Montag, 17. November 2014

The world's smallest sculptures - in pictures

Jonty Hurwitz, co-founder of Wonga.com, has created nanosculptures of human forms that are invisible to the naked eye and can only be viewed on the screen of a powerful scanning electron microscope
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- The world's smallest sculptures - in pictures (Guardian, 17.11.2014)
Trust, a nanosculpture of a female figure by Jonty Hurwitz, is the smallest creation in human history at approximately 80 by 100 by 20 microns Photograph: Jonty Hurwitz/Rex

Church of England clears way for female bishops

First women could be appointed before Christmas and there should be a female bishop in the House of Lords by Easter

The Church of England has finally cleared the last obstacle to appointing women as bishops, overwhelmingly approving legislation at the general synod bringing to an end 20 years of wrangling.

In a show of hands, around 30 people voted against the motion, out of around 480 present. The first women could be appointed before Christmas and arrangements are in place to fast-track anyone eligible into the House of Lords. It seems likely there will be a woman sitting in the House of Lords as a bishop by Easter next year.

The archbishop of Canterbury, Justin Welby, predicted that in 10 years’ time half the Church of England’s bishops might be women. “Ten to 15 years would be reasonable. It depends when people retire,” he said after the vote.

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- Church of England clears way for female bishops (Guardian, 17.11.2014)

Kalte Progression – Wie der Staat klammheimlich seine Bürger ausnimmt

Eine neue Studie enthüllt die Ausmaße der kalten Progression: Rund 3300 Euro mehr Steuern muss ein Durchschnittsverdiener zahlen. In der CDU wächst darüber der Unmut – beim Parteitag droht Ärger.
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- Kalte Progression – Wie der Staat klammheimlich seine Bürger ausnimmt (Die Welt, 17.11.2014)
Zitat:
Demnach wird der Staat von 2015 bis 2018 bei einer unterstellten Preissteigerungsrate von einem Prozent 15 Milliarden Euro zusätzlich durch die "heimlichen Steuererhöhungen" einnehmen. Liegt die Inflation im Schnitt bei 1,5 Prozent, erhöhen sich die Einnahmen des Fiskus sogar auf 23,8 Milliarden Euro.

Leidtragende sind die Steuerzahler: Ein Single mit einem Jahresbruttoeinkommen von fast 54.000 Euro muss bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent zwischen 2014 und 2018 wegen der kalten Progression insgesamt 1057 Euro mehr Steuern zahlen. Für Doppelverdiener-Haushalte mit einem Bruttojahreseinkommen von rund 85.500 Euro schlägt der Effekt mit 1435 Euro zu Buche.

Ein alleinerziehender Durchschnittsverdiener mit einem Einkommen von rund 27.000 Euro im Jahr muss wegen der kalten Progression zwar "nur" 453 Euro mehr zahlen – allerdings ist die Belastung ausgerechnet in dieser ärmeren Einkommensgruppe relativ gesehen stärker als bei Gutverdienern. Die Studie unterstellt bei allen Einkommensgruppen Lohnsteigerungen von durchschnittlich zwei Prozent.


Wie das FBI Martin Luther King bedrohte

(14.11.2014) Marthin Luther King geriet 1961 ins Visier des FBI und wurde nach seiner legendären "I have a dream"-Rede vor 250.000 Menschen als "der gefährlichste Neger für die Zukunft unseres Landes" eingeschätzt. Deshalb unternahm das FBI alles, um ihn einzuschüchtern und zu diskreditieren, inklusive Totalüberwachung und eines anonymen Briefes, in dem ihm Selbstmord nahegelegt wurde. Dieser Brief war bislang nur mit vielen Schwärzungen, also in zensierter Form bekannt, wurde aber jetzt von der "New York Times" vollständig veröffentlicht.

Deutschprachige Medien gehen darauf in Form einer übernommenen Agenturmeldung ein und betonen in Schlagzeilen stets, dass es sich um einen "Hassbrief" handelte und zitieren Ausdrücke wie "Bestie" und "wildes Tier". Man sieht dies bei derbund.ch ebenso wie bei den österreichischen Salzburger Nachrichten oder dem deutschen Focus, der schreibt: "Erstmals ist ein anonymer FBI-Hassbrief aus dem Jahr 1964 an den Bürgerrechtler Martin Luther King veröffentlicht worden. Es ist ein bedrückendes Zeugnis von Rassenwahn, Hass und Fremdenfeindlichkeit der USA."

Auffällig ist, dass versucht wird, die Vorgangsweise des FBI Zeiten voller "Rassenwahn", als es in den USA noch Rassentrennung gab, und der problematischen Persönlichkeit von FBI-Chef J. Edgar Hoover zuzuordnen (den Biografen als "Muttersöhnchen" beschreiben, das nicht offen zu seiner Homosexualität stand und das auch Präsidenten mit Ausgespähtem erpresste). Es soll also suggeriert werden, dass diese Zeiten vorbei sind, es sich auch um einen Einzelfall handelte, und nicht um Methoden, die keineswegs auf das FBI unter Hoover beschränkt waren und sind. 

Die US-Seite vox.com erinnert daran, wie das FBI auf Kings Rede 1963 reagierte: "'We must mark him now, if we have not done so before, as the most dangerous Negro of the future in this Nation from the standpoint of communism, the Negro and national security,'  FBI domestic intelligence chief William Sullivan wrote in a memo two days later. A massive surveillance operation on King was quickly approved, and FBI director J. Edgar Hoover became increasingly fixated on proving that King had Communist ties, and discrediting him generally."

mehr:
- Wie das FBI Martin Luther King bedrohte (CeiberWeiber, 14.11.2014)

Speech on America (Boston Legal)

ABC’s Boston Legal [Speech on America by Alan Shore]  {5:14} 

gintherlover  
Am 09.03.2011 veröffentlicht 
Character Alan Shore, an Attorney, gives an interesting speech on the status quo of the American throng. It is a thought provoking video. The some clips are from the show, some are apparently from unidentified other youtube users, to whom some credit goes, but until I can dig up the names.....

- James Spader's Speech on Boston Legal (Somebigguy, 911blogger, 18.03.2006)

Vor 2500 Jahren – 900-300 v. Chr.: Blütezeit der westafrikanischen Nok-Kultur

Spuren eines rätselhaften Volkes

Ende der 1980er-Jahre tauchten auf dem internationalen Kunstmarkt prächtige Terrakotten auf, die aus Westafrika stammten. Es handelte sich um kunstvolle Plastiken der westafrikanischen Nok-Kultur, die in stilisierter Form Menschen und Tiere darstellen. Ihr gemeinsames Charakteristikum ist die elliptische bis dreieckige Form der Augen, deren Pupille durch eine Vertiefung angedeutet ist. Die Wissenschaft spürt dieser Kultur erst seit gut zehn Jahren nach. Neue Datierungen von Funden legen nahe, dass die Nok-Kultur sich vor mehr als 3000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Nigerias entwickelte. Die Frühphase dauerte wohl von 1500 bis 900 v. Chr., danach erlebte diese Kultur ihre Blütezeit, um gegen 300 zu verschwinden. 
Terrakottaköpfe der Nok-Kultur, 1. Jhdt. v. Chr.
Die Terrakotten wurden bei Temperaturen um 700°C gebrannt. Die größten dieser Werke sind bis zu 1,5 m hoch. Auch Eisenteile in Form von Armreifen, Messern oder Pfeilspitzen wurden gefunden. Was aber bisher völlig fehlt sind Überreste der Träger der Nok-Kultur. Kein einziges Skelett blieb im Erdreich erhalten, alle Knochen, auch die von Tieren, wurden vom sauren Boden aufgelöst. Tempel oder Hütten sind ebenfalls spurlos verschwunden, von den Nok-Leuten weiß man daher so gut wie nichts. 

Was am 17. November noch geschah: 
1973: Frankreich und England beschließen, einen Tunnel unter dem Ärmelkanal zu bauen. 

Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014

Archäologie in Westafrika – Das Rätsel der Nok-Kultur (Spektrum.de, 19.06.2008)
- Nichts als Kunst? (Nok-Kultur.de)

Afrikanische Nok Ausstellung im Liebieghaus eröffnet [2:19]

Veröffentlicht am 29.10.2013
Der Kontinent Afrika übt auf viele Menschen eine große Faszination aus. Er bietet tolle Landschaften, fremde Traditionen und eben auch eine besondere Form der Kunst. Diese Kunst der afrikanischen Nok-Kultur wird uns nun im Frankfurter Liebieghaus näher gebracht. Heute wurde die neue Sonderausstellung vorab präsentiert.


- Skandal: Neu entdeckte Nok-Sulpturen werden erstmals in Deutschland und nicht in Nigeria gezeigt (Einar Schlereth, 28.10.2013)
Kwame Opoku hat am 25. October 2013 einen Artikel geschrieben, in dem er von dem Liebieghaus in Frankfurt und von der National Commission for Museums and Monument (NCMM) in Nigeria Rechenschaft darüber verlangt, wieso die bedeutenden Ausgrabungen des Archäologischen Institus der Universität Frankfurt in Nigeria im Bereich der 2000 Jahre alten Nok-Kultur zuerst in Deutschland statt im Ursprungsland Nigeria gezeigt werden. Er schreibt:

„Wir lesen mit Erstaunen und Zorn, dass die jüngst entdeckten Nok Skulpturen zum ersten Mal in Deutschland und nicht in Nigeria, wo sie entdeckt wurden, ausgestellt werden. Eine Ausstellung 'Nok Origin of African Sculpture', organisiert von der Frankfurter Universität und der Liebieghaus Skulpturensammlung wird vom 30. Oktober 2013 bis zum Februar 2014 gezeigt und präsentiert über einhundert Skulpturen, die von den Archäologen der Frankfurter Universität ausgegraben worden sind.“
In Frankfurt werden die Objekte zusammen mit Beispielen aus dem alten Ägypten sowie aus der parallellen Zeitperiode der römischen und griechischen Kultur gezeigt. In Zusammenhang damit sollen Vorträge und Workshops stattfinden. Doch anschließend geht diese Ausstellung nicht nach Nigeria, sondern die Nok Skulpturen werden lediglich zurückgegeben. Kwame Opoku stellt die zu Recht die Frage, wieso die Nigerianer nicht mit den Zusammenhängen vertraut gemacht werden sollen.


Radweg aus Solarzellen erzeugt Strom

Es kommt nicht oft vor, dass ein Wirtschaftsminister einen Fahrradweg eröffnet, selbst in den Niederlanden. Diesen Mittwoch war das anders: Regierungsmitglied Henk Kamp reiste eigens zu diesem Zwecke in die Gemeinde Krommenie nördlich von Amsterdam. Das 70 Meter lange Stück Radweg, das Kamp einweihte, ist auf den ersten Blick ganz gewöhnlich: Es ist Teil der Strecke von Krommenie zur Nachbargemeinde Wormerveer.

Doch wer genauer hinschaut, sieht: Das hier ist nicht nur ein Band Asphalt – sondern ein begehbares Kraftwerk. Unter einer Schicht aus Glas, einen Zentimeter dick, schimmern bläulich Solarzellen hindurch. Sie sollen, sobald der Radweg auf hundert Meter verlängert ist, genug Strom erzeugen, um im Jahresdurchschnitt drei Haushalte zu versorgen. Drei Jahre lang soll sich das Pilotprojekt nun in der Praxis beweisen (WiWo Green berichtete).

Gelingt das Experiment, könnte eine Epoche des billigen, massenhaft verfügbaren Solarstroms anbrechen. Allein in den Niederlanden stehen 140.000 Kilometer Straßen bereit, sich in Solarkraftwerke zu verwandeln. Bereits 42.000 Kilometer davon könnten den Erbauern des Radwegs zufolge genug Strom produzieren, um den kompletten Autoverkehr in den Niederlanden elektrisch zu betreiben – und den Import von Treibstoff zum einem Ding der Vergangenheit zu machen.

mehr:
- Strom-Revolution: Erster Solar-Radweg der Welt in Betrieb (Wirtschaftswoche, 12.11.2014)

"SolaRoad" - Radweg aus Solarzellen erzeugt Strom [1:23]
Einbetten auf Anfrage deaktiviert: Youtube-Link
Veröffentlicht am 13.11.2014
In den Niederlanden gibt es neuerdings einen Fahrradweg, der Energie erzeugt. Die "SolaRoad" genannte Strecke von 70 Metern nördlich von Amsterdam ist gepflastert mit Beton-Modulen, die von Solarpanelen unter rutschfestem Hartglas umschlossen sind. Eines Tages sollen so die Batterien von Elektro-Fahrrädern - oder auch Elektro-Autos - kontaktlos aufgeladen werden können.



Erich Kästner, Gedanken beim Überfahrenwerden

Gedanken beim Überfahrenwerden

Halt, mein Hut! Ist das das Ende?
Groß ist so ein Autobus.
Und wo hab' ich meine Hände?
Daß mir das passieren muß.

Arthur wohnt gleich in der Nähe.
Und es regnet. Hin ist hin.
Wenn mich Dorothee so sähe!
Gut, daß ich alleine bin.

Hab' ich die Theaterkarten,
als ich fortging, eingesteckt?
Pasternack wird auf mich warten.
Der Vertrag war fast perfekt.

Ist der Schreibtisch fest verschlossen?
Ohne mich macht Stern bankrott.
Gestern noch auf stolzen Rossen.
Morgen schon beim lieben Gott.

Bitte, nicht nach Hause bringen.
Dorothee erschrickt zu sehr.
Wer wird den Mephisto singen?
Na, ich hör' ihn ja nicht mehr.

Und ich hab' natürlich meinen
guten blauen Anzug an.
Anfangs wird sie furchtbar weinen.
Und dann kommt der nächste Mann.

Weitergehen! Das Gewimmel
hat doch wirklich keinen Sinn.
Hoffentlich gibt's keinen Himmel.
Denn da passe ich nicht hin.

Das Begräbnis erster Klasse,
mit Musik und echtem Sarg...
Dodo, aus der Sterbekasse
kriegst du zirka tausend Mark.

Andre würden gerne sterben.
Noch dazu bei voller Fahrt.
Nur die Möbel wirst du erben.
Hätt ich wenigstens gespart ...


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Arno Schmidt – ein Nachkriegsautor der besonderen Art

In diesem Jahr hätte nicht allein Willy Brandt 100. Geburtstag, auch der Schriftsteller Arno Schmidt gehört dem Jahrgang 1914 an. Dass Schmidt zu den markantesten Nachkriegsautoren Westdeutschlands zählt, ist, wenn überhaupt gewürdigt, dann wieder in Vergessenheit geraten. Anlässlich des bevorstehenden 70. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges und seines 100. Geburtstages gibt es einen doppelten Anlass, an diesen immer noch zu wenig bekannten Autor zu erinnern. Und das tut man am besten, indem man ihn (wieder) liest und sich mit ihm beschäftigt. Anregungen dazu von Petra Frerichs

Wenn sich im Jahr 2015 das Ende des Zweiten Weltkriegs zum siebzigsten Mal jährt, wird dieses Datums wahrscheinlich auch im Spiegel der (westdeutschen) Nachkriegsliteratur gedacht. Wie schon beim 50jährigen Gedenken 1995, so werden wohl auch am 70. Jahrestag dieses Ereignisses wieder vor allem die Namen Borchert und Böll genannt. So haben wir es schon in der Schule gelernt. Vor allem diese beiden Autoren stehen mit den Stücken Draußen vor der Tür und Wanderer, kommst du nach Spa… an vorderster Stelle für die Nachkriegsliteratur schlechthin.

Warum wird nicht auch Arno Schmidt genannt, dessen literarisches Werk ganz entscheidend auf Erfahrungen von Krieg, Gefangenschaft und Nachkriegszeit beruht? Sie sind ihm zum Gegenstand seiner inhaltlichen und formalen Arbeit geworden. Nur wenige Kenner – allen voran Jan Philipp Reemtsma – haben hinter den stilistischen Finessen den politischen Autor Arno Schmidt erkannt. Reemtsma hält ihn zu Recht für einen der bedeutendsten Nachkriegsautoren. Gleichwohl findet man ihn nicht im Kanon des Schulunterrichts; schon gar nicht sind seine Schriften so bekannt geworden wie die der beiden genannten Schriftsteller.

Die Rezeption von Arno Schmidt hat sich gemeinhin auf dessen galligen Humor und Witz konzentriert, ohne dabei die untergründigen Quellen dieser besonderen Komik und ihre politischen Implikationen freizulegen. Angeregt von den hervorragenden Textanalysen und -interpretationen von Reemtsma (in: Über Arno Schmidt. Vermessungen eines poetischen Terrains, Suhrkamp-Verlag, Ffm. 2006) soll anhand von einigen Texten gezeigt werden, wie Arno Schmidt diese politisch-aufklärerischen Implikationen unter Einsatz besonderer literarischer Formen realisiert. 

mehr:
- Arno Schmidt – ein Nachkriegsautor der besonderen Art (Petra Frerichs, NachDenkSeiten, 14.11.2014)
siehe auch:
- Arno Schmidt: Flachland und Nachschlagewerke! (Ulrich Rüdenauer, ZON, 18.01.2014)
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Die Engel von Aleppo

Syrien Wenn jemand ein Leben rettet, rettet er die ganze Menschheit, heißt es im Koran. Unser Reporter hat in Aleppo ein Team von Zivilschützern bei ihrer Arbeit begleitet

Im Morgengrauen liegen sie ausgestreckt wie Leichen in dem engen Stationsraum, auf schmutzigen Bodenmatten und in verbogenen Schlafkojen aus Metall. Dicht beieinander, haben einige noch ihre Uniform vom Vorabend an. An einem typischen Tag in Aleppo würde ein Dröhnen sie wecken – das Geräusch der Hubschrauber und Kampfflugzeuge, die ihre ersten Bomben über dem von den Rebellen besetzten Teil der Stadt abwerfen. Aber an diesem Morgen bleibt es ruhig.

Gleich nebenan steht Khaled Hajjo, Leiter des Zivilschutzteams von Hanano, vor seinem Büro. Während er an der ersten von vielen Gitanes zieht, lässt er den Blick schweifen. Die Station, ein einstöckiger Bau, liegt an einem fußballfeldgroßen asphaltierten Platz; auf der einen Seite eine vier Meter hohe Mauer, am anderen Ende ein kaputter Hebekran über einem riesigen Stapel alter Autoreifen. Vor dem Krieg ist das hier ein Schrottplatz gewesen.

Die Baracke ist nicht stabil gebaut, und das Stadtviertel Hanano liegt nah an der Front, es ist den Bomben wie dem Artilleriefeuer gleichermaßen ausgesetzt. Schon eine Mörsergranate würde wahrscheinlich ein Loch ins Dach schlagen, ganz zu schweigen von den schweren Haubitzengeschossen, die manchmal hier einschlagen. Doch der Platz hat auch seine Vorteile: Er liegt auf einer Anhöhe und ist von niedrigen Gebäuden umgeben, man kann die Rauch- und Staubsäulen der Bombentreffer sofort sehen und zu Hilfe eilen.

mehr:
- Die Engel von Aleppo (der Freitag, 12.11.2014)

Aufstieg des Islamischen Staates – USA nicht die Hauptschuldigen?

Irak Die USA sind mitverantwortlich für den Zerfall des Landes und damit für den Aufstieg des IS. Aber keinesfalls die Hauptschuldigen

Auf den ersten Blick hat es natürlich viel für sich, die Regierungen von George W. Bush und Barack Obama für die Lage im Irak verantwortlich zu machen. Konnte sich die Gewalt nicht erst ausbreiten, als US-Streitkräfte in Bagdad einmarschierten? Haben die USA die internen Konflikte nicht geschürt und sich anschließend abgesetzt? Solche Klagen gegen die US-Politik finden in Deutschland viel Zustimmung. Doch sind Handlungen oder Unterlassungen der Amerikaner – so zerstörerisch sie auch gewesen sind – nicht ausreichend, um den Aufstieg des Islamischen Staats (IS) zu erklären. Es hieße, die Gestaltungsmacht Amerikas zu überschätzen, wollte man die soziopolitischen Grundprobleme, die im Irak dem Dschihad den Boden bereitet haben, allein auf deren Einmischung zurückführen: Die USA tragen nicht die Hauptschuld daran, wenn die irakische Gesellschaft heute derart zerrissen ist, dass Sunniten ihre schiitischen Brüder in Massen als Häretiker umbringen. Lange vor der US-Intervention wurden in Bagdad und nicht in Washington die Weichen für den Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Irakern gestellt, aus dem der Terror des IS seine Kraft zieht.

mehr:
- Das Märchen von der Supermacht (der Freitag, 17.11.2014)

Auf der Suche nach dem lieben E.T.

Vor genau 40 Jahren sandten SETI-Forscher in etwas naiver Manier das bis auf den heutigen Tag stärkste Radiosignal ins All

Am 16. November 1974 sandte der SETI-Pionier Frank Drake (SETI=Search for Extraterrestrial Intelligence) mit der 305-Meter-Schüssel des Arecibo-Radioteleskops (Puerto Rico) knapp drei Minuten lang eine starke Radiobotschaft in Gestalt eines Piktogramms ins All, das selbst irdische Wissenschaftler nur unter großen Mühen entziffern können. Ob die für räumlich und zeitlich ferne Zivilisationen angedachte außerirdische Flaschenpost jemals ihr Zielgebiet erreicht, ist mehr denn fraglich. Dennoch kritisierte schon damals ein führender Astronom die Naivität der SETI-Forscher mit harschen Worten. Und noch heute befürchten Wissenschaftler, dass wir mit der stärksten jemals ins Weltall gepulsten Nachricht böse außerirdische Geister heraufbeschwört haben könnten.
Der drahtlose Rundfunk feierte sein Geburtsjahr Anno Domini 1896, zehn Jahre nach der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz (1857-1894).


mehr:
- Kosmogramm für ferne Intelligenzen (Harald Zaun, Telepolis, 16.11.2014)

mein Kommentar:
Mögliche Außerirdische, die die Arecibo-Botschaft empfangen, werden sich uns gegenüber natürlich völlig anders verhalten, als die Spanier, die Portugiesen oder Engländer in Amerika, Indien oder China…