Freitag, 10. Oktober 2008

Geld: Die’s haben, die noch mehr brauchen und die weniger brauchen

Deutschlands Dagobert Ducks: Manche Leute sind einfach reich – und bleiben es offenbar auch. Die Aldi-Brüder Karl und Theodor Albrecht sind auch 2008 wieder die reichsten Deutschen. Allerdings: Der Rutsch an der Börse ließ auch einige Superreiche in der Rangliste zurückfallen. Nach der vom „Manager-Magazin“ veröffentlichten Jahresliste der 300 reichsten Deutschen kam die Familie Porsche auf den dritten Platz. Die globale Finanzkrise beeinflusste in diesem Jahr in hohem Maße die Rangliste, hieß es.
weiter zum Artikel „Die Donald Ducks Deutschlands: Aldi & Co.“ beim ZDF


Die Behauptung, dass man Finanzmärkte nicht regulieren dürfe, war mehr als ein Jahrzehnt lang ein Glaubenskernsatz der Regierungen Blair, Schröder, Schüssel, Clinton und Bush. Und jene SPD-Politiker, welche nun beflissentlich die Schuld an der fehlenden Regulierung auf die Amerikaner schieben, vergessen zu erwähnen, dass die Unantastbarkeit dieses Tabus den Schröderisten 1999 so wichtig war, dass sie Oskar Lafontaine darüber aus der Regierung und der Partei mobbten.
zu Peter Mühlbauers Artikel „Krise einer Religion“ bei Telepolis


Wenn es richtig schlecht läuft, werden die Steuerzahler in Europa - auch in Deutschland - Milliarden Euro für die Rettung hiesiger Banken aufbringen müssen, wird sich die Rendite aus Lebensversicherungen und anderen Altersvorsorgeprodukten für die Menschen hierzulande kräftig reduzieren, wird die Krise Europa Millionen Arbeitslose bescheren. Danke, Amerika!
Längst hat sich die Philosophie der Spekulanten unter tatkräftiger Mithilfe der EU in Kontinentaleuropa ausgebreitet. Die Essenz dieser Weltsicht lautet erstens: Vorfahrt für das Kapital. Nicht die Interessen der Arbeitnehmer, Kunden, Lieferanten und Gemeinden sind bei unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen, sondern einzig und allein, die Interessen der Kapitalgeber, der Aktionäre und Gläubiger.
weiter zum Leitartikel „Vergesst Wall Street“ von Robert von Heusinger bei FR-Online


10CC - Wall Street Shuffle

Do the Wall Street shuffle
Hear the money rustle
Watch the greenbacks tumble
Feel the Sterling crumble
You need a yen to make a mark
If you wanna make money
You need the luck to make a buck
If you wanna be Getty, Rothschild
You've gotta be cool on Wall Street
You've gotta be cool on Wall Street
When your index is low
Dow Jones ain't got time for the bums
They wind up on skid row with holes in their pockets
They plead with you, buddy can you spare the dime
But you ain’t got the time
Doin’ the …
Doin’ the …
Oh, Howard Hughes
Did your money make you better?
Are you waiting for the hour
When you can screw me?
`Cos you're big enough
To do the Wall Street Shuffle
Let your money hustle
Bet you'd sell your mother
You can buy another
Doin' the....
Doin' the....
You buy and sell
You wheel and deal
But you're living on instinct
You get a tip
You follow it
And you make a big killing
On Wall Street

deutsch:

Mach’ den Wall Street-Schieber
Hör’ das Geld rascheln
Sieh’, wie die Greenbacks purzeln
Fühl’ den Sterling bröckeln
Du brauchst ’nen Yen, um die Mark zu kriegen
Du brauchst das Glück, um Geld zu machen
Wenn Du Getty oder Rothschild sein willst,
Mußt Du cool sein an der Wall Street
Mußt Du cool sein an der Wall Street
Wenn Dein Index niedrig ist
Der Dow Jones hat keine Zeit für Beulen
Sie kämpfen sich mit Löchern in den Hosentaschen die Rutschbahn hoch
Sie betteln Dich an: Kumpel, hast Du nicht ’nen Groschen
Aber Du hast keine Zeit, um
den Wall Street-Schieber zu machen
den Wall Street-Schieber …
Oh, Howard Hughes
Hat Dein Geld Dich zu einem besseren Menschen gemacht?
Wartest Du auf die Stunde
Wo Du mich fertigmachen kannst?
Weil Du bist groß genug,
um den Wall Street-Schieber zu machen
Lass’ Dein Geld rummachen
Ich wette, Du würdest Deine Mutter zu Geld machen
Kannst Dir ja ’ne andere kaufen
während Du den Wall Street-Schieber machst
den Wall Street-Schieber …
Du kaufst und verkaufst
machst rum und handelst
Aber Du lebst von Deinen Instinkten
Du kriegst ’nen Tipp
Du folgst ihm
Und Du machst den großen Reibach
An der Wall Street


Banken sind weder produktiv noch innovativ. Sie verleihen Geld. Gewaltige Renditen sind nur mit dem Aufbau von Kettenbriefsystemen zu erzielen.
Warum immer die Finanzmärkte? Warum platzt so selten eine Spekulationsblase am Kartoffelmarkt? Warum verkalkulieren sich Maschinenbauer selten so, dass der Staat helfen muss, weil sonst das gesamte marktwirtschaftliche System gefährdet ist? Was treibt Scharen scheinbar seriöser Banker und Börsianer dazu, so riskante Geschäfte zu machen, dass sie hinterher alle wie dumme Kinder im Brunnen liegen und nach dem Staat um Hilfe schreien?
weiter zu Heiner Flassbecks Artikel „Der absehbare Kollaps“ bei der taz



Und dann gab’s ja auch noch die sogenannte 132-Euro-Studie über die Harz-IV-Schlaffis, die zuviel kriegen… (Eine Lang- und eine Kurzfassung der Studie können im Downloadbereich des Internetauftritts von Harald Thomé heruntergeladen werden.) Übrigens: Wenn man sich die Worthülsen aus der Präambel der Studie durchliest, weiß man sofort, wes Geistes Kind die Verfasser sind. Zum Genießen der letzte Absatz:

Es war vielmehr Absicht, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation vieler Menschen zu leisten. Die Studie hat offen gelegt, dass die Bedürfnisse vieler Menschen nach Arbeit und Anerkennung, deren notwendige Befriedigung man auch aus den Zielen der sozialen Mindestsicherung herauslesen kann, nicht ausreichend erfüllt werden. Viele wollen sich einbringen und etwas leisten, was heute sehr schwierig geworden ist. Die Studie zeigt, dass man hier ansetzen muss, unser Sozialsystem positiv nach vorne zu entwickeln.

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Die von zwei Wirtschaftswissenschaftlern veröffentlichte „132 Euro Studie“ hat zu größtenteils ideologisch gefärbten Diskussionen geführt. Die konkreten Zahlen wurden bisher weitgehend ignoriert bzw. keiner genauen Betrachtung unterzogen. Dabei lohnt es sich
Wie auch der Regelsatz bei ALGII liegt der Studie das Problem der Pauschalierung zugrunde. Schon beim Regelsatz ist es so, dass der 48jährige Arbeitssuchende mit Grippe genauso behandelt wird wie der 20jährige Arbeitssuchende ohne derzeitiges Gebrechen. Bei der Studie, die die Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Thießen und Christian Fischer von der Universität Chemnitz veröffentlicht haben, geht man noch weiter in Richtung Milchmädchenrechnung.
Bettina Winsemann hat nachgerechnet: „132-Euro-Studie: Zahlen aus dem Chemnitzer Elfenbeinturm“ bei Telepolis

alle Artikel gefunden in Ursula Neumanns Post, Danke!

Die NachDenkSeiten machen sich über die gesellschaftliche Vorherrschaft des Finanzsektors Gedanken. Dort findet sich auch eine Buchrezension über den neoliberalen Zeitgeist der Neuen Mitte: „Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft“ von Heinz Bude

Ach ja, bevor ich’s vergesse: Das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gibt’s im Internet.

Und zuallerletzt noch was Lustiges: In England ging wieder eine Festplatte verloren