Montag, 1. September 2014

Alfred Grosser über Frankreich: „Ich habe Angst um mein Land“

Der Regierungsumbau in Frankreich ist Ausdruck einer tiefen Verunsicherung des Landes. Die Franzosen bemitleiden sich selbst und beneiden ihre deutschen Nachbarn. Zu Unrecht

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Die Presseerklärung von Arnaud Montebourg liegt dank der Übersetzung von Florian Tuczek auf Deutsch vor. Siehe hier [PDF - 113 KB]. „Frankreich und Europa durchleben eine Krise ohne Vorläufer seit derjenigen von 1929 – schwer, zerstörerisch und lang.“ Diese Krise sei die Folge falscher politischer Entscheidungen. Albrecht Müller. 
 Montebourg macht klar, dass die Politik des vermeintlichen Sparens, in seinen Worten: Austeritätspolitik, keinen Erfolg haben kann, nicht einmal den Sparerfolg. Die Politik des Schuldenabbaus laufe präzise auf den Nichtschuldenabbau hinaus und sei somit eine finanzielle Absurdität. Indem diese Politik das Wachstum verplombe, verhindere sie durch den Absturz der wirtschaftlichen Aktivität die Verwirklichung ihrer eigenen Ziele. Das ist das, was wir auf den Nachdenkseiten schon des Öfteren erläuterten und die kleine Gruppe der gegen den Strich bürstenden Ökonomen immer wieder sagt. 

siehe auch:
- Paul Krugman – The Fall of France – Frankreichs Verfall (New York Times,28.08.2014,  übersetzt in den NachDenkSeiten, 01.09.2014) 
Francois Hollande, der seit 2012 französischer Präsident ist, hätte ein Herausforderer sein können. Er war wegen des Versprechens gewählt worden, sich von der Austeritätspolitik abzuwenden, die Europas kurze und bescheidene Wirtschaftsbelebung abwürgte. Die intellektuelle Rechtfertigung dieser Politik war ohnehin schwach und dem Zusammenbruch nahe, und er hätte er an der Spitze einer Gruppe von Ländern stehen können, die einen Kurswechsel verlangten. Aber das sollte nicht sein. Kaum im Amt, knickte M. Hollande schon ein und fügte sich völlig den Forderungen nach sogar noch mehr Austerität.
Nun sage aber niemand, er sei total rückgratlos. Anfang der Woche handelte er sehr entschlossen, allerdings leider nicht in wirtschaftspolitischer Hinsicht, obwohl doch die desaströsen Folgen der europäischen Austerität von Monat zu Monat spürbarer werden, und sogar Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, einen Kurswechsel verlangt. Nein, M. Hollandes ganze Energie war darauf gerichtet, Mitglieder seiner Regierung zu eliminieren, die es gewagt hatten, seine Unterwürfigkeit gegenüber Berlin und Brüssel zu kritisieren.  


siehe auch:
- Staatsverschuldung – Ein verheerender Befund: Die nackten Zahlen über Frankreich (Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 08.09.2014)
Die wirtschaftlichen Daten Frankreichs sind verheerend. Es ist gut möglich, dass selbst die abenteuerlichen Rettungsmaßnahmen zu spät kommen. Der französische Staat sei bankrott, sagt Hollandes Weggefährte Michel Sapin. Die Regierung hat nicht die leiseste Ahnung, wie der Crash verhindert werden könne.

aktualisiert am 09.09.2014

Gregor Gysi demontiert hilflose deutsche Außenpolitik

Gregor Gysi, DIE LINKE: Wir sollten so schnell wie möglich Waffenexporte verbieten [13:12]

Veröffentlicht am 01.09.2014
01.09.2014, Sondersitzung des Bundestages zu den von der Bundesregierung beschlossenen Waffenlieferung im Kampf gegen die IS-Terrorarmee - Der 1. September war der Tag, an dem der schlimmste Krieg in der Geschichte der Menschheit durch Deutschland begonnen wurde - der Zweite Weltkrieg. Hätte Deutschland 1945 nicht sagen müssen, dass wir nie wieder an Kriegen verdienen wollen? Wir sind der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Wenn man der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist, verdient man an jedem Krieg. Genau das steht uns nicht zu.


Im Bundestag hat Gregor Gysi die Außenpolitik von Union und SPD in einer analytischen, scharfsinnigen und kühlen Analyse in der Luft zerrissen. Gysis Plädoyer: 75 Jahre nachdem die Deutschen den Zweiten Weltkrieg entfesselt hatten, sollte sich Deutschland nicht willenlos an die US-Interessen ankoppeln, sondern sich als Anwalt des Friedens in der Welt verstehen. Dokumentation einer schonungslosen Abrechnung.
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- Sehr starke Rede: Gregor Gysi demontiert hilflose deutsche Außenpolitik (DeutscheWirtschaftsNachrichten, 01.09.2014)

Videohinweise der NachDenkSeiten

Videohinweise (NachDenkSeiten, 01.09.2014)

Aufstieg und Elend des globalen Finanzsystems

Das Finanzsystem ist uns über den Kopf gewachsen und war Auslöser der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, die Millionen den Job und uns allen Wohlstand kostete. Es gehört gesundgeschrumpft. Mit seinem Buch Wie viel Bank braucht der Mensch? zeigt der deutsche Ökonom Thomas Fricke schlüssig die Systemfehler auf, die dazu führten, dass das System derart an die Wand fahren konnte. Fehlende Moral und menschliches Scheitern gehören nicht dazu, auch wenn beides gerade im Bankgeschäft durchaus an der Tagesordnung ist.
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"Kein Deutscher darf jemals wieder ein Gewehr tragen"


Der Publizist Georg D. Heidingsfelder (1899-1967) hielt hartnäckig an seinen Erkenntnissen aus der US-amerikanischen "reeducation" fest und wurde deshalb in der Adenauer-Republik zum brotlosen Nonkonformisten. Eine Erinnerung anlässlich des Antikriegstages 2014 

 Im Sommer 1945 gelangte der Kriegsgefangene Georg D. Heidingsfelder zusammen mit rund 150 anderen deutschen Intellektuellen in ein US-amerikanisches "Sonderlager" ohne Stacheldraht in der Nähe von Cherbourg. Im Verlauf eines knappen Vierteljahres kamen die US-Instrukteure mit den privilegierten Lagerbewohnern zu der Übereinkunft, "dass kein Deutscher jemals wieder ein Gewehr tragen dürfe. Diese kriegerische Nation müsse >for ever< entwaffnet bleiben und zu friedlicher Zivilisation umerzogen werden, durch Amerikaner und deutsche Antimilitaristen".


Georg D. Heidingsfelder erwies sich als äußerst gelehriger Schüler und erhielt nach bestandener Prüfung am 21. September 1945 eine Berufung zum "Selected Citizen of Germany", zum auserwählten Bürger Deutschlands. Hiermit verbunden war die Bereitschaft der Kursteilnehmer, "für den Einzug eines neuen, zivilen, friedlichen, demokratischen Geistes in Germany Sorge zu tragen". Im Rahmen einer großen Abschiedsfeier verkündete ihnen ein US-Colonel noch einmal,

dass das neue Deutschland das "andere Deutschland" werden müsse, das antiwilhelminische und antihitlerische Deutschland, das nicht auf "schimmernde Wehr" und nicht auf "Vau zwei" setze, sondern auf Recht, auf Humanität, auf Frieden, auf Demokratie. Der Stahlhelm werde nun für immer begraben, der Bürgerhut allein in Zukunft den deutschen Schädel bedecken.

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Heute vor 75 Jahren – 1. September 1939: Beginn des Zweiten Weltkriegs

Überfall im Morgengrauen 

Heute vor 75 Jahren, am 1. September 1939 früh am Morgen, begann der Zweite Weltkrieg, der verheerendste militärische Konflikt in der Geschichte der Menschheit. Er wurde global geführt, schickte die Armeen sämtlicher Großmächte ins Gefecht und kostete über 60 Mio. Menschen das Leben. 
Deutsche Soldaten greifen eine polnische Ortschaft an, September 1939
Um 4.45 Uhr fielen ohne Kriegserklärung die ersten Schüsse, abgegeben aus den schweren Geschützen des deutschen Linienschiffs »Schleswig-Holstein« auf ein polnisches Munitionsdepot auf der Westerplatte, einer Halbinsel bei Danzig. Zur gleichen Zeit überschritten deutsche Truppen an zahlreichen Stellen die polnische Grenze. Die deutsche Luftwaffe begann ihre Angriffe ebenfalls noch in den Morgenstunden des ersten Kriegstages. In Berlin war Adolf Hitler unterdessen bemüht, den Überfall als einen Akt der Verteidigung hinzustellen, um die Intervention der Westmächte abzuwenden, die eine Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens abgegeben hatten. Dieses Mal aber gaben England und Frankreich nicht klein bei: Sie machten noch am 1. September mobil und erklärten Deutschland, nachdem ihr Ultimatum verstrichen war, zwei Tage später den Krieg. 

Was am 1. September noch geschah: 
1900: Das erste deutsche Transatlantikkabel zwischen Borkum und New York wird in Betrieb genommen. 
 Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014