Mittwoch, 20. Mai 2020

Hypnosetag 111: Der SPIEGEL lenkt Hass auf Ken Jebsen



"Bei den Ermittlungen zum Angriff auf ein Kamerateam der "heute-show" gibt es womöglich eine neue Spur", schreibt der SPIEGEL online in einem Artikel mit dem Titel „Ken Jebsen nutzt Studio von attackierter TV-Produktionsfirma“. Mit dem Wort "womöglich" tarnt das Magazin eine Denunziations-Story, die dem Medien-Mann Ken Jebsen völlig unbewiesen aber fast unverhüllt, die Schuld an einer Attacke auf ein ZDF-Team zuweist. "Wie aggressiv die Stimmung zum Teil ist, musste ein Kamerateam erfahren, das am 1. Mai auf einer sogenannten Hygienedemo an der Berliner Volksbühne für die ZDF-Satiresendung "heute-show" drehte." Das Team drehte in Wahrheit auf der Berliner Rochstraße. Ziemlich weit vom Rosa-Luxemburg-Platz entfernt, dem Ort der Aktion für das Grundgesetz. Doch so wie der SPIEGEL sich den Tatort zusammenlügt, so lügt er sich auch eine Verbindung von Jebsen und dem betroffenen Kamerateam zusammen.
mehr:
- DER SPIEGEL HEIZT STIMMUNG AN – Das Magazin lenkt Hass auf Ken Jebsen (Uli Gellermann, Rationalgalerie, 20.05.2020)
siehe auch:
x

Hypnosetag 111: Die Verunmöglichung des Dialogs – Etikettierung spart Energie



Am vergangenen Freitag kumulierte die Aggression gegen die Demonstrationen. Es begann morgens mit dem Campact-Rundbrief und endete abends mit der Heute Show und Aspekte. Am Tag der Demonstration selbst, am 16. Mai, ging die Aggression inklusive massiver Manipulationen in Medien, zum Beispiel bei der Frankfurter Rundschau. Dann am Sonntagabend bei Anne Will und am Montagabend bei ARD Corona-Extra. Wir präsentieren Ihnen einen Ausschnitt dieser Kampagne. Mit Belegen. Und wir konfrontieren das mit mehreren Berichten und mit dem Hinweis auf besondere Eigenheiten der laufenden Kampagne. Albrecht Müller.

Vorweg eine persönliche Anmerkung zum Umgang mit den jetzigen Demonstration im Vergleich zum Umgang mit den 68ern:
Da ich beides erlebt habe und erlebe, kann ich recht gut vergleichen. Ich tue das selektiv: Im März 1968 trafen sich die Sozialdemokraten in Nürnberg zu einem wichtigen Parteitag (Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze). Gleichzeitig wurde in Berlin und in Nürnberg selbst demonstriert, unter anderem gegen die Notstandsgesetze. Dem SPD-Politiker Herbert Wehner wurde beim Betreten der Parteitagshalle die Pfeife aus dem Mund geschlagen. Die Aggression gegen die Demonstranten war bei einigen der Versammelten so groß, dass sie vom Vorsitzenden Willy Brandt eine Entschuldigung für die Aggression der Demonstranten gegenüber Herbert Wehner forderten – eine Entschuldigung deshalb, weil Willy Brandts Sohn Peter in Berlin mitdemonstrierte und die Familie Brandt in Sippenhaft für den Pfeifen-Anschlag auf Herbert Wehner genommen wurde. Willy Brandt entschuldigte sich nicht, auch deshalb nicht, weil er wie eine Reihe anderer Zeitzeugen und Beobachter des Geschehens durchaus Verständnis für die aufmüpfigen jungen Leute hatte. Das galt auch für viele Journalistinnen und Journalisten.

Einige von diesen lernte ich im weiteren Verlauf des Jahres 1968 in Bonn kennen. Viele hatten eine Grundsympathie für die Studentenbewegung und ihre Demonstrationen. In den Redaktionen der damals noch linksliberalen Medien wie Stern, Spiegel, Frankfurter Rundschau, Zeit, WDR und NDR, Abendzeitung aus München und Kölner Stadtanzeiger fanden sich reihenweise Sympathisanten der demonstrierenden Studenten.

Willy Brandt sorgte übrigens dafür, dass eine größere Zahl von Demonstranten in seiner Partei aktiv wurde. Dies wiederum war ein wesentlicher Grund dafür, dass andere, zum Beispiel Wehner, Schmidt und auch die heutige Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD, Gesine Schwan, ihn, Brandt, verachteten – bis hin zum erzwungenen Rücktritt in der Guillaume-Affäre.

Auch gegenüber späteren Demonstrationen, zum Beispiel den Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten anfangs der Achtzigerjahre, war ein großer Teil der Journalistinnen und Journalisten positiv eingestellt, jedenfalls offen und unbeackert in ihrem Urteil. Typisch dafür der Hauptstadtkorrespondent der ARD und spätere Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Friedrich Nowottny. Mit ihm, anderen Journalisten und Demonstranten trafen wir uns damals nach der Demo zum Plausch und Wein – friedlich, diskutierend, sympathisierend, jedenfalls offen. Ich war damals Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt. Ach, wäre das schön, wenn der heutige Chef des Bundeskanzleramtes mal etwas Nettes über die Demonstrationen sagen würde.

Eine veränderte Welt, eine Welt voll übler Kampagnen. Eine Welt ohne kritischen Journalismus. Mit ganz wenigen Ausnahmen, die man mit der Lupe suchen muss.
I. Das Ziel der Kampagne ist schnell zu erkennen Die Demonstrationen sollen als die Aktionen von Spinnern, Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen erscheinen. Der Vorwurf Verschwörungstheorie wird dabei so oft und so ohne Fragezeichen und deshalb ohne An- und Abführung verwandt, dass dieses Etikett als fraglose Bezeichnung vieler Menschen in die Debatten eingeht. Damit soll erreicht werden, dass normale Bürger und Bürgerinnen nicht mehr demonstrieren, dass sie die Stigmatisierung scheuen und zuhause bleiben.

Es wird nebenbei noch erreicht, dass sich die Reihen um die Bundesregierung und vor allem um die CDU/CSU-geführten Landesregierungen schließen. Insofern ist die jetzige Kampagne auch eine Vorbereitung für die nächste Bundestagswahl und für einzelne Landtagswahlen.

Dieses Ziel zu erreichen, wird auch dadurch erleichtert, dass oppositionelle Parteien wie auch kritische Medien ausfallen, sie sind in die Kampagne integriert.

mehr:
siehe auch:
Hypnosetag 110: Reproduktionszahl und Zahlenschrott (Post, 19.05.2020)
- Hypnosetag 109: Keine Übersterblichkeit? Her mit dem Aluhut! (Post, 18.05.2020)
Hypnosetag 107: «Die Katastrophenszenarien waren offensichtlich falsch» (Bernd Hontschik, Info-Sperber, 16.05.2020)

Deutschland und die RAF - Die Öffentlichkeit {43:49 – Start bei 20:47 – Walraff: »}

Schnorbi
Am 02.04.2016 veröffentlicht 
7773
x
Schlöndorff, der wie Böll und die anderen Regisseure wegen des Films kritisiert worden war, meinte über seine Arbeit an Deutschland im Herbst:[1]
„Nach so einer Arbeit mit diesem Film, nach den Erfahrungen, die man dabei macht, fragt man sich nicht mehr, warum gibt es sogenannte Terroristen, sondern wie kommt es, daß es nicht viel mehr gibt. Wie kommt es, daß nicht alle um sich schlagen.“

[Deutschland im Herbst, Wikipedia, abgerufen am 23.10.2018 – Hervorhebung von mir]

Fundgrube – Jobst Plog nach zehn Jahren Kommerzialisierung von Rundfunk und Fernsehen: »Sie wußten, was sie taten«



Aufmerksame Zeitgenossen reiben sich die Augen und schütteln die Ohren, wenn sie in diesen Tagen den zahmen bis devoten Umgang unserer öffentlich-rechtlichen Medienschaffenden mit der Bundeskanzlerin beobachten. Sie kann an einem Tag zusammen mit den Ministerpräsidenten etwas beschließen und am nächsten Tag eben diese rüffeln. Und keiner und keine fragt: Was ist das denn für ein Verfahren? Keiner kommt auf die Idee, das könnte eine Masche sein. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen war schon einmal besser. 1984 wurde die Schleuse der Kommerzialisierung geöffnet. 1994 blickte der damalige ARD-Vorsitzende auf zehn Jahre „Befreiung“ zurück und stellt fest: „Sie wussten, was sie taten.“ Wir dokumentieren diesen Beitrag von Jobst Plog im ARD-Jahrbuch von 1994. Albrecht Müller.

Diesen Text stellen wir auch in unserer Rubrik „Interessante Dokumente“ ein. Dort finden Sie übrigens schon eine Sammlung anderer interessanter Texte. Allerdings bedarf die Rubrik erkennbar noch einiger Ergänzungen aus dem letzten Jahr. Wenn Sie ein Dokument aus der Vergangenheit oder Gegenwart besonders bemerkenswert finden, dann dürfen Sie uns dieses gerne schicken.

mehr:
siehe auch:
x