Freitag, 11. März 2016

Was ist Armut? – Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes trifft auf hartnäckige Verständnisbarrieren
Das Armutskonzept des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes führt immer wieder zu Verwirrung, auch in den sogenannten Qualitätsmedien. Arm ist, wer weniger als 60% des Medianeinkommens zur Verfügung hat. Die inhaltliche Begründung der Verbände für dieses Konzept ist einfach: Armut bedeutet in jeder Gesellschaft etwas anderes. Deshalb braucht es eine relative Definition.

Dazu s.a. das Telepolis-Gespräch mit Ulrich Schneider, dem Vorsitzenden des Paritätischen Wohlfahtsverbands: "Soziale Ungleichheit wird als Gesellschaftselixier gepriesen"


Die Grenze von 60% des Medianeinkommens hat sich bewährt. Unterhalb dieser Marge ist keine kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft möglich. Dieses Konzept benötigt etwas Hintergrundwissen und Nachdenken, damit es verständlich wird. Der Bericht hat sich in diesem Jahr bemüht, diesem Bedürfnis gerecht zu werden und ein ausführliches Kapitel vorangestellt, in dem die Methodik vorgestellt und erklärt wird. Doch das fruchtet nicht bei allen, es gibt auch in diesem Jahr hartnäckige Verständnisbarrieren. Ich will im Folgenden versuchen, einige dieser Blockaden zu lösen. Guido Kleinhubbert hat auf Spiegel-Online den Armutsbericht einer unsäglichen Polemik unterzogen. Wer über Armut in Deutschland redet, betreibt das Geschäft der Rechtsradikalen, da er Ressentiments schürt! Bettina Hammer hat auf Telepolis alles politisch Notwendige dazu formuliert (Pssst, nicht über die Armut in Deutschland reden, bitte!). Ich kann mich also auf die methodischen Bemerkungen von Guido Kleinhubbert konzentrieren.
mehr:
- Was ist Armut? Probleme mit der Prozentrechnung (Christoph Stein, Telepolis, 09.03.2016)

siehe auch:
- Sozialverband: Der gefährliche Blues vom bitterarmen Deutschland (Guido Kleinhubbert, SPON, 23.02.2016)
- Deutschland: Die oberen zehn Prozent besitzen 52 Prozent des Vermögens (SPON, 25.01.2016)
- Erbschaftsteuer: Deutschland lässt sich Milliarden entgehen (Nicolai Kwasniewski, SPON, 19.01.2016)
- Globalisierungstheoretikerin Saskia Sassen (Post, 10.03.2016)
- Maschmeyer: Schmarotzer mit Heiligenschein (Post, 04.03.2016)

Fukushima: Nicht einmal für Roboter betretbar

Es geht kaum voran mit der Aufarbeitung des Unfalls, in die Reaktoren, in denen sich Kernschmelze ereignet hat, kommen weder Menschen noch Roboter
Zwei Tage vor dem fünften Jahrestag des Fukushima-Unglücks ordnete ein Gericht in der Shiga-Präfektur an, dass die Reaktoren 3 und 4 des Takahama-AKW in der benachbarten Präfektur Fukui wieder ausgeschaltet werden müssen. Sie gehörten zu den ersten, die nach dem Unglück wieder hochgefahren werden durften, nachdem sie als sicher erklärt worden waren. Das Gericht befand jetzt, der Betreiber Kansai habe nicht genauer dargelegt, inwieweit die zwei Reaktoren nach den neuen Sicherheitsstandards aufgerüstet wurden, um einen Blackout zu überstehen oder um eine Evakuierung bei einem Unfall durchführen zu können. Kläger und Anwohner gaben ihre Freude vor dem Gericht zum Ausdruck.

Kansai will zwar der gerichtlichen Anordnung Folge leisten, aber dagegen klagen. Schon im April 2015 hatte ein Gericht aufgrund von Sicherheitsversprechen Einspruch erhoben, die Reaktoren wieder anfahren zu lassen. Die seit Dezember 2012 amtierende japanische Regierung unter Shinzo Abe drängt darauf, möglichst schnell viele AKW wieder an den Start zu bringen, in der Bevölkerung herrscht weiterhin großenteils nach dem Fukushima-Unglück Skepsis. Japan war lange Jahre atomstromfrei. Erst letztes Jahr gingen die ersten Reaktoren wieder in Betrieb. Reaktor 3 des Takahama-AKW war am 29. Januar 2016 wieder gestartet, Reaktor 4 war zunächst wegen eines Lecks erst später angefahren worden und startete am 26. Februar. Nach 3 Tagen war der Betrieb aber nach einer Panne schon wieder am Ende. Jetzt also muss auch Reaktor 3 wieder vom Netz. In Betrieb sind in ganz Japan damit wieder nur die zwei Reaktoren im AKW Sendai, die im August 2015 angefahren wurden. Kurzzeitig war auch Reaktor 1 des AKW Ōi 2012 wieder angeschaltet worden, ein Gericht entschied aber 2014, dass Reaktor 1 und 2 nicht wieder hochgefahren werden dürfen. Das AKW könnte über einem aktiven Erdbebenspalt liegen.

mehr:
- Fukushima: Nicht einmal für Roboter betretbar (Florian Rötzer, Telepolis, 11.03.2016)

FUKUSHIMA - Nuklearkatastrophe - 2016 Doku - Ultra HD [1:17:22]

Veröffentlicht am 12.10.2015
Nuklearkatastrophe - FUKUSHIMA - 2015

Fukushima und die Wahrheit hinter dem SuperGAU[DOKU Deutsch HD] [52:20]

Veröffentlicht am 13.10.2013
Doku über die wahre Geschichte des Atomunglücks von Fukushima(Japan).

siehe auch:
- „Maulkorb für die WHO“ (Felix Werdermann, Interview mit Alex Rosen, IPPNW, der Freitag, 11.03.2016)
- Kosten für die Ewigkeit (Felix Werdermann, der Freitag 08.03.2016)
- Inkonsequente Atompolitik (Anika Limbach, der Freitag, 19.02.2016)

Polen: Kampf um die Sprache – Kampf um die Deutungsmacht?

Das "Institut für Nationales Gedenken" geht nicht nur gegen Lech Walesa vor, der neue Generalstaatsanwalt kündigt hartes Vorgehen an 

Auf dem Warschauer Chopin-Flughafen herrschte am Freitag vor einer Woche Verwirrung unter den vielen Journalisten. Fernsehkameras wurden auf die Stative auf und wieder abmontiert: Kommt nun Lech Walesa hier von seiner langen Amerikareise an - oder nicht?

In seiner Abwesenheit wurde der Solidarnosc-Begründer mit einem Aktenfund belastet, der ihm Spitzeltätigkeit in den 1970er Jahren zugunsten des Inlandgeheimdienst SB vorwirft.

Meldungen machen die Runde, dass er doch in Danzig landen solle, ein paar Busse mit seinen Fans haben darum schon abgedreht. Schließlich die Enttäuschung - die Solidarnosc-Legende war gelandet, hat sich durch einen Hinterausgang herausgeschlichen, um den Medienvertretern vorerst auszuweichen.

Grazyna Zajeczkowska, Mitte Fünfzig, die auf dem Flughafen ihre Unterstützung kundtun wollte, ist empört: "Er hat die politische Freiheit in Polen erkämpft, jetzt will sich Kaczynski an ihm rächen." Wie viele liberale Polen glaubt sie, dass die Akten jetzt auftauchen, da die Premierministerin Beata Szydlo ihren Rechenschaftsbericht zu hundert Tagen Regierung ablegt - als Ablenkungsmanöver. Der Chef der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) Jaroslaw Kaczynski übt Rache oder er stellt Gerechtigkeit her - bei dieser Frage teilt sich Polen.

mehr:
- Polen: Geschichtspolizeiliche Maßnahmen (Jens Mattern, Telepolis, 10.03.2016)

Ein Volk geht auf die Barrikaden - 30 Jahre Solidarnosc in Polen | Politik Direkt [6:19]

Hochgeladen am 03.09.2010
Es war der 31. August 1980. Der Elektriker der Lenin-Werft, Lech Walesa, unterschreibt die Gründungsunterlagen für Solidarnosc. Innerhalb von nur wenigen Monaten ist rund ein Drittel der erwachsenen Bürger Polens Mitglied in der neu gegründeten Gewerkschaft, die das Machtmonopol der Kommunisten nun in Frage stellt. In Deutschland fällt die Solidarität mit der katholisch geprägten Bewegung aber eher zurückhaltend aus. Und auch die etablierte Politik tut sich in Zeiten der allmählichen Ost-Annäherung schwer mit den Protestlern aus dem kommunistischen Nachbarland.

Polen: Ein rotes Meer [29:00]

Hochgeladen am 24.07.2011
Doku über die Schiffskirche von Nowa Huta, Symbol des Widerstands gegen die kommunistischen Machthaber (2005).

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Unglück oder Attentat? Kaczynski-Absturz spaltet die Polen [2:13]

Veröffentlicht am 10.04.2013
Am 10. April 2010 sterben der polnische Präsident Lech Kaczynski und 95 andere Menschen beim Absturz der Präsidentenmaschine nahe Smolensk - am dritten Jahrestag des Dramas sind die Polen tief gespalten. Viele glauben nicht an die offizielle Version, die einen Pilotenfehler als Unglücksursache ansieht; sie vermuten einen Mordanschlag. Der jetzige Ministerpräsident Donald Tusk ruft die Polen zu Einigkeit auf.