Montag, 28. Januar 2019

Lesermails zu den Gelbwesten an die NachDenkSeiten

Am vergangenen Samstag wurde Jerome Rodrigues, ein Sprachrohr der Gelbwesten, von einem Gummigeschoss getroffen, als er die Szene filmte. Er wird sein Leben lang davon gezeichnet sein. Die NachDenkSeiten haben in den letzten Tagen – wie leider nur wenige andere Medien – über die Gewalt im Nachbarland berichtet. Wir sehen uns dazu verpflichtet, Sie weiter darüber zu informieren. Heute bringen wir eine Sammlung von Lesermails mit durchaus weiterführenden Informationen. 
mehr:
- „Familie, ich werde mein Auge verlieren“ – In Frankreich wurde offensichtlich auf die Köpfe gezielt. Lesermails. (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 28.01.2019)


siehe dazu auch:
- Gelbwesten: Das elfte WE in Folge, postfaktische Teilnehmerzahlen, Mißhandlungen und ein Beispiel rar gewordener sozialer Intelligenz (Post, 27.01.2019)
Manifestation des gilets jaunes, le 26 janvier à Paris – Reportage photo - Acte XI (Antoine Champagne, reflets.info, 27.01.2019)
»Ich sehe Mistgabeln« – Menschen ohne Ansprechpartner (Post, 23.01.2019)
Spielt Macron einfach nur auf Zeit? (Post, 20.01.2019)
Gummigeschosse zur Disziplinierung der Gelbwesten (Post, 18.01.2019)
Gilets jaunes : on a soumis 8 vidéos (et photos) de violences policières présumées à deux avocats (Chistine Siméone, Emmanuel Leclère, France Inter, 11.01.2019 – mit mehreren Videos)
- Les blessés éborgnés par les forces de l’ordre ne le sont pas par accident (Antoine Champagne, reflets.info, 09.01.2019)
Die Demokratie-Illusion (Post, 11.12.2018)
- Der Aufstand (Post, 08.12.2018)
Schnell wurde bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten davon ausgegangen, dass die Gewalt einzig und allein von den Demonstranten ausging (was freilich oft genug auch der Fall war).
[Ohnesorg, Springer und die linke Einäugigkeit, WELT, 31.05.2009]

Mein Kommentar:
Ich muß ich mich schon sehr über die Zurückhaltung unserer Mainstream-Medien wundern (oder auch inzwischen nicht mehr):
Die Gewalt durch die französische Polizei wird nirgendwo thematisiert, aber über das Auftauchen der roten Schals wird sofort berichtet:
- „Rotschals“ fordern Ende der Krawalle (Michaela Wiegel, FAZ, 27.01.2019)
Da kann sich der deutsche Couch-Potato ja beruhigt wieder zurücklehnen!

Tagesdosis 28.1.2019 – Der nächste Putsch made in USA (Podcast)

Wirtschaftsblockaden, Umsturzversuche, Agententum, paramilitärische Infiltration und nun ein von den USA und ihren imperialen „Verbündeten“ der EU mitgetragener Putsch: Das von USA-hörigen Kapitaldiktaturen umzingelte Venezuela steht möglicherweise vor dem Rückfall in die postkoloniale Zeit.

Was ist aktuell passiert? Nach Unruhen, vorgezogenen Wahlen und einem Attentat auf Staatschef Nicolás Maduro im vergangenen Jahr ernennt sich Oppositionsführer Juan Guaidó am Mittwoch selbst zum neuen Präsidenten Venezuelas. Wenig später erkennt ihn US-Präsident Donald Trump an. Die EU zieht nach, stellt ein irrwitziges „Ultimatum“: Sollte es bis kommende Woche keine Neuwahlen geben, gelte der Selbstermächtigte auch für sie als neues Staatsoberhaupt.

Die USA drohen schließlich ganz offen den ultimativen Raubzug gegen das Land an, das dreimal größer als Deutschland ist, aber nur über gut ein Drittel der Einwohner verfügt. Man werde Venezuelas Einnahmen aus dem Öl beschlagnahmen und an Putschführer Guaidó umleiten, verkündete Trump. Es geht vor allem um Citgo, eine in den USA aktive Tochtergesellschaft des venezolanischen Staatsunternehmens PDVSA. Da gibt es nur eine Krux: 2016 hatte Venezuela den russischen Staatskonzern Rosneft im Zuge einer Schuldentilgung für Importe zu knapp 50 Prozent an Citgo beteiligt.

Venezuela ist vom Kapital begehrt. Nicht nur, dass das Land seit der Wahl von Maduros Vorgänger im Jahr 1999, dem Sozialisten Hugo Chavez, um Unabhängigkeit vom imperialistischen Block kämpft. Es verfügt auch über die wohl weltweit größten Ölvorkommen. Ein Schelm, wer geglaubt hatte, die USA ließen sich ein derartiges Riesengeschäft entgehen. Dazu brauchen sie geeignete Marionetten.

mehr:
- Tagesdosis 28.1.2019 – Der nächste Putsch made in USA (Podcast) (Susan Bonath, KenFM, 28.01.2019)

Leaken sie jetzt auch in Russland?

Der Eindruck entsteht, dass es sich um eine Kampagne nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen WikiLeaks handelt

Offenbar ist es an der Zeit zurückzuschlagen, nachdem Leaks bislang vor allem westliche Politiker, Regierungen oder Organisationen wie zuletzt die dubiose antirussische Integrity Initiative der britischen Regierung getroffen haben. Gerne wurden russische Hacker oder auch der russische Geheimdienst GRU als verantwortlich ausgemacht, auch WikiLeaks geriet in den Verdacht, der russischen Regierung zu helfen, Hillary Clinton zu desavouieren und Donald Trump an die Macht zu bringen, der selbst als russisches V-Mann verdächtigt wird.

Jetzt hat ein so genanntes "Transparenzkollektiv" massenhaft gehackte Emails und Dokumente ins Netz gestellt, die von "russischen Politikern, Journalisten, Oligarchen, religiösen und gesellschaftlichen Personen" stammen sollen auch von "Nationalisten/Separatisten/Terroristen, die in der Ukraine operieren".

Das Material wurde am 25. Januar von einer Gruppe ins Netz gestellt, die sich den originellen Namen "Distributed Denial of Secrets" (DDOS) gegeben hat und scheinbar eine WikiLeaks-ähnliche Ideologie vertritt, nämlich die Ermöglichung einer "freien Übertragung von Daten im politischen Interesse". Man arbeitet mit Daily Beast, dem Ableger der transatlantisch, antirussisch, anti-Trump ausgerichteten Washington Post zusammen, die schon des längeren einen guten Draht zu den Geheimdiensten unterhält. Mitbegründerin und Sprecherin von DDOS ist die (Transgender)Journalistin Emma Best, die Daily Beast bereits vor der Veröffentlichung der Daten zur "Dark Side of the Kremlin" informiert oder mit ihr kooperiert hat, um dem Coup mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Ihr Mitgründer, genannt "Der Architekt", will anonym bleiben, die Rede ist von einer kleinen Gruppe, die aber auch - trotz aller Transparenz - lieber im Dunklen bleiben will. Daily Beast dramatisiert die Geschichte und erzählt, dass Best schon mal das Gefühl hatte, dass jemand in die Veröffentlichung der Daten eingreifen wollte. Man habe dann Kopien auf anderen Servern angelegt. Man lebt also gefährlich, wollen Daily Beast und Best sagen.

mehr:
- Leaks einer US-Gruppe zur "Dark Side of the Kremlin" (Florian Rötzer, Telepolis, 28.01.2019)