Donnerstag, 14. August 2008

Die schleichende Verlotterung

Seit der deutschen Wiedervereinigung zucke ich bei Sportkommentaren immer wieder, immer öfter und mit zunehmender Intensität zusammen. Im Gegensatz zu den Franzosen waren die deutschen Kommentatoren bis Ende der 80er Jahre von einer angenehmen Zurückhaltung und in ihren Äußerungen über ihre Erwartungen vorsichtig. Das änderte sich mit dem zunehmenden deutschen Selbstbewußtsein im Zuge der Wiedervereinigung. Der arme Fabian Hambüchen wird als »nervenstärkster Zwanzigjähriger« und allen möglichen sonstigen Superlativen belegt. Freunde werden interviewt, die sich überzeugt geben, daß er die Goldmedaille holt. Das muß man im Zuge der zunehmenden Aldisierung unserer Gesellschaft und BILDisierung unserer Medien schulterzuckend hinnehmen.

Heute morgen sah ich, wie Fabian Hambüchen bei seiner Reckübung im Rahmen des Gerätemehrkampfes nach dem Kolman-Salto mit der linken Hand die Stange nicht richtig zu fassen bekam und dann vom Gerät stürzte. (Beim Mannschafts-Finale hatte er sich vergangenen Dienstag am linken Kleinfinger eine Kapselverletzung zugezogen.) Noch keine halbe Minute später sagte der Kommentator noch während Hambüchens Übung: »Nächsten Dienstag hat er ja noch eine Gold-Chance.«

Leute, schämt Euch!