Während der Regierungszeit Karls VI. (1368-1422) geriet Frankreich an den Rand des Zusammenbruchs. Der zwölfjährige Knabe wurde 1380 unter der Regentschaft seiner drei machtgierigen Onkel König, gegen deren Regiment sich auch Hungerrevolten erhoben. Auch flammte der Hundertjährige Krieg mit England (1337-1453) wieder auf. Als sich beim König ab 1392 Anzeichen von Wahnsinn einstellten und er schließlich regierungsunfähig wurde, griffen Königin Isabeau und des Königs jüngerer Bruder Ludwig von Orleans (* 1372) gegen die vom Burgunderherzog geführten Onkel nach der Macht.
Ludwig von Orléans wird in Paris von Schergen des Herzogs Johann Ohnefurcht von Burgund ermordet, Aquarell, Maître de la Chronique d’Angleterre, um 1470-80 |
Um 1400 standen sich daher, unterstützt von einzelnen Städten und Regionen, zwei Hofparteien in Feindschaft gegenüber: Die Armagnacs unter Herzog Ludwig und die Bourguignons unter Herzog Johann Ohnefurcht von Burgund. 1407 ließ Johann seinen Widersacher auf offener Straße niederstechen und die Tat von Pariser Professoren als »Tyrannenmord« rechtfertigen. Zwischen den Parteien brach offener Bürgerkrieg aus. Dies nutzte Englands König Heinrich V., um 1415 nach Frankreich überzusetzen. Bei Azincourt errang er einen glänzenden Sieg und besetzte die Normandie. Doch auch Johann Ohnefurcht ereilte sein Schicksal: Er wurde 1419 zu einer Unterredung auf die Brücke von Montereau gelockt und hinterrücks erstochen.
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2017