Freitag, 25. September 2020

SARS-CoV-2-Impfstoff von AstraZeneca – mangelnde Transparenz nach Studienunterbrechungen

Am 8. September 2020 erklärten neun westliche Impfstoff-entwickelnde Firmen, darunter AstraZeneca, bei der Erprobung von SARS-CoV-2-Impfstoffen keinerlei Kompromisse einzugehen.1,2 Zu diesem Zeitpunkt waren die formulierten „hohen ethischen Standards“2 schon Makulatur. Denn zwei Tage zuvor, am 6. September 2020,3 hatte AstraZeneca die Erprobung des Vektorimpfstoffes AZD1222 wegen des Verdachts auf ein schweres unerwünschtes Ereignis, offenbar eine transverse Myelitis, unterbrochen, ohne den Stopp oder die näheren Umstände zu kommunizieren. AstraZeneca erklärt später lediglich, die Patientin habe sich von einer schweren Erkrankung des Rückenmarks erholt und sei nicht mehr hospitalisiert.4 Auf konkrete Nachfrage teilt uns die Firma – wie zuvor in einer Pressemitteilung5 – mit, „keine weiteren medizinischen Informationen offenlegen“ zu können.3 Bereits im Juli gab es eine nicht öffentlich kommunizierte Studienunterbrechung, nachdem ein Teilnehmer Symptome einer transversen Myelitis entwickelt hat, die jedoch keine Behandlung erforderte.
mehr:
siehe auch:
Pandemrix: Höheres Impfrisiko schon vorher bekannt? (apotheke-adhoc.de, 24.09.2018)
- GlaxoSmithKline: Hersteller von Schweinegrippe-Impfstoff ignorierte Risiken (Irene Berres, Magdalena Hamm, SPON, 21.09.2018)
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Aufklärung vs. Panikmache

Um der fortgesetzten Verbreitung von Angst und Hysterie zur Rechtfertigung des Ausnahmezustandes entgegenzuwirken, hilft Aufklärung.
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Das Virus Sars-Cov-2 ist kein Killervirus. Diese Erkenntnis setzt sich langsam in Wissenschaft, Medizin, Politik und Medien durch, wenn auch zögerlich. Noch sind es nur einzelne Stimmen, die dem zustimmen, was Experten wie Wolfgang Wodarg und Sucharit Bhakdi von Beginn an sagten: „Coronaviren sind nicht das Problem — bleiben Sie besonnen!“ Es werden täglich mehr Stimmen der Vernunft, die sich zu Wort melden. Sie warnen davor, dass die Corona-Politik in der Gesellschaft mehr Schaden anrichtet als das Virus. Doch die regierende Politik macht weiter wie bisher. Sie ignoriert nicht nur diese Stimmen der Vernunft, sondern auch die reale Entwicklung und die vorhandenen Informationen. Die Politik wird dabei leider von einigen Wissenschaftlern und von tonangebenden Medien weiter unterstützt. Und noch schaffen diese Kräfte es, die Gesellschaft unter Kontrolle zu halten und die Menschen zu Verhaltensweisen zu bewegen, die ihnen normalerweise widerstreben müssten. Das geschieht mit Hilfe fortgesetzter Angstmache. Doch es gibt ein Mittel dagegen: Aufklärung.

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Gab es am Anfang der Angstkampagne nur wenige ernst zu nehmende Stimmen gegen den Lockdown, so sind es im Laufe des Sommers doch immer mehr geworden. Sie wenden sich gegen die in der Geschichte der BRD noch nie so umfassenden und radikalen Grundrechtseinschränkungen, vor allem, weil sich anfängliche Entscheidungsgrundlagen immer mehr als Fehlannahmen herausstellen. Inzwischen wird eingeräumt, dass SARS-CoV-2 kein „Killervirus“ sei, wie zum Beispiel Anja Maier und Peter Tschentscher bei Markus Lanz am 3. September 2020. Ebenso schreibt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg Walter Plassmann in einem Gastkommentar am 14. September im Hamburger Abendblatt:

„Es ist kein ,Killervirus‘, das uns zwingt, im aseptischen ,Panikraum‘ zu zittern, bis der Spuk vorbei ist. (...) Gelassenheit ist angebracht und angezeigt.“

Das wurde von Dr. Wolfgang Wodarg und Prof. Suharit Bhakdi von Anfang an so dargelegt, die dafür als Scharlatane und Verschwörungstheoretiker ins Abseits gestellt wurden. Mittlerweile werden „astronomische Fehlrechnungen“ (taz) eingeräumt, und sogar das große Boulevardblatt Deutschlands fühlte sich bemüßigt, am 3. September 2020 eine ganze Seite unter dem Titel „Corona-Zahlen, die Sie wirklich kennen müssen“ zu bringen.

In der Broschüre „Lockdown – nicht nochmal!“ waren sie schon Wochen vorher veröffentlicht.

Eine Stellungnahme vom Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk) vom 18. September 2020 bestätigt nahezu alle Thesen der Broschüre. Der Welt-Herausgeber Stefan Aust brachte am 8. September unter dem Titel „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ eine ausführlich recherchierte Kritik an den staatlichen Maßnahmen. Hamburgs Ärztechef Plassmann kritisierte im Focus am 14. September Markus Söder und Christian Drosten mit der Aussage: Die Panikmache „macht die Gesellschaft krank“.
mehr:
- Medizin gegen Panikmache (Reinhard Frankl, Rainer Roth, Rubikon, 25.09.2020)
siehe auch:
Bodo Schiffmann: Corona 142 (Post, 24.09.2020)
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Immer schneller, immer weiter


Der technologische Fortschritt ermöglicht uns, immer schneller zu Reisen. Trotzdem sparen wir keine Zeit. Hier ist der Grund dafür.

56 Minuten dauert die Reise von Zürich nach Bern im Intercity. Die Strecke ist 125 Kilometer lang, und wir können während der Fahrt bequem in einem Buch lesen. Für viele ist das ein ganz normaler Arbeitsweg.

Früher war die Überwindung dieser Distanz mit erheblichen Strapazen verbunden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Postkutschen unbequem und holprig, selbst die schnellsten schafften nicht viel mehr als 8 Kilometer pro Stunde. Ihre Reichweite lag bei höchstens 120 Kilometer pro Tag, die Ankunft in Bern innert Tagesfrist war alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

1858 wurde die Zugstrecke von Aarau nach Olten gebaut, erstmals konnten Passagiere den ganzen Weg von Zürich nach Bern im Zug zurücklegen, wobei sie in Olten umsteigen mussten. Die kürzeste Reisezeit betrug vier Stunden und zwanzig Minuten, auch eine Dauer von über fünf Stunden war keine Seltenheit. In den Jahren 1924 und 1925 wurde die Strecke elektrifiziert - die Fahrt von Zürich nach Bern war nun innert zweieinhalb Stunden zu schaffen.

Heute tüfteln Ingenieure weltweit am Hyperloop, einer Hochgeschwindigkeitsbahn, die uns irgendwann mit Schallgeschwindigkeit durch eine luftleere Röhre schiessen soll. Einem Team der ETH Zürich gelang es 2019, eine Transportkapsel in 12 Sekunden auf 252 km/h zu beschleunigen, den Rekord für die höchste Geschwindigkeit hält ein Team der Technischen Universität München mit 463 km/h.

Zürich-Bern in sieben Minuten. Im Vergleich zu heute könnten Berufspendler mit dem Hyperloop gut eineinhalb Stunden Zeit sparen.
mehr:
- Immer schneller, immer weiter (Felix Schindler, Info-Sperber, 25.09.2020)
siehe auch:
- xxx (Post, )
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Panikmeldungen: »Die Zahlen steigen!« - Was ist mit den Intensivbetten?

Intensivbettenbelegung zu Beginn der "Zweiten Welle" im europäischen Überblick

In Spanien und in Frankreich nimmt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus rasant zu, der Corona-Alarm tönt, der Beginn der "Zweiten Welle" scheint nun eingeläutet. "Die Pandemie wird jetzt erst richtig losgehen. Auch bei uns", warnt Christian Drosten bereits. Doch wie sieht die aktuelle Lage in den Intensivstationen Europas und Deutschlands aus? Wie viele Betten sind belegt, wenn es "losgeht"? Fragen, die die mediale Fixierung auf Neuinfektionszahlen selten betrachtet. Liegt das daran, dass es in Deutschland ausreichend viele Betten zur Verfügung stehen?

Zwar hat die Wucht der Pandemie Deutschland nicht so stark getroffen wie die Nachbarländer, das liegt Drosten zufolge jedoch daran, dass "ungefähr vier Wochen früher" reagiert wurde. "Wir waren nicht deshalb erfolgreich, weil unsere Gesundheitsämter besser waren als die französischen, oder weil unsere Krankenhäuser besser ausgestattet sind als die italienischen", so Drosten. An der besseren Ausstattung könnte es allerdings gelegen haben.

"Im Gegensatz zu Spanien, Frankreich und Italien haben wir eine sehr hohe Dichte an Krankenhäusern und Betten, und das hat sich in dieser Krise als großer Vorteil erwiesen", sagte Uwe Janssens, Leiter der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) im April. Als einer der Faktoren, die die Zahl der Todesfälle in Deutschland vergleichsweise niedrig gehalten haben, wird auch in ausländischen Medien oft auf die vergleichsweise hohe Anzahl an Intensivbetten hingewiesen.

In den 1.160 Krankenhäusern Deutschlands mit Intensivstationen (ICU) stehen über 30.000 Intensivbetten zur Verfügung. Statistisch gesehen kommt Deutschland pro 100.000 Einwohner auf zwischen 30 und 36 Intensivbetten, wobei in der aktuellen Krisensituation die Kapazitäten auf über 45 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner ausgebaut werden können - ein Höchstwert im internationalen Vergleich. Deutlich geringer sind die allgemeinen Kapazitäten in den besonders stark von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten Spanien mit 9,7 und Italien mit 12,5 Intensivbetten je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, in Frankreich liegt die Zahl bei 11,6 Intensivbetten.
mehr:
- Wie ausgelastet sind die Intensivstationen? (Bulgan Molor-Erdene, Telepolis, 25.09.2020)
siehe auch:
Wie war der Verlauf des Infektionsgeschehens in Deutschland? (Wolf Hinrich Wallis, Telepolis, 24.09.2020)

Für 2021 plant Scholz mit neuen Krediten in Höhe von 96,2 Milliarden Euro. Dafür soll, wie auch dieses Jahr, erneut die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse ausgesetzt werden. Das sei nötig, sagte Scholz, um den Weg zu Ende zu gehen, den die Bundesrepublik mit ihrem Krisenprogramm seit Ausbruch der Corona-Pandemie gehe. «Wir handeln entschlossen, auch wenn es viel Geld kostet - Nichtstun käme unserem Land sehr viel teurer», betonte er. Insgesamt plant Scholz mit Ausgaben in Höhe von 413,4 Milliarden Euro. Das ist fast ein Fünftel weniger als in diesem Jahr - allerdings schlugen da auch enorme Summen etwa für Hilfspakete zu Buche. Ab 2022 will Scholz die Schuldenbremse wieder einhalten. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Schulden gemacht werden - in gewissem Umfang sind neue Kredite erlaubt. Und diesen Umfang, kündigte Scholz an, wolle er ausschöpfen.
[Wie war der Verlauf des Infektionsgeschehens in Deutschland? (Lippische Landeszeitung, 23.09.2020]

- Auf die Rekordschulden werden Steuererhöhungen folgen (Martin Greive, Handelsblatt, 19.09.2020)

Hamburger Ärzte-Chef legt gegen "Corona-Strategen" nach: "Wer infiziert ist, ist nicht krank"

In einem Gastbeitrag griff Walter Plassmann, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, die Virus-Mahner Markus Söder und Christian Drosten an und trat eine Diskussion los. Im Interview mit FOCUS Online nennt Plassmann die Gründe für Deutschlands ängstliche Corona-Politik und erklärt, warum die Fixierung auf Infektionszahlen keinen Sinn macht.

"Wer die Gesellschaft mit immer neuen Hiobsbotschaften auf immer höhere Bäume treibt, der macht die Gesellschaft krank" - diese Worte schrieb Walter Plassmann in einem Gastbeitrag im "Hamburger Abendblatt", über den FOCUS Online berichtete. Adressaten der Kritik waren die führenden Corona-Mahner in Deutschland, namentlich Markus Söder, Christian Drosten und Karl Lauterbach.

Vor allem das permanente Mahnen und die "politisch-mediale Aufgeregtheit", die von den genannten Personen befeuert wird, stören den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg.

Surftipp: Alle Neuigkeiten zur Corona-Pandemie finden Sie im News-Ticker von FOCUS Online

Im Interview mit FOCUS Online nennt Plassmann nun die Gründe für Deutschlands vorsichtige Corona-Politik, erklärt, warum eine Fixierung auf Infektionszahlen als Indikator keinen Sinn ergeben und wird deutlich beim Thema Maskenpflicht.
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siehe auch:

Der Neoliberalismus hat ausgedient, sagt der Chef des Weltwirtschaftsforums. Von Oskar Lafontaine.

„Der Neoliberalismus in dieser Form hat ausgedient“, sagt jetzt auch der Chef des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, in der „Zeit“: „Ich bin davon überzeugt, dass die unternehmerische Kraft jedes Einzelnen die Triebfeder für echten Fortschritt ist – und nicht der Staat. Aber diese individuelle Kraft muss in ein System von Regeln eingebettet werden, das ein Überborden in die eine oder andere Richtung verhindert. Diese Funktion muss ein starker Staat erfüllen. Der Markt löst allein keine Probleme.“ Er hält auch eine Besteuerung von Millionen-Vermögen für „sozial gerechtfertigt“. Damit ist Klaus Schwab weiter als Kanzlerin Merkel oder „zurück an die Arbeit“-Friedrich Merz.
mehr:

mein Kommentar:
Lieber Oskar, die Worte hör’ ich wohl…
siehe auch:

[…] Die politische Handlung im emphatischen Sinne braucht aber eine Vision und einen hohen Einsatz. Sie muss auch verletzen können. Das tut aber die glatte Politik von heute nicht. Nicht nur Angela Merkel, sondern die Politiker von heute sind nicht fähig dazu. Sie sind nur noch gefällige Handlanger des Systems. Sie reparieren da, wo das System ausfällt, und zwar im schönen Schein der Alternativlosigkeit. Die Politik muss aber eine Alternative anbieten. Sonst unterscheidet sie sich nicht von der Diktatur. Heute leben wir in einer Diktatur des Neoliberalismus. Im Neoliberalismus ist jeder von uns Unternehmer seiner selbst. Kapitalismus zu Zeiten von Marx hatte eine ganz andere Arbeitsstruktur. Die Wirtschaft bestand aus Fabrikbesitzern und Fabrikarbeitern, und kein Fabrikarbeiter war der Unternehmer seiner selbst. Es fand eine Fremdausbeutung statt. Heute findet eine Selbstausbeutung statt – ich beute mich aus in der Illusion, dass ich mich verwirkliche.

"Freiheit ist eine Gegenfigur des Zwanges"
ZEIT Wissen: Der Begriff Neoliberalismus wird deshalb gern auch als Kampfbegriff der Linken bezeichnet.

Han: Das stimmt nicht. Neoliberalismus bezeichnet den Zustand der heutigen Gesellschaft sehr gut, denn es geht um die Ausbeutung der Freiheit. Das System will immer produktiver werden, und so schaltet es von der Fremdausbeutung auf die Selbstausbeutung, weil dies mehr Effizienz und mehr Produktivität generiert, alles unter dem Deckmantel der Freiheit.

ZEIT Wissen: Ihre Analyse klingt nicht besonders ermutigend. Wir beuten uns selbst aus, wir riskieren nichts, weder in der Liebe noch in der Politik, wir wollen nicht verletzt werden und nicht verletzen.

Han: Tut mir leid, aber das ist eine Tatsache.

ZEIT Wissen: Wie kann ein Einzelner in dieser Gesellschaft sein Glück finden – sollen wir uns mehr für unsere Ideale engagieren?

Han: Das System erschwert das. Wir wissen ja nicht einmal, was wir wollen. Die Bedürfnisse, die ich als meine Bedürfnisse wahrnehme, sind nicht meine Bedürfnisse. Nehmen Sie den Textildiscounter Primark. Menschen organisieren sich in Fahrgemeinschaften, weil es Primark nicht in jeder Stadt gibt. Dann kommen sie an und plündern fast den Laden. In einem Zeitungsartikel wurde neulich von einem Mädchen berichtet: Als es erfuhr, dass Primark auf dem Alexanderplatz neben C&A einzieht, schrie es vor Freude auf und sagte, wenn Primark hier entsteht, ist mein Leben perfekt. Ist dieses Leben wirklich ein perfektes Leben für sie, oder ist es eine Illusion, die diese Konsumkultur erzeugt hat? Schauen wir genau hin, was da passiert. Mädchen kaufen hundert Kleider, jedes Kleid kostet vielleicht fünf Euro – was schon für sich genommen ein Wahnsinn ist, weil für solche Klamotten Menschen in den Ländern wie Bangladesch sterben, wenn eine Kleiderfabrik einstürzt. Die Mädchen kaufen also hundert Kleider, aber sie ziehen sie kaum an. Wissen Sie, was die damit machen?

ZEIT Wissen: Sie präsentieren die Kleidung auf YouTube, in Haul-Videos.

Han: Genau, sie machen damit Werbung! Sie erstellen massenweise Videos, in denen sie die Kleider anpreisen, die sie gekauft haben, und Model spielen. Jedes YouTube-Video wird eine halbe Million Mal angeklickt. Konsumenten kaufen Kleider oder andere Dinge, aber sie gebrauchen sie nicht, sondern sie machen Werbung, und diese Werbung generiert neuen Konsum. Das heißt, es ist ein absoluter Konsum entstanden, der vom Gebrauch der Dinge abgekoppelt ist. Das Unternehmen hat die Werbung an die Konsumenten deligiert. Es macht selbst keine Werbung. Das ist ein perfektes System.

ZEIT Wissen: Sollte man dagegen protestieren?

Han: Warum sollte ich dagegen protestieren, wenn Primark kommt und mein Leben perfekt wird?

ZEIT Wissen: "Die Freiheit wird eine Episode gewesen sein", schreiben Sie in Ihrem neuen Buch Psychopolitik. Warum?

Han: Freiheit ist eine Gegenfigur des Zwanges. Wenn man den Zwang, dem man unbewusst unterworfen ist, als Freiheit empfindet, ist das das Ende der Freiheit. Deshalb sind wir in einer Krise. Die Krise der Freiheit besteht darin, dass wir den Zwang als Freiheit wahrnehmen. Da ist kein Widerstand möglich. Wenn Sie mich zu etwas zwingen, kann ich mich gegen diesen äußeren Zwang wehren. Aber wenn kein Gegenüber mehr da ist, das mich zu etwas zwingt, dann ist kein Widerstand möglich. Deshalb lautet das Motto, das ich meinem Buch als Motto vorangestellt habe: "Protect me from what I want." Der berühmte Satz der Künstlerin Jenny Holzer.

ZEIT Wissen: Wir müssen uns also vor uns selbst beschützen?

Han: Wenn ein System die Freiheit angreift, muss ich mich wehren. Das Perfide ist aber, dass das System heute die Freiheit nicht angreift, sondern sie instrumentalisiert. Ein Beispiel: Als es in den achtziger Jahren die Volkszählung gab, sind alle auf die Barrikaden gegangen. In einer Behörde ist sogar eine Bombe hochgegangen. Die Menschen sind auf die Straßen gegangen, weil sie einen Feind hatten, nämlich den Staat, der ihnen gegen ihren Willen Informationen entreißen wollte. Heute geben wir mehr Daten über uns preis als jemals zuvor. Warum kommt es zu keinem Protest? Weil wir uns im Gegensatz zu damals frei fühlen. Die Menschen damals fühlten sich in ihrer Freiheit angegriffen, eingeschränkt. Und deshalb sind sie auf die Straße gegangen. Heute fühlen wir uns frei. Wir geben unsere Daten freiwillig heraus.

ZEIT Wissen: Vielleicht, weil das Smartphone uns dabei helfen kann, dahin zu kommen, wo wir hinwollen. Wir schätzen den Nutzen größer ein als den Schaden.

Han: Mag sein, aber von der Struktur unterscheidet sich diese Gesellschaft nicht vom Feudalismus des Mittelalters. Wir befinden uns in einer Leibeigenschaft. Die digitalen Feudalherren wie Facebook geben uns Land, sagen: Beackert es, ihr bekommt es kostenlos. Und wir beackern es wie verrückt, dieses Land. Am Ende kommen die Lehnsherren und holen die Ernte. Das ist eine Ausbeutung der Kommunikation. Wir kommunizieren miteinander, und wir fühlen uns dabei frei. Die Lehnsherren schlagen Kapital aus dieser Kommunikation. Und Geheimdienste überwachen sie. Dieses System ist extrem effizient. Es gibt keinen Protest dagegen, weil wir in einem System leben, das die Freiheit ausbeutet.

"Die heutige digitale Gesellschaft ist keine klassenlose Gesellschaft" 
Wissen: Wie gehen Sie persönlich damit um?

Han: Ich werde wie jeder von uns unruhig, wenn ich nicht vernetzt bin, klar. Ich bin auch ein Opfer. Ohne diese ganze digitale Kommunikation kann ich meinen Beruf nicht ausüben, als Professor und als Publizist. Jeder ist eingebunden, eingespannt.

ZEIT Wissen: Welche Rolle spielen die Big-Data-Technologien?

Han: Eine wichtige, weil Big Data nicht nur für die Überwachung eingesetzt wird, sondern vor allem für die Steuerung des menschlichen Verhaltens. Und wenn das menschliche Verhalten gesteuert wird, wenn die Entscheidungen, die wir treffen, in dem Gefühl, frei zu sein, total manipuliert sind, ist unser freier Wille gefährdet. Das heißt, Big Data stellt unseren freien Willen infrage.

ZEIT Wissen: Sie schreiben, Big Data lasse eine neue Klassengesellschaft entstehen.

Han: Die heutige digitale Gesellschaft ist keine klassenlose Gesellschaft. Nehmen Sie die Datenfirma Acxiom: Sie unterteilt Menschen in Kategorien. Die letzte Kategorie heißt "waste" – Müll. Acxiom handelt mit den Daten von rund 300 Millionen US-Bürgern, also von beinahe allen. Die Firma weiß inzwischen mehr über die US-Bürger als das FBI, wahrscheinlich sogar mehr als die NSA. Bei Acxiom werden die Menschen in siebzig Kategorien eingeteilt, im Katalog werden sie wie Waren angeboten, und für jeden Bedarf gibt es etwas zu kaufen. Konsumenten mit hohem Marktwert finden sich in der Gruppe "Shooting Stars". Sie sind zwischen 26 und 45 Jahre alt, dynamisch, stehen zum Joggen früh auf, haben keine Kinder, sind aber vielleicht verheiratet und pflegen einen veganen Lebensstil, reisen gern, schauen die Fernsehserie Seinfeld. So lässt Big Data eine neue, digitale Klassengesellschaft entstehen.

ZEIT Wissen: Und wer gehört alles zur "Waste"-Klasse? 

Han: Diejenigen mit schlechtem Score-Wert. Sie bekommen beispielsweise keine Kredite. Und so tritt neben das Panoptikum, das ideale Gefängnis Jeremy Benthams, ein "Bannoptikum", wie der Soziologe Zygmunt Bauman es genannt hat. Das Panoptikum überwacht die eingeschlossenen Insassen des Systems, das Bannoptikum ist dagegen ein Dispositiv, das die systemfernen oder systemfeindlichen Personen als unerwünscht identifiziert und ausschließt. Das klassische Panoptikum dient der Disziplinierung, das Bannoptikum dagegen sorgt für Sicherheit und Effizienz des Systems. Interessant ist, dass NSA und Acxiom zusammenarbeiten, also Geheimdienst und Markt.

ZEIT Wissen: Wäre es vorstellbar, dass die "Waste"-Klasse irgendwann eine gewisse kritische Größe erreicht, sodass sie für die Kontrollgesellschaft nicht mehr zu handhaben ist?

Han: Nein. Die verstecken sich, die schämen sich, das sind zum Beispiel "Hartzer". Sie werden ständig in Angst versetzt. Es ist Wahnsinn, in welcher Angst die Hartzer hier leben. Sie werden festgehalten in diesem Bannoptikum, auf dass sie nicht ausbrechen aus ihrer Angstzelle. Ich kenne viele Hartzer, sie werden wie Müll behandelt. In einem der reichsten Länder der Welt, in Deutschland, werden Menschen wie Abschaum behandelt. Ihnen wird die Würde genommen. Diese Menschen protestieren natürlich nicht, weil sie sich schämen. Sie beschuldigen sich selbst, anstatt die Gesellschaft verantwortlich zu machen, anzuklagen. Von dieser Klasse kann man keine politische Handlung erwarten.

ZEIT Wissen: Ganz schön deprimierend. Wo wird das alles enden?

Han: Es wird jedenfalls nicht so weitergehen, schon aufgrund der materiellen Ressourcen. Das Öl reicht vielleicht noch für 50 Jahre. Wir leben hier in Deutschland in einer Illusion. Wir haben die Produktion weitgehend verlagert. In China werden unsere Computer, unsere Kleidung, unsere Handys produziert. Aber die Wüste kommt Peking immer näher. Und man kann dort wegen des Smogs kaum noch atmen. Als ich in Korea war, habe ich erlebt, dass diese gelben Staubwolken bis nach Seoul kamen. Man musste eine Schutzmaske tragen, weil der Feinstaub die Lungen beschädigt. Es ist dramatisch, wie sich die Dinge da entwickeln. Selbst wenn es noch eine Weile gut läuft – was für ein Leben ist das? Oder schauen Sie sich die Menschen an, die ihren Körper mit allen möglichen Sensoren ausstatten und rund um die Uhr Blutdruck, Blutzuckerwert und Fettanteil messen und diese Daten ins Netz stellen! Man nennt das Self-Tracking. Diese Menschen sind bereits Zombies, sie sind Puppen, die von unbekannten Gewalten am Draht gezogen werden, wie Georg Büchner in Dantons Tod gesagt hat. 
 
 
[Byung-Chul Han: "Tut mir leid, aber das sind Tatsachen", ZON, 07.09.2017]

Swissmedic erhält Millionen von Bill Gates – » Aber man muss sich keine Sorgen machen« 😂

Die Zulassungsbehörde Swissmedic nimmt Gelder von der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates entgegen, wie «Saldo» aufdeckt. Verliert sie dadurch ihre Unabhängigkeit? Politiker sind sich uneins.

Darum gehts
  • Bill Gates unterstützt Swissmedic mit 2 Millionen Franken, wie das Konsumentenmagazin «Saldo» schreibt.
  • Die Zulassungsbehörde für neue Arzneimittel und Impfungen steht deshalb in der Kritik.
  • Die Unabhängigkeit von Swissmedic sei nicht gewährleistet.
  • Die Gesundheitskommission sieht kein Problem.
Welcher Impfstoff und welche Medizinprodukte in der Schweiz zum Einsatz kommen, entscheidet die Zulassungsbehörde Swissmedic. Das Institut, das zum Departement des Innern gehört, finanziert sich aber nicht nur mit Steuergeldern und Gebühren für Zulassungsverfahren: Seit 2016 erhielt Swissmedic rund 2 Millionen Franken von Microsoft-Gründer Bill Gates, wie das Konsumentenmagazin «Saldo» (Bezahlartikel) schreibt.
mehr:
- Swissmedic erhält Millionen von Bill Gates (Barbara Scherer, Fabian Pöschl, 20min.ch, 25.09.2020)
siehe auch:

mein Kommentar:
Daß wir Menschen manipulierbar sind, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben…
»[…] an alle diese Missstände haben sich die Ärzte durch ihre „Pharmasozialisation" so gewöhnt, dass sie ihre Abhängigkeit meist gar nicht mehr wahrnehmen. Sie halten die materiellen und karrierefördernden Zuwendungen der pharmazeutischen Industrie für berechtigt, erbringen z.T. auch Gegenleistungen in Form von Vorträgen. Diese Mentalität der Kollaboration macht empfangs- und verleugnungsbereit für weitere Aktivitäten der Pharmaindustrie.
Auch die Koryphäen sind von ihrer wissenschaftlichen Objektivität vermutlich meist überzeugt. Aber die „gefühlte Unabhängigkeit" reicht nicht. Eine faktische Unabhängigkeit ist nur zu erreichen, wenn Autoren und Verlage auf direkte und indirekte Unterstützung durch die Industrie verzichteten.
Auch das Gutachten 2005 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen stellt fest: ›Ärzte sind sich zwar der werbenden, verzerrenden Darstellung der produktbezogenen Information bewusst. Sie leugnen jedoch – trotz gegenteiliger empirischer Befunde – häufig, dass diese ihr Verhalten beeinflussen. Sie glauben vielfach an ihre persönliche Immunität gegenüber den Marketingmaßnahmen der Industrie…‹
Es ist kennzeichnend für die ›gefühlte Unabhängigkeit‹ von Ärzten, dass sie laut Umfrage zu 61% der Meinung sind, dass Industriewerbung und Kontakte ihr eigenes Verschreibungsverhalten nicht beeinflussen würde, nur 16 % dies jedoch für ihre KollegInnen annehmen (!).
Psychiatrie ist gegenwärtig zum verlängerten Arm der Pharmaindustrie geworden. Wie das möglich ist, erfährt man durch die Lektüre von Bekenntnissen ehemaliger Verantwortlicher: Peter Rost (Pfizer), „John Rengen" (Eli Lilly und Novo Nordisk); Marcia Angell (NEJM) ;Loren Mosher, Vater der Soteria, demonstrativer Austritt aus der APA 1998)wegen deren Pharmahörigkeit)[…]

Obwohl nicht zugelassen bekommen in den USA auch Kinder und Jugendliche Psychophamarka. Allein zwischen 1993 und 2002 stieg in den USA die Anzahl der Arztbesuche von Kindern und Jugendlichen mit Verschreibung von Antispychotika von 201.000 auf 1.224.000. Grund dafür waren auch die neuen atypischen Antipsychotika wie Zyprexa, mit geringeren Nebenwirkungen wie Sedierung oder motorische Störungen. «
[
V. Aderhold, D. Lehmkuhl, Material zum Verhältnis Psychiatrie und Pharmaindustrie, in: Der Mast muß weg, 1/2008 – Hervorhebung durch die Verfasser]
Originalzitat Gutachten 2005 des Sachverständigenrats:
- Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Gutachten 2005 (Bundestagsdrucksache 15/5670 v. 09.06.2005, Pkt. 843, S. 334f. – PDF)

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Verleugnung ist in der Freudschen → Psychoanalyse ein primitiver → Abwehrmechanismus: Eine Person leugnet einfach die Existenz oder Nicht-Existenz bestimmter Dinge oder die Bedeutung traumatischer → Angst und → Konflikt erzeugender Ereignisse. Kinder nehmen oft nicht zur Kenntnis, daß jemand gestorben ist, oder, daß ihnen etwas wichtig ist oder — wie Freud beschreibt — leugnen, daß Mädchen keinen Penis haben. Verleugnung reicht vom relativ Harmlosen — z. B. der Weigerung, an die Gefahren des täglichen Straßenverkehrs zu denken — bis zum Psychotischen, in dem die Verleugnung von der Konstruktion einer alternativen Realität begleitet ist (einer Einkapselung des subjektiven Erlebens, die das Psychotische ausmacht), oder bis zur unbewußten Abspaltung eines Teils der Realität, in der (1940) einen wesentlichen Mechanismus bei der Entstehung des Fetischismus (→ Perversion) sah.
[Verleugnung, Zusammenfassung, SpringerLink, Orange D.M. (2000) Verleugnung. In: Stumm G., Pritz A. (eds) Wörterbuch der Psychotherapie, Springer, Vienna pp 762-763,
https://doi.org/10.1007/978-3-211-99131-2_2073, abgerufen am 28.09.2020]

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mein Kommentar:

Eigentlich ist es ganz einfach: Wir leben in einer Welt, die geprägt ist von Verleugnung. Politiker und Journalisten leugnen, wie stark sie beeinflußbar sind. Die die klassischen Medien Konsumierenden (ich meine das exakt so, wie ich es sage!) leugnen den gleichen Sachverhalt. 

Und um diese allgegenwärtige Verleugnung aufrechterhalten zu können, müssen Kritiker zum Schweigen gebracht werden, weil diese den Verleugnungsprozess aufdecken.

Und um die Gruppe der Politiker und Journalisten beeinflussen zu können, muß Bill Gates und Konsorten nur einige wenige Dinge tun.