Donnerstag, 29. Mai 2008

Das Neuste aus der Anstalt

Einbetten ist leider nicht möglich, deshalb hier der Link zu youtube: »Striptease for Germany«

Volker Pispers:


Schon etwas älter: Georg Schramm über Horst Köhler


Georg Schramm über Räuberbanden im Gesundheitswesen:


Auch schon etwas älter:

Abspeck-Empfehlung für Macianer

Monolingual

Freitag, 23. Mai 2008

Die Himmelsscheibe von Nebra


Zur Interpretation der Himmelsscheibe bei Wolfgang Kampfmeier

Bei Zeit-online finden sich zwei interessante Artikel:

Vom Logos zum Mythos und
Der Himmel ist eine Scheibe

Vielleicht kann man das mit dem Logos und dem Mythos ja auch auf die uns zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten übertragen:

Seminar beim Avatar

Und noch ein wenig Staatsbürgerkunde, diesmal von rechts

Die RCDS (Ring christlich-demokratischer Studenten) hat mich schon zu Studentenzeiten mit außerordentlich hoher Kompetenz, sozialer Einstellung und Feinfühligkeit verblüfft. An ihm scheinen die Jahre wirklich spurlos vergangen zu sein.
Der neuste Vorschlag ihres Vorsitzenden Ludewig ist, das Wahlrecht von Arbeitslosen und Hartz IV-Empfängern einzuschränken. Vielleicht sollte man dann mit Studenten gleich weitermachen. Und mit Hausfrauen. Und mit Psychotherapiepatienten… Oder man gibt es nur Leuten, die vom Einkommen her in die private Krankenversicherung dürfen…

Beim G.U.R.U.-Newsletter habe ich den passenden Cartoon dazu gefunden:

Ein wenig Staatsbürgerkunde…

Bei der Tagsschau gibt es eine gute Animation zum Reformvertrag der EU, genannt »Vertrag von Lissabon«

Donnerstag, 22. Mai 2008

Schmidt bei Maischberger

Einer, der mir im Alter (mit seinem und mit meinem) immer sympathischer geworden ist: Zwar nur bei Spiegel-Online, aber besser als nichts.





Neues von der Globalisierungs- und der Heimatfront

Bei Kollegin Neumann war wieder die Post:

Über Brotspekulanten
über die Fatalen Folgen der Agrarpreise
über anklagende deutsche Zahlen
über die Bundesrechnungshof-Kritik an den Ein-Euro-Jobs
über das Messen der nachhaltigen Entwicklung von Firmen
über Neuseeland, das seine Bahn zurückkauft
über den sturen EU-Umweltkommissar Stavros Dimas, der keine gen-manipulierten Lebensmittel mag
über den deutschen Gen-Filz
über Kinderkrebs und die endlich veröffentlichte AKW-Studie
über Nobelpreisträger Stiglitz und die Kosten des Irak-Kriegs
über das Böse, das sich überall sonst, nur nicht in uns selbst befindet
über China und Zivilcourage (über Zivilcourage hat John F. Kennedy mal ein Buch geschrieben und dafür den Pulitzer-Preis erhalten)

Ich warte nicht mehr auf bessere Zustände.

Zum Artikel »Sprechstunde in Bullerbü« bei Zeit online

Es ist schwer zu verstehen, weshalb Ulla Schmidt nichts dagegen ausrichten kann.

Dazu paßt auch folgender Artikel:

Ärzte-Import gegen Praxissterben in Sachsen

ANWERBUNG Zahl der ausländischen Ärzte steigt

Die Zahl ausländischer Ärzte war in Ostdeutschland noch nie so hoch wie heute. Laut Sächsischer Ärztekammer waren es zu Jahresbeginn 1.061 Ärzte aus 83 Nationen. Das ist ein Fünftel mehr als zwei Jahre zuvor. 813 Kollegen arbeiten in Krankenhäusern. Ambulant sind 55 (2005: 37) tätig. Das ist relativ wenig. Aber der Zuwachs schlägt nut mehr als 35 Prozent kräftig zu Buche.

Spitzenreiter unter den Herkunftsländern ist Polen mit 159 Ärzten, vor der Slowakei (121) und Russland (95). Im Gegensatz zu 62 Österreichern, von denen viele wegen der Weiterbildung kamen, handelt es sich meist um gestandene Fachärzte. Die polnischen Kollegen sind mit 13 in ambulanten Einrichtungen Tätigen auch hier Spitzenreiter. Das hat mit meist guter Sprachkenntnis zu tun. Der gemeinsame Kulturkreis, traditionelle Beziehungen von Kommunen und Institutionen fallen ins Gewicht. Auch die Nähe zur Heimat und den Familien spielt eine Rolle.

In der Kleinstadt Torgelow bündeln sich diese Faktoren. Vier polnische Kollegen haben Praxen übernommen, wo alteingesessene Ärzte in Ruhestand gingen. Die Stadt suchte gezielt bei den Nachbarn. Ärzte kommen gern, weil sie in Mecklenburg-Vorpommern, selbst bei nur 80 Prozent West-Honorar, immer noch zehnmal so viel wie in Polen verdienen. Die Patienten schätzen die Qualität ihrer neuen Ärzte.

Davon kann Thüringen nur träumen. Zwar werden auch hier 472 ausländische Kollegen gezählt. Das sind 275 Prozent mehr gegenüber 2001. Im ambulanten Bereich, wo 100 Hausarztpraxen verwaist sind, Wege zum Facharzt in ländlichen Gebieten immer länger werden, spürt man davon allerdings nichts. Hoffnungen werden auf Österreicher gesetzt. Aber, dass die sich nach Facharztausbildung mehr ans Grüne Herz Deutschlands gebunden fühlen als die Hiesigen, darf man wohl füglich unter Märchen ablegen. Jürgen Grubitzsch

aus Ärztliche Praxis Nr. 21, 20. Mai 2008

Neue Heuschreckensorten

Phasmatodea ackermannii bei Zeit online
Mantodea funeris auch bei Zeit online
Caelifera phantastica, ebenfalls bei Zeit online
Ensifera fata morgana futura gracia, na wo wohl: bei Zeit online

um Euch den Weg zu Wikipedia zu ersparen:
Langfühlerschrecken – Ensifera
Kurzfühlerschrecken – Caelifera
Gespenstschrecken – Phasmatodea
Fangschrecken – Mantodea

Mittwoch, 21. Mai 2008

Kyozan Joshu Sasaki Roshi

grope for it

Bertelsmann, Nachtrag

zu meinem Post vom Februar habe ich noch ein übersichtliches Schema gefunden:

gefunden in Kein Mensch kann so viel kotzen (heartbreakerfoundation.org, 03.01.2008)

Rohölpreis auf Rekordniveau

Beobachter befürchten, dass die Preise weiter ansteigen werden, da der Preis für ein Barrel Rohöl (159 Liter) der Sorte Light Sweet Crude mit 133,38 Dollar auf ein neues Rekordhoch stieg. Für ein Barrel der Nordseesorte Brent wurden in London 131 Dollar verlangt. Die Märkte reagierten damit auf eine Anküdigung der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec), sie werde ihre Fördermenge nicht vor dem nächsten Treffen im September erhöhen. Erschwerend kommt auch der schwache Dollar hinzu.

Der Ölpreis hatte erst Anfang Januar die Marke von 100 Dollar übersprungen. Seitdem klettert er unaufhörlich weiter nach oben. Auf Jahressicht haben sich die Preise in etwa verdoppelt. Die Marke von 120 Dollar hatte das Öl erst am 5. Mai durchbrochen. Die Bank Goldman Sachs schätzt, dass ein Barrel in sechs Monaten, spätestens aber in zwei Jahren 200 Dollar kosten wird.

Quelle: »Diesel erstmals so teuer wie Benzin« bei Tagesschau.de

Föderalismusmüde?

[…] Wie viele Bundesländer will sich Deutschland in einem zusammenwachsenden Europa überhaupt noch leisten – und welche Rolle sollen diese Länder in Zukunft spielen?

Fragt man […] die Bürger nach ihrer Meinung, wie das jetzt das Infas-Institut im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung getan hat, sind die Antworten überraschend eindeutig: Die meisten Deutschen wünschen sich, dass ihre Stadt oder Gemeinde, der Bund und die Europäische Union in Zukunft eine stärkere Rolle spielen – und zwar in dieser Reihenfolge.Abgeschlagen auf Platz vier und damit letzter: die Bundesländer. 25 Prozent der Befragten hatten die Lander sogar für gänzlich überflüssig, in acht von 16 Ländern spricht sich eine Mehrheit der Bevölkerung für einen Zusammenschluss mit einem Nachbarland aus. Selbst im traditionsbewussten Freistaat Bayern kommt im immer noch ein Fusionsbefürworter auf zwei -gegner.

Die Skepsis vieler Deutscher gegenüber den Ländern passt zum Wunsch einer übergroßen Mehrheit nach bundesweit einheitlichen Lebensverhältnissen. Gut 90 Prozent der Befragten plädieren für vergleichbare Standards in Kindergärten, Schulen und Universitäten, nur unwesentlich weniger Bürger wünschen sich, dass es bei bundesweit einheitlichen Steuersätzen bleibt. […] Die große Mehrheit der Bundesbürger, rund 88 Prozent, zieht […] die Solidarität zwischen den Ländern dem Wettbewerbsgedanken vor. Das gilt auch für Bayern und Baden-Württemberg, wo die Zustimmungsraten immer noch 83 beziehungsweise 85 Prozent betragen.

Sorgen machen sollten sich die Landesregierungen vor allem darüber, dass sich viele Bürger zwar mit Deutschland, nicht aber mit ihrem Bundesland identifizieren. In Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen konnte jeder vierte Befragte seinem Land aus einer Liste von zehn Antwortmöglichkeit kein einiges positives Merkmal zuordnen.

Überwiegend einig sind sich die Deutschen, dass in einem zusammenwachsenden Europa allein die Bundesregierung die Interessen Deutschlands in der EU vertreten sollte […]

Claus Hulverscheidt, „Ungeliebter Föderalismus“, in: Süddeutsche Zeitung vom 11. Februar 2008, zitiert nach „Informationen zu politischen Bildung“, Nr. 298

Dienstag, 20. Mai 2008

Verwahrlosung als gesellschaftliches Symptom

Auf den ersten Blick mag überraschen, dass es doch immer wieder Fälle von extremer Verwahrlosung gibt in einer Gesellschaft mit so großem materiellen Reichtum und dem Anspruch, Sozialstaat zu sein. Beim Nachdenken über die Ursachen wird deutlich, dass von Verwahrlosung vor allem diejenigen betroffen sind, die besonders auf die Fürsorge anderer angewiesen sind: Kinder, psychisch Kranke, Arme und Alte. Wie kann das sein bei der Vielzahl von Einrichtungen und Institutionen, die sich um die Problemfälle in der Gesellschaft kümmern sollen? Es greift zu kurz, wenn Politiker und Bevölkerung die Ursachen entweder in organisatorischen Mängeln, die nach jeder Katastrophenmeldung beklagt werden und deren umgehende Behebung dann versprochen wird, oder in individuellem Versagen sehen.

Verwahrlosung ist Symptom für grundsätzliche Defizite in unserer Gesellschaft und die jüngsten Extremfälle sind nur die Spitze eines Eisbergs. Verwahrlosung ist immer Folge eines Mangels an Fürsorge, und diese wiederum ist an persönliche Beziehung gebunden. Der Charakter vieler zwischenmenschlichen Bindungen ist in unserer nach ökonomischen Maximen funktionierenden Gesellschaft einem schleichenden Wandel unterworfen.
Wir alle erfahren mehr und mehr: Beziehungen stehen dann nicht hoch im Kurs, wenn sie nicht direkt und kurzfristig absehbar zu ökonomisch messbaren Erfolgen führen – nicht zufällig spielen die von Verwahrlosung am ehesten Betroffenen im materiellen Wertschöpfungsprozess keine oder nur eine geringe Rolle. Es ist die zunehmende Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche, der sowohl der Einzelne in seinen Beziehungen als auch gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen ausgesetzt sind: Erfolg wird definiert als möglichst direkt und kurzfristig – erzielbarer materieller Gewinn.

Solch kurzfristige Erfolge lassen sich in den Bereichen, die für die Prävention von Verwahrlosung relevant sind, nicht erreichen; solange dieses kurzfristige Denken aber vorherrscht, werden notwendige Schritte nicht getan.

So machen sich die Investitionen – auch ein der Ökonomie entliehener Begriff – in eine qualifizierte Betreuung von Eltern mit besonderen Erziehungsschwierigkeiten erst nach Jahren oder Jahrzehnten bezahlt im wahrsten Sinne des Wortes, indem sie ein Vielfaches an Folgekosten für Krankheit, Verhaltensauffälligkeit und Kriminalität ersparen allerdings tragen de von Anfang an zu einem menschlicheren Leben bei.

Dasselbe gilt für den Bereich der Kindergartenerziehung, der Vorbereitung und Unterstützung von Eltern für ihre Erziehungsaufgabe; es gilt auch für die Schulen und die Qualifikation der Pädagogen: Auch hier wird die Bedeutung der persönlichen Beziehung und Zuwendung unterschätzt; Lehrer sind leider zu wenig motiviert und ausgebildet, um sich selbstverständlich um die seelische Entwicklung der ihnen anvertrauten Schüler zu kümmern.

Gespart wird im Gesundheitswesen vor allem an den Kosten für persönliche Zuwendung: In den Krankenhäusern werden die Personalkosten gesenkt, die Zeit für die Patienten wird extrem rationiert, die zuwendungsintensive (sog. sprechende) Medizin wird am schlechtesten bezahlt. Mit Apparaten und Medikamenten, allzu häufig als Alternative zum Gespräch verschrieben und eingenommen, kann mehr und schnell Geld verdient werden – die später zu bezahlenden Zuwendungsversäumniskosten werden in keiner Bilanz aufgeführt.

In die psychotherapeutischen Praxen kommen mehr und mehr Menschen, die unter Zuwendungsmangel und deren Folgen leiden, die Entwicklungsdefizite aufweisen aufgrund fehlender emotionaler Nähe und Geborgenheit – und de dennoch oft lange im Leben äußerlich funktioniert haben. Als letztes sei der Bereich der Altenpflege erwähnt: Hier wird besonders deutlich, dass die Menschlichkeit auf der Strecke bleiben muss, wenn die Ökonomie absoluten Vorrang hat.

In allen Bereichen kann man von einer schleichenden Verwahrlosung sprechen: Während die Extremfälle Empörung hervorrufen, werden die Vorstufen hingenommen, oft mit Hinweis auf oder im Glauben an vermeintliche Sachzwänge, hinter denen sich letztlich Werteentscheidungen verbergen. Während man von privaten Investoren nicht unbedingt erwarten darf, dass sie sich von sich aus der Humanität verpflichtet fühlen, sind Politiker dem Wohl der Allgemeinheit verpflichtet; dazu gehört, sich auch für solche Investitionen einzusetzen, deren präventive
Wirkung sich in der Regel erst nach mehreren Legislaturperioden entfaltet. Da lassen es die meisten doch an Einsicht und Mut fehlen.

Auch im privaten Leben der Menschen sind diese Tendenzen zu beobachten: Eltern haben immer weniger Zeit für ihre Kinder, Zweierbeziehungen werden nach den Vorgaben und Angeboten der Event- und Spaßgesellschaft gestaltet. Dabei wünschen sich viele einen verantwortungsvollen und fürsorglichen Umgang miteinander.

Sich der Tendenz der Ökonomisierung entgegenzusetzen fällt deshalb schwer, weil das Verführungspotenzial groß ist. Wir alle sind in Gefahr, die Prinzipien, nach denen die Wirtschaft „funktioniert“, zu verinnerlichen: Wir lernen, psychoökonomisch zu denken und zu fühlen, um an den angebotenen „Werten“ teilzuhaben: Spaß, Größe, Schönheit, Jugendlichkeit, Reichtum und vor allem Konsum. Wer da nicht mithalten kann oder will, muss mit Entwertung und Ausgrenzung rechnen – auch das können Vorstufen von Verwahrlosung sein.

Diese angebotenen Werte sind zum großen Teil antisozial; das bedeutet, dass sie kaum Beziehungen und Solidarität, sondern Konkurrenz fördern. Gemeinsamkeit erschöpft sich allzu häufig in Konsum, wobei die Inhalte beliebig und austauschbar werden (Extrembeispiel: k.o.-Trinken). So gehen Jugendliche immer mehr solchen Freizeitbeschäftigungen, die vereinzelt und tendenziell passiv erfahren werden, leben in einer virtuellen Fernseh- und Internetwelt konkrete Beziehungserfahrungen, soziales Engagement und hilfreiche Konfrontation mit der Realität bleiben auf der Strecke.

Fernseher und PC bieten den Kindern zwar Beschäftigung, die jedoch häufig zu gedanklicher Verwahrlosung führt. Besonders Eltern und Erziehern fällt es schwer, diesen Verführungen der Freizeitindustrie etwas entgegenzusetzen und die Kinder und Jugendlichen aktiv zu lenken, denn das ist mit großem persönlichem Engagement und Zeitaufwand verbunden: Man muss sich auf Beziehungen einlassen, alternative Ziele und Werte müssen aktiv vertreten werden. Was muss geschehen? Die besonders Betroffenen können sich allein nicht wehren, sie bedürfen der Solidarität derjenigen, die die Unterordnung ihrer beruflichen Tätigkeit, z.B. als Ärzte, Lehrer, Pfleger, Sozialarbeiter, Erzieher – die Eltern mit eingeschlossen – unter die Vorherrschaft der Ökonomie und des Profits als Anzeichen einer inhumanen Beziehungskultur erkennen und nicht deren Sachwalter werden wollen.

Wenn insgesamt das Bewusstsein über den Zusammenhang zwischen der Ökonomisierung vieler Lebensbereiche und der Tendenz zu Bind ungslosigkeit und schleichender Verwahrlosung wächst und dieses Wissen mit ihrer Erfahrung über den Verlust an Menschlichkeit in Beziehung gebracht wird, werden verantwortungsvolle Bürger zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen und eine Kultur der Sorge und Fürsorge schaffen. Sie werden das umso engagierter tun, je klarer wird, dass früher oder später alle unter den Folgen von Verwahrlosung leiden werden.

Quelle: Meinhard Korte, Rundbrief des vhvp (bvvp-Landesverband Hessen), 18.12.07, übenommen aus dem Rundbrief des bvvp Niedersachsen

Montag, 5. Mai 2008

Wir sind alle chinesische Tibeter …

Im Mai 1968 gab es ein Plakat, welches den roten Danny zeigte (heute ist er ja grün):

(Das ist nicht das ursprüngliche Plakat, der ursprüngliche Text lautete: »NOUS SOMMES TOUS DES JUIFS ALLEMANDS«, Daniel Cohn-Bendit ist nämlich Jude und Deutscher.)
Auch Alice (»Living next Door…«) hat davon berichtet.
Eine Arte-Sendung hat mich auf den Slogan aufmerksam gemacht. Elsa Clairon erzählt darin, wie sie als 14-Jährige die Mai-Tumulte in Paris erlebt hat. (Nicht schlecht, dieses arte, bei Barbara Salesch lernen wir nicht, was DIN A-4 ist.) Um es kurz zu machen: nirgendwo im Internet hat mir jemand erklärt, was mit dem Plakat gemeint ist. (Auch im Artikel von Karl Grobe wird es nicht klar.) Man muß sich halt selbst seine Gedanken machen (meinte übrigens schon Kant). So bin ich auf die Überschrift gekommen.

Inzwischen sieht man des öfteren »Free Tibet«-Aufkleber an Autos. Bin ich froh, daß ich mir kein Plakat gekauft und ans Praxis-Fenster geklebt habe! Es wirkt inzwischen so abgeschmackt. Von der Gesellschaft für Menschenrechte erhalte ich täglich Meldungen über neue Greueltaten (wahrscheinlich wird das nach der Neuen Deutschen Rechtschreibung mit »a« geschrieben, weil es angeblich von grau kommt). In den Nachrichten sehe ich entweder Chinesen, die auf die Straße gehen, weil sie – erfolgreich von der eigenen Propaganda vollgepumpt – sich von den westlichen Medien einer Hetzkampagne ausgesetzt fühlen, Chinesen, die unter Hausarrest stehen, drangsaliert werden oder ins Gefängnis gehen, weil sie Meinungsfreiheit fordern (Daniel Cohn-Bendit wurde übrigens 1968 aus Frankreich ausgewiesen, und ich erinnere an die Äußerung Sigmund Freuds anläßlich der Verbrennung seiner Bücher durch die Nazis: »Was wir für Fortschritte machen! Im Mittelalter hätten sie mich verbrannt, heute begnügen sie sich damit, meine Bücher zu verbrennen.«) oder welche, die keine Meinung haben oder sie nicht kundtun. Ist es nicht unglaublich billig, in unserem fetten und sicheren Wohlfahrtsstaat, der schon am Hindukusch verteidigt wird, »Free Tibet« rauszuschreien oder entsprechende Aufkleber bürgerlich anständig ans Auto- oder Wohnungsfenster zu kleben? Ach, was sind wir doch alle gut, und wir hätten damals Hitler nie im Leben gewählt!

Vor einigen Wochen erzählte ein Schauspieler einer Talk-Masterin vor der Sendung, er habe erst vor zwei Jahren erfahren, daß sein Vater bei der Stasi war. Ganz begierig sprach sie ihn daraufhin während der Sendung darauf an: Was er denn jetzt seinem Vater gegenüber empfinde. Aus der Satellitenschüssel stank es nach journalistischer Gier: komm schon, Du hast Dich doch bestimmt geschämt, und jetzt verachtest Du Deinen Alten. Wo ist das Richtige, wo das Falsche, wo die Heuchelei, wo das Billige, wo der Gruppendruck, wo bin ich in dem Ganzen? (Das Landgericht Köln hat im Februar übrigens dpa verboten, bestimmte Äußerungen über Eva Hermann zu machen. Auch das ZDF ist nach einer einer entsprechenden Abmahnung eingeknickt. Quelle: Seite von Eva Hermann) Was soll ich als Sportler jetzt sagen, wenn mich der nächste Wegelagerer fragt, wie ich meine politische Meinung während der Olympischen Spiele zum Ausdruck bringen will? Wollen jetzt alle der Eröffnungfeier fernbleiben? Oder gehen jetzt alle brav hin, weil die Sportfunktionäre damit drohen, Abweichler, die den Olympischen Frieden stören, aus der Mannschaft zu schmeißen?

1968, das war was!

Der Stadtwanderer schreibt:

»doch dann kam der schock: gemeinsam mit john carlos, dem dritten im olypmischen 200 m final, erhob tommie smith die schwarz bandagierte faust zur us-amerikanischen nationalhymne. noch heute läuft es mir kalt den rücken hinunter, wenn ich mich an den 17. oktober 1968 zurück erinnere.
dann ging alles schnell: noch während der siegeszeremonie wurden die beiden us-sprinter aus der amerikanischen mannschaft ausgeschlossen! mein held, von bekloppten ami-sportfunktionären in die wüste geschickt! wie konnte man nur!, musste ich wissen.
aber ich bekam keine antwort. sicher hat mein amerika-bild damals schweren schaden genommen; sicher bin ich seither schlecht zu sprechen, wenn ich nur schon das wort "funktionär" höre.
aber ich weiss, dass ich in sekundenschnelle begriff, was soziale ungerechtigkeit ist, und wie nationalstolz und sozialer zorn zusammen hängen. denn diese siegerehrung hat mich politisiert. mit sympathien für benachteiligte gruppen. und der ausschluss hat mich schockiert, mit antipathie für sturheit, überlegenheit und rassismus. dass tommie smith am letzten tag der spiele - heute vor 38 jahren - auch noch auf lebzeiten für olympische spiele gesperrt wurde, gab mit den rest.«


Die Stuttgarter Zeitung hat John Carlos vor kurzem interviewt.

Immer, wenn wir in den 80ern über die RAF diskutierten, mußte man bei jeder staatskritischen Äußerung den Satz vorausschicken: »Natürlich stehe ich auf dem Boden des Grundgesetzes.« Wo ist hier die Demokratie, und wo fängt der Terrorismus an? Also kehre doch jeder vor seiner eigenen Tür! Wie sagte Osho sinngemäß so schön: »Der chinesische Staat mag eine neue Tradition sein, er ist aber immer noch eine Tradition. Die einzig wahre Rebellion ist die gegen dich selbst.« Also: Wir sind alle Chinesen und alle Tibeter…

Das Einzigartige in den 68ern war die Verknüpfung gesellschaftlicher mit innerer Realität. Das, was in mir ist, hat mit dem, was außerhalb von mir ist, etwas zu tun. Und das war eine Erkenntnis nicht weniger Intellektueller sondern breiter Bevölkerungsschichten. Diese Verknüpfung stellt das Plakat her. Es benutzt die Außenwelt als Spiegel des Inneren.

Wenn John Carlos und Tommie Smith bei der Siegerehrung die behandschuhte Faus heben und damit für die Black-Panther-Bewegung demonstrieren (von lat. demonstrare, hinweisen, verdeutlichen), lösen sie, wie Stadtwanderers Bericht eindrucksvoll schildert, etwas aus. Als Fritz Teufel auf den Hinweis, er solle aufstehen, wenn der Vorsitzende Richter den Saal betrete, antwortete: »Na, wenn’s der Wahrheitsfindung dient«, war das damals ein Brüller. Gottfried Oy führt in einem lesenswerten Artikel der Zeit aus: »Von nun an nutzte er alle Verhandlungen zur Karikierung der Machtrituale.« Was tun wir, wenn wir Plakate an die Fenster hängen »Free Tibet!«? Wer wird aufgerüttelt, bei wem fällt der Groschen? Welches gesellschaftliche Bewußtsein wird hier verändert?

Es ist nicht so, daß mir die Tibeter egal sind. Der Dalai Lama ist uns so sympathisch, daß uns die Tibeter automatisch sympathisch ist. Deswegen ist uns ja der Dalai Lama so sympathisch, damit uns seine Tibeter sympathisch sind. Natürlich tritt er keinem auf die Füße, so wie Osho. Er strengt sich an, lieb und nett und freundlich rüberzukommen. Über das Zölibat oder die Gleichberechtigung der Frauen machen wir uns nur in Bezug auf die katholische Kirche Gedanken, der tibetische Buddhismus bleibt da außen vor.

Was wollen wir also für die Tibeter? Einen eigenen Staat, kulturelle Autonomie, Religionsfreiheit? Meine Bodenschätze gehören mir? Wie kann man die Chinesen erreichen? Was wollen wir in ihren Köpfen erreichen? Was hätte man während der Olympischen Spiele in Los Angeles tun können, um auf die weiter bestehende Unterdrückung der Indianer aufmerksam zu machen? Kopfschmuck tragen? Was hätte das bewirkt? (siehe auch »Fernseh- und Filmtips« vom 21.4., Stichwort »Halbblut«)

Wenn man sich ansieht, daß jeder Schreiberling, wenn er über Eva Hermann was zu Papier bringt erwähnt, daß sie wegen ihrer umstrittenen Äußerungen zur Nazizeit in der Kritik steht, ist das genau das, was uns, wenn wir im Fernsehen die Demonstrationen von Chinesen gegen die westliche Berichterstattung sehen, ungläubig schauen läßt: Wie kann das sein? Einer schreibt vom anderen ab und alle glauben es. Wir glauben, daß Eva Hermann die NS-Familienpolitik gut fand, und die Chinesen glauben, daß die Tibeter Dalai-Lama-gesteuerte Terroristen sind. Die andere Massendummheit hat halt Schlitzaugen. Aber ist schlitzäugige Volksverdummung schlechter? Wir sollten uns an unsere eigene Nase fassen: Wir hätten bei unserer Medienvielfalt viel bessere Möglichkeiten, uns zu informieren. Wie hat denn die amerikanische Berichterstattung von Anti-Irakkrieg-Demonstrationen funktioniert? Es ist peinlich, so furchtbar peinlich!

Also: Bevor wir den Chinesen vorschreiben, wie sie mit den Tibetern umzugehen haben, sollten wir uns überlegen, wie viele Demonstrationen stattgefunden haben und wie viele Leute auf die Straße gegangen sind, ja, ob es überhaupt eine Zeitungsmeldung wert war, daß die USA Raketen in Polen und Tschechien stationieren wollen und damit die gleiche Ausgangslage schaffen, die 1963 zur Kuba-Krise führte. Also: Wie erreichen wir China und was wollen wir erreichen? Bestimmt nicht in Bild-Zeitungs-Manier. Und bestimmt nicht durch Finger-Zeigen. Im Film »Reine Nervensache«, in welchem der von Robert De Niro gespielte Mafia-Boß einen Psychoanalytiker zwingt, ihn wegen Angstanfällen zu behandeln, erklärt der Analytiker den Ödipus-Komplex, nachdem der kleine Junge seine Mutter sexuell begehrt. »Scheiß-Griechen«, reagiert der Mafiosi und fährt fort: »Haben Sie mal meine Mutter gesehen?« und später: »Seitdem ich das mit Freud gehört habe, habe ich Angst, meine Mutter auch nur anzurufen.« Die Systemiker sagen: »Der Empfänger bestimmt die Botschaft.« Mit Fingerzeigen werden wir die Chinesen nur in die Defensive drängen. Wenn wir für Tibet etwas tun wollen, brauchen wir offene Ohren, zumindest so offen, daß wenigstens ein gewisser Prozentsatz durchdringt. Einfach nur draufhauen bringt nichts. Gutmenschentum ist hier fehl am Platz. Ich fordere also zu einem Denkprozeß auf. Wenn wir alle Chinesen sind, dann sollten wir uns überlegen, wie wir selbst mit Kritik umgehen bzw. umzugehen in der Lage sind, wie wir selbst mit unserem Tun andere dazu bringen, uns eben nicht zuzuhören sondern sich einfach nur angegriffen zu fühlen. Das dient nun wirklich nicht der Wahrheitsfindung! Also: Wir sind alle Chinesen, ob mit oder ohne Schlitzaugen…


Müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen?

Ja, wenn wir heute nicht die richtigen Entscheidungen treffen!

Beispiel: Sie brauchen 3.000 Liter Öl pro Jahr. Wie viel Geld müssen Sie bei 8 %, 10 % oder 15 % Jahres-Energiepreissteigerungen in den nächsten 20 Jahren aufbringen:

A) 8% Steigerung (0,72€ /l Öl) = 82.372,-€
B) 10% Steigerung (0,72€ /l Öl) = 1 03.095,-€
C) 15% Steigerung (0,72€ /l Öl) = 1 84.398,-€

Übrigens von 1995 bis heute hatten wir eine jährliche Preissteigerung bei Öl und Gas von 13 Prozent.

Aber was ist die richtige Entscheidung?

Es kommt auf Ihr Haus, Ihre Heizung und Ihrem Heizverhalten an. Rechnen Sie doch einfach mal Ihren Primärenergiebedarf selber aus und schauen Sie, wo Sie heute stehen. …

Und so geht's: Überprüfen Sie, wie viel Öl oder Gas Sie pro Jahr verbrauchen.
Tragen Sie das dann unter (A) ein.
Dies multiplizieren Sie dann mit 10.
Und dieses Ergebnis multiplizieren Sie dann mit 1,49 für Öl oder 1,39 für Gas.
Dann teilen Sie das Ergebnis durch die Wohnfläche Ihres Hauses.
Nun haben Sie Ihren Primärenergiebedarf.

Schauen Sie nun auf den Farbbalken und kontrollieren Sie, wo Ihr heutiger Primärenergiebedarf liegt.


aus einem Werbeprospekt der Firma Badideen, Hannover

Viele Energielieferanten führen in ihren Rechnungen nicht die Gasmenge in Kubikmetern sondern Kilowattstunden auf. Im Lexikon von www.get-gas.de findet sich folgende Erläuterung:

Unter Bezugnahme auf die Bundestarifordnung Gas und das Gesetz über Einheiten im Messwesen wurde in den 60er Jahren von der volumetrischen (m³) zur thermischen (kWh) Abrechnung von Gas übergegangen.
Die Umrechnung der am Zähler angezeigten Kubikmeter in Kilowattstunden erfolgt durch Multiplizierung der verbrauchten Kubikmeter mit dem Brennwertfaktor, der den Wärmeinhalt je Kubikmeter Gas angibt. Der Brennwertfaktor wird aus dem mittleren Brennwert des im Abrechnungszeitraum gelieferten Gases ermittelt.
Die Ermittlung des Abrechnungsbrennwertes erfolgt anhand festgelegter und für die Gasversorger verbindlichen Kriterien (Technische Regel - Arbeitblatt G685 [4/93] des DVGW).

Das bedeutet, daß man in der Rechnung nachsehen muß, in der der Brennwertfaktor aufgeführt ist. (Er liegt so um die 10.) Man diviere also die Kilowattstunden durch den Brennwertfaktor und erhält die Gasmenge in Kubikmetern. Diese kann man dann in die obige Rechnung einsetzen.


Freitag, 2. Mai 2008

Die Ökobank hätte heute Geburtstag

Heute vor 20 Jahren, am 2. Mai 1988, wurde in Frankfurt die Ökobank gegründet. Ihre Initiatoren rekrutierten sich aus der Nachrüstungsdebatte der 1980er Jahre und der aufkeimenden Umweltbewegung im Rahmen der Auseinandersetzung um Alternative Ökonomie.

Zu den geschichtlichen Wurzeln: Nachdem in der Nach-68er-Zeit die Begrenztheit der gesellschaftlichen Veränderungsmöglichkeiten durch den Niedergang der Hippie-Bewegung und die Radikalisierung der alternativen politischen Strömungen deutlich wurde, zersplitterte sich die Alternativbewegung in drei Strömungen:
– politisch: neben der Baader-Meinhof-Gruppe mit der »Roten Armee-Fraktion« (RAF) und dem zugehörigen terroristischen Umfeld entstanden in ganz Europa grüne Gruppierungen: 1980 erfolgte die Gründung der deutschen Grünen als politischer Partei; in den 70er/80er Jahren formierten sich zum Beispiel Greenpeace (1972), BUND (1975), IPPNW (in Deutschland 1982, Gründungsmitglied Prof. Horst-Eberhard Richter, Friedensnobelpreis 1985) und Robin Wood (1982).
– gesundheitlich: ich nenne sie die Körnerfresser-Fraktion. Diese strebten Veränderung durch gesundes Leben an: Biokost, chemisch unbehandelte Kleidung, Leben auf dem Land usw., überall schossen Bio-Läden aus dem Boden; aber auch andere alternativen Firmen entstanden, 1969 zum Beispiel Zweitausendeins.
– spirituell: vor allem Bhagwan (später Osho) erhielt in Poona (Indien) großen Zulauf. Daneben gab es Gurdjieff-Gruppierungen, die Leute gingen zu Sai Baba, Sri Chinmoy (letztes Jahr gestorben), Babaji, Maharishi Mahesh Yogi (dieses Jahr gestorben), Sri Aurobindo (er gründete Auroville) und indianischen Medizinmännern. Der Buddhismus kam in den Westen (Richard Baker Roshi), die Leute meditierten, kriegten zum Teil wohlklingende indische Namen, kündigten ihre Jobs, machten TaiChi und lasen Castaneda, »Das Medizinrad«, die »Illuminaten«, »Per Anhalter durch die Galaxis«, Gurdjieffs »Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen« und vieles mehr, von dem sie bestenfalls die Hälfte verstanden (ist ja auch schon was). Erleuchtung war angesagt, Befreiung von Konditionierungen, Streben nach dem wahren Selbst.

Zurück zur Ökobank: Was mich bewog, mein Geld da zu deponieren, war die Überlegung, daß wir uns mit unserer »Geiz ist geil«-Mentalität (Saturn hat’s ja nur auf den Punkt gebracht) letzlich nur selbst ans Bein pinkeln: es macht für mich keinen Sinn, am Wochenende gegen Umweltverschmutzung auf die Straße zu gehen und ansonsten mein Geld in einen Wirtschaftskreislauf reinzutun, der zur Umweltverschmutzung zwingt. Grob und stark verkürzt gesagt kann man davon ausgehen, daß je mehr Zinsen ich bei irgendeinem Fond, einer Bank oder einem Wirtschaftunternehmen kriege, desto schlechter diese für die Umwelt oder die Menschen wirtschaften. Die Hälfte aller auf der Welt verkauften Socken werden in einem bestimmten Tal in China hergestellt und sind so billig, weil es dort keine Brandschutz- und sonstigen Bestimmungen, entsetzliche Arbeitsbedingungen und ganz schlechte Sozialleistungen gibt. Da aber Menschen nur zwei oder höchstens drei Schritte in die Zukunft denken, lassen sich aus den dargestellten Fakten keine Handlungserwartungen ableiten: die Socken, die im nächsten Lidl-Sonderangebot verramscht werden, werden auch wieder gekauft. Deshalb finde ich die Möglichkeit sehr attraktiv, mein Geld zumindest zum Teil außerhalb des allgemeinen Wirtschaftssystems zu parken. Und eine solche Möglichkeit bot die Ökobank, die nach Mißmanagement vor der Pleite stand und 2003 von der anthroposophisch angehauchten GLS-Bank übernommen wurde. Trotz, aber auch wegen allem, an dieser Stelle meinen herzlichen Glückwunsch und meine Anerkennung an alle, die diesen Weg gegangen sind und einiges an Federn – wenn nicht mehr – gelassen haben.

Wir wollten die Welt verändern, weil wir sie unerträglich fanden und uns mitverantwortlich fühlten (und auch immer noch fühlen). Das Ergebnis ist, daß ich mir ab und zu schon wie ein Dinosaurier vorkomme und mich über Dinge freue, die für ganz viele inzwischen selbstverständlich sind. Ob es um Emanzipation, Umwelt- oder globales Bewußtsein, Meditation, Spiritualität oder Sexualität geht: Wir haben einiges erreicht. Ich wünsche künftigen Generationen, daß sie das von sich auch sagen können…
Schriftbild geändert am 02.06.2017