Dekadenz oder Transformation: Flüchtlinge, Autokraten und innere Schwäche - der Untergang Roms und unsere Gegenwart
"Spätrömische Dekadenz" - es war eines jener wenigen Schlagworte, mit denen ein Politiker sich im kollektiven Gedächtnis verewigt. So wie "Mehr Demokratie wagen" (Willy Brandt) und "Wir schaffen das" (Angela Merkel). In diesem Fall war es Guido Westerwelle (1961-2016). Seinerzeit gerade zum Bundesaußenminister gewählt, sprach der FDP-Politiker vor knapp zehn Jahren über Hartz-IV-Empfänger und deren angeblichen Liegekomfort in der "sozialen Hängematte".
Die Bemerkung lenkte in ihrer schrillen Übertreibung sofort von dem ab, worüber es sich vielleicht zu diskutieren lohnte, und leitete nicht den Untergang der Bundesrepublik, sondern den Westerwelles und seiner Partei ein, die 2013 aus dem Bundestag flog. In Westerwelles Kosmos hatte der Vergleich Methode. Denn bereits 2005 hatte er in der "Welt" die krude These gewagt: "Eine der Ursachen für den Untergang des Römischen Reiches war die Tatsache, dass Rom seinen Bürgern das anstrengungslose Einkommen versprochen hat."
mehr:- Leben wir in einer neuen Spätzeit? (Rüdiger Suchsland, Telepolis, 31.07.2019)
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