Samstag, 2. Januar 2016

Für paranoid erklärte Steuerfahnder werden rehabilitiert

Vier Ermittler, die große Banken kontrollierten, wurden vom Staat fälschlich für paranoid erklärt – jetzt erhalten sie Schadenersatz.
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Sie ermittelten jahrelang erfolgreich gegen Steuerhinterzieher und durchsuchten am Finanzplatz Frankfurt Banken, die das Geld ihrer Kunden in großem Stil im Ausland versteckt hatten. Ihre Arbeit brachte dem Staat Millionen an Rückzahlungen und den Finanzinstituten zahlreiche Strafverfahren ein. Doch dann wurden die vier Steuerfahnder Rudolf Schmenger, Marco Wehner sowie das Fahnderehepaar Heiko und Tina Feser mit falschen Gutachten im Auftrag der Finanzverwaltung für geisteskrank erklärt und zwangspensioniert. Alle mit derselben Diagnose: unheilbare Paranoia – als gehe es um eine ansteckende Krankheit, die das Ermittlerteam plötzlich erfasst habe.
mehr:
- Falschgutachten: Für paranoid erklärte Steuerfahnder werden rehabilitiert (Matthias Thieme, Berliner Morgenpost, 12.12.2015)

siehe auch:

- Rudolf Schmenger im Interview (Post, 01.09.2015)
- Schadensersatz für kaltgestellte Steuerfahnder (Peter Mühlbauer, Telepolis, 18.1.2015)
- Erfolgreiche Steuerfander von Paranoia freigesprochen (Forum der Ständigen Publikumskonferenz der öff.-rechtl. Medien, 13.12.2015)

China in der Krise? – Die Wirtschaft floriert nicht mehr?

Chinas Wirtschaft hat lange floriert und den Wohlstand der Welt wachsen lassen. Das hat sich geändert. Woran liegt es?

Chen Zhisheng ist kein reicher Mann. Ein Treppenhaus aus rohem Beton führt in seine Etagenwohnung in der Stadt Dongyang. Einfache Holzmöbel stehen auf dem gefliesten Boden. An der Wand hängt ein Mao-Bild. Immer wieder wiegelt er ab.

"Ich habe doch nur der Immobilienfirma eines Freundes ein paar Yuan geliehen. Nicht viel", sagt er. "700.000 oder 800.000 Yuan." Das sind hunderttausend Euro – und dürfte ein großer Teil seiner Ersparnisse sein. Ob er sich Sorgen mache? "Ach was", sagt er. "Ich wüsste ja gar nicht, was ich mit dem Geld machen soll. Solange sie es brauchen, können sie es behalten. Mir reicht es, wenn sie mir jedes Jahr meine Zinsen auszahlen."

Tun sie das?

"Na ja, im letzten Jahr haben sie nicht gezahlt. In diesem werden wir sehen."

China im Jahr 2015. Nach Jahrzehnten fast ungebrochenen Wirtschaftswachstums macht sich Unsicherheit breit im Land. Immobilienpreise und Aktienkurse sinken, der Wohlstand wächst nicht mehr so schnell wie früher. Die Folgen sind allerorten zu sehen: Fabriken schließen, Neubauten stehen leer. Woran das liegt, wissen die Chinesen nicht. Sie rätseln über die Gründe. Dass die Presse nur eingeschränkt über die Probleme berichten darf, macht es nicht besser.

mehr:
- China: Im Reich der Krise (Mathias Bölinger, ZEIT-Magazin 50/2015, 24.12.2015)
ältere, teils katastrophisierende, Nachrichten:
- Weltweit Einbrüche an den Aktienmärkten – Yuan wertet dritten Tag in Folge ab (Post 13.08.2015)
- China - ein Börsencrash lässt die Welt erzittern (Post, 11.08.2015)
- China: BRICS-Entwicklungsbank eröffnet (Post, 23.07.2015)
- Entwicklungsbank – Wenn der Westen Gedanken liest (Post, 11.05.2015)
- China, USA und der Pazifik (Post, 27.04.2015)

mein Kommentar:
Es zittert seit Anfang/Mitte August 2015; lasst sie weiter zittern!

ZDF bestreitet bezahlte Aussagen von "Igor"

Rossija 1 präsentiert einen Arbeitslosen, der sich für die deutsche Dokumentation "Machtmensch Putin" gegen Geld als Ukrainekämpfer ausgegeben haben soll


Am 15. Dezember, kurz vor der Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland, strahlte das ZDF zur besten Sendezeit um 20 Uhr 15 die Dokumentation "Machtmensch Putin" aus. In diesem zweiten Teil eines mit Gebührengeldern finanzierten Films wurde unter anderem ein Königsberger namens "Igor" präsentiert, der behauptete, er habe als russischer Staatsbürger für 25.000 Rubel monatlich (umgerechnet etwa 325 Euro) in Donezk auf Seiten der Separatisten gekämpft. Dort seien seinem Eindruck nach etwa 30.000 russische Soldaten im Einsatz.


"Igor" stellte sich allerdings nicht nur für das ZDF vor die Kamera, sondern auch für den russischen Sender Rossija 1. Dort sagte er, er heiße eigentlich nicht Igor, sondern Juri Labiskin - und die anderen Sachen, die er dem ZDF für die Dokumentation sagte, würden ebenso wenig stimmen wie der Name. Seine angebliche Ehefrau habe eine Schauspielerin gemimt, auch das Kind, das er im Arm hielt, sei nicht seines gewesen. Er habe vor der Kamera Unsinn erzählt, weil ihm dafür 50.000 Rubel versprochen worden seien. Die Aussagen habe man ihm nicht nur aufgeschrieben, man habe auch geprobt, wie er sie aufsagt.
mehr:
- ZDF bestreitet bezahlte Aussagen von "Igor" (Peter Mühlbauer, Telepolis, 26.12.2015)

siehe dazu:
Der Abschuß von KAL 007: Das westliche Narrativ in der Schlacht um die Deutungshoheit (Post, 30.12.2015)
Es geht nicht um Wahrheit, es geht nicht um Moral, es geht um Zeitvorsprung (Post, 27.12.2015)
- Unsere Welt besteht aus Geschichten (Post, 17.12.2015)
zunehmende Skepsis gegenüber den Medien (Post, 17.12.2015)
Able Archer 83: "Um Haaresbreite" (Post, 17.12.2015)
- Falscher Einsatzbefehl während der Kubakrise: ein weiterer Fall eines Beinahe-Atomkriegs aus Versehen (Post, 30.10.2015)
Deutsche glauben den Medien nicht (Post, 26.12.2014)
Völkerrechtsverletzungen und das Narrativ deutscher Medienberichterstattung (Post, 21.12.2014)
Frieden muss gestiftet werden – Europas Sündenfall: der Kosovo-Krieg (Post, 24.11.2014)
- Der Ukraine-Konflikt 3 – Westliche Naivität oder westliche Machtpolitik? (Post, 25.03.2014)

mein Kommentar:
Ich habe in den Versuch, dieses Ost-West-Propaganda-Schachspiel zu durchschauen, genug Energie reingesteckt. Jetzt sollen sich andere drum kümmern. Ob Igor Geld bekommen hat oder nicht, kümmert mich nicht mehr! In den letzten anderthalb Jahren Ukraine-Nato-Anti-Russland-Propaganda habe ich gelernt, daß sowas ohne weiteres möglich wäre. Das genügt mir!

hier ein Post von jemandem, der dafür noch genügend Energie zu haben scheint:
- Hinter der Fichte: Moderate Terroristen eines schrecklichen Moderators (Propagandaschau, 02.11.2015)

Machtmensch Putin vom 14.12.2015 [43:57]

Veröffentlicht am 16.12.2015
Machtmensch Putin vom 14.12.2015

Mit Blick auf den Krieg in Syrien hängt derzeit viel von Putin ab: Galt der russische Präsident noch vor einigen Monaten aufgrund der Krim-Annexion international als isoliert, ist er jetzt ein gefragter Gesprächspartner. Die neue Dokumentation "Machtmensch Putin" geht der Frage nach, ob der Kreml-Chef aktuell eher als Partner oder Gegner Europas agiert. Der Film knüpft an die Dokumentation "Mensch Putin!" an, die vor zehn Monaten im ZDF die "Geheimnisse des russischen Präsidenten" beleuchtete.

#Hinweis auf Gegendarstellung des russischen Fernsehens hinzugefügt:
-Mit deutschen Untertiteln: https://www.youtube.com/watch?v=QCBg_...
-Original: https://www.youtube.com/watch?v=REyWf...

mein Kommentar:
so zimmert man sich seine Nachrichten selber:
Galt Putin noch vor einigen Monaten als international isoliert, ist er jetzt ein gefragter Gesprächspartner. Na sowas? Was ist da passiert? Anwort: Nichts, das ZDF mußte nur die Realität zur Kenntnis nehmen! (siehe: Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen«, Post, 19.11.2015)
- Forsa-Umfrage: 44 Prozent der Befragten sehen eine "Lügenpresse" (Post, 29.10.2015)
- Unwort des Jahres: Lügenpresse (Post, 24.01.2015)
- Die EU zieht in den Propagandakampf (Post, 20.03.2015)
- Tagesschau: Weiter mit der antirussischen Propaganda… (Post, 18.11.2015)
Able Archer 83: "Um Haaresbreite" (Post, 13.11.2015)
- 5 Thesen zum Misstrauen gegen Medien (Post, 13.11.2015)
- Der Ukraine-Konflikt 6 – Wer stoppt die USA? (Post, 25.04.2014)
- Das Gebaren einer Großmacht im Niedergang (Post, 04.02.2008)

Russisches TV entlarvt deutschen Lügen-Sender ZDF (schon wieder) [7:15]

Veröffentlicht am 22.12.2015
21 Dezember 2015. Beitrag des russischen Staatssenders "Rossija1" über Manipulationen in der deutschen antirussischen Propaganda-Dokumentation "Machtmensch Putin" von ZDF unter Regie von Dietmar Schumann. Quelle:  
mein Kommentar:
Ist das nicht irgendwann irgendeinem peinlich? Mir schon!

Aber:

- Es geht nicht um Wahrheit, es geht nicht um Moral, es geht um Zeitvorsprung (Post, 27.12.2015)

siehe auch:

- Wer verdient am Krieg? (Post, 07.01.2015)
- Menschen, die mir während der Ukraine-Krise positiv aufgefallen sind (Post, 17.09.2014, suche nach »Putin«!)
- Ukraine 18 – Putin als Projektionsfläche für die deutsche Sehnsucht nach dem »Starken Mann«? (Post, 23.08.2014)
Ukraine 17 – I love Putin, Putin loves you (Post, 19.08.2014)


RUSSLAND - Ich will einen wie Putin [14:06]

Veröffentlicht am 10.08.2014

Die Bilder des Jahres 2015

Tausende neue Bilder, zehntausende Kommentare: Aber welches Bild hatte 2015 die Nase vorn? Wir haben unsere Statistik befragt: Hier sind die Top 50 der meistbewerteten Neuzugänge der vergangenen 365 Tage der heise Foto Galerie.
Ein Spinnennetz bei Nacht, ein Gecko in der Wüste, ein Landungssteg unter dramatischem Himmel: Das sind die Motive der drei Galeriefotos, die von der heise-Foto-Community 2015 am häufigsten bewertet wurden*. Aufgenommen haben sie die Fotograf(inn)en Pulsatilla, Heike Maier und Blueshunter, die viele ihrer Motive in den Genres "Natur" und/oder "Tiere" finden.

Auch die anderen Fotografen unserer Top 50 haben ihre Platzierung mit Motiven aus einer der beiden Genres erreicht. Natürlich gibt es Ausnahmen wie etwa den "Fighter" auf Platz 39 oder das Bild "I Take A Lot Of Pride In What I Am..." auf Platz 43.

Das gesamte heise-Foto-Team wünscht Ihnen schon einmal ein angenehmes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2016 – und natürlich viel Spaß mit unseren Top 50 des Jahres 2015:

- heise Foto Galerie: Das sind die Top 50 des Jahres 2015 (Jobst-H. Kehrhahn, Telepolis, 25.12.2015)

Was unterscheidet den IS von der Anti-IS-Koalition?

Warum Wagenknechts Positionierung bei aller Kritik im Detail ein wichtiges Contra gegen die deutsche Militärpolitik ist 

Die nachrichtenarme Zeit Ende Dezember eignet sich immer gut, um einen medialen Shitstorm zu erzeugen. Die Zutaten sind einfach. Man sage das, was man schon so oft gesagt habe, spitze es zu, dass es auch richtig provokativ wirkt und dann braucht man etwas Zeit und Glück und es gibt ein Medienthema. In den letzen Tagen hat das die Covorsitzende der Linksparteifraktion, Sarah Wagenknecht, gut hingekriegt. Nachdem sie in einem dpa-Interview noch einmal ihre Position bekräftigt hat, dass sie die Angriffe der Anti-IS-Koalition in Syrien als Terror bezeichnet hat, wurde genau das zur Schlagzeile vieler Medien. Nun kann doch einer linken Oppositionspolitikern doch gar nichts Besseres passieren, als wenn ihre Position einmal zur Schlagzeile in großen bürgerlichen Zeitungen wird. Inhaltlich hat Wagenknecht diese Position bereits in der Parlamentsdebatte über den Syrieneinsatz der Bundeswehr vertreten. Nur hatte ihre Position da wesentlich weniger Aufmerksamkeit bekommen. Im dpa-Interview hat die Politikerin ihre Position noch einmal zugespitzt, in dem sie die Soldaten der Anti-IS-Koalition und die IS verglich: "Natürlich ist es kein geringeres Verbrechen, unschuldige Zivilisten in Syrien mit Bomben zu ermorden, als in Pariser Restaurants und Konzerthäusern um sich zu schießen." Das eine sei "individueller, das andere staatlich verantworteter Terror". Das ist eine alte Position der entschiedenen Antimilitaristen, die immer fragen, was denn einen von einer staatlichen Armee zu Tode gebrachten Menschen unterscheidet von einem, der durch eine Gang umkam. Doch in erster Linie die Konsequenzen für den Täter: In einem Fall wird er strafrechtlich verfolgt, im anderen Fall kann er einen Orden bekommen oder befördert werden. Das ist beispielsweise Oberst Klein passiert, der für die toten Zivilisten in Afghanistan verantwortlich war, die umgekommen sind, als sie an einem mutmaßlich von Taliban entführten Tanklastzug Benzin abzapften. Zunächst muss man froh sein, dass Wagenknecht diesen gesinnungspazifistischen Ansatz wählt. Denn damit macht sie in dieser Frage deutlich, dass es ihr nicht ums Mitregieren geht .Denn dann hätte dieser moralische Grundsatz schnell ausgedient.
mehr:
- Was unterscheidet den IS von der Anti-IS-Koalition? (Peter Nowack, Telepolis, 31.12.2015)

siehe auch:
- Dans l’engrenage de la terreur – L’art de la guerre imbécile (Serge Halimi, Le monde diplomatique, Dezember 2015)
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Le Monde Diplomatique : L’Art de la Guerre Imbécile [41:08]

Veröffentlicht am 17.12.2015
© Là-bas si j'y suis avec Le Monde Diplomatique, Décembre 2015. Site internet: http://la-bas.org/.
1) « L’art de la guerre imbécile », Serge HALIMI ne fait que citer le jeune Barack Obama.
2) Pierre CONESA explique les CINQ CONFLITS qui s’entremêlent dans ce Moyen Orient compliqué. 3) Akram BELKAID s’interroge sur les solutions politiques concernant la Syrie.
4) Bernard FRIOT revient sur l’histoire épique de notre Sécurité Sociale, aujourd’hui menacée.

Autour de Daniel MERMET :
- Serge HALIMI : « L’art de la guerre imbécile »
- Pierre CONESA : « Cinq conflits entremêlés »
- Akram BELKAID : « En Syrie, une issue politique bien incertaine »
- Bernard FRIOT : « Une autre histoire de la Sécurité sociale », avec Christine JAKSE

01. Serge HALIMI : « L’art de la guerre imbécile » 00:17
Revendiquées par l’Organisation de l’État islamique (OEI), les tueries du 13 novembre dernier à Paris ont entraîné l’intensification de l’engagement occidental au Proche-Orient. Cette région du monde paraît ainsi condamnée aux interventions armées. Pourtant, si la destruction militaire de l’OEI en Syrie et en Irak constitue un objectif sur lequel semblent s’accorder des dizaines de pays étrangers, des États-Unis à la Russie, de l’Iran à la Turquie, tout le reste les sépare…
Article:
http://www.monde-diplomatique.fr/2015...

02. Pierre CONESA : « Cinq conflits entremêlés » 12:31
L’engouement quasi unanime des responsables politiques pour la « guerre » traduit une grave méconnaissance de la réalité du terrain. Décidé durant l’été 2014, l’engagement militaire occidental ajoute une cinquième strate à une superposition de conflits qui embrasent l’aire arabo-islamique.
L'article:
https://www.monde-diplomatique.fr/201...

03. Akram BELKAID : « En Syrie, une issue politique bien incertaine » 19:27
Les pays occidentaux voudraient détruire l’Organisation de l’Etat islamique sans mener d’intervention terrestre, ce qui imposerait d’en passer par une réunification des principales factions armées syriennes et par la mise en place d’un processus politique de transition. Mais un tel scénario fait fi de nombreuses réalités.
L'article:
https://www.monde-diplomatique.fr/201...

04. Bernard FRIOT : « Une autre histoire de la Sécurité sociale » 30:13
Depuis sa création en 1945, le régime général de la Sécurité sociale subit le feu des « réformateurs » de tout poil. Comment expliquer cet acharnement contre un système que l’on réduit souvent à une simple couverture des risques de la vie ? C’est qu’au-delà de l’assurance sociale, les pionniers de la « Sécu » forgeaient un outil d’émancipation du salariat géré par les travailleurs.
L'article:
http://www.monde-diplomatique.fr/2015...

Entretiens : Daniel MERMET
Réalisation : Franck HADERER
Montage Son: Grégory SALOMONOVITCH
Préparation : Jonathan DUONG
Montage Film: Fabien LABONNE

Date de diffusion: mercredi 9 décembre 2015

Le Monde Diplomatique:
http://www.monde-diplomatique.fr/
Abonnement:
http://boutique.monde-diplomatique.fr...

Crédit: Là-bas si j'y suis
Site internet: http://la-bas.org/


Ein Journalismus, nahe an der Grenze zur Manipulation

Fragwürdige Berichterstattung der Regionalpresse zum Auftritt des Schweizer Historikers Daniele Ganser - Exempel einer Medienkritik


Ein eigenwilliger Umgang mit der Realität, eine Vermischung von Fakten mit subjektiven Elementen, eine von Einseitigkeit geprägte Berichterstattung. Mit dem Artikel "Umstrittener Historiker-Vortrag - kritische Professoren wurden ausgebuht", liefert eine große Regionalzeitung ein bemerkenswertes Stück "journalistischer" Arbeit ab. Eine Analyse.


Der Schweizer Historiker Daniele Ganser (Das Feld nicht den gewalttätigen Extremisten überlassen), zu dessen Forschungsgebiet die verdeckte Kriegsführung gehört, hat im Oktober einen Vortrag an der Universität in Witten gehalten. Ein Bündnis (Verschwörungstheoretiker blasen zur Hexenjagd auf Historiker), unter anderem bestehend aus der lokalen SPD und den NRW-Piraten, veröffentlichte im Vorfeld der Veranstaltung einen offenen Brief, in dem es sich gegen den Auftritt aussprach.

Einer der Vorwürfe: Ganser, der durch seine Doktorarbeit zu den Geheimarmeen der Nato (Gladio bzw. Stay behind) bekannt wurde, trete "regelmäßig mit bekannten Verschwörungstheoretikern" auf.

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (bzw. das Portal Der Westen), laut Wikipedia die "größte deutsche Regionalzeitung", nahm sich des Falls an. Doch was dabei herauskam, lässt gerade in Zeiten, in denen viel über einen qualitativ hochwertigen Journalismus diskutiert wird, tief blicken. Ein sachlicher Bericht, der es dem Leser durch die nüchterne Darlegung der Fakten ermöglicht, sich selbst eine Meinung zu bilden, flankiert durch Stimmen aller Beteiligten (Weltbild in Gefahr: Auftritt von Daniele Ganser an Uni in Witten), kam nicht zustande. Stattdessen wurde ein Journalismus veranschlagt, der auf Diskurswaffen setzt, mit reichlich Suggestivkraft die Leser bedient, die Realität teilweise verzerrt wiedergibt und zentrale Kontextinformationen zur Forschungsarbeit Gansers nicht bereitstellte.

Ein Journalismus wird sichtbar, der vorgibt, um Aufklärung bemüht zu sein, der aber bei genauerer Betrachtung vor allem auf eines verweist: auf seine eigenen Grenzen.

mehr:
- Ein Journalismus, nahe an der Grenze zur Manipulation (Marcus Klöckner, Telepolis, 30.12.2015)
- Fakten, Meinungen und Propaganda an der Universität Witten/Herdecke (Post, 29.10.2015)


mein Kommentar:
Wenn bestimmte Sichtweisen nicht diskutiert werden dürfen, weil sie angeblich irgendwelchen extremistischen Gruppen in die Hände spielen, werden wir genau das herzustellen helfen, was wir vermeiden wollen! 
Bitte mehr Vertrauen: Wir schaffen das! (und das meine ich wirklich so!)

siehe auch:
- Ab Januar wieder auf dem Markt: Hitlers "Mein Kampf" (Christian Rollmann, Telepolis, 31.12.2015)
- Umstrittener Friedenssong Todenhöfer und Naidoo - gefährliche Weltinterpreten (Johannes Boie, Süddeutsche Zeitung, 04.12.2015)


Obamas Todesliste im Krieg gegen den Terror im Netz

Vertraute des Whistleblowers Edward Snowden haben die Tötungsliste der afghanischen NATO-Operation ISAF mit Stand von 2010 zugänglich gemacht. Ausschlaggebend seien Telefonnummern und Stimmerkennung.
Das militärische Akronym klingt unverdächtig: JPEL. Doch hinter der "Joint Prioritized Effects List" verbirgt sich nichts anderes als die bislang weitgehend mysteriöse und nur vage beschriebene Todesliste der NATO-Operation ISAF in Afghanistan, die Ex-US-Präsident George W. Bush im "Krieg gegen den Terror" nach den Anschlägen vom 11. September 2001 maßgeblich lancierte und sein Nachfolger Barack Obama weiterführte und ausbaute.

Der IT-Sicherheitsexperte Jacob Appelbaum und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, Vertraute des Whistleblowers Edward Snowden, haben im Rahmen des 31. Chaos Communication Congress (31C3) in Hamburg am Sonntag in Kooperation mit dem "Spiegel" nun erstmals die Abschussliste mit Stand von 2010 zusammen mit weiteren einschlägigen Dokumenten ins Netz gestellt und ihre Funktionsweise beschrieben. Geschwärzt sind in dem Dokument die Namen der damals 669 für "legitim" erklärten menschlichen Ziele, mit Tötungsoperationen verknüpfte spezielle Risiken und die ihnen zugemessene Bedeutung beziehungsweise erwünschten Effekte.

"Wir publizieren Informationen, die nach offizieller Aussage gar nicht existieren", erklärte Appelbaum auf der Hackerkonferenz. Insbesondere die US-Regierung und London stritten ab, dass mutmaßliche Terroristen gleichsam auf mechanische Art getötet worden seien. Die Nachweise dafür existierten aber.

mehr:
- 31C3: Obamas Todesliste im Krieg gegen den Terror im Netz (Stefan Krempl, heise online, 29.12.2014)


Mobile Banking : Hacker trickst pushTAN-App der Sparkasse aus

Onlinebanking wird mobil immer beliebter, TAN-Verfahren sollen dabei schützen. Ein Forscher hat auf dem Chaos Communication Congress gezeigt, wie manipulierbar die sind.
mehr:
- Mobile Banking: Hacker trickst pushTAN-App der Sparkasse aus (Patick Beuth, ZEIT-Magazin, 28.12.2015)
Das Problem ist ein grundsätzliches: Es ist wenig ratsam, die Erstellung der Transaktionsnummern (TAN) und das Onlinebanking auf demselben Gerät vorzunehmen. Zwei Apps klingen zwar nach zweifach abgesicherter Authentifizierung, aber es ist keine. Ist das Smartphone kompromittiert, hat ein Angreifer möglicherweise Zugriff auf beide Apps und damit volle Kontrolle über das Konto. Hauperts Angriff ist übrigens nur ein proof of concept, den er an seinem eigenen Konto durchgespielt hat. Echte Kriminelle würden ihn anders vornehmen. Doch entscheidend bleibt die konzeptionelle Schwäche.