Dienstag, 29. Oktober 2019

„Venus“ Berlin: Die Bagatellisierung des Sex

Am vergangenen Sonntag besuchte ich gemeinsam mit meinem Freund die Berliner Erotikmesse „Venus“, die weltweit größte internationale Fachmesse für Internet-, Multimedia- und Adult-Entertainment, wie es bei Wikipedia heißt. Berlinern dürfte die Veranstaltung dadurch bekannt sein, dass sie auf Plakaten jedes Jahr mit Testimonials aus dem Erotikbereich beworben wird, seit Jahren ist Micaela Schäfer eines der „Venus“-Gesichter.

Mein Freund hat beruflich mit erotischer Fotografie und Literatur zu tun, ist sozusagen „vom Fach“ und wollte auf der diesjährigen Messe neue Kontakte zu Fotografen knüpfen. Ich selbst war vorher noch nie auf der „Venus“ und am vergangenen Sonntag mit seinen frühlingshaften Temperaturen eigentlich nicht in Stimmung für stickige Messeluft, auch nicht für erotische. „Ulrike, ich möchte dort höchstens zwei Stunden zubringen und danach wieder verschwinden. Komm doch mit, danach können wir noch spazieren gehen.“ Nach einigem Hin und Her siegte meine Neugier und gemeinsam stapften wir zum Messegelände.

Meine Bedenken, ob es ratsam sei, in professioneller Abarbeitungs-Stimmung auf eine derartige Veranstaltung zu gehen, lösten sich bereits auf, als ich die Toiletten am Eingang aufsuchte. Zwei dralle Damen um die 40, schwarzhaarig in schwarzen Dessous, stark geschminkt und offensichtlich als Hostessen im Einsatz, tauschten sich an den Waschbecken müde über die Abende der letzten Messetage aus und kamen zu dem Schluss, dass man mit Fetisch-Partys doch am wenigsten falsch machen kann, wenn man schon unbedingt feiern gehen muss.

mehr:
- „Venus“ Berlin: Die Bagatellisierung des Sex (Ulrike Stockmann, AchGut, 27.10.2019)
siehe auch:
Borgen - Gefährliche Seilschaften - 3. Staffel (5/10) (Arte-Mediathek, abrufbar bis 05.12.2019)
Amnesty tritt für Entkriminalisierung der Prostitution ein (Post, 05.12.2019)
Licht an, Kriminelle raus? (Post, 01.05.2015)
- Prostitution – “So, wie geht es deiner Seele?” (Post, 11.11.2014)
mein Kommentar:
Vielleicht würde uns allen ein wenig Bagatellisierung des Sex gut tun…
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Russland-Affäre: The shit hits the fan…

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Die Ukraine-Affäre bezeichnet eine politische Affäre um einen möglichen Macht- und Amtsmissbrauch des US-Präsidenten Donald Trump im Jahr 2019. Ihm wird vorgeworfen, unter anderem in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj darauf gedrängt zu haben, gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden und dessen Sohn Hunter wegen Korruptionsvorwürfen ermitteln zu lassen und sich so Vorteile bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 zu verschaffen. Die Bemühungen, Selenskyj zu der Ermittlung zu bewegen und Beweise gegen die Bidens zu finden, sollen insbesondere von Trumps persönlichem Anwalt Rudolph Giuliani betrieben worden sein. Bekannt wurde das Telefonat im August durch eine anonyme Dienstbeschwerde eines CIA-Mitarbeiters.

Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus untersuchen, ob Trumps Verhalten eine Amtsenthebung rechtfertigt (impeachment inquiry). Weil vor dem Telefonat Militärhilfen an die Ukraine von bis zu 400 Millionen Dollar zurückgehalten wurden, wird dabei auch untersucht, ob dies in einem Quid pro quo benutzt wurde, um Ermittlungen zu erwirken.
[Ukraine-Affäre, Wikipedia, abgerufen am 29.10.2019]

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Sidney Powell wirft dem FBI Manipulation von Aussagen und Akten vor

Michael Flynn war kurzzeitig erster Nationaler Sicherheitsberater in der Administration von Donald Trump. Am 13. Februar 2017, nur 22 Tage nach seinem Amtsantritt, musste er seinen Hut nehmen, nachdem ihm das FBI ein Telefongespräch mit dem russischen Botschafter Sergei Kisljak vorwarf, über das er Donald Trumps Vizepräsidenten Mike Pence "ohne Absicht unvollständig informiert" hatte, wie er einräumen musste (vgl. USA: Rücktritt des Nationalen Sicherheitsberaters Flynn).

Auf dem russischen Portal RT hatte der mit der Arbeit von Geheimdiensten auch praktisch vertraute ehemalige Warschauer-Pakt-Agent Rainer Rupp damals gemutmaßt, dass Flynn ein Opfer des "Sumpfs" wurde, den er trockenlegen wollte. Seiner Meinung nach könnten dem alten Establishment verpflichtete ehemalige Geheimdienstmitarbeiter dafür gesorgt haben, dass Abhörprotokollinhalte in fremde Hände gelangen, damit Flynn sein Vorhaben, die Dienste zu reformieren, nicht verwirklichen kann.

Deal mit Eingeständnis einer Falschaussage

Beweise für diese Mutmaßung brachte Rupp nicht vor – aber dass sich der zurückgetretene Sicherheitsberater, der zwischen 2012 und 2014 dem Militärgeheimdienst DIA vorstand, unter demokratischen Interventionisten ebenso Feinde gemacht hatte wie unter republikanischen Neocons, war nicht von der Hand zu weisen: 2015 erregte er beispielsweise mit einem Bericht Aufsehen, in dem er zum Ergebnis kam, dass sich das andauernde Ignorieren der DIA-Berichte darüber, dass die "Rebellen" in Syrien überwiegend extremistische Salafisten sind, nur mit einer entsprechenden Präferenz der politischen Führung erklären lasse (vgl. Syrien: Am Ursprung des islamistischen Extremismus).

Ende 2017 ließ sich Flynn auf einen Deal mit dem FBI ein, der das Eingeständnis einer Falschaussage gegenüber der US-Bundespolizei beinhaltete. Dieses Schuldeingeständnis gab Flynn möglicherweise etwas verfrüht ab: Fast zwei Jahre später wirft seine neue Anwältin Sidney Powell der Behörde nämlich vor, die Aussage und die Akten ihres Mandanten manipuliert zu haben.

mehr:
- Russland-Affäre: Flynn-Anwältin dreht Spieß um (Peter Mühlbauer, Telepolis, 28.10.2019)
siehe auch:
Is It Impeachment … Gate? (Jonah Engel Bromwich, Choire Sicha, NY Times, 01.10.2019)
Die Gier der US-Elite: der Anstand scheint nicht nur in Wahlkampfzeiten Kopf zu stehen (Post, 28.09.2019)
Die Gier der US-Elite: der Anstand scheint nicht nur in Wahlkampfzeiten Kopf zu stehen (Post, 28.09.2019)
Der ukrainische Sumpf holt Washington ein - oder umgekehrt (Post, 26.09.2019)
USA-Wahlkampf: When the shit hits the fan… (Post, 23.09.2019)
Ukrainegate: Geheimdienst-Whistleblower sorgt für Unruhe in Washington (Post, 21.09.2019)
- Die korrupte politische US-Kaste: Die Kronprinzen sahnen ab! (Post, 02.05.2019)

Die Gelbwesten werden ein Jahr alt

Die französische Protestbewegung der Gelbwesten hat viele Menschen gepackt und zum aktiven Engagement animiert. Das ist positiv zu bewerten. Auf der anderen Seite behindern organisatorische Defizite und das Fehlen einer theoretischen Grundlage den Erfolg der sozialen Bewegung.

Vorgeschichte
Der Vorgänger des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der Sozialdemokrat François Hollande, wollte in Frankreich ein Arbeitsrecht nach Schröder‘schem Vorbild durchsetzen, eine Art französische Agenda 2010. Es sollte das „Herzstück“ seiner Präsidentschaft werden, so er selber. Dagegen protestierten die französischen Arbeiter von März bis Juni 2016 jede Nacht in den „nuits debout“. Die traditionellen Parteien der Arbeiterschaft, insbesondere die Sozialdemokratie in „Regierungsverantwortung“, betrieben eine neoliberale Politik gegen ihre eigene Klientel.

War Hollande 2012 noch mit 51% der Stimmen Präsident Frankreichs geworden, so bekam sein sozialdemokratischer Nachfolge-Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen 2017, Hamon, gerade noch 6% der Stimmen. Hollande war gar nicht erst wieder angetreten, wohlwissend, dass die Wahlen für ihn ein Fiasko werden würden. Die Sozialdemokraten versanken bei der anschließenden Parlamentswahl mit 7% der Stimmen in der Bedeutungslosigkeit. Der neoliberale Bewerber Macron erreichte bei der Stichwahl im Mai 2017 mit seiner neugegründeten Partei LREM 66% der Stimmen und übernahm die Nachfolge von Hollande.

Aber Macron war weit davon entfernt, die Austeritätspolitik von Hollande rückgängig zu machen. Im Gegenteil. Und so gingen die Proteste der Arbeiterschaft auch unter Macron weiter, hauptsächlich von den Gewerkschaften in den Betrieben getragen. Anfang 2018 begann ein dreimonatiger Streik der Eisenbahner gegen eine geplante Bahnreform. Die Regierung blieb hart, der Streik verlor mit der Zeit an Kraft und endete erfolglos. Auch im Gesundheitswesen kam und kommt es immer wieder zu Arbeitskämpfen gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und Löhne. Unmut gegen Rentenkürzungen und eine Hochschulreform heizten die Gemüter in Frankreich weiter an, derweil die Regierung Macron immer arroganter wurde und auf Repression setzte. Die Gelbwestenbewegung entstand also keineswegs urplötzlich wie aus dem Nichts.

mehr:
Die Gelbwesten werden ein Jahr alt (Marco Wenzel, NachDenkSeiten, 28.10.2019)
siehe auch:
Gelbwesten-Appell: Französische Künstler lassen sich „nicht für dumm verkaufen“ (Post, 10.05.2019)
Krieg reich gegen arm à la française: Die öffentliche Darstellung der Gelbwesten in den Medien (Post, 10.05.2019)
- Die Freiheit auf Knien oder Was die Gelbwesten mit Frank Schirrmacher und Notre-Dame zu tun haben (Post, 26.04.2019)
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