik der betroffenen Länder zwingt, sich um die Achsen der Angst und der Sicherheit herum neu zu organisieren. Dieser Terrorismus ist beängstigend, denn er zeigt die Ambiguität der Öffnung unserer Welt auf, ja, ein mögliches Umschlagen der Globalisierung in ihr Gegenteil. Die terroristische Gewalt offenbart den tragischen Teil und die Verletzlichkeit der Moderne.
UNTERM HALBMONDDie arabische Welt östlich von Suez wirkt, als sei über sie das Zeitalter der konfessionellen Bürgerkriege hereingebrochen. Die Erschütterungen des Nahen Ostens sind Anlaß für Georg Brunold, religiöse Hochspannung und den iranisch-arabischen Machtkampf auszumessen. Die islamische Spaltung gegen Mitte des 7. Jahrhunderts, die 1.350 Jahre währende Aufspaltung in Sunniten und Schiiten, wäre noch vor 50 Jahren kaum als relevant in der nachkolonialen Staatenwelt der Region wahrgenommen worden; doch aus der Tiefe der Zeit strahlt das ursprüngliche Schisma violent in die Gegenwart zurück. Über Blutlinien und Überlieferung, Gelehrte und Mystiker, Theologie und Philosophie, über Wahhabismus und Salafismus, über Fronten im Zweistromland und Märtyrer auf Gottes Pfaden. Eine kaleidoskopische Reise durch die Geschichte bis zu Leitmotiven der Gegenwart: „Unsere größte Hoffnung ist der Märtyrertod auf dem Pfad Gottes.“
Europa sucht nach einer Lösung für die Flüchtlingskrise, und die Türkei schickt sich an als Partner Europas zum Schlüsselakteur des Dramas zu werden. Im Land am Bosporus werden Zeitungen geschlossen, Journalisten eingeschüchtert und inhaftiert, Demonstranten niedergeknüppelt, die Kurdengebiete abgeriegelt, Waffen ins syrische Bürgerkriegsgebiet geschmuggelt, und lange finanzierte sich ISIS über den Ölverkauf an türkische Adressaten. Dennoch scheint man in Europa bereit, für die türkische Hilfestellung viele Augen zuzudrücken. Einst war die AKP als islamische Spielart der Christdemokratie angetreten und wollte die Türkei nach Europa führen. Gigantische Infrastrukturprojekte, ein Immobilienboom auf Kredit, Metropolenwachstum, eine prosperierende Mittelklasse – schon sah sich Erdoğan als neuer Sultan einer neoosmanischen Renaissance. Heute sind solche Illusionen verflogen. Kein neuer islamischer Halbmond unter Istanbuler Hegemonie, die Bruchlinien im Inneren des Landes und die Nachbarschaftskonflikte vervielfachen sich, die Versuchung zur Diktatur wächst. Ein Warnruf von Marco d’Eramo: Erdoğans Regime.
Lina Meruane hat die Palästinensergebiete Israels besucht und ordnet ihre Eindrücke. Sie ruft sich Worte, die Stille, den Lärm in Erinnerung. Das Schweigen leerer Straßen und verlassener Märkte, das Schweigen zwischen den Zweigen alter Olivenbäume, die ungeerntet bleiben, das Schweigen der Steine von Hebron ... Und die akustische Gegenwelt: Schläge gegen Holztüren, der Lärm von Zusammenstößen und Schüssen, Polizeisirenen, Schreie von Fliehenden, die die Stille unterbrechen. Der Versuch, einem scheinbar unveränderlichen Konflikt beizukommen: Zungen voller Wörter.
Stephen Eric Bronner sucht einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt. Eine „Algebra des Blutes“ prägt das Verhältnis von Israelis und Palästinensern. Jede Seite begreift sich als Opfer eines Opfers, die Identitäten eines jeden sind zutiefst mit dem eigenen Leidensprozeß verwoben, historische Traumata entfachen den Streit darum, wer stärker gelitten hat. Schuld spielt auf beiden Seiten eine bedeutende Rolle. Lange verknoteten sich hier alle nahöstlichen Verwicklungen. Heute jedoch verschieben sich die Gewichte: Die Krisen in Irak, Libyen und Syrien, die Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten, die Rehabilitierung des Iran, die neue Rolle der Kurden verändern die Konstellationen. Die Zeit der Ernüchterung ist gekommen.
Ein Rechtsungeheuer aus der Kolonialgeschichte Frankreichs in Algerien inspiziert Olivier Le Cour Grandmaison. Französische Rechtssprechung, Rechtspraktiken und Verwaltungsdekrete verknüpften sich in Algerien zu einem Disziplinarregime. Trotz der Berufung der „Grande Nation“ auf „liberté, égalité, fraternité“ wurden die autochthonen Einwohner in ihrer Heimat als Bürger zweiter Klasse behandelt. Diese Erniedrigungen durchziehen ihre kollektive Erinnerung bis heute. Die weiße Hegemonie sollte den Aufstieg der farbigen Völker blockieren, doch zuletzt markierte die Unabhängigkeit den bitteren Schlußakkord in einem grausam geführten Befreiungskampf. Eine Bestandsaufnahme.
Als verspätete Religion, die sich mit den Errungenschaften der Moderne wenig auseinandergesetzt hat, erscheint der heute vorherrschende Islam als Glaube, der eine einzige Wahrheit postuliert und sich seiner hybriden Spiritualität kaum mehr bewußt ist. Der Islam fordert Ernst vom muslimischen Gläubigen und degradiert das Spiel als Ablenkung von der Frömmigkeit. Der historische Mohammed hingegen scheute weder Spiel noch Gesang und küßte seine Frauen selbst während des Fastenmonats Ramadan. Diese heitere Seite des Propheten, der Religion als Mittel der Befreiung, der Freude und Geduld verstand, fiel dem Vergessen anheim. Welche Rolle spielt Humor im Islam?, fragt der Philosoph Rachid Boutayeb. Über das Lachen Mohammeds und den tödlichen Ernst der Eiferer.
EXTRAVAGANZENMit dem Naadam-Fest zelebriert die Mongolei in jedem Sommer ihre Unabhängigkeit von China. Diese Feierlichkeiten mit ihren Wettkämpfen in den Disziplinen Ringen und Bogenschießen, Pferderennen und Adlerjagd erinnern an Traditionen aus der Zeit Dschingis Khans. Beteiligte in ihren prachtvollen Kostümen photographierte Stanislas Guigui: Mongolische Krieger.
Der chilenische Dichter Vicente Huidobro (1893–1948) war der Erfinder des „Creacionismo“; von seinem Werk ist hierzulande nur wenig bekannt. Wir präsentieren Auszüge aus seinem Poem Altazor oder eine Fallschirmreise erstmalig auf deutsch: Ich greife meinen Fallschirm und stürze mich von der Kante meines Kreise ziehenden Sterns in die Atmosphäre des letzten Seufzers. (...) / Und so stürzt nun mein Fallschirm Traum für Traum durch die Räume des Todes. / Am ersten Tag begegnete ich einem fremden Vogel. Er sagte: ‘Wäre ich ein Dromedar, dann hätte ich jetzt / keinen Durst. Wie spät ist es?’ Er trank von dem Tau, der sich auf meinen Haaren gesammelt hatte, / warf mir dreieinhalb Blicke zu und winkte noch mit seinem prächtigen Taschentuch, bevor er weiterflog. / Gegen zwei Uhr desselben Tages begegnete ich einem hübschen Flugzeug, das über und über von Schuppen / und Schnecken verkrustet war. Es war gerade auf der Suche nach einem Plätzchen, wo es sich unterstellen / könnte, denn es regnete. / Weit in der Ferne lagen in der Farbe der Morgenröte die Schiffe vor Anker. Auf einmal fingen sie an, / eins nach dem anderen loszufahren, und zogen dabei unbestreitbar Fetzen der Morgenröte hinter sich her, / so als wären es Fahnen. (...) / Da hörte ich den namenlosen Schöpfer sprechen. Er ist ein einfaches Loch in der Leere, schön wie ein / Bauchnabel. / ‘Ich machte Krach und aus diesem Krach entstanden der Ozean und die Wellen des Ozeans.’ / ‘Der Krach wird immer an den Wellen kleben, und die Wellen immer an ihm, genauso wie Briefmarken / auf Postkarten.’ / ‘Dann spann ich einen langen Faden aus leuchtenden Strahlen, um die Tage nach und nach miteinander / vernähen zu können (...)“
Unser Erzähler ist Technisch insolvent. Seiner Selbstwahrnehmung, zum wandelnden Fiasko zu mutieren, liegt die Erfahrung seines Scheiterns als Schriftsteller zugrunde. In eine Nachbarschaftsfehde verwickelt, unfähig, ein Darlehen zurückzuzahlen, weil seine Immobilie an Wert verloren hat, von Schreibblockaden gepeinigt, ergreifen ihn Gedanken an Flucht und Exil. Identität und Grenzen verschwimmen, sein Zeitgefühl schwindet. „Die Friedhöfe wachsen, die Zahl der Verteidiger schmilzt ... Wir schauen ins Antlitz des Hungers, ins Antlitz des Feuers, des Todes und ins ärgste Gesicht von allen – in das des Verrats/ und nur unsere Träume sind nicht gedemütigt worden.“ (Zbigniew Herbert). Ein unerschrockener Blick in seelische Abgründe von Simon Glinvad Nielsen.
Sowjetische Zeiten. Ein heroisches Ereignis steht bevor. Auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn soll ein Geschwindigkeitsrekord aufgestellt werden. Der jetgetriebene Hochgeschwindigkeitszug „Rossija“ geht auf Jungfernfahrt von Moskau nach Irkutsk, 5.192 km in nur sechseinhalb Stunden. An Bord eine Schicksalsgemeinschaft, Pressevertreter, überdreht, in eifersüchtige Scharmützel verwickelt. Der Zug setzt sich in Bewegung, dämonische Schwere breitet sich aus, das in einen unbekannten Aggregatzustand übergegangene Rußland fliegt am Fenster vorbei. Dann der erste Schlag: Nervosität ergreift die Passagiere, niemand weiß, was draußen vor sich geht. Ein Fahrgast bricht zusammen. Was tun? Olga Slawnikowa über das Risiko, die Gesetze der Physik im Namen des Fortschritts herauszufordern: Die russische Kugel.
LEBENSLINIEN UND BILANZENDer spanische Schriftsteller Enrique Vila-Matas denkt nach über die Erzählkunst. In dieser Kunst braucht es wütende Beharrlichkeit, die Präsenz des Wahnsinnigen hinter dem Werk. Schriftsteller sind Überlebende einer aussterbenden Spezies, Menschen von uralter Kühnheit, Spinner, Gestörte, Personen, die auf faszinierende Weise besessen sind. Warum sind Schriftsteller mehr als andere leichte Beute für Depressionen? Deprimiert sind sie, weil sie den Gedanken nicht ertragen, in einer von Idioten zerstörten Welt leben zu müssen. Die Zukunft.
Heinz-Norbert Jocks spricht in Paris mit Georges-Arthur Goldschmidt, der sein Leben lang in Paris als Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich wirkte: Als Freud in Paris ankam. Über Begegnungen mit Sartre, Genet, Scholem, Handke, Blumenberg und Derrida, über Sprache, über eine andere Interpretation der Psychoanalyse, die Kunst der Übersetzung und die Produktivität von Mißverständnissen: „Die Übersetzung ist dazu da, nicht richtig zu funktionieren. Es bleibt immer ein Rest, und es gibt immer einen kleinen Haken ... das Bild des Unschuldigen vor Gericht, der seine Unschuld nicht beweisen kann. Das ist der Inhalt der Sprache. Eigentlich können Sie sich mit ihr nicht ausweisen. Sie läuft an Ihnen vorbei, und die Übersetzung um so mehr.“
Emil Cioran gilt manchen als „Nietzsche vom Balkan“. Seine Ablösung vom Stifter seines Kosenamens war ein lebenslanger Prozeß. Was Cioran von Nietzsche trennen sollte, bringt schon sein Erstlingsbuch Auf den Gipfeln der Verzweiflung zur Sprache: Die Versuche einer Überwindung des Nihilismus, der Heroismus des Willens. Nietzsches Lehre vom Ursprung der christlichen Sklavenmoral zielt ab auf die Überwindung einer Lüge von Jahrtausenden. Cioran sieht in dieser Überwindungspose Selbstbetrug und psychologische Schwäche. Er mag „rasende Denker“ nicht, und zieht ihnen Skeptiker vor: „Ich liebe die Denker, die an erloschene Vulkane erinnern“. Für ihn wird der freie Geist Nietzsche zuletzt zum Sklaven seiner Ideen. Ein Tauchgang in die Gefäßsysteme des Ressentiments von Jürgen Große.
Die Rekordjagden bei Auktionen für zeitgenössische Kunst scheinen kein Ende zu nehmen. Picassos Gemälde Les femmes d’Alger von 1955 wird für 180 Millionen US-Dollar versteigert, für Modiglianis Nu couché von 1917 zahlt der chinesische Milliardär Liu Yiqian 170,4 Millionen. Auch die Umsätze einzelner Auktionsabende explodieren. Christie’s „Evening Sale“ am 13. November 2013 erbrachte 691 Millionen Dollar. Superreiche aus aller Welt mit unbegrenzter Liquidität stillen ihren Heißhunger auf Distinktionssymbole und demonstrative Souveränitätsgesten. Wer steckt hinter den Garantiesummen, mit denen Auktionshäuser ihre Einlieferer locken? Finanzinstitute stellen nicht selten die Sicherheiten dafür und verdienen mit am Kunstgeschäft. Das Gefüge des Kunstmarkts seine Sammler, Händler, Auktionshäuser und Finanziers untersucht Steffen W. Groß in Auktionsrekorde.
WEGE DES WISSENSDer Anthropologe Philippe Descola untersucht Anthropologie und kulturelle Diversität. Die Menschen selbst sind zu einer Naturgewalt geworden, mit der sie auf den Planeten einwirken. Ökosysteme haben sich seit jeher verändert, doch die Veränderungen der letzten 200 Jahre sind tiefgreifender. Natur wurde als unbeschränkte Ressource für unbeschränktes Wachstum dank unbeschränkter Perfektionierung der Technik angesehen. Die atmosphärische Konzentration von CO2, die Übersäuerung der Ozeane, das Schmelzen der Gletscher hat recht junge Ursachen: den Industrialismus, die thermodynamische Revolution, die technologische Entwicklung. Wie können wir heute eine neue Ethik der Natur formulieren? „Eine politische Ökologie, eine in vollem Maße verwirklichte Kosmopolitik würde sich nicht damit zufrieden geben, der Natur unveräußerliche Rechte zuzubilligen, ohne ihr echte Mittel an die Hand zu geben, diese auch auszuüben ... Wir sollten uns von der kurzsichtigen Tyrannei des Gegenwärtigen befreien“.
Wie rückt man dem Unerforschten zu Leibe? Der Molekularbiologe und Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger spricht mit Michael Schwab über Experimentellen Geist. Experimentalanordnungen benötigen Raum für unerwartete Ereignisse, sind Szenerien erhöhter Geistesgegenwart. Laboratorien ähneln eher Bastelstuben als klinischen Erkenntnisräumen. Flickenteppiche aus technischen Apparaturen und architektonischen Strukturen, improvisierte Versuchsanordnungen und Aufzeichnungssysteme bilden die Infrastrukturen der Forschung. Es gilt, die esoterischen Black Boxes zu öffnen. Künstler und Wissenschaftler sind vergleichbaren Konstellationen ausgesetzt. „Der Künstler steht im Dunkeln am Ende eines Grubenschachts, den die Generation vor ihm in die Erde getrieben hat. Er muß bei seiner Exploration berücksichtigen, daß das Schachtende ihm nicht verrät, welche Richtung er einschlagen soll. Er weiß nur, welcher Richtung seine Vorgänger gefolgt sind. Das ist eine Situation, die Fragen der Orientierung aufwirft, sei es in der Literatur, der Musik, den visuellen Künsten oder den Naturwissenschaften. Es sind Explorationen in einem gefährlichen Raum, einem ungesicherten Raum.“
Der Psychoanalytiker Sergio Benvenuto geht räumlichen Asymmetrien in Neurologie und Kultur nach. Die Asymmetrie von links und rechts tritt in fast allen Sprachen zutage. Rechts ist semantisch mit dem Recht verwandt, mit „richtig“, „aufrecht“, „geradeaus“, „redlich“, mit „gerecht“ und „angemessen“. Es ist ein Privileg, zur Rechten einer Person positioniert zu sein; bei Theologen galt die linke Seite als die der Verdammten und als böses Omen. Das Wort „links“ evoziert etwas Plumpes, Linkisches, Anrüchiges. Hat diese Differenz von rechts und links neurologische Grundlagen? Dann läge das kulturelle Vorurteil bei uns modernen, rationalistischen Menschen, die rechts und links als gleichwertig einschätzen wollen und gegenüber einer angeborenen, im Gehirn wurzelnden Differenz blind sind. Eine Spektralanalyse durch Sprache und Politik, Gehirnforschung und Kommunikationstheorie: Neglect.
Erwin Ritter von Zach war österreichischer Diplomat k.u.k.-Konsul in Singapur und ein ungeheures Sprachtalent, den es nach dem Untergang Kakaniens nach Niederländisch-Indien verschlug. Der virtuose Sinologe beherrschte mühelos 5.000 Charaktere der chinesischen Sprache. Leidenschaftlich, idealistisch und obsessiv, kämpfte er unerschrocken und voller Spottlust von Batavia aus gegen Dilettantismus, akademischen Dünkel und die Lebensfremdheit der deutschsprachigen Sinologie seiner Epoche. Das verkannte Genie opferte seine Karriere auf dem Altar der Unerschrockenheit vor dem Wissenschaftsestablishment. Patricia Görg porträtiert den legendären Außenseiter und Liebhaber der chinesischen Kultur.
BRIEFE & KOMMENTAREReinhard Bernbeck persifliert das Verhalten von Medien bezüglich der Bedrohung von Palmyra durch ISIS: Ur-Sachen. Der ehemalige Soldat Arkadi Babtschenko beobachtet russischen Infantilismus als Staatspolitik. Bora Ćosić singt ein Loblied auf einen rebellischen Künstler: Abgang eines Avantgardisten. Thomas Knauf gibt Budapester Märchen zum besten. In der fröhlichsten Baracke des Sowjetimperiums herrschte der Konsens vom geringeren Übel, den Rest erledigte die Verdrängung.
KORRESPONDENZENUrvashi Butalia berichtet in Indien strahlt nicht von einer Verdüsterung des gesellschaftlichen Klimas unter der Regierung Modi. Der Honeymoon mit dem „strahlenden Indien“ der Hindu-Nationalisten ist vorüber. Biodänen und Phantasten begegnet Suzanne Brøgger. Sie porträtiert die Provinzialisierung ihres Heimatlandes sowie den Hang, sich vor der schwierigen Wirklichkeit in Traumgebilde zu flüchten. Michail Ryklin berichtet von der Verflüchtigung der kurzen Euphorie über den Anschluß der Krim und die mißgelaunte Stimmung in der Gesellschaft. „Diese Menschen erinnern an Insassen eines Busses, die merken, daß mit dem Fahrer etwas nicht stimmt, sich aber dem Willen des Schicksals anheim geben, weil sie sowieso nichts ändern können.“
KUNSTDie imaginäre Safari des Photographen François Fontaine ist eine Hommage an die Kraft der Natur, ihre Schönheit und ihre Poesie. Die farbintensiven, traumwandlerischen Tieraufnahmen erscheinen wie Gemälde, die der erhabenen Vision einer noch wilden Natur entsprechen. Die Unschärfen derealisieren und beseelen die Objekte und lassen sie zu Auslösern vagabundierender Gedanken werden. Niemals verrät die Intimität der Bilder die Unerreichbarkeit und Rätselhaftigkeit der animalischen Wesen. „Die Diskontinuität zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen ist es, die verstanden werden muß, um eine neue Ethik der Natur zu formulieren.“ (Philippe Descola)
LETTRE SPEZIAL: DAS VIERECKIGE OSTEREIZu guter Letzt: Erfreuen Sie sich mit uns an einem prachtvollen Postkartenset à la Lettre: 32 der schönsten und originellsten Arbeiten von Künstlern und Photographen in Lettre – zum Beispiel John Baldessari und Leiko Ikemura, Miquel Barceló und Robert Longo, Rosemarie Trockel oder Lawrence Weiner – auf Chromosulfatkarton brillant gedruckt, gebündelt und in schöner Verpackung: Ein attraktives Geschenk zu Ostern! 22,80 €. www.lettre.de/artikel/postkartenzauber.
Mit Lettre International Nr. 112 beginnt der Frühling! Wir wünschen eine spannende und genußvolle Lektüre!
Mit den besten Grüßen
Ein in vielen Facetten erblühendes Heft: Wir wünschen viel Vergnügen!
KOORDINATENVERSCHIEBUNG„Man stelle sich vor, die Bewertung von Nationen enthielte folgende Kriterien: Anzahl literarischer Übersetzungen / der Grad, in dem ein Staat seine früheren Verbrechen anerkennt / Anzahl der Frauen in öffentlichen Machtpositionen / Durchschnitt der täglich zurückgelegten Schritte / die täglich offline verbrachte Zeit / die Kenntnis der lokalen Umgebung / der Klang lachender alter Menschen / die Anzahl unabhängiger Buchläden / das Verständnis von Freiheit ...“ Gewohnte Hierarchien würden durcheinandergewirbelt. Kraftfelder des Ich und Fragen der Herkunft und Identität erkundet Priya Basilin Woher kommst du? „Es spielt keine Rolle, wie multikulturell oder weit gereist du bist, du bleibst provinziell und beschränkt, wenn du nicht regelmäßig aus deinem Denken heraustrittst.“ Für Basil ist Literatur das beste Trainingsgelände. Geschichten bringen das Schweigen zum Tosen, erwecken Tote zum Leben, exhumieren Vernichtete, gewinnen dem Chaos erkennbare Formen ab. Über die Suche nach dem Ich zwischen den Weltkarten des Wissens, dem Raum des Miteinanders und der Logik des Herzens.
Mit dem Schrecken der Hydra in der digitalen Hypermoderne konfrontiert sich Martin Burckhardt. In den sozialen Netzwerken fallen digitale Mobs über bedauernswerte Tölpel her, leben Trolle, geschützt von digitalen Tarnkappen, ihre Rachsucht aus, verströmen virale Botschaften das Gift der Desinformation. Zu Datenpaketen reduziert, wird der Nutzer enteignet, wandelt sich Intimität zum Rohstoff der Wirtschaft. In dem Maße, in dem die Globalisierung vertraute Koordinatensysteme unterminiert, greift die Hydra um sich und pervertiert die tradierten Ordnungssysteme. Überall erhebt das vielköpfige Monster sein Haupt: im Terrorismus, in hybriden Kriegsformen, in der globalen Finanzkrise, in der Machtlosigkeit Europas, in den Schwarmgebilden des Netzes. Doch die vielgepriesene Zivilgesellschaft führt sich im Wutbürger selbst ad absurdum. Die Stressoren der Globalisierung provozieren Widerstandsreaktionen – die vom Unbehagen bis hin zur Empörung, Haß und Verschwörungstheorien reichen. Und mit dem Streß wächst das Bedürfnis, sich in einer ausgeborgten Identität absichern zu können: Protect me from what I want. Folglich wird die kulturelle Differenz zum Anderen zur Ausrede dafür, sich mit der eigentlichen Ursache des Wandels, dem weltverändernden Globalisierungs- und Digitalisierungsprozeß nicht befassen zu müssen, ihn aber gleichwohl exzessiv nutzen zu können. Welche Kulturkämpfe auch immer bevorstehen: Gewiß ist, die Hydra sind nicht die anderen, die Hydra sind wir selbst. Ein Vogelflug über die gärenden Grundlagen der zeitgenössischen Gesellschaft.
STRATEGIEN DER GEWALTEin pathologisches System der Macht hinter der Maske der Respektabilität analysiert der leitende Staatsanwalt von Palermo Roberto Scarpinato. Seine Vorgänger, Paolo Borsellino und Giovanni Falcone, wurden von der Mafia ermordet. Der Mafiajäger lebt in der sizilianischen Hauptstadt bewacht wie kein Zweiter und kämpft gegen das Krebsgeschwür, das die Gesellschaft zerfrißt. Er untersucht Attentate, Wirtschaftskriminalität, Korruption, Bedrohung, Erpressung, Entführung. Freunde und Kollegen wurden weggebombt, erschossen, starben bei dubiosen Unfällen. Bislang hat er überlebt. Nun formuliert er die Quintessenz seiner Erfahrungen: Die Mafia und die Angst. Er porträtiert die ehrenwerte Gesellschaft und ihre Schnittmengen mit dem Staat, schildert ihre Methoden, ihre Psychologie, Werkzeuge und Sprache. Ihr Universalinstrument ist der Tod. Sie etabliert eine auf Angst gegründete Ordnung. Eine Lectio magistralis über die perversen Verflechtungen zwischen Verbrechen und Macht, von denen die Geschichte Italiens gekennzeichnet ist, einer Macht, welche die Fesseln der Demokratie nicht anerkennt, deren bewaffneter Arm proletarisch, deren Gehirn jedoch bürgerlich ist.
Wer heute nach Paris fährt, erlebt eine Stadt ungewohnter Leere, halbbesetzte Restaurants und Cafés. Die Stadt ist tief getroffen von den dschihadistischen Attentaten 2015. Woher kommt die Radikalisierung des Islam? Oder islamisiert sich hier die Radikalität? Gibt es sozialpsychologische Dispositionen für diese Enthemmung? „Eine elementare Erschütterung des seelischen Gleichgewichts“ kennzeichnet das Empfinden der Verlassenheit, so Hannah Arendt, das Vernichtetsein all dessen, was menschlicher Existenz Sinn verleiht. Die Unmöglichkeit, Anerkennung zu finden, die Erfahrung, entwurzelt und überflüssig zu sein. Erklärt dies das Denken und Handeln selbstmörderischer Dschihadisten? Welche Rolle spielen die „drei gestörten Verhältnisse“ der arabisch-islamischen Welt – die Haltung zur Freiheit, zum Tod und zur Frau? Und was ist mit dem anderen Teil der Jugend? Glaubt sie noch an Emanzipation? Könnte sie zur Jugend einer neuen Aufklärung werden? Jean-Claude Pinson sucht nach Erklärungen.
Globalisierte Gewalt analysiert der Rechtsphilosoph Antoine Garapon als hybrides Phänomen: Sie ist lokal und global, archaisch und postmodern, verbrecherisch und heilig, psychologisch und eschatologisch. Diese Gewalt ist keine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern eine destruktive Kraft, welche die Politik der betroffenen Länder zwingt, sich um die Achsen der Angst und der Sicherheit herum neu zu organisieren. Dieser Terrorismus ist beängstigend, denn er zeigt die Ambiguität der Öffnung unserer Welt auf, ja, ein mögliches Umschlagen der Globalisierung in ihr Gegenteil. Die terroristische Gewalt offenbart den tragischen Teil und die Verletzlichkeit der Moderne.
UNTERM HALBMONDDie arabische Welt östlich von Suez wirkt, als sei über sie das Zeitalter der konfessionellen Bürgerkriege hereingebrochen. Die Erschütterungen des Nahen Ostens sind Anlaß für Georg Brunold, religiöse Hochspannung und den iranisch-arabischen Machtkampf auszumessen. Die islamische Spaltung gegen Mitte des 7. Jahrhunderts, die 1.350 Jahre währende Aufspaltung in Sunniten und Schiiten, wäre noch vor 50 Jahren kaum als relevant in der nachkolonialen Staatenwelt der Region wahrgenommen worden; doch aus der Tiefe der Zeit strahlt das ursprüngliche Schisma violent in die Gegenwart zurück. Über Blutlinien und Überlieferung, Gelehrte und Mystiker, Theologie und Philosophie, über Wahhabismus und Salafismus, über Fronten im Zweistromland und Märtyrer auf Gottes Pfaden. Eine kaleidoskopische Reise durch die Geschichte bis zu Leitmotiven der Gegenwart: „Unsere größte Hoffnung ist der Märtyrertod auf dem Pfad Gottes.“
Europa sucht nach einer Lösung für die Flüchtlingskrise, und die Türkei schickt sich an als Partner Europas zum Schlüsselakteur des Dramas zu werden. Im Land am Bosporus werden Zeitungen geschlossen, Journalisten eingeschüchtert und inhaftiert, Demonstranten niedergeknüppelt, die Kurdengebiete abgeriegelt, Waffen ins syrische Bürgerkriegsgebiet geschmuggelt, und lange finanzierte sich ISIS über den Ölverkauf an türkische Adressaten. Dennoch scheint man in Europa bereit, für die türkische Hilfestellung viele Augen zuzudrücken. Einst war die AKP als islamische Spielart der Christdemokratie angetreten und wollte die Türkei nach Europa führen. Gigantische Infrastrukturprojekte, ein Immobilienboom auf Kredit, Metropolenwachstum, eine prosperierende Mittelklasse – schon sah sich Erdoğan als neuer Sultan einer neoosmanischen Renaissance. Heute sind solche Illusionen verflogen. Kein neuer islamischer Halbmond unter Istanbuler Hegemonie, die Bruchlinien im Inneren des Landes und die Nachbarschaftskonflikte vervielfachen sich, die Versuchung zur Diktatur wächst. Ein Warnruf von Marco d’Eramo: Erdoğans Regime.
Lina Meruane hat die Palästinensergebiete Israels besucht und ordnet ihre Eindrücke. Sie ruft sich Worte, die Stille, den Lärm in Erinnerung. Das Schweigen leerer Straßen und verlassener Märkte, das Schweigen zwischen den Zweigen alter Olivenbäume, die ungeerntet bleiben, das Schweigen der Steine von Hebron ... Und die akustische Gegenwelt: Schläge gegen Holztüren, der Lärm von Zusammenstößen und Schüssen, Polizeisirenen, Schreie von Fliehenden, die die Stille unterbrechen. Der Versuch, einem scheinbar unveränderlichen Konflikt beizukommen: Zungen voller Wörter.
Stephen Eric Bronner sucht einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt. Eine „Algebra des Blutes“ prägt das Verhältnis von Israelis und Palästinensern. Jede Seite begreift sich als Opfer eines Opfers, die Identitäten eines jeden sind zutiefst mit dem eigenen Leidensprozeß verwoben, historische Traumata entfachen den Streit darum, wer stärker gelitten hat. Schuld spielt auf beiden Seiten eine bedeutende Rolle. Lange verknoteten sich hier alle nahöstlichen Verwicklungen. Heute jedoch verschieben sich die Gewichte: Die Krisen in Irak, Libyen und Syrien, die Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten, die Rehabilitierung des Iran, die neue Rolle der Kurden verändern die Konstellationen. Die Zeit der Ernüchterung ist gekommen.
Ein Rechtsungeheuer aus der Kolonialgeschichte Frankreichs in Algerien inspiziert Olivier Le Cour Grandmaison. Französische Rechtssprechung, Rechtspraktiken und Verwaltungsdekrete verknüpften sich in Algerien zu einem Disziplinarregime. Trotz der Berufung der „Grande Nation“ auf „liberté, égalité, fraternité“ wurden die autochthonen Einwohner in ihrer Heimat als Bürger zweiter Klasse behandelt. Diese Erniedrigungen durchziehen ihre kollektive Erinnerung bis heute. Die weiße Hegemonie sollte den Aufstieg der farbigen Völker blockieren, doch zuletzt markierte die Unabhängigkeit den bitteren Schlußakkord in einem grausam geführten Befreiungskampf. Eine Bestandsaufnahme.
Als verspätete Religion, die sich mit den Errungenschaften der Moderne wenig auseinandergesetzt hat, erscheint der heute vorherrschende Islam als Glaube, der eine einzige Wahrheit postuliert und sich seiner hybriden Spiritualität kaum mehr bewußt ist. Der Islam fordert Ernst vom muslimischen Gläubigen und degradiert das Spiel als Ablenkung von der Frömmigkeit. Der historische Mohammed hingegen scheute weder Spiel noch Gesang und küßte seine Frauen selbst während des Fastenmonats Ramadan. Diese heitere Seite des Propheten, der Religion als Mittel der Befreiung, der Freude und Geduld verstand, fiel dem Vergessen anheim. Welche Rolle spielt Humor im Islam?, fragt der Philosoph Rachid Boutayeb. Über das Lachen Mohammeds und den tödlichen Ernst der Eiferer.
EXTRAVAGANZENMit dem Naadam-Fest zelebriert die Mongolei in jedem Sommer ihre Unabhängigkeit von China. Diese Feierlichkeiten mit ihren Wettkämpfen in den Disziplinen Ringen und Bogenschießen, Pferderennen und Adlerjagd erinnern an Traditionen aus der Zeit Dschingis Khans. Beteiligte in ihren prachtvollen Kostümen photographierte Stanislas Guigui: Mongolische Krieger.
Der chilenische Dichter Vicente Huidobro (1893–1948) war der Erfinder des „Creacionismo“; von seinem Werk ist hierzulande nur wenig bekannt. Wir präsentieren Auszüge aus seinem Poem Altazor oder eine Fallschirmreise erstmalig auf deutsch: Ich greife meinen Fallschirm und stürze mich von der Kante meines Kreise ziehenden Sterns in die Atmosphäre des letzten Seufzers. (...) / Und so stürzt nun mein Fallschirm Traum für Traum durch die Räume des Todes. / Am ersten Tag begegnete ich einem fremden Vogel. Er sagte: ‘Wäre ich ein Dromedar, dann hätte ich jetzt / keinen Durst. Wie spät ist es?’ Er trank von dem Tau, der sich auf meinen Haaren gesammelt hatte, / warf mir dreieinhalb Blicke zu und winkte noch mit seinem prächtigen Taschentuch, bevor er weiterflog. / Gegen zwei Uhr desselben Tages begegnete ich einem hübschen Flugzeug, das über und über von Schuppen / und Schnecken verkrustet war. Es war gerade auf der Suche nach einem Plätzchen, wo es sich unterstellen / könnte, denn es regnete. / Weit in der Ferne lagen in der Farbe der Morgenröte die Schiffe vor Anker. Auf einmal fingen sie an, / eins nach dem anderen loszufahren, und zogen dabei unbestreitbar Fetzen der Morgenröte hinter sich her, / so als wären es Fahnen. (...) / Da hörte ich den namenlosen Schöpfer sprechen. Er ist ein einfaches Loch in der Leere, schön wie ein / Bauchnabel. / ‘Ich machte Krach und aus diesem Krach entstanden der Ozean und die Wellen des Ozeans.’ / ‘Der Krach wird immer an den Wellen kleben, und die Wellen immer an ihm, genauso wie Briefmarken / auf Postkarten.’ / ‘Dann spann ich einen langen Faden aus leuchtenden Strahlen, um die Tage nach und nach miteinander / vernähen zu können (...)“
Unser Erzähler ist Technisch insolvent. Seiner Selbstwahrnehmung, zum wandelnden Fiasko zu mutieren, liegt die Erfahrung seines Scheiterns als Schriftsteller zugrunde. In eine Nachbarschaftsfehde verwickelt, unfähig, ein Darlehen zurückzuzahlen, weil seine Immobilie an Wert verloren hat, von Schreibblockaden gepeinigt, ergreifen ihn Gedanken an Flucht und Exil. Identität und Grenzen verschwimmen, sein Zeitgefühl schwindet. „Die Friedhöfe wachsen, die Zahl der Verteidiger schmilzt ... Wir schauen ins Antlitz des Hungers, ins Antlitz des Feuers, des Todes und ins ärgste Gesicht von allen – in das des Verrats/ und nur unsere Träume sind nicht gedemütigt worden.“ (Zbigniew Herbert). Ein unerschrockener Blick in seelische Abgründe von Simon Glinvad Nielsen.
Sowjetische Zeiten. Ein heroisches Ereignis steht bevor. Auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn soll ein Geschwindigkeitsrekord aufgestellt werden. Der jetgetriebene Hochgeschwindigkeitszug „Rossija“ geht auf Jungfernfahrt von Moskau nach Irkutsk, 5.192 km in nur sechseinhalb Stunden. An Bord eine Schicksalsgemeinschaft, Pressevertreter, überdreht, in eifersüchtige Scharmützel verwickelt. Der Zug setzt sich in Bewegung, dämonische Schwere breitet sich aus, das in einen unbekannten Aggregatzustand übergegangene Rußland fliegt am Fenster vorbei. Dann der erste Schlag: Nervosität ergreift die Passagiere, niemand weiß, was draußen vor sich geht. Ein Fahrgast bricht zusammen. Was tun? Olga Slawnikowa über das Risiko, die Gesetze der Physik im Namen des Fortschritts herauszufordern: Die russische Kugel.
LEBENSLINIEN UND BILANZENDer spanische Schriftsteller Enrique Vila-Matas denkt nach über die Erzählkunst. In dieser Kunst braucht es wütende Beharrlichkeit, die Präsenz des Wahnsinnigen hinter dem Werk. Schriftsteller sind Überlebende einer aussterbenden Spezies, Menschen von uralter Kühnheit, Spinner, Gestörte, Personen, die auf faszinierende Weise besessen sind. Warum sind Schriftsteller mehr als andere leichte Beute für Depressionen? Deprimiert sind sie, weil sie den Gedanken nicht ertragen, in einer von Idioten zerstörten Welt leben zu müssen. Die Zukunft.
Heinz-Norbert Jocks spricht in Paris mit Georges-Arthur Goldschmidt, der sein Leben lang in Paris als Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich wirkte: Als Freud in Paris ankam. Über Begegnungen mit Sartre, Genet, Scholem, Handke, Blumenberg und Derrida, über Sprache, über eine andere Interpretation der Psychoanalyse, die Kunst der Übersetzung und die Produktivität von Mißverständnissen: „Die Übersetzung ist dazu da, nicht richtig zu funktionieren. Es bleibt immer ein Rest, und es gibt immer einen kleinen Haken ... das Bild des Unschuldigen vor Gericht, der seine Unschuld nicht beweisen kann. Das ist der Inhalt der Sprache. Eigentlich können Sie sich mit ihr nicht ausweisen. Sie läuft an Ihnen vorbei, und die Übersetzung um so mehr.“
Emil Cioran gilt manchen als „Nietzsche vom Balkan“. Seine Ablösung vom Stifter seines Kosenamens war ein lebenslanger Prozeß. Was Cioran von Nietzsche trennen sollte, bringt schon sein Erstlingsbuch Auf den Gipfeln der Verzweiflung zur Sprache: Die Versuche einer Überwindung des Nihilismus, der Heroismus des Willens. Nietzsches Lehre vom Ursprung der christlichen Sklavenmoral zielt ab auf die Überwindung einer Lüge von Jahrtausenden. Cioran sieht in dieser Überwindungspose Selbstbetrug und psychologische Schwäche. Er mag „rasende Denker“ nicht, und zieht ihnen Skeptiker vor: „Ich liebe die Denker, die an erloschene Vulkane erinnern“. Für ihn wird der freie Geist Nietzsche zuletzt zum Sklaven seiner Ideen. Ein Tauchgang in die Gefäßsysteme des Ressentiments von Jürgen Große.
Die Rekordjagden bei Auktionen für zeitgenössische Kunst scheinen kein Ende zu nehmen. Picassos Gemälde Les femmes d’Alger von 1955 wird für 180 Millionen US-Dollar versteigert, für Modiglianis Nu couché von 1917 zahlt der chinesische Milliardär Liu Yiqian 170,4 Millionen. Auch die Umsätze einzelner Auktionsabende explodieren. Christie’s „Evening Sale“ am 13. November 2013 erbrachte 691 Millionen Dollar. Superreiche aus aller Welt mit unbegrenzter Liquidität stillen ihren Heißhunger auf Distinktionssymbole und demonstrative Souveränitätsgesten. Wer steckt hinter den Garantiesummen, mit denen Auktionshäuser ihre Einlieferer locken? Finanzinstitute stellen nicht selten die Sicherheiten dafür und verdienen mit am Kunstgeschäft. Das Gefüge des Kunstmarkts seine Sammler, Händler, Auktionshäuser und Finanziers untersucht Steffen W. Groß in Auktionsrekorde.
WEGE DES WISSENSDer Anthropologe Philippe Descola untersucht Anthropologie und kulturelle Diversität. Die Menschen selbst sind zu einer Naturgewalt geworden, mit der sie auf den Planeten einwirken. Ökosysteme haben sich seit jeher verändert, doch die Veränderungen der letzten 200 Jahre sind tiefgreifender. Natur wurde als unbeschränkte Ressource für unbeschränktes Wachstum dank unbeschränkter Perfektionierung der Technik angesehen. Die atmosphärische Konzentration von CO2, die Übersäuerung der Ozeane, das Schmelzen der Gletscher hat recht junge Ursachen: den Industrialismus, die thermodynamische Revolution, die technologische Entwicklung. Wie können wir heute eine neue Ethik der Natur formulieren? „Eine politische Ökologie, eine in vollem Maße verwirklichte Kosmopolitik würde sich nicht damit zufrieden geben, der Natur unveräußerliche Rechte zuzubilligen, ohne ihr echte Mittel an die Hand zu geben, diese auch auszuüben ... Wir sollten uns von der kurzsichtigen Tyrannei des Gegenwärtigen befreien“.
Wie rückt man dem Unerforschten zu Leibe? Der Molekularbiologe und Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger spricht mit Michael Schwab über Experimentellen Geist. Experimentalanordnungen benötigen Raum für unerwartete Ereignisse, sind Szenerien erhöhter Geistesgegenwart. Laboratorien ähneln eher Bastelstuben als klinischen Erkenntnisräumen. Flickenteppiche aus technischen Apparaturen und architektonischen Strukturen, improvisierte Versuchsanordnungen und Aufzeichnungssysteme bilden die Infrastrukturen der Forschung. Es gilt, die esoterischen Black Boxes zu öffnen. Künstler und Wissenschaftler sind vergleichbaren Konstellationen ausgesetzt. „Der Künstler steht im Dunkeln am Ende eines Grubenschachts, den die Generation vor ihm in die Erde getrieben hat. Er muß bei seiner Exploration berücksichtigen, daß das Schachtende ihm nicht verrät, welche Richtung er einschlagen soll. Er weiß nur, welcher Richtung seine Vorgänger gefolgt sind. Das ist eine Situation, die Fragen der Orientierung aufwirft, sei es in der Literatur, der Musik, den visuellen Künsten oder den Naturwissenschaften. Es sind Explorationen in einem gefährlichen Raum, einem ungesicherten Raum.“
Der Psychoanalytiker Sergio Benvenuto geht räumlichen Asymmetrien in Neurologie und Kultur nach. Die Asymmetrie von links und rechts tritt in fast allen Sprachen zutage. Rechts ist semantisch mit dem Recht verwandt, mit „richtig“, „aufrecht“, „geradeaus“, „redlich“, mit „gerecht“ und „angemessen“. Es ist ein Privileg, zur Rechten einer Person positioniert zu sein; bei Theologen galt die linke Seite als die der Verdammten und als böses Omen. Das Wort „links“ evoziert etwas Plumpes, Linkisches, Anrüchiges. Hat diese Differenz von rechts und links neurologische Grundlagen? Dann läge das kulturelle Vorurteil bei uns modernen, rationalistischen Menschen, die rechts und links als gleichwertig einschätzen wollen und gegenüber einer angeborenen, im Gehirn wurzelnden Differenz blind sind. Eine Spektralanalyse durch Sprache und Politik, Gehirnforschung und Kommunikationstheorie: Neglect.
Erwin Ritter von Zach war österreichischer Diplomat k.u.k.-Konsul in Singapur und ein ungeheures Sprachtalent, den es nach dem Untergang Kakaniens nach Niederländisch-Indien verschlug. Der virtuose Sinologe beherrschte mühelos 5.000 Charaktere der chinesischen Sprache. Leidenschaftlich, idealistisch und obsessiv, kämpfte er unerschrocken und voller Spottlust von Batavia aus gegen Dilettantismus, akademischen Dünkel und die Lebensfremdheit der deutschsprachigen Sinologie seiner Epoche. Das verkannte Genie opferte seine Karriere auf dem Altar der Unerschrockenheit vor dem Wissenschaftsestablishment. Patricia Görg porträtiert den legendären Außenseiter und Liebhaber der chinesischen Kultur.
BRIEFE & KOMMENTAREReinhard Bernbeck persifliert das Verhalten von Medien bezüglich der Bedrohung von Palmyra durch ISIS: Ur-Sachen. Der ehemalige Soldat Arkadi Babtschenko beobachtet russischen Infantilismus als Staatspolitik. Bora Ćosić singt ein Loblied auf einen rebellischen Künstler: Abgang eines Avantgardisten. Thomas Knauf gibt Budapester Märchen zum besten. In der fröhlichsten Baracke des Sowjetimperiums herrschte der Konsens vom geringeren Übel, den Rest erledigte die Verdrängung.
KORRESPONDENZENUrvashi Butalia berichtet in Indien strahlt nicht von einer Verdüsterung des gesellschaftlichen Klimas unter der Regierung Modi. Der Honeymoon mit dem „strahlenden Indien“ der Hindu-Nationalisten ist vorüber. Biodänen und Phantasten begegnet Suzanne Brøgger. Sie porträtiert die Provinzialisierung ihres Heimatlandes sowie den Hang, sich vor der schwierigen Wirklichkeit in Traumgebilde zu flüchten. Michail Ryklin berichtet von der Verflüchtigung der kurzen Euphorie über den Anschluß der Krim und die mißgelaunte Stimmung in der Gesellschaft. „Diese Menschen erinnern an Insassen eines Busses, die merken, daß mit dem Fahrer etwas nicht stimmt, sich aber dem Willen des Schicksals anheim geben, weil sie sowieso nichts ändern können.“
KUNSTDie imaginäre Safari des Photographen François Fontaine ist eine Hommage an die Kraft der Natur, ihre Schönheit und ihre Poesie. Die farbintensiven, traumwandlerischen Tieraufnahmen erscheinen wie Gemälde, die der erhabenen Vision einer noch wilden Natur entsprechen. Die Unschärfen derealisieren und beseelen die Objekte und lassen sie zu Auslösern vagabundierender Gedanken werden. Niemals verrät die Intimität der Bilder die Unerreichbarkeit und Rätselhaftigkeit der animalischen Wesen. „Die Diskontinuität zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen ist es, die verstanden werden muß, um eine neue Ethik der Natur zu formulieren.“ (Philippe Descola)
LETTRE SPEZIAL: DAS VIERECKIGE OSTEREIZu guter Letzt: Erfreuen Sie sich mit uns an einem prachtvollen Postkartenset à la Lettre: 32 der schönsten und originellsten Arbeiten von Künstlern und Photographen in Lettre – zum Beispiel John Baldessari und Leiko Ikemura, Miquel Barceló und Robert Longo, Rosemarie Trockel oder Lawrence Weiner – auf Chromosulfatkarton brillant gedruckt, gebündelt und in schöner Verpackung: Ein attraktives Geschenk zu Ostern! 22,80 €. www.lettre.de/artikel/postkartenzauber.
Mit Lettre International Nr. 112 beginnt der Frühling! Wir wünschen eine spannende und genußvolle Lektüre!
Mit den besten Grüßen
Lettre International