VON WOLFGANG HASSENSTEIN UND KILLIAN MULLARNEY/DAN ZETTERSTRÖM (ILLUSTRATIONEN)


Beobachtung: Die Vogel verraten sich durch ein trockenes „track“ oder singen Melodien aus klirrenden und knirschenden Tönen. Der „Stern“ im blauen Kehlfleck ist bei Vögeln in Mitteleuropa weiß, in Skandinavien und den Alpen rot (Bild).


Beobachtung: Die auch Gabelweihe genannte Art ist durch den tief gegabelten, langen Schwanz gut zu erkennen.

Balzende Kraniche zeigen Luftsprünge, verbeugen sich voreinander und werfen Zweige in die Luft. Die Gruppentänze sind spektakulär – wie auch das Comeback der Kraniche als Brutvogel. Um 1960 gab es nur noch rund 370 Paare in der DDR und zwölf im Westen: doch 2004 brüteten – meist im Nordosten – wieder rund 5600 Paare. Schutzgebiete sowie eine gestiegene Toleranz gegenuber Menschen haben dies möglich gemacht.



Beobachtung: Bundesweit gibt es nur noch wenige Turnierplätze auf küstennahen Feucht- oder Salzwiesen. Größere Bestande – und bessere Beobachtungschancen – in Skandinavien.


Beobachtung: Rebhuhn-Gruppen scheucht man – auf Feldern oder Wiesen meist durch Zufall auf: Dicht vor den Füßen fliegen sie mit einem burrenden Flügelgerausch auf, gleiten bodennah eine kurze Strecke und landen wieder.

Nach menschlichen Maßstäben ist der Brutparasitismus des Kuckucks skrupellos. Dennoch mögen wir diesen Vogel, denn er ruft so nett seinen eigenen Namen, wenn er im Mai an seinem Winterquartier in Afrika zurückkommt. Kuckucke sind Trans-Sahara-Zieher, was sie zu potenziellen Opfern des Klimawandels macht. Denn durch die Ausbreitung der Wüsten gehen wichtige Rastplätze verloren. Und wenn sie am Brutplatz ankommen, haben sich im warmeren Klima Nahrungsinsekten schon früher entwickelt. Oder die Jungen der Wirtsvogel sind schon geschlüpft, sodass die Kuckuckweibchen ihre Eier nicht mehr in deren Nester legen können. In Deutschland gibt es noch rund 90.000 Brutpaare, der Bestand schrumpft.
Beobachtung: Am zweisilbigen Reviergesang leicht zu erkennen und zur Brutzeit auch häufig zu sehen.




Es ist eines der spektakulärsten Naturschauspiele Deutschlands, wenn ein Basstölpel beim Fischfang wie ein Pfeil ins Meer schießt. Sobald der mächtige Vogel (Spannweite 1,80 Meter) eine lohnende Beute sichtet, legt er die Flügel an und saust hinab – mit bis zu 100 Stundenkilometern. Oft jagen Basstölpel in Gruppen, das Durcheinander beim Eintauchen verwirrt die Beutefische. Seit sich 1991 die ersten Basstölpel auf Helgoland niederließen, stieg ihre Zahl stetig auf inzwischen 294 Brutpaare. Die bunten Nester auf den Felsvorsprungen, in denen die grauen, wuscheligen Jungvogel sitzen, sind ein kurioser Anblick: Sie bestehen großenteils aus Fischernetzen und Plastikabfällen. Alljährlich verheddern sich darin einige Jungvogel und bleiben hilflos in der Klippe hängen – ein Symbol für die Folgen der Meeresverschmutzung.
Beobachtung: In Deutschland nur auf Helgoland möglich, Frühjahr bis Sommer, am besten Ende Mai bis Juli. Auch andere Hochseearten wie Trottellummen und Eissturmvögel kann man hier beobachten.


Beobachtung: Trotz Bestandsrückgang zählt der Spatz noch zu den häufigsten Stadtvögeln. Bei der Berliner Zahlung fanden sich die meisten Spatzen – im Zoo. Oft verrät sich ein Schwarm auch durch den Larm, der aus einer Hecke dringt und etwa so klingt: „tschilp tschef tschilp tschelp tschurp …“


Die tropisch anmutenden Bienenfresser breiten sich von Jahr zu Jahr weiter aus – und machen als Boten des Klimawandels das Vordringen mediterraner Verhältnisse nach Mitteleuropa fur jedermann sichtbar. Noch Anfang der 90er-Jahre brüteten nur einzelne Paare in Deutschland, 2007 sind es bereits rund 500, hauptsachlich im südbadischen Kaiserstuhl und im Saaletal in Sachsen-Anhalt.

Beobachtung: Im Kaiserstuhl, dem Mini-Gebirge bei Freiburg im Breisgau, kommen bereits so viele Bienenfresser auf kleinem Raum vor, dass sie in Frühling und Sommer leicht zu finden sind. Gerne sitzen sie auf Leitungen oder Masten – Fernglas nicht vergessen!



MAUERLÄUFER – Tichodroma murarla
Einer der schönsten Brutvogel Deutschlands lebt ausgerechnet im Hochgebirge, meist in 1000 bis 3000 Metern Höhe. In ihrem alpinen Lebensraum sind Mauerläufer zwar weit verbreitet, aber selten. Gerade mal 200 Brutpaare soll es im deutschen Teil der Alpen geben. An unzugänglichen, feuchten Felswänden jagen die Vogel Insekten und Spinnen, wobei sie rastlos umherflattern. Disziplin herrscht im Nest, das in Felsritzen gebaut wird und zwei Öffnungen besitzt: Manche Paare nutzen die eine als Eingang und die andere als Ausgang, bei anderen sind sie jeweils dem Weibchen beziehungsweise dem Männchen vorbehalten. Der Bestand ist vermutlich stabil, eine Gefahr stellt der zunehmende Bergtourismus dar.
Beobachtung: Mauerläufer zu entdecken ist Wanderern und Bergsteigern vorbehalten, und auch die brauchen Glück, denn die Vögel sind trotz prächtiger Flügelfärbung leicht zu übersehen. Also ab und zu den Blick über eine Felswand schweifen lassen, vor allem in der Nähe von Wasserfällen – und beim Bergsteigen Rücksicht nehmen.


Beobachtung: Um die Balz (April bis Mai) zu sehen, sind Fernglas, Geduld und Glück nötig. Bester Ort ist das Havelländische Luch bei Rathenow. Tipps unter www.grosstrappe.de


Gute Nachrichten vom Akrobaten der Wälder: Seit den 90er Jahren wächst die deutsche Kleiber-Population um durchschnittlich 0,8 Prozent pro Jahr – bei insgesamt etwa einer Million Brutpaaren kommen also jährlich rund 16.000 Vögel hinzu. Möglicherweise ist der Zuwachs die Folge der naturnäheren Waldbewirtschaftung, denn Kleiber lieben große Laubbäume und brüten gerne in verlassenen Spechthöhlen. Vögelschutzer fürchten aber, dass sich der Trend bald umkehren konnte, da der Holzeinschlag stark zugenommen hat.
Beobachtung: In Wäldern, Parks und großen Gärten, auch im Winter. Unverkennbar ist der Kletterstil: Nur Kleiber können kopfüber einen Stamm hinunter laufen. Der Gesang setzt sich aus lauten Pfiffen oder Trillern zusammen: die Warnrufe – „twett“ oder „tschuitt“, oft zu schnellen Folgen aneinandergereiht, zahlen zu den typischen Waldgerauschen.

Meist führen Waldschnepfen ein heimliches Waldleben, leichtsinnig werden die Männchen wie so viele Vogel nur bei der Balz: Dann fliegen sie abends an Waldrändern ihre Runden und geben Grunzlaute mit einem explosiven Abschluss von sich, etwa so:" „oart-oart-oart-PISSP!“ Dieser „Schnepfenstrich“ fasziniert die Weibchen, auf dem Waldboden kommt es daraufhin zum One-Night-Stand. Übrigens: Deutsche Jäger schossen im Jahr 2006 genau 15.612 Waldschnepfen, meist Zugvögel. Diese Praxis unterscheidet sich durch nichts von der heftig kritisierten Singvogeljagd in Italien.
Beobachtung: Im Wald scheucht man die gut getarnten Vögel allenfalls zufällig auf. Bessere Sichtungschancen bei der Balz (April bis Mai).


Beobachtung: Weil sie teilweise tagaktiv sind und gerne von exponierter Warte nach Insekten, kleinen Vogeln oder Amphibien spähen, sind Steinkäuze relativ häufig zu sehen. Der wellenförmige Flug ähnelt dem von Spechten.


Beobachtung: Kiebitze kehren schon im März aus Südeuropa zuruck und zählen so zu den ersten Frühlingsboten. Es lohnt sich, balzende Kiebitze mit dem Fernglas zu beobachten: Sie fliegen wilde Manöver bis hin zu Loopings und lassen dabei lustige Quak- und Quietschlaute ertönen.


Diese bizarren Reiher leben in ausgedehnten Schilfbeständen und beherrschen eine perfekte Camouflage: Bei Gefahr recken sie Hals und Kopf kerzengrade empor, sodass ihr gestreiftes Gefieder optisch mit den Halmen verschmilzt, und lassen sich in dieser „Pfahlstellung“ wie im Wind hin und her schwingen. Allerdings sind geeignete Schilfgebiete in denen die Vogel ihr Nest bauen und Fische, Frosche und Insekten jagen – selten geworden: zudem werden Rohrdommeln oft durch Freizeitaktivitäten gestört. In Deutschland brüten nur noch rund 500 Paare, die Art ist vom Aussterben bedroht.
Beobachtung: An schilfigen Ufern, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, kann man im Frühling den dumpfen Balzruf kilometerweit hören. Die Männchen geben, mehrfach wiederholt, ein nebelhornartiges „whuump“ von sich – einen der tiefsten Laute im Vogelreich.
aus greenpeace magazin 5.07