Freitag, 26. Januar 2007

Eine kurze Geschichte vom Urknall, 4. und letzter Teil

Ich sollte sagen: Bisher ist alles genau richtig. Auf lange Sicht könnte sich die Gravitation als ein wenig zu stark erweisen, und eines Tages bringt sie die Ausdehnung des Universums vielleicht zum Stillstand, sodaß es in sich zusammenbricht und zu einer neuen Singularität zusammengedrängt wird möglicherweise beginnt dann das Ganze wieder von vorn. Andererseits könnte sie aber auch zu schwach sein, sodaß das Universum für alle Zeiten auseinander strebt, bis alles so weit voneinander entfernt ist, daß keine Aussichten auf Materie Wechselwirkungen mehr bestehen. Dann wird das Universum zu etwas Trägern und Totem, das aber sehr geräumig ist. Die dritte Möglichkeit besteht darin, daß die Gravitation tatsächlich genau richtig ist – die Kosmologen sprechen von der »kritischen Dichte« – und das Universum in den richtigen Abmessungen zusammenhält, sodaß alles unendlich weiterlaufen kann. In lockeren Momenten bezeichnen die Kosmologen so etwas manchmal als Goldilock-Effekt: Alles ist genau richtig. (Nur der Vollständigkeit halber: Diese drei Möglichkeiten werden geschlossenes, offenes und flaches Universum genannt.)

Jetzt kommt die Frage, die wir uns alle schon irgendwann einmal gestellt haben: Was geschieht, wenn wir zum Rand des Universums reisen und dort den Kopf durch den Vorhang stecken? Wo wäre der Kopf, wenn er sich nicht mehr im Universum befindet? Was ist dahinter? Die enttäuschende Antwort lautet: Man gelangt nie an den Rand des Universums. Nicht weil es zu lange dauern würde – das natürlich auch –, sondern weil man nie eine Außengrenze erreicht, selbst wenn man sich hartnäckig und unendlich lange in gerader Richtung fortbewegt. Stattdessen wäre man irgendwann wieder am Ausgangspunkt (und dort würde man wahrscheinlich die Lust verlieren und aufgeben). Der Grund: Das Universum ist in Übereinstimmung mit Einsteins Relativitätstheorie (auf die wir zu gegebener Zeit noch zurückkommen werden) gekrümmt, und zwar auf eine Weise, die wir uns nicht richtig vorstellen können. Vorerst reicht die Erkenntnis, daß wir nicht in einer großen, sich ständig ausweitenden Blase schweben. Der Raum ist vielmehr gekrümmt, und zwar so, daß er zwar endlich, aber grenzenlos ist. Eigentlich kann man nicht einmal behaupten, daß der Raum sich ausdehnt, denn wie der Physiker und Nobelpreisträger Steven Weinberg richtig anmerkt, expandieren weder Sonnensysteme und Galaxien noch der Raum selbst. Stattdessen entfernen die Galaxien sich voneinander. Das alles ist für unsere Vorstellungskraft eine echte Herausforderung. Oder, in einer berühmten Formulierung des Biologen J. B. S. Haldane: »Das Universum ist nicht nur merkwürdiger, als wir annehmen; es ist merkwürdiger, als wir überhaupt annehmen können.«

Wenn man die Krümmung des Raumes erklären will, stellt man sich zum Vergleich in der Regel ein Wesen aus einem Universum mit flachen Oberflächen vor, das nie eine Kugel gesehen hat und dann auf die Erde gebracht wird. Ganz gleich, wie weit es über die Oberfläche des Planeten streift, es wird nie einen Rand finden. Schließlich ist es wieder am Ausgangspunkt und kann sich natürlich überhaupt nicht erklären, wie so etwas möglich ist. In der gleichen Lage wie unser verblüffter Flachländer sind auch wir, nur werden wir in einer höheren Dimension an der Nase herumgeführt.

Genau wie man nirgendwo einen Rand des Universums finden kann, so gibt es auch keinen Ort, an dem man sich in die Mitte stellen und sagen könnte: »Hier hat alles angefangen. Hier ist der Mittelpunkt von allem. Wir sind alle im Mittelpunkt von allem. Eigentlich wissen wir noch nicht einmal das ganz genau; mathematisch läßt es sich nicht beweisen. Die Wissenschaftler nehmen einfach an, daß wir nicht der Mittelpunkt des Universums sein können – man denke nur daran, welche Folgerungen sich daraus ergeben würden –, sondern daß alle Beobachter an allen Orten das gleiche Phänomen erleben würden. Aber letztlich wissen wir es nicht.

Für uns reicht das Universum so weit, wie das Licht in den Jahrmilliarden seit seiner Entstehung gewandert ist. Dieses sichtbare Universum – das Universum, das wir kennen und über das wir reden können – hat einen Durchmesser von 1,6 Millionen Millionen Millionen Millionen (1600.000.000.000.000.000.000.000) Kilometern. [Langsam mag ich nicht mehr: Dazu sagt man 1 Quatrillion, 600 Trilliarden.] Aber nach den meisten Theorien ist das gesamte Universum – das Meta-Universum, wie es manchmal genannt wird – noch bei weitem geräumiger. Die Zahl der Lichtjahre bis zum Rand dieses größeren, unsichtbaren Universums, so Rees, hat dann »nicht zehn und auch nicht hundert Nullen, sondern viele Millionen«. Kurz gesagt existiert mehr Raum, als man sich vorstellen kann, auch wenn man nicht die Mühe auf sich nimmt, sich ein zusätzliches Dahinter auszumalen.

Die Urknalltheorie hatte lange Zeit eine große Lücke, über die sich viele Fachleute Sorgen machten: Sie konnte nicht einmal ansatzweise erklären, wie wir entstanden sind. Zwar wurden 98 Prozent aller vorhandenen Materie mit dem Urknall erschaffen, aber diese Materie bestand ausschließlich aus leichten Gasen: dem Helium, Wasserstoff und Lithium, von denen bereits die Rede war. Aus dem Gasgebräu der Schöpfung ging kein einziges Teilchen der schwereren Substanzen hervor, die für unser eigenes Dasein so unentbehrlich sind – Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und so weiter. Andererseits aber – und das ist das Beunruhigende – braucht man die Wärme und Energie eines Urknalls, damit sich diese schweren Elemente bilden. Aber es gab nur einen Urknall, und bei dem entstanden sie nicht. Woher also kommen sie?

Der Mann, der die Antwort auf diese Frage fand, war interessanterweise ein Kosmologe, der die Urknalltheorie von ganzem Herzen ablehnte. Er prägte sogar den Begriff »Big Bang« ursprünglich als Ironie, mit der er sich darüber lustig machen wollte. […]

aus Bill Bryson, Eine kurze Geschichte von fast allem

nach soviel Text hat man vielleicht Lust auf ein paar Bilder: dann zu Telepolis

Besser als jeder Computer

Amazing Discoveries ist eine Werbe-/Verkaufssendung aus dem amerikanischen Fernsehen:

Hallo, ich bin Mike und ich begrüße sie alle zu einer neuen Folge von Amazing Discoveries. Heute haben wir einen Gast extra aus England zu uns einfliegen lassen, John, und John hat uns etwas mitgebracht. Willkommen John!

Danke Mike.

Was hast du mitgebracht, John?

Nun Mike, ich hab hier etwas ganz besonderes. Etwas, worauf die ganze Welt gewartet hat.

Unglaublich, sag uns schnell was es ist...

Ich hab hier ein weisses viereckiges Material und ein Stöckchen. Sie werden sich jetzt fragen, "was ist das nun schon wieder?" Ja, wir sind schon ganz gespannt John. Spann uns nicht länger auf die Folter …

Nun Mike, wenn ich dieses Stöckchen über das weiße Material bewege, dann verfärbt sich dieses genau an jenen Stellen, wo das Stöckchen das weiße Material berührt hat.

Das ist ja unglaublich …

Ja, aber das ist noch nicht alles Mike. Wenn ich mit dem Stöckchen, das man übrigens einen Bleistift nennt, einen Buchstaben, so einen wie man ihn normalerweise auf seinen Computerbildschirm sieht, auf das Material zeichne –

Unglaublich, langsam begreife ich es. Also wenn man mehrere Buchstaben nebeneinander zeichnet, dann kann man sogar lesen, ohne einen Bildschirm zu benötigen. Das ist tatsächlich so Mike, du begreifst es. Das Material nennt man übrigens Papier. Unglaublich. Also wenn das keine Amazing Discovery ist …

Und man benötigt dafür überhaupt keinen Strom? Nein, nein Mike, fantastisch, nicht? Man braucht selbst keine Batterien oder Akkus.

Junge, Junge das ist ja unglaublich. Ha John, du hast es zugeklappt. Das kann ich mit meinem Notebook auch.

Nein Mike, das ist anders, du kannst es so oft falten, wie du willst, bis es das gewünschte Maß hat.

Hey, du hörst ja gar nicht mehr auf zu falten und es wird immer kleiner und kleiner. Jetzt passt es sogar in meine Brieftasche. Das ist ja unglaublich, jetzt kann ich es immer bei mir tragen. Darf ich es mal festhalten?

Aber natürlich Mike. Hier halt mal.

Das ist ja unglaublich John, es wiegt beinah nichts.

Das stimmt Mike. Es ist 100 mal leichter als das kleinste Notebook. Kein Akku, 100 mal leichter, unglaublich, ich träume.

Nein, nein Mike, du träumst nicht. Ich kneif dir mal eben in den Arm. Kleiner Scherz Mike … ha, ha, ha … schau ich entfalte es wieder und … pass jetzt gut auf …

Aber John, was tust du jetzt??? Nein, das geht doch nicht du zerreißt das Papier in zwei Teile.

Dieses Material ist so fantastisch, schau Mike. Ich halte die zwei Teile aneinander und man kann es immer noch lesen. Unglaublich, das sollte man mal mit einer Diskette probieren, ha ha ha.

Aber was tust du jetzt? Nein, tu's nicht!!! Nicht darauf herumtrampeln.

Keine Panik Mike, schau mal...

Unglaublich, und man kann es immer noch lesen! Stellt euch vor Leute, wenn ihr so auf euren Monitor herumtrampeln würdet...

Unglaublich, was für eine Amazing Discovery! Aber sag mal John, wie lange kann man das Papier aufbewahren?

Nun, viel länger als eine Diskette oder eine Festplatte, deren magnetische Eigenschaften auf die Dauer abnehmen.

Unglaublich …

Aber das ist noch nicht alles!

Nee?

Du kannst es überall hin mitnehmen, du kannst es sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Temperaturen benutzen. Und wenn du es nicht mehr benötigst, kannst du noch immer deine Nase damit putzen oder auf dem WC …, du verstehst was ich meine, Mike.

Ja John, unglaublich … Sag mal, aber das würde bedeuten, dass wir eines Tages überhaupt keine Computer und Notebooks mehr brauchen. Also John, du hast mich voll überzeugt … Nun sagt mal Leute, ist das nicht fantastisch???

Habe ich glaube ich, von Konfusius, Danke!

Spam-Glück

Am Ende des Jahres und Anfang eines neuen ist es Zeit für ein paar Dankesworte:
Ich möchte allen jenen danken, welche mir während des ganzen Jahres Spams und Kettenmails zugesendet haben. Dank deren Wohlwollen habe ich folgendes erlebt:

1. Ich las 50 Mal, dass Hotmail alle meine Konten löschen wird.
2. Ich werde zirka 3000 Jahre Unglück haben und bin bereits 67 Mal gestorben, weil ich nicht alle Mails weitergeleitet habe
3. Ich habe sämtliche Ersparnisse auf das Konto von Amy Bruce überwiesen. Ein kleines, armes Mädchen, welches bereits mehr als 120 Mal schwerkrank im Spital lag. (Es ist seltsam, aber dieses kleine Mädchen ist seit 1995 immer 8 Jahre alt...)
4. Mein gratis GSM Nokia ist leider nie angekommen. Ich schiebe es einfach mal auf de Post.
5. Ich habe, um nie mehr einsam zu sein und die ewige Liebe zu finden das Rezept befolgt, den Vornamen einer Person auf ein Papier zu schreiben und ganz fest an sie zu denken. Dummerweise werde ich nun alle möglichen Leute nicht mehr los
6. Ich habe mindestens 25 Bände über die Weisheiten des Dalai Lama gelesen, was mir mindestens 4690 Jahre Glück und Gesundheit garantiert
7. Nicht zu vergessen, die 50 Male während denen ich meinen Bildschirm Tag und Nacht nach dieser berühmten Nachricht absuchen musste, welche den gefährlichen Virus enthalten sollte, bei dem sogar Microsoft, Mac Affee, Norton Systemantic etc. unfähig waren, ihn aufzuspüren und zu neutralisieren … und welcher in der Lage wäre meine Harddisk zu zerstören, die Stereoanlage, den Fernseher, den Staubsauger und die Kaffeemaschine zu pulverisieren
8. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass afrikanische Diktatoren mindestens 4000 Nachkommen haben, die merkwürdigerweise alle in Nigeria leben und alle hinter dem gleichen Geld- oder Goldschatz her sind, den sie nur mit meiner finanziellen Unterstützung heben können.
aus dem Newsletter der Milton-Erickson-Gesellschaft

Tradition


Jeden Abend wenn der Meister sich mit seinen Schülern zur Andacht niederließ, pflegte die Katze im Ashram herumzustreunen und die Beter abzulenken. Also ließ er die Katze während des Abendgebets anbinden. Irgendwann starb der Meister, und noch lange nach seinem Tod wurde die Katze stets während des Abendgebets angebunden.
Und als die Katze starb wurde eine andere Katze gekauft, damit man sie ordnungsgemäß abends während des Gebetes anbinden konnte. Jahrhunderte später gab es schriftlich verfasste Abhandlungen darüber, wie wichtig eine ordentlich angebundene Katze für eine Gebetsstätte ist, und welcher tiefere Sinn in dem ordentlichen Anbinden einer Katze liegt.

aus dem Newsletter der Milton-Erickson-Gesellschaft