Mittwoch, 1. Januar 2014

Heute vor 304 Jahren – 1. Januar 1710: Berlin wird Königliche Haupt- und Residenzstadt

Ein Zentrum für das neue Königreich 

An einer Furt über die Spree, wo sich zwei wichtige Handelswege kreuzten, entstanden im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die Städte Berlin und Cölln. Die durch den Fluss getrennte Doppelstadt wurde im 15. Jahrhundert Residenz der brandenburgischen Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern und blieb fünf Jahrhunderte lang mit dieser Dynastie eng verbunden. Als sich Kurfürst Friedrich III. (1657-1713) im Januar 1701 in Königsberg als Friedrich I. selbst zum »König in Preußen« krönte, erließ er ein Edikt. Dies verfügte die Vereinigung der fünf Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur »Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin«. Als das Edikt am 1. Januar 1710 in Kraft trat, lebten in der neuen Haupt- und Residenzstadt etwa 60.000 Einwohner. 
 
Stadtansicht von Berlin im frühen 18. Jahrhundert (Kupferstich, um 1740)
Der König wollte ein repräsentatives Zentrum für das neue Königreich schaffen und orientierte sich dabei am Vorbild des französischen Hofes. Eine rege Bautätigkeit setzte ein: Friedrich I. ließ u. a. das Berliner Schloss zur Prunkresidenz ausbauen und begann den Bau des Zeughauses. Handel und Gewerbe erfuhren einen enormen Aufschwung, die Staatskasse aber war bald leer. 

Was am 1. Januar noch geschah: 
1904: Im Deutschen Reich tritt das »Kinderschutzgesetz« in Kraft. 
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2014 

Ermahnung zum Neuen Jahr



PICO IYER, INFORMATIONSEXPLOSION

DIE GRÖSSTE Veränderung des letzten Vierteljahrhunderts hat sich zweifellos im privaten und nicht im öffentlichen Bereich ereignet. So gut wie jeder Leser einer Zeitschrift hat heute mit seinem Laptop Zugang zu Informationen, die früher allenfalls einigen wenigen zugänglich waren, wenn überhaupt. Wie oft bemerkt, wird die Datenmenge, welche die gesamte Geschichte hindurch bis zum Jahr 2003 hervorgebracht wurde, heute alle zwei Tage erzeugt. Bald wird sie alle zehn Minuten produziert werden.
Die Veränderung, der wir uns alle gegenübersehen, ist der Wandel von zuwenig Information hin zu zuviel, von zu wenigen Wahlmöglichkeiten zu zu vielen, vom deutlichen Bewußtsein der eigenen Unwissenheit zu einem täuschenden Gefühl des Bescheidwissens. Das hat vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit mir dem, was den Ostdeutschen beim Fall der Mauer passiert ist, trifft jedoch insbesondere für die vielen Leser einer Zeitschrift zu, die sich 1988 nicht unterprivilegiert oder eingesperrt fühlten, sondern den Eindruck hatten, so viel Information, Wahlmöglichkeiten und Zerstreuung zu haben, wie sie brauchten.
Es ist einfach, auf Krieg und Terroranschläge und Persönlichkeiten zu verweisen, die das letzte Vierteljahrhundert stark geprägt haben, doch im Guten wie im Bösen hat es Kriege und Terroranschläge und Persönlichkeiten schon immer gegeben. Es ist möglich, auf Kräfte wie den Klimawandel zu verweisen, auf große, globale Entwicklungen, mir denen wir uns jetzt alle befassen müssen, was wir 1988 noch nicht getan haben. Doch der Wandel, der so viele von uns betrifft, in jedem Augenblick, in dem wir wach sind – und manchmal auch, wenn wir schlafen –, hat mit der plötzlichen Datenexplosion, der Beschleunigung und Fragmentierung unseres Lebens zu tun. 
Die Buchstaben www kamen 1989 in die Welt. Zehn Prozent aller Photographien, die seit Bestehen der Menschheit gemacht wurden, wurden 2011 aufgenommen. 1986 waren sechs Prozent der weltweiten Daten digital, heute sind es über 99 Prozent. Die meisten von uns sind aus einem behaglichen Zuhause in eine verrückte, rund um die Uhr geöffnete Shopping-Mall gezogen, mit Bildschirmen und Monitoren, die uns von allen Seiten entgegenleuchten.
Einem großartigen Diktum Ralph Waldo Emersons zufolge wird die Welt nie von Menschen erneuert werden, die sich nicht die Zeit genommen haben, sich selbst zu erneuern. Und unsere globale Umgebung wird nicht verwandelt werden, bevor einige von uns versucht haben, sich selbst zu verwandeln. Vielleicht stellt uns also der große Wandel der letzten 25 Jahre vor die Frage, wie wir uns selbst verändern werden: indem wir nicht zur Geisel all der Zerstreuungen werden, die uns heute zur Verfügung stehen – der durchschnittliche Amerikaner verbringt achteinhalb Stunden täglich vor einem Bildschirm –, und indem wir nicht unsere jüngsten Spielzeuge auf Kosten aller unserer ältesten Wahrheiten hochjubeln. Nicht weit von dem Ort, an dem ich dies schreibe, hat eine Teenagerin 300 000 Textnachrichten in einem Monat verarbeitet – mit anderen Worten: zehntausend am Tag oder zehn in jedem wachen Moment ihres Lebens während eines Monats. 1988 gab es keine Textnachrichten.
Wenn Sie glauben, daß die Welt, die wir sehen, zu einem gewissem Grad das Produkt unseres Denkens ist, dann lassen Sie unsere Gedanken über mögliche Veränderungen – im letzten Vierteljahrhundert und im nächsten – im Inneren beginnen. 
aus dem Englischen von Florian Wolfram

PICO IYER  geb. 1957 in England. Der indischstämmige Essayist und Reisereporter studierte in Oxford und Harvard. Über zwanzig Jahre war er Korrespondent für Time. Heut ist er als freier Autor auf allen Kontinenten unterwegs und entdeckt zwischen Globalisierung und Mystik, Flughafen und Kloster immer neue Facetten seiner selbst. Auf seiner langjährigen Freundschaft mit dem Dalai-Lama beruht eine Biographie über den Tibeter. Er bezeichnet sich selbst als global village on two legs und lebt in Kalifornien und Japan.


aus LETTRE INTERNATIONAL Nr. 100, Februar 2013
Frank Rieger 
EFFIZIENZWAHN 
Zur Konkurrenz von Mensch und Maschine im digitalen Kapitalismus 
Leseprobe




Was it a huntsman or a player
That made you pay the cost
That now assumes relaxed positions
And prostitutes your loss?
Were you tortured by your own thirst
In those pleasures that you seek
That made you Tom the curious
That makes you James the weak?

And you claim you got something going
Something you call unique
But I've seen your self-pity showing
As the tears rolled down your cheeks

Soon you know I'll leave you
And I'll never look behind
'Cos I was born for the purpose
That crucifies your mind
So con, convince your mirror
As you've always done before
Giving substance to shadows
Giving substance ever more

And you assume you got something to offer
Secrets shiny and new
But how much of you is repetition
That you didn't whisper to him too