Donnerstag, 24. April 2014

Heute vor 40 Jahren – 24. April 1974: Der Spion Günter Guillaume wird festgenommen

Der Spion im Kanzleramt

Heute vor 40 Jahren wurden Günter und Christel Guillaume wegen Spionageverdachts verhaftet. Der enge Vertraute des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt entpuppte sich als Hauptmann der Nationalen Volksarmee und spitzelte im Auftrag der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR. Der Fall Guillaume belastete die deutschdeutschen Beziehungen schwer. Er führte zum Rücktritt Brandts, der sich schwer enttäuscht über das Vorgehen der DDR zeigte, da er sich eigentlich auf einem guten Weg zur Entspannung der Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland gewähnt hatte. 
 
Bundeskanzler Willy Brandt (vorn) und sein
Referent Günter Guillaume in Helmstedt, April 1974

Günter und Christel Guillaume waren 1956 als angebliche Flüchtlinge in die BRD eingeschleust worden. In Frankfurt betrieben sie zunächst einen Tabakladen. Als SPD-Mitglied wurde Günter Guillaume 1963 Sekretär des SPD-Unterbezirks Frankfurt, 1968 Stadtverordneter und ging 1970 als Referent ins Bundeskanzleramt. Durch seinen Aufstieg zum persönlichen Referenten des Bundeskanzlers gehörte Guillaume ab 1972 als »Mädchen für alles« zur engsten Umgebung Brandts. Er wurde 1975 wegen Landesverrats zu einer 13-jährigen Haftstrafe verurteilt, seine Frau zu acht Jahren. 

 Auszug aus dem Rücktrittsgesuch Willy Brandts: 
»Ich übernehme die politische Verantwortung für Fahrlässigkeiten im Zusammenhang mit der Agentenaffäre Guillaume und erkläre meinen Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers.«
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014 

Brandts langjähriger Mitarbeiter Albrecht Müller veröffentlichte im Dezember 2013 eine Biographie über Willy Brandt, in welcher er die Meinung vertritt, Brandts Rücktritt sei schon eine geraume Zeit vorher vorbereitet worden. Mehr dazu im Deutschlandfunk:
»Es war eine Treibjagd«

Albrecht Müller: "Brandt aktuell" - Rezension (Freitag, 16.12.2013)

Geliebt, gejagt und unvergessen  · 
Albrecht Müller erinnert an die Treibjagd auf den SPD-Chef in den sechziger und siebziger Jahren, Gertrud Lenz porträtiert eine Gefährtin der Exilzeit, Daniela Münkel schildert Stasi-Aktivitäten während der Kanzlerschaft von Willy Brandt.   (faz.net, 15.12.2013)

Hat Brandt die Wahl 1972 gegen die eigene Partei gewonnen, Herr Müller? 
Konrad Adenauer lästerte öffentlich über Willy Brandts uneheliche Geburt, Helmut Schmidt nannte ihn einen Scheißkerl. Buchautor ­Albrecht Müller spricht im Interview darüber, wie die „Hetze“ gegen den „Jahrhundertpolitiker“ ablief und warum die Guillaume-Affäre nicht der Auslöser für seinen Rücktritt 1974 war. (Interview bei Politik & Kommunikation)