Donnerstag, 21. Februar 2008

Psyche, Tabletten und – na was wohl? – Geld!

Die Wirksamkeit von Antidepressiva wird häufig überschätzt. Das liegt auch an der Unterdrückung negativer Studienergebnisse. Zur Wirksamkeit von 12 verschiedneen Antidepressiva liegen der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 74 Studien vor. Davon sprechen 38 für einen Nutzen der Präparate. Bis auf eine sind alle positiven Studien veröffentlicht. Und die restlichen 36 mit eher negativen oder fragwürdigen Ergebnissen? Nur 3 wurden der Fachwelt durch Publikation bekannt. 22 Studien wurden überhaupt nicht veröffentlicht. 11 Studien ohne überzeugende Ergebnisse wurden so publiziert, dass die Medikamente in einem guten Licht erscheinen. Zieht man nur die veröffentlichen Ergebnisse heran, ergibt sich je nach Wirkstoff eine Überschätzung der Wirksamkeit von bis zu zwei Drittel.

von Ursula Neumanns Seite, zitiert aus Gute Pillen – schlechte Pillen

Dazu paßt ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 13. Februar 2008 (ebenfalls zitiert auf Ursula Neumanns Seite)

Und da paßt auch noch ein Artikel von Christian Stöcker über Prozac (Fluoxetin) auf Spiegel online; dieser verweist auf einen weiteren Artikel auf Spiegel online (Stichwort: selektive Veröffentlichungspraxis).

In einem weiteren Artikel (bei Telepolis) hat sich Christian Stöcker festgelegt: Prozac so gut wie Placebos

Ein kritischer Artikel aus dem St. Gallener Tagblatt vom Februar 2006 (danach wurde mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, einer bestimmten Stoffklasse innerhalb der Antidepressiva, 2005 in den USA ein Umsatz von 14,5 Milliarden Euro erzielt.)

Laut einem kritischen Telepolis-Artikel von Michaela Simon aus dem Jahr 2000 lag der Prozac-Jahresumsatz bei 1,4 Milliarden Euro.
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Aus Ärzten werden Patienten

AKTUELLE STUDIE: Immer mehr Kollegen leiden unter der Belastung durch den Beruf

Der Arztberuf macht krank – dies belegen mittlerweile zahlreiche Studien. „Untersuchungen weisen darauf hin, dass viele Mediziner unter den Folgen ihrer beruflichen Belastungen leiden“, so Dr. Harald B. Jurkat vom Zentrum für Psychosomatische Medizin der Universität Gießen (DMW 133 [2008] 14-16). Und zwar erheblich! So hätten bereits acht Prozent der Befragten einer Studie zugegeben, zum Zeitpunkt der Befragung substanzabhängig gewesen zu sein, sechs Prozent gaben Alkoholmissbrauch an. Zwar würden Mediziner laut Expertenmeinung weniger Zigaretten und illegale Drogen konsumieren als die Allgemeinbevölkerung. „Dafür aber mehr Alkohol, Opiate und Benzodiazepine“, so Jurkat.

Auch die Suizidrate sei im Arztberuf exorbitant. „Es kann davon ausgegangen werden, dass die Suizidrate fast doppelt so hoch ist wie in der Allgemeinbevölkerung.“ Die Medizinerinnen seien im Vergleich stärker betroffen als ihre männlichen Kollegen. „Die Suizidraten waren im Vergleich zu den Zahlen in der weiblichen Allgemeinbevölkerung bis zum 5,7-Fachen höher“, führt Jurkat aus.

Aufgrund des Lebensstils mit langen Arbeitszeiten, hoher beruflicher Verantwortung und wenig Freizeit fühle sich ein Großteil der Mediziner in der eigenen psychischen und physischen Gesundheit beeinträchtigt. „Extreme Arbeitszeiten in Verbindung mit hohem Zeitdruck wirken sich ungünstig auf die Lebensqualität aus. Dies betrifft vor allem diejenigen, die 70 und mehr Stunden arbeiten, im Vergleich zu denjenigen, die 55 und weniger Stunden arbeiten“, so der Experte.

Große Unterschiede lassen sich im Vergleich von Niedergelassenen in Einzelpraxis und Mitgliedern einer Gemeinschaftspraxis in Bezug auf Zufriedenheit und psychischen Zustand feststellen. Ärzte in Solo-Praxen waren bei Weitem nicht so ausgeglichen wie gemeinsam arbeitende Kollegen. „Mediziner in Gemeinschaftspraxen erreichten im psychischen Bereich noch den Bevölkerungsdurchschnitt gleichen Alters und liegen somit bezüglich ihrer selbst angegebenen gesundheitsbezogenen Lebensqualität an zweiter Stelle nach den Chefärzten.“

Jurkat warnt: „Im Hinblick auf Veränderungsmöglichkeiten muss kritisch angemerkt werden, dass gesundheitspolitische Strukturen wie ständige Sparmaßnahmen, eingeschränkte Niederlassungsmöglichkeiten und zunehmende Verwaltungstätigkeiten Mitverursacher für die Beeinträchtigung der Lebensqualität von Ärzten sind.“

Ein weiteres Problem spricht Dr. Bernhard Mäulen, Institut für Ärztegesundheit in Villingen-Schwenningen, an: „Die meisten Ärzte haben in ihrem Studium gelernt, sich um ihre Patienten zu kümmern. Die eigene Gesundheit ist etwas, was sie als selbstverständlich betrachten“, so Mäulen. Immerhin seien viele Kollegen bereit einzusehen, dass sich die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen negativ auswirken. Mäulen: „Meist wird aber weiter hart gearbeitet und die nötige Vorsorge nicht am eigenen Leib praktiziert.“ Alexa Fuchswinke

Fazit
Andere Leute zu heilen – das ist ein Beruf, der die Heller selbst krank macht. Die Suchtrate ist hoch: Acht Prozent sind von Substanzen, sechs Prozent alkoholabhängig. Die Suizidrate liegt im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung bei Ärzten 1,3- bis 3,4-, unter Ärztinnen 2,5- bis 5,7-fach höher.
aus Ärztliche Praxis Nr. 8, 19. Februar 2008

Brief eines bayerischen Hausarztes

Über Ursula Neumann bin ich auf einen höchst lesenswerten Brief eines niedergelassenen Allgemeinmediziners in Oberbayern gestoßen.

Link zu den NachDenkSeiten
und hier noch ein interessanter Link zur Problemlöserin Bertelsmann-Stiftung (bei ver.di)

Ein bißchen Schwachsinn…

… tut von Zeit zu Zeit ganz gut.

Telepolis berichtet, was die Kreationisten über das friedliche und vegetarische Zusammenleben von Dinosauriern und Menschen, die Arche Noah, die Entstehung von Bakterien und andere tiefschürfende Wahrheiten zu sagen wissen. Im Answers Research Journal und bei www.answersingenesis.org läßt sich der Schwachsinn nachlesen. Bei answersingenesis lernen wir auch, daß Mensch und Tier erst seit dem Sündenfall dieses Adams sterben und daß die ganzen Dinosaurierskelette, die wir heute finden, von Dinos stammen, die 2.500 v. Chr. nicht mehr auf die Arche draufgepaßt haben.

Die Zeitangabe bezieht sich auf den Ussher-Lightfood-Kalender, eine um 1650 durch Bischof James Ussher veröffentlichte Berechnung, wonach der Schöpfungsakt Samstagabend, den 22. Oktober 4004 v. Chr. stattgefunden habe. (Wahrscheinlich kam da nix im Fernsehen und Gott hat sich gelangweilt.)

Im dem Wikipedia-Artikel kann man übrigens nachlesen, daß 42% der US-Bevölkerung glauben, dass „die Lebewesen seit Anbeginn der Zeit in ihrer heutigen Form existierten“. Außerdem befürwortet die Mehrheit der US-Amerikaner (u. a. George Bush), daß in den Schulen beides nebeneinander gelehrt werden soll. (Wenn das kein schlagendes Argument für Basis-Demokratie ist, dann weiß ich nicht…)