Sonntag, 20. Oktober 2019

„Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur“ – Alexander Unzicker bei BUCHKOMPLIZEN

Vorbemerkung:
Dieser Post ist – mehr oder weniger unbeabsichtigt – der Post geworden, den ich Qualitätsmedien-Gläubigen als erstes zeige.
Jedes der folgenden Videos ist so eingebettet, daß es mit der zentralen Aussage beginnt (es kostet also nicht so viel Zeit):

1. 
„Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur“ – Alexander Unzicker bei BUCHKOMPLIZEN {32:01 – Start bei 2:17 – »eine Beleidigung des Verstandes«}

KenFM
Am 19.10.2019 veröffentlicht 
Was bedeutet eigenständiges Denken? Wie frei können Gedanken sein, wenn sie auf gefilterten Informationen basieren? Wie reagiert das Umfeld, wenn man den Mainstream nicht bestätigt? Sind wir wirklich frei oder gehorchen wir vielmehr dem Gruppendenken, wenn Ausschluss aus der Gemeinschaft droht?
Diese und weitere Fragen beantwortet der Physiker, Psychologe und Buchautor Alexander Unzicker im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse 2019.
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2.
"Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst" – Albrecht Müller bei den BUCHKOMPLIZEN {33:07 – Start bei 4:00 … Müller: »Die Leute haben alles vergessen, was wir als Kinder gelernt haben!«}

KenFM
Am 20.10.2019 veröffentlicht 
Albrecht Müller ist der Herausgeber der Medienplattform NachDenkSeiten. Vor über 10 Jahren bereits sah Müller die Notwendigkeit eines Portals im Internet, das die mediale Berichterstattung in Deutschland kritisch unter die Lupe nimmt. Wie kam es dazu? Was war der Auslöser für die Gründung der NachDenkSeiten? Und was hat Müller in seinem aktuellen Buch niedergeschrieben, das in seinen bisherigen Bestsellern „Meinungsmache“ oder „Machtwahn“ nicht schon längst erzählt worden ist?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich Albrecht Müller im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse 2019.
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3.
Dirk Pohlmann über "Der duale Staat: Recht, Macht und Ausnahmezustand" {2:06:59 – Start bei 2:04:19 – »Mit solchen Journalisten werden Sie nie was rausbekommen«}

Gruppe42
Am 16.05.2018 veröffentlicht 
"Der Staat - das klingt in unseren Ohren nicht unbedingt freundlich, aber es klingt nach Recht und Ordnung. In der Schule und an der Universität erfahren wir von den ehernen Regeln der Demokratie. Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Wahlen, parlamentarische Repräsentanz, alles scheint altehrwürdig und wohlgeregelt im Staats und Verfassungsrecht. Bis in die Details und bis in die letzten Winkel ist festgelegt, wer nach welchen Regeln für was zuständig und verantworlich ist. Dass daran nicht gerüttelt wird, dafür sorgt die Demokratie, sie bezeichnet sich selbst gerne als „wehrhaft“.
Da ist ein Begriff wie „Deep State“ oder „Dualer Staat“ störend. Er legt nahe, dass es neben dem bekannten, demokratisch legitimierten Staat noch einen anderen gibt, der nicht gewählt wird, der sich selbst ermächtig, der eingreift, wann es passt. Aber wann? Wer bildet ihn? Was tut er? Wann tötet er? Warum liest man darüber so wenig? Und warum beschäftigen sich „seriöse“ Medien damit eigentlich überhaupt nicht? Medien, Politiker und Universitätslehrer verweisen den Begriff des „parallelen Staates" gerne in den Bereich der „Verschwörungstheorien“.
Und doch ist er real. In allen Staatsformen, aber insbesondere in der Demokratie, gibt es im Unterschied zum normativen Ideal die realpolitische Existenz eines „Machtstaates“ oder „Maßnahmenstaates“, des "Deep State". Auch akademische Politologen und Rechtswissenschaftler haben sich damit beschäftigt, ausnahmslos Personen, die sich mit dem Widerspruch zwischen Realpolitik einerseits und der Idee des liberalen Rechtsstaates andererseits beschäftigt haben. Sie haben erkannt: Der „Deep State" hängt mit den Erfordernissen der Hegemonialmacht im „Grossraum“ zusammen.
Dementsprechend gibt es Länder, in denen der „Tiefe Staat“ Alltagswissen ist, z.B. die Türkei oder Italien. Dort ist die Realität des parallelen Staates so unübersehbar zutage getreten, dass auch Staatspräsidenten von ihm reden - müssen. Und es gibt Länder, in denen man in öffentlichen Ämtern nicht von ihm sprechen kann, ohne Reputation und Karriere zu riskieren.
Die staatstragenden Kräfte vieler Länder blenden diese Realität deshalb weiter aus. Oder sie versuchen es zumindest. Aber auch in diesen Ländern ist der „Deep State“ aktiv geworden. Nicht nur in Vasallenstaaten, sondern auch im Zentralreich des Hegemons selbst.
Anhand praktischer Beispiele legt der Journalist Dirk Pohlmann praktisch und theoretisch dar, was es mit dem "Deep State“ auf sich hat. Sein Vortrag ist eine Mischung aus staatsrechtlicher Analyse und Bericht, wann und wo der Deep State sichtbar geworden ist. Ein spannendes Thema, dessen Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Es ist besser, darüber Bescheid zu wissen, als nur die Konsequenzen verständnislos erleben zu müssen.
https://gruppe42.com/

4. 
Klartext vom Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz: "Medien verschweigen, ... {12:07, Start bei 2:57 – »Das ist die eigentliche Katastrophe: daß Leute, die sich zu einer selbsternannten Elite rechnen, glauben, daß die Wahrheit für sie selber zuträglich ist, für andere jedoch offensichtlich nicht«}

klar sehen
Am 04.05.2017 veröffentlicht 
Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz bei Peter Hahne im ZDF zum Thema: Medien zwischen Gefühl und Fakten
„Medien verschweigen, klären nicht über die Wirklichkeit auf, die Bürger werden für dumm verkauft bzw. gehalten, die Arroganz der Journalisten und Politiker!!

5.
Die Propaganda und der Giftgasangriff - Michael Lüders bei Markus Lanz 05.04.2017   {11:01 – Start bei 7:02 – Lüders: »Dieses Photo ist weltweit veröffentlicht worden, verbunden mit der moralischen Anklage: Seht her, was dieses furchtbare Assad-Regime angestellt hat! […] Dieser kleine Omran wurde photographiert von einem Mann namens Mohammed Raslan […], und dieser Mohammed Raslan ist eng verbunden gewesen mit diesen Dschihadisten in Ost-Aleppo und hat sich wenige Tage, bevor er dieses Photo gemacht hat, gezeigt mit einer ominösen Dschihadisten-Miliz – zwei Leute auf diesem Photo, die nachweislich kurz zuvor für ein Propaganda-Video ein 12jähriges Kind geköpft haben. Also dieser Mann, der dieses Photo geschossen hat, ist eng verbunden mit den Dschihadisten. 
Lüders bei 8:45: »Und es ist perfide zu sehen, wie solche dubiosen Medien-Center, finanziert von uns […], wiederum instrumentalisiert werden von dschihadistischen Gruppierungen, die uns wiederum verkauft werden als Freiheitskämpfer«
bis 8:58 – Lüders: »Was mich sehr wundert ist, daß es keine deutsche Zeitung gibt, die diese Zusammenhänge mal darstellt. […] Man müßte doch denken, daß alle an Recherche interessierten Journalisten ein Interesse daran haben, diese Dinge aufzugreifen. […] und ich habe den Verdacht, daß es nicht darum geht, Aufklärung zu leisten sondern darum, Feindbilder am Leben zu erhalten«}

Bananenrepublik1
Am 06.04.2017 veröffentlicht 
Alter Info-Text:
Mit Rainer Langhans, Gisela Getty, Michael Lüders, Edmund Maser und Stephan Harbort. (Quelle: ZDF / Markus Lanz Videos)
Dazu: Giftgaseinsatz zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Umfeld von Konferenzen zu Syrien? Zynischer geht es nicht. – Siehe Lüders bei Lanz.
"Markus Lanz weist darauf hin, dass zur Zeit ein Wettkampf um die Deutungshoheit tobt. War es Assad, im Zusammenhang mit den Russen? Michael Lüders berichtete davon, dass auch ein früherer, massiver Giftgaseinsatz vom August 2013 Assad in die Schuhe geschoben worden war, tatsächlich aber der damalige Einsatz in der Nähe von Damaskus auf ein Zusammenspiel zwischen der Al Nusra-Front und dem türkischen Geheimdienst zurückging. In seinem aktuellen Buch „Die den Sturm ernten. Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte“ hat Michael Lüders den damaligen tödlichen Vorgang geschildert und belegt. (Näheres zum interessanten Buch von Michael Lüders siehe zum Beispiel)."
(siehe: http://www.nachdenkseiten.de/?p=37725)
Was geschah in Idlib? (Von Karin Leukefeld)
Syrien-Konferenz in Brüssel von vermeintlichem Giftgasangriff überschattet. Westen verurteilt Regierung – ohne Beweise
Eigentlich sollte es am Dienstag und Mittwoch in Brüssel darum gehen, wie Syrien und seine Nachbarländer in Zukunft unterstützt werden können. Eingeladen hatte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, »Kovorsitzende« waren Deutschland, Norwegen, Großbritannien, Katar und Kuwait sowie die Vereinten Nationen, die von dem Syrien-Beauftragten Staffan De Mistura vertreten wurde. Vertreter von insgesamt 70 Staaten und internationalen Hilfsorganisationen waren in die belgische Hauptstadt gereist, um darüber zu beraten, wieviel Geld für welche Gebiete in Syrien und in den Nachbarländern aufgebracht werden soll – und unter welchen Bedingungen.
Doch noch bevor die ersten Gespräche beginnen konnten, bestimmte ein Luftangriff in dem syrischen Ort Khan Scheikhun (Provinz Idlib) die Tagesordnung. Mehr als 70 Menschen waren dabei am Dienstag getötet worden, Hunderte wurden verletzt. Ein Krankenhaus, das die Verletzten versorgte, wurde mit einer Rakete beschossen.
Die Nachrichten über einen angeblichen Giftgasangriff war von der bewaffneten Opposition in Khan Scheikhun verbreitet worden. Verantwortlich seien entweder »russische oder syrische Kampfjets«. Die »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« in Großbritannien sorgte für die weltweite Verbreitung der Nachricht, die »Nationale Koalition« (Etilaf) in Istanbul forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Unmittelbar darauf verurteilte Mogherini den Angriff und machte den syrischen Präsidenten verantwortlich. Frankreich, Großbritannien und die USA legten in Windeseile einen Resolutionsentwurf für den UN-Sicherheitsrat vor. US-Außenminister Rex Tillerson forderte Russland auf, den syrischen Präsidenten »zu stoppen«. Der UN-Beauftragte De Mistura forderte eine internationale Untersuchung und warnte vor vorschnellen Schuldzuweisungen. siehe: https://www.jungewelt.de/artikel/3085...

Kritik an Tagesschau und ARD:

KenFM im Gespräch mit: Michael Meyen ("Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand") (Post, 18.06.2018)
ZAPP Studie: Vertrauen in Medien ist gesunken (Annette Leiterer, NDR, 17.12.2014)
mein Kommentar:
Die Tatsache, daß der Artikel (mit dem Video) immer noch auffindbar ist, grenzt schon an ein Wunder
Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen« (Post, 19.11.2014)

siehe auch:
"Es gab noch nie so viel geistige Unfreiheit nach dem 2. Weltkrieg wie heute.“ (Gespräch von Hans-Martin Esser mit Norbert Bolz , The European, 16.05.2019)
Die transatlantische Wikipedia-Propaganda (Post, 04.08.2019)
Soll RT eine Rundfunklizenz erhalten? Ein Kommentar (Post, 23.01.2019)
Über die Notwendigkeit des stetigen Rüttelns am Narrativ (Post, 15.01.2019)
Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? (Lucie Frahm, Fichtenblatt, 18.04.2018)
Fangt an zu denken! – Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? (Michael Rasche, michaelrasche.eu, 31.01.2018)
KANT HEUTE: Der Eingang in die Unmündigkeit (Volker Zastrow, FAZ, 26.08.2016)
Beantwortung der Frage: Was heisst Aufklärung heute? – Paraphrase der Antwort Kants unter der Prämisse der Digitalisierung (futur iii, 20.07.2015)
Zweite Aufklärung: Von der Aufklärung lernen heißt denken lernen (Lutz Frühbrodt, zweite-aufklaerung.de, 07.10.2014)
In Großbritannien erkannte zwar Edmund Burke (1729-1797), der „Vater des Konservatismus“, das aufklärerische Vernunftprinzip zumindest partiell an, betonte aber die vermeintliche Ungleichheit der Menschen und leitete davon die „göttliche Ordnung“ der adelsgestützten Monarchie ab.

In Preußen wetterte unter anderem der Philosoph Johann Georg Hamann (1730-1788) gegen die Aufklärung. Sein hanebüchener Anwurf, ein allzu rigider Vernunftglaube führe zur Ausbildung autoritärer Strukturen und damit zur Bevormundung der Menschen, war das klassische Totschlagargument seiner Zeit. Und absolut grotesk: Denn mit Hilfe der Aufklärung sollte ja gerade die Bevormundung aufgehoben werden.

Interessanterweise ist dies ein Vorwurf, der bis in die heutige Zeit immer wieder formuliert wird. Das Argument ist gestern wie heute gleich in doppelter Hinsicht fadenscheinig. Zum einen weil der Einsatz von Vernunft und die Emanzipation des Individuums auf der Basis der Freiwilligkeit erfolgt und zudem die Denkergebnisse des Einzelnen keineswegs vorwegnehmen will. Es handelt sich mitnichten um einen Prozess der Zwangsbeglückung. Zum anderen wird das Argument gerade von denjenigen Kräften bemüht, die die Emanzipation verhindern wollen, die Menschen also mehr oder minder direkt bevormunden oder manipulieren.

So ist es auch kaum verwunderlich, dass der Aufklärungskritiker Hamann vor einer Überhöhung der Vernunft zu einem „transzendentalen Aberglauben“ warnte, selbst aber das Christentum als den einzig wahren Weg (der Erkenntnis) predigte. Hier fließen geistige Auseinandersetzung und kühle Machtpolitik ineinander. Herrscherstaat und Kirche – im Übrigen beide Konfessionen – gingen im Schulterschluss gegen die Aufklärer vor, indem sie zum Beispiel die Revolutionäre in Frankreich als – damals verfemte – Freimaurer und Illuminaten diffamierten. Die unteren Chargen der Gegenaufklärung setzten die „Freygeisterey“ mit der Häresie früherer Jahrhunderte gleich. Mit dem Propagandamärchen, dass dunkle Mächte am Werk seien, sollten Ängste in der Bevölkerung geschürt werden, um die gesellschaftspolitischen Reformprojekte (Menschenrechte, Demokratie, Bildung etc.) der Aufklärer zu schwächen.


Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse

Der aufklärerische Ansatz fand seine Fortführung im Deutschen Idealismus von Fichte, Hegel und anderen. Fast alle philosophischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts drehten sich zudem um das Gedankengut von Immanuel Kant, dem Übervater der deutschen Aufklärung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es sogar eine Welle des „Neukantianismus“. Deren dogmatische Ausrichtung zeugte jedoch davon, dass das Kant’sche Denken eher an Wirkkraft eingebüßt hatte.

Die politische Entwicklung des 19. Jahrhunderts zeigt auch klar, dass der Aufklärung als gesellschaftlicher Kraft erst einmal die Luft ausging. Nach dem Sturz Napoleons setzte in ganz Europa politisch das Zeitalter der Restauration und geistig-kulturell das der Romantik (Biedermeier) ein – nur kurzfristig unterbrochen von der demokratischen März-Revolution 1848. Die zweite Hälfte des Jahrhunderts stand ganz im Zeichen des Nationalismus (Reichsgründung 1871) und der Industrialisierung, die mehr den Bourgeois als den Citoyen als Bürgertypus hervorbrachte.

In dieser Phase schwang sich auf geistig-philosophischer Ebene Friedrich Nietzsche (1844-1900) zum Chefkritiker der Aufklärung auf, prägte sogar den Begriff der Gegenaufklärung. „Leibniz und Kant – diese zwei größten Hemmschuhe der intellektuellen Rechtschaffenheit Europas!“, lautete das in Ecce homo formulierte Verdikt Nietzsches. Nietzsche attackierte den modernen Wissenschaftsbetrieb und damit den empirisch grundierten Wissenschaftsbegriff. An der Aufklärung kritisierte er, dass sie sich angeblich nicht von den Denkschemata der Moral des Christentums habe lösen können, das er wütend verdammte. Wahrhaft freies und aufgeklärtes Denken habe sich jenseits von Gut und Böse zu stellen. Dem vernunftbetonten Universalismus der Aufklärer stellte der Philosoph Glaube und Gefühl gegenüber. Nietzsche predigte eine „dionysische Weltanschauung“, die Rausch und Ekstase zum Grundprinzip aller angeblich wahren Kunst erklärte. In seinen Worten: „‘Vernünftigkeit‘ gegen Instinkt. Die ’Vernünftigkeit‘ um jeden Preis als gefährliche, als lebenuntergrabende Gewalt!“

Für Nietzsche stand das Genie des Einzelnen (womit er im Zustand zunehmender geistiger Umnachtung wohl vor allem sich selbst meinte) deutlich höher als die „Massen“. Damit stellte er sich eindeutig gegen die gesellschaftliche und politische Emanzipation. Seine Abneigung galt aber nicht nur den Sozialisten, sondern auch der kaisertreuen Bourgeoisie. Der neomarxistische Philosoph Georg Lucàcs hat Nietzsche als „Zerstörer der Vernunft“ tituliert. Es gibt auch Stimmen in der Wissenschaft, die in Nietzsche einen geistigen Wegbereiter des Hitler-Faschismus sehen. Tatsache ist, dass er im 20. Jahrhundert vor allem das Denken konservativ-reaktionärer Kräfte beeinflusste, so zum Beispiel Oswald Spengler („Der Untergang des Abendlandes“, 1918), Gottfried Benn und Martin Heidegger. Die beiden letztgenannten waren Kollaborateure des Nazi-Regimes. Späte Ehre hat Nietzsche gefunden, indem er die Weltsicht vor allem französischer Verfechter der Postmoderne prägte (siehe Teil 2 dieses Artikels).

[
Die Gegenaufklärer und ihre Argumente – eine Zeitreise, Teil 1 (Lutz Frühbrodt, zweite-aufklaerung.de, 16.12.2013)
- Ludwig Marcuse: Aufklärung damals und heute (Zeit.de, 07.02.1964)
aktualisiert am 14.08.2020

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