Donnerstag, 2. November 2006

Junge Männer: Söhne ohne Perspektive

Angeregt durch die Diskussion in der letzten Sendung des »philosophischen Quartetts« vom 29.10.06 mit dem Thema »Weltproblem Radikalismus«, an dem auch Gunnar Heinsohn teilnahm, hier einige Links zu seinem Buch »Söhne und Weltmacht« aus dem Jahr 2003:

- Gunnar Heinsohn: junge, männliche Singles als Bedrohung der Ordnung (Single-Generation)

- Theorien: Machen junge Männer Krieg? (Reiner Klingholz, ZEIT Magazin, 26.02.2004)
bei learnline (da gibt’s auch einen Vortrag zum Thema zum Runterladen)
Finis Germaniae? (Gunnar Heinsohn, ZEIT-Feuilleton, 06.02.2008)
- Zahltag! (Gunnar Heinsohn, Schweizer Montag, April 2014)
Neben der Flucht der zu melkenden Kuh – der unternehmerisch handelnden Persönlichkeit – erleben progressive Politiker gelegentlich hautnah, dass sie nach Überforderung per Bankrott einfach tot umkippt. Da dadurch die eigenen Topgehälter- und Pensionsansprüche uneinbringbar werden, wird geschmeidig auf (6) hohe, aber nicht extreme Steuerprogression für Reichere nebst Geldleihe von ihnen umgeschaltet. Die Zahl der von Steuern Befreiten und die Vergrösserung der sozial gestützten Familien können so für die Steigerung der Wahlmacht weiter erhöht werden. Zeitgleich beginnt die Propaganda für die Vorbereitung der nächsten Stufe. Das für Soziales von den Reichen geliehene Geld – so wird in Medien und Wahlkämpfen gestreut – mache diese über Zinseinkünfte noch reicher, was doch obszön sei. Die bisher über Steuern Enteigneten sind plötzlich Gläubiger, die Forderungen stellen. Doch die müssen sie an Schuldner richten, die zwar finanziell von ihnen abhängig sind, aber die ebenfalls aus ihrem Geld finanzierten Wahlen spielend gewinnen. Die Reichen sind in einer ziemlich misslichen Lage […]

Unter den fünf wichtigsten Massnahmen zum Ködern von Gläubigern ist die leckerste das (a) gesetzliche Freistellen der in Banken und Versicherungen Investierenden von der Eigenkapitalunterlegung, wenn sie Staatstitel (selbst mit schlechten Ratings) kaufen, während etwa Aktien oder Rohstoffe teures Eigenkapital bin- den. Bei den gesetzlich vorgeschriebenen Anteilen an liquiden (leicht verkaufbaren) Mitteln dürfen (b) Staatsanleihen wie Bargeld verbucht werden. Zugleich erlauben dieselben Staaten, dass ihre – auch schlechten – Staatstitel von den Bankeigentümern (c) als vollgültiges Pfand bei der Zentralbank für das Leihen frischen Geldes eingesetzt werden können. Ausleihungen der Zentralbanken mit (d) Zins nahe null über mehrere Jahre (statt Wochen) hinweg ermöglichen das mehrjährige Einnehmen von – sagen wir – 5 Prozent Zinsen auf Staatsanleihen mit schlechtem Rating. Die Differenz zwischen 0 und 5 Prozent kann eingesackt werden. Staatstitel, die für 10 000 gekauft werden, fallen selbst nach dem Herabstufen durch Ratingagenturen nicht ins Bodenlose, weil dann (e) Zentralbanken mit unendlich tiefen Taschen diese Titel ankaufen und so ihren Preis wieder hochziehen und Verluste verhindern.

Zwei Rezensionen: 
- Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen (Perlentaucher)

Das Philosophische Quartett |2006| Demographie als Schicksal - Das Drama der Geburtenraten [1:00:48]


Veröffentlicht am 11.10.2014
Gäste: Roger Willemsen, Gunnar Heinsohn (EA: 29.10.2006)
Inhalt: "Seit der Publikation von Samuel Huntingtons umstrittener Epochendiagnose vom „Zusammenprall der Kulturen“ ist das Denken der Soziologen von der Annahme beherrscht, mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums, der vermeintlichen Weltenwende, entstehe eine neue Konfliktlandschaft, deren Verwerfungen nicht länger mehr durch den Antagonismus von westlich-kapitalistischer und kommunistischer Ideologie definiert, sondern von kulturellen und religiösen Agenten strukturiert würde. Huntington selber hat als Gegner des westlichen Way of life asiatische Staaten, das Großreich China zumal, und die islamisch geprägte Welt ausgemacht. Das ist freilich so neu nicht: In den Zuordnungen des Islam erkennt der Europäer mit historischem Gedächtnis die alte „orientalische Frage“ wieder.

Geht es aber in Wahrheit nicht um eine ganz andere Konfliktlinie, die im gegenwärtigen Lärm der Interessenten unbeachtet zu bleiben neigt, eine Konfliktlinie, an deren Verlauf deutlich werden kann, dass die intensivsten Auseinandersetzungen unserer Zeit wohl doch nicht nur ideengeschichtliche, kulturell oder religiös intonierte Ursachen haben? Diese Reibungsgrenze verläuft an demographisch heißen und den demographisch kühlen Zonen des Planeten. Sie wird, so konstatiert der Bremer Soziologe Gunnar Heinsohn, konkret unter anderem am Schicksal der ungezählten Millionen junger Männer in den benachteiligten Ländern und Völkern der asiatisch-afrikanischen Dritten Welt, den, wie er sagt „überflüssigen Söhnen“, in denen sich ein nicht zu überschätzendes Frustrations- und Resignationspotential staut, das nach Entladungen drängt.

Aus dieser anderen Diagnose ergeben sich politisch – strategische wie ethische Konsequenzen für eine Definition der westlichen Position auch im Hinblick auf bevorstehende, eher heikle Diskurse mit den anderen monotheistischen Religionen. Zivilisationsarbeit in den demographisch unruhigen Zonen, Absenkung der Geburtenrate zur demographisch Temperaturregelung scheint daher eine der vordringlichen Aufgaben zu werden.

Wie eine Politik aussehen müsste, die sich nicht an den Symptomen abarbeitet, sondern sich mit umfassend geopolitischem Blick und weltethischer Verantwortung entschlossen den Ursachen zuwendet, darüber diskutieren im „Philosophischen Quartett“ Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit Ihren Gästen, dem Bremer Soziologen und Gewaltforscher Gunnar Heinsohn und dem Publizisten und Schriftsteller Roger Willemsen." (Text: ftsmedia.de)

Gunnar Heinsohn - Die Diktatur des Kapitals? [1:00:46]

Hochgeladen am 26.01.2012
Sendung des Philosophischen Quartetts von 2005.

mehr:
- Gunnar Heinsohn hat wieder zugeschlagen (Klaus Baum, Notizen aus der Unterwelt, 19.07.2012)
zuletzt aktualisiert am 06.01.2016