Montag, 5. Januar 2015

Großbritannien: Überwachung von Kindern, die Terroristen werden könnten

Innenministerium schlägt vor, Kinderkrippen und Kindergärten in ein größeres "Vorbeugungskonzept" einzubinden
Nicht erst in Schulen und Universitäten, sondern schon in Kinderkrippen und Kindergärten - wie auch in Gefängnissen und Krankenhäusern - sollen Pädagogen und Angestellte ein waches Auge darauf haben, ob die Betreuten in Gefahr laufen, "sich zum Terroristen zu entwickeln" und dies verhindern. Die Beobachtungen der "wachen Augen" sollten dann weitergeleitet werden: Dies geht aus einem Papier des Home Office hervor, worüber britische Zeitungen am Wochenende berichteten und einige Aufregung auslösten.

"Mitarbeiter von Kindertagesstätten sollen nach Plänen des Innenministeriums gezwungen werden, Kleinkinder zu melden, bei denen ein Risiko besteht, dass sie zu Terroristen werden", erfährt der Leser zum Beispiel in einem Bericht des Independent. Auch im Telegraph-Bericht ist von einer Art "Meldepflicht" die Rede, die nicht nur Kindertagestätten betrifft, sondern auch andere staatlich registrierte Kinderbetreuer wie Tagesmütter: "Nursery school staff and registered childminders must report toddlers at risk of becoming terrorists."

- Großbritannien: Überwachung von Kindern, die Terroristen werden könnten (Thomas Pany, Telepolis, 05.01.2015)

Das Chlorhuhn als Ablenkungsmanöver

Das Chlorhuhn wurde systematisch zum Symbol für TTIP aufgebaut. Wenn die USA nunmehr Bereitschaft signalisieren, auf dessen Export nach Deutschland zu verzichten, sind viele zufrieden. Zu Recht? Um eine schmackhafte Pekingente zuzubereiten, muss deren Haut unversehrt sein. Bevor das Garen vonstatten geht, wird die Haut an einem Eckchen eingestochen und ein Strohhalm unter die Haut geschoben. Dann löst man durch kräftiges Pusten wird nunmehr die Haut vom Fleisch. Die Ente macht danach logischerweise einen aufgeblasenen Eindruck. So wird garantiert, dass das Fleisch saftig, die Haut jedoch knusprig wird.

Das Thema TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership - Transatlantisches Freihandelsabkommen im allgemeinen Sprachgebrauch, offiziell: Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft) hat seine eigene Peking Ente, nämlich das Chlorhuhn. Während es am Freihandelsabkommen zahlreiche kritikwürdige Aspekte gibt - z.B. die umstrittenen Schiedsgerichte, die mangelnde Transparenz (nicht nur) bei den Verhandlungen und die Gefahr eines überzogenen Investitionsschutzes für Unternehmen - wurde das Chlorhuhn mit Hilfe tatkräftiger Medien zu einem gigantischen Popanz aufgeblasen.

Das Chlorhühnchen versinnbildlichte die Gefahr, die dem Verbraucher einfach zu vermitteln war: demnächst haben wir alle nur noch genverseuchte Lebensmittel und Chlorhühnchen auf dem Teller. Tierschützer und Politiker arbeiteten sich an dem Thema ab, während in Österreich die Kronenzeitung große Kampagnen gegen das Chlorhuhn lancierte und so das ihre tat, um den Fokus weiter auf die Herabsenkung von Lebensmittelstandards zu lenken, die als die Gefahr des Freihandelsabkommens gesehen wird.

mehr:
- Das Chlorhuhn als Ablenkungsmanöver (Bettina Hammer, Telepolis, 05.01.2014)

mein Kommentar:
Eigentlich ist alles ganz einfach: TTIP ist Scheiße.
Ein Abkommen, welches hinter verschlossenen Türen und von unbekannten Leuten ausgehandelt wird, kann nur Scheiße sein.
Ein Abkommen, das Arbeitnehmerrechte aushöhlt, Staaten entmachtet und die Wasserprivatisierung vorantreibt: wem soll das, außer irgendwelchen Leuten, die sich wieder dumm und dämlich verdienen, nützen? Weg damit!

siehe auch:
Haifische am Pokertisch (Post, 14.06.2009)
Je mehr Freihandel, desto mehr Bürokratie (Christoph Jehle, Telepolis, 10.07.2013)
Die EU hat trotz Prism Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA aufgenommen
TTIP – Verhandlungen hinter verschlossenen Türen (Post, 23.04.2014)
Aushöhlung der Demokratie – Eine neue Studie zeigt: Wirtschaftslobbyisten gehören zu den zentralen Akteuren bei der Ausgestaltung des Freihandelsabkommens TTIP (Post, 10.07.2014)
Investment ohne angemessenen Profit kann als "indirekte Enteignung" gewertet werden (Walter Gröh, Telepolis, 18.08.2014)
Freihandelsabkommen und Arbeitszeit: Ein Beispiel für die indirekte Senkung von Standards (Post, 19.09.2014)
Jean Ziegler: „Geierfonds - Quintessenz krimineller Bankenaktivitäten“ (Post, 09.10.2014)
Investitionsschutzabkommen sind ihrem Wesen nach undemokratisch (Post, 01.10.2014)
Studie: Ultrareiche der Welt werden noch reicher (Post, 21.11.2014)
Real existierender Kapitalismus: Divide et impera (Post, 02.12.2014)
Eine Million Unterschriften gegen TTIP (Post, 05.12.2014)
TTIP-Verhandlungen: Angeblich Demokratie und Transparenz (Post, 07.12.2014)
- TTIP muss sterben (Harald Klimenta, Telepolis, 30.12.2014)