Montag, 3. November 2014

Klaus Bölling ist tot

Er war ein Meister der gezielten Diskretion: Klaus Bölling erklärte die Politik von Altkanzler Helmut Schmidt, auch in so heiklen Situationen wie den RAF-Geiselnahmen. Am Wochenende ist Bölling im Alter von 86 Jahren gestorben. Unser Autor kannte und schätzte ihn seit 40 Jahren. Ein Nachruf
Anfang Mai des Jahres 1982 klingelte es an einem Sonntagvormittag in meiner Bonner Wohnung. Als ich die Tür öffnete, stand vor mir Klaus Bölling, seinerzeit noch als Leiter der Ständigen Vertretung Bonns „Botschafter“ in Ost-Berlin. Ich war völlig perplex: Bölling in Bonn? Noch vor einem halben Jahr hatte er uns Journalisten stolz seine Residenz in Ost-Berlin gezeigt.
Er weidete sich an meiner Überraschung, nahm, noch im Mantel, an meinem Küchentisch Platz und kam zur Sache. Die Koalition mit der FDP sei im Grunde zu Ende. Bundeskanzler Helmut Schmidt mache sich keine Illusionen mehr. Spätestens in einem halben Jahr werde die FDP die Seite wechseln und Helmut Kohl zum neuen Kanzler wählen. Hans Dietrich Genscher („Der Hallenser“) suche nur noch nach einem Vorwand, um dies ins Werk zu setzen. „Anlässe dazu, das muss ich Ihnen nicht erklären, wird er finden.“

mehr:
- „Der beste Regierungssprecher aller Zeiten“ (Cicero, 03.11.2014)

Gleichstellung ist männerfeindlich

Kisslers Konter: Die Männer sind in Gefahr. Auf dem Weg von Gleichberechtigung zu Gleichstellung geht die Vernunft verloren. Wird es bald „Männerbeauftragte“ geben, die Männern als „Gleichstellungsopfern“ beistehen?
Gestern war er wieder da, der Murmelschläfertag im Zeichen des Y-Chromosoms, der „Weltmännertag“. Vermutlich ging er an den meisten Männern vorbei, und er ist ja auch wirklich eine seltsame Erfindung aus dem Jahre 2001, dieser „Weltmännertag“. Das spät geborene Pendant zum „Weltfrauentag“, den es seit über hundert Jahren gibt, hat lautere Absichten und eine sehr leise Stimme. Denn eigentlich, so geht die Fama, müsse sich der Männer niemand gesondert annehmen. Wir lebten immer noch in „a man’s world“, Männer regieren, brechen Kriege vom Zaun, töten und werden getötet, leiten Konzerne, Parteien und Weltanschauungen.
Im Großen und Ganzen stimmt diese globale Sicht, doch die westliche Welt will es dabei nicht bewenden belassen. Frauen sollen bekommen, was ihnen zusteht, die Hälfte von allem. Gleichberechtigung indes – und da wird es noch seltsamer – ist längst nicht mehr das Ziel, Gleichstellung soll es sein. Der Unterschied ist gewaltig. Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht, und wem sie aufgrund des Geschlechts verweigert wird, der wird diskriminiert. Gegen solche Diskriminierung aufzustehen ist wiederum geschlechtsunabhängig Pflicht aller. Das Bemühen um Gleichberechtigung sollte Frauen und Männer einen, beide profitieren davon. Gleichstellung hingegen spaltet, ist ein urfeministisches Anliegen und männerfeindlich.

mehr:
- Gender Gap – Gleichstellung ist männerfeindlich (Alexander Kissler, Cicero, 04.11.2014)

dazu auch:
- Heul nicht rum, Mann! (Ulrike Baureitel, der Freitag, 05.11.2014)
Qual der Quote Wieviel Frauenförderung ist opportun? Und sollen die Männer von heute für frühere Ungerechtigkeiten büßen? Nein, aber im Zweifel sollen sie sich eben mehr anstrengen

mein Kommentar:
»die Männer sollen…« Ich kann’s nicht mehr hören!

US-Wachleute filtern Geheimdienstkritiker aus Publikum

74-jähriger Ex-Geheimdienstmitarbeiter wurde inhaftiert und verletzt. Aktivisten hatten Karten zu Debatte mit Ex-CIA-Chef Petraeus 

Die Grenzen der Meinungsfreiheit und die Ausmaße der Überwachung in den USA wurden am Donnerstagabend in New York einer Gruppe von Aktivisten der Friedensbewegung aufgezeigt. Bei einer Debatte mit dem ehemaligen CIA-Chef und Armeegeneral a.D., David Petraeus über die Herausforderungen der US-amerikanischen Außenpolitik wurde mehreren kritischen Gästen gezielt der Eingang verwehrt. Der ehemalige CIA-Analyst und heutige Friedensaktivist Ray McGovern, der unlängst auch in Berlin zu Gast (Warum im Empire die Sonne niemals untergeht) war, wurde festgenommen und verletzt, berichtet der US-Journalist Kevin Gosztola auf seinem Blog The Dissent.
mehr:
- US-Wachleute filtern Geheimdienstkritiker aus Publikum (Harald Neuber, Telepolis, 02.11.2014)

"Die Deutschen lechzen nach Sicherheit"

Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski über die Hoffnungen der Deutschen, verantwortungslose Politiker und neue Parteien 

Horst W. Opaschowski lehrte von 1975 bis 2006 als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg, gründete 2007 die Stiftung für Zukunftsfragen und leitet seit 2011 das Institut für Zukunftsforschung in Hamburg. In Kooperation mit dem IPOS-Institut führt er seit 2012 regelmäßig den Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D) durch. Im Gespräch mit Telepolis warnt Opaschowski vor der Schuldenfalle, plädiert für eine stärkere Volksbeteiligung und wirft der Bundesregierung Täuschung vor.
mehr:
- "Die Deutschen lechzen nach Sicherheit" (Manuel Schumann im Interview mit Horst Opaschowski, Telepolis, 03.11.2014)

Vor 120 Jahren – Spätes 19. Jahrhundert: Der Bau moderner Talsperren beginnt

Garanten der Wasserversorgung 

Das Stauen von Flüssen zur Bewässerung von Feldern praktizierten schon Ägypter und Assyrer vor Tausenden von Jahren. Im Mittelalter speicherten bescheidene Dämme auch in deutschen Ländern bereits Wasser. Der moderne Talsperrenbau begann in Deutschland jedoch erst in den frühen 1890er-Jahren, als die aufstrebenden Industriestädte an Rhein und Ruhr mehr Trinkwasser für die Bevölkerung und mehr Brauchwasser für Werke und Fabriken benötigten. Die ersten deutschen Talsperren entstanden in den Mittelgebirgstälern oberhalb von Ruhr und Wupper. Das herausragende Bauwerk dieser Ära war die Eschbachtalsperre in Remscheid, die 1891 vollendet war und die Stadt fortan mit Trinkwasser versorgte. 
Talsperre Klingenberg in Sachsen, errichtet ab 1911 (Foto um 1915)
Die Eschbachtalsperre, zu der Ingenieure und Vertreter von Stadtverwaltungen in Scharen pilgerten, gab der Entwicklung einen entscheidenden Impuls. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts verstrich kaum einmal ein Vierteljahr, ohne dass irgendwo in Deutschland eine Talsperre eröffnet wurde. Der »Großmeister« des Talsperrenbaus war der Ingenieur Otto Adolf Intze (1843-1904), nach dessen Plänen 46 Talsperren errichtet wurden. 

Was am 3. November noch geschah: 
1970: Salvador Allende wird Präsident in Chile. 
siehe dazu auch:
- Heute vor 40 Jahren – 11. September 1973: Salvador Allende kommt um (Post, 11.09.2013)
- Heute vor 44 Jahren – 4. September 1970: Salvador Allende wird zum Präsidenten Chiles gewählt (Post, 04.09.2014)

 Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014

Chinas Yangtse (Jangtsekiang) und der Drei Schluchten Damm [43:13]

Veröffentlicht am 18.11.2012