Montag, 23. März 2009
Das Ich und das Es
Heute vor 85 Jahren erschien Freuds Schrift »Das Ich und das Es«, in welcher er sein »Drei-Instanzen-Modell« erstmals ausarbeitete. Im Gegensatz zu seinem älteren »topischen Modell« zielt er hier mehr auf die Beziehung zwischen den drei Instanzen »Ich«, »Es« und »Über-Ich« ab.
Wider den Zeitgeist, Nachtrag
Es freut mich, daß Papst Benedikt nicht nur bescheuert ist, sondern im Gegenteil unter den Journalisten anscheinend das Bedürfnis wächst, hinter den erst einmal absurd und abwegig erscheinenden päpstlichen Äußerungen noch etwas Substantielles zu suchen. Und so kann man, wenn man es sich nicht zu leicht macht, schon manches an Nachdenkenswertem finden. So auch in dem Kommentar aus der heutigen HAZ:
»Spanien, das als Reaktion auf den Fauxpas des deutschen Papstes eine Million Kondome nach Afrika senden will, könnte auch eine Milliarde schicken, ohne dass sich an der Ausbreitung der Epidemie Grundsätzliches ändern würde. Im Westen wird vielerorts noch immer nicht verstanden, dass Afrika eigenen Regeln gehorcht – und Kondome hier verpönt sind. Afrikaner benutzen sie nicht deshalb selten, weil der Papst moralische Bedenken hegt, sondern weil sie sie als unmännlich empfinden. Es gibt inzwischen viele Studien, die diese Aversion belegen: Eine Frau, die den Mann um den Gebrauch eines Kondoms bittet, gilt schnell als Hure und wird mit physischer Gewalt „bestraft“. Minenarbeiter und Fernfahrer, die das HI-Virus besonders häufig in sich tragen, erklären ganz offen, dass sie ja auch nicht mit Socken baden oder Bonbons mit Papier lutschen würden. Wer dies aus Bequemlichkeit oder aus Angst, der Kritik an der afrikanischen Kultur bezichtigt zu werden, in Abrede stellt, trägt seinerseits dazu bei, dass Afrikas Aids-Problem ungelöst bleibt. In Südafrika weisen mit der Aids-Aufklärung betraute Gruppen seit Langem darauf hin, dass die große Mehrheit der Schwarzen zwar um die sexuelle Übertragung des Virus weiß, aber nur ein Bruchteil das Verhalten entsprechend ändert. Afrikaner haben in ihrem Leben vielleicht nicht mehr Sexualpartner als Weiße, aber mehr zur gleichen Zeit, was die Virusübertragung stark erleichtert. Es ist kein Zufall, dass sich allein in Südafrika an einem einzigen Tag fast ebenso viele Menschen mit dem HI-Virus infizieren wie in Deutschland in einem ganzen Jahr. Umso mehr verwundert, dass der zweite Teil der Aids-Botschaft des Papstes fast völlig unterging. Denn wenn Afrika seine Aids-Epidemie eindämmen will, braucht es in der Tat zunächst ein Wertesystem, das mehr als bisher auf Werten wie Treue, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung fußt. Dazu zählt auch, dass Afrikaner ihren Frauen mit mehr Respekt begegnen müssen. Der Papst hat das mit seinem Appell zu einer verantwortungsvoll gelebten Partnerschaft angesprochen.«
Der Verfasser hat den Mut, die Afrikaner nicht einfach nur als die der Seuche ausgelieferten hilflosen Menschen zu sehen sondern als Menschen mit Emotionen und Verstand, die in bestimmten Situationen bestimmte Entscheidungen treffen und durch diese Entscheidungen bestimmte Konsequenzen hervorrufen. Und darum geht es: verantwortliches Handeln, Verantwortung übernehmen für sich selbst und Verantwortung übernehmen für den Anderen. Ein Gummi ersetzt keine Verantwortung und keine Selbstreflexion. Einfach nur auf die antiquierte Einstellung der Kirche zu zeigen bringt keinen Millimeter weiter.
Also, wer Ohren hat zu hören, Augen zu sehen und ein Hirn zum Nachdenken, der verwende, was uns der liebe Gott geschenkt hat! Die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet nichts anderes als den Zwang, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.
»Spanien, das als Reaktion auf den Fauxpas des deutschen Papstes eine Million Kondome nach Afrika senden will, könnte auch eine Milliarde schicken, ohne dass sich an der Ausbreitung der Epidemie Grundsätzliches ändern würde. Im Westen wird vielerorts noch immer nicht verstanden, dass Afrika eigenen Regeln gehorcht – und Kondome hier verpönt sind. Afrikaner benutzen sie nicht deshalb selten, weil der Papst moralische Bedenken hegt, sondern weil sie sie als unmännlich empfinden. Es gibt inzwischen viele Studien, die diese Aversion belegen: Eine Frau, die den Mann um den Gebrauch eines Kondoms bittet, gilt schnell als Hure und wird mit physischer Gewalt „bestraft“. Minenarbeiter und Fernfahrer, die das HI-Virus besonders häufig in sich tragen, erklären ganz offen, dass sie ja auch nicht mit Socken baden oder Bonbons mit Papier lutschen würden. Wer dies aus Bequemlichkeit oder aus Angst, der Kritik an der afrikanischen Kultur bezichtigt zu werden, in Abrede stellt, trägt seinerseits dazu bei, dass Afrikas Aids-Problem ungelöst bleibt. In Südafrika weisen mit der Aids-Aufklärung betraute Gruppen seit Langem darauf hin, dass die große Mehrheit der Schwarzen zwar um die sexuelle Übertragung des Virus weiß, aber nur ein Bruchteil das Verhalten entsprechend ändert. Afrikaner haben in ihrem Leben vielleicht nicht mehr Sexualpartner als Weiße, aber mehr zur gleichen Zeit, was die Virusübertragung stark erleichtert. Es ist kein Zufall, dass sich allein in Südafrika an einem einzigen Tag fast ebenso viele Menschen mit dem HI-Virus infizieren wie in Deutschland in einem ganzen Jahr. Umso mehr verwundert, dass der zweite Teil der Aids-Botschaft des Papstes fast völlig unterging. Denn wenn Afrika seine Aids-Epidemie eindämmen will, braucht es in der Tat zunächst ein Wertesystem, das mehr als bisher auf Werten wie Treue, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung fußt. Dazu zählt auch, dass Afrikaner ihren Frauen mit mehr Respekt begegnen müssen. Der Papst hat das mit seinem Appell zu einer verantwortungsvoll gelebten Partnerschaft angesprochen.«
(Wolfgang Drechsler, in »Mehr Respekt«, HAZ-Kommentar vom 23.03.2009)
Der Verfasser hat den Mut, die Afrikaner nicht einfach nur als die der Seuche ausgelieferten hilflosen Menschen zu sehen sondern als Menschen mit Emotionen und Verstand, die in bestimmten Situationen bestimmte Entscheidungen treffen und durch diese Entscheidungen bestimmte Konsequenzen hervorrufen. Und darum geht es: verantwortliches Handeln, Verantwortung übernehmen für sich selbst und Verantwortung übernehmen für den Anderen. Ein Gummi ersetzt keine Verantwortung und keine Selbstreflexion. Einfach nur auf die antiquierte Einstellung der Kirche zu zeigen bringt keinen Millimeter weiter.
Also, wer Ohren hat zu hören, Augen zu sehen und ein Hirn zum Nachdenken, der verwende, was uns der liebe Gott geschenkt hat! Die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet nichts anderes als den Zwang, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.
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