Freitag, 28. Februar 2014

Vor 800 Jahren: Beginen – eine alternative Lebensform für Frauen

Die Bewegung der Beginen entstand im späten 12. Jahrhundert in Flandern und verbreitete sich von dort über weite Teile West- und Mitteleuropas. Vor allem alleinstehende Frauen und Witwen, denen sich im Mittelalter keine gesellschaftlichen Perspektiven boten, schlossen sich den Gemeinschaften an. Hatten sie keine Familie oder fanden dort keinen Platz, blieb in der Regel nur der Gang ins Kloster. Auf »Beginenhöfen« fanden diese Frauen eine Alternative: Sie lebten dort in einer religiös ausgerichteten, aber weitgehend autonomen Gemeinschaft, brauchten kein Gelübde abzulegen, das sie ein Leben lang band, und wählten ihre Vorsteherinnen selbst.

Beginenhof in Brügge, von der UNESCO 1999 zusammen mit 11 anderen
Beginenhöfen in Flandern zum schützenswerten Weltkulturerbe erklärt
Bild und Text stammen aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon
von der Webseite http://www.heiligenlexikon.de/Orden/Beginen.htm
Die Beginen führten ein frommes Leben, in dem Gebet und Kontemplation viel Platz einnahmen, konnten aber jederzeit in ein bürgerliches Leben zurückkehren. Waren es zunächst vor allem Frauen aus Adel und Bürgertum, die in Beginenhöfen lebten und damit auf allen persönlichen Besitz verzichteten, schlossen sich später Frauen und Mädchen aus allen Schichten an. Jede Begine war angehalten, sich durch eigene Arbeit ernähren zu können und sich sozial zu engagieren. 
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2014 

Donnerstag, 27. Februar 2014

Nochmal: The Nice

Die mehr jazzigen Nice gefielen mir besser als die etwas Pomp-lastigen ELP.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, was die damals für Musik gemacht haben!
Also auf ein Neues, die Links werden hoffentlich einige Zeit lang halten…

The Nice – Brandenburger Live 1969
Veröffentlicht am 12.11.2013

The Nice - Ars longa vita brevis (live 1968) [14:57]
Veröffentlicht am 19.11.2013

Keith Emersonthe nice 1969 The Karelia Suite [10:25]

Hochgeladen am 18.10.2010


und das in bizarre… So waren die Zeiten!
The Nice - French TV 1969 (Keith Emerson) [6:29]

Hochgeladen am 18.10.2010

The Nice - Rondo / Azrael (Angel Of Death) - Rome (1968) DVD [11:23]


Veröffentlicht am 01.01.2014
The Nice: "Live 1968-1969" (DVD)
Rome Pop Festival (06th May 1968)
High Quality TV Live Compilation
PRO-SHOT NTSC Approx. 85min. 

THE NICE (Keith Emerson): Fillmore West, December 12, 1969 (audio only) [59:57] Veröffentlicht am 22.08.2013
0:00 Country Pie / Brandenburg Concerto No. 6
6:36 Hang On To A Dream
21:30 Pathetique Symphony No. 6, 3rd Movement
29:45 For Example
45:00 She Belongs To Me

KEITH EMERSON: Hammond organ, piano
LEE JACKSON: Bass guitar, vocals
BRIAN DAVISON: Drums, percussion

I do not claim any ownership or copyright in this recording, or its contents. Fair Use Act, 1976.

und zum Schluß die Artons, eine ungarische Amateur-Band. Die Fähigkeiten des Keyboarders sind sichtlich begrenzt (kann ja nicht jeder so genial sein wie Keith Emerson), aber ein mutiger und sehr achtenswerter Versuch:

America from The Nice [5:44]
Hochgeladen am 11.09.2010
Live performance of the original song from The Nice "America" by Artons, an amateur band from Hungary. Played at Lake Balaton in the city Balatonfured on 19 August 2010.

Freispruch für Christian Wulff

Der frühere Bundespräsident ist rechtlich rehabilitiert. Das Landgericht Hannover hat Christian Wulff im Skandal um angebliche Korruption entlastet. Für die Vorwürfe finden sich keine hinreichenden Belege.

Hannover - Das Landgericht Hannover hat Ex-Bundespräsident Christian Wulff in seinem Korruptionsprozess freigesprochen. Zwei Jahre nach dem Rücktritt als Staatsoberhaupt wurde der 54-Jährige am Donnerstag vom Vorwurf der Vorteilsannahme entlastet.

Wulff stand zusammen mit Filmproduzent David Groenewold vor Gericht. Dieser hatte 2008 für den früheren Politiker rund 720 Euro Hotel- und Bewirtungskosten während eines Oktoberfestbesuchs in München übernommen. Wulff war damals Ministerpräsident in Niedersachsen. Zweieinhalb Monate später warb er bei Siemens-Chef Peter Löscher um Unterstützung für einen Film Groenewolds. Wulff wurde deshalb Vorteilsannahme vorgeworfen. Später wurde er deshalb angeklagt. Es war das erste Mal überhaupt, dass sich ein ehemaliger Bundespräsident vor Gericht verantworten musste.

Nun sprach das Gericht ihn frei. Die Zweite Große Strafkammer sah es nicht als erwiesen an, dass Wulff illegale Zuwendungen angenommen hat.

Die Wulff-Affäre hatte vor mehr als zwei Jahren mit Berichten über einen Privatkredit zur Eigenheimfinanzierung begonnen. Die Ermittlungen gegen den damaligen Bundespräsidenten wuchsen sich nach und nach zur Staatsaffäre aus. Es gab immer neue Vorwürfe der Vetternwirtschaft, Bestechlichkeit, Vorteilsannahme.

mehr:
- Korruptionsprozess: Freispruch für Christian Wulff (SPON, 27.02.2014)
siehe auch:
- Neue Recherchen zur CDU-Parteispendenaffäre "Helmut Kohls Ehrenwort war ein Ablenkungsmanöver" (Kurt Sagatz, Tagesspiegel, 02.12.2017)
- Ex-Bundespräsident wettert gegen Medien – Wulff und die "Bild"-Feindschaft (Sonja Álvarez, Tagesspiegel, 11.06.2014)
- Christian Wulff: Seine eigene Wahrheit (Ludwig Greven, ZON, 10.06.2014)
- Akte Christian Wulff – Absturz eines Bundespräsidenten (Post, 15.11.2013)
- Wulff vor Gericht – Die verlorene Ehre des Christian W. (Hubertus Volmer, n-tv, 14.11.2013)
- Prozess gegen Bundespräsident a.D. beginnt – "Leute wie Wulff sind selten und kostbar" (Hubertus Volmer interviewt Hans Mathias Kepplinger, n-tv, 13.11.2013)
- Medienmacht – Der Fall Wulff und die Bild-Zeitung (Katja Hanke, Goethe-Institut, Mai 2012)
- Christian Wulff: Rücktritt ohne Einsicht (Ludwig Greven, ZON, 11.02.2012)
- Christian Wulff und die "Bild"-Zeitung: Am Ende zählt die Story (Süddeutsche Zeitung, 03.01.2012)

Heinz Rudolf Kunze - Schämt ihr euch nicht [live 2014] {4:33}   Text (HeinzRudolfKunze.de)

diepeitschen
Am 19.02.2014 veröffentlicht 
aufgenommen am 17.02.2014 in Stuttgart, LKA Longhorn

mein Kommentar: 
Unterm Strich lächerlich, das Ganze! Heinz Rudolf Kunze hat wirklich eine feine Nase und Standfestigkeit! Chapeau.
Man beobachte, wie sich ZON-Journalist Ludwig Greven, der 2012 noch Einsicht fordert, zwei Jahre später von »seiner eigenen Wahrheit« schreibt…
Das riecht nach Gruppendruck…

Christian Wulff :Die Rolle der "Bild"-Zeitung "die Medien" die Präsidenten-Affäre vor Gericht {3:30}

MKA2014
Am 14.11.2013 veröffentlicht 

Mittwoch, 26. Februar 2014

Heute vor 90 Jahren – 26. Februar 1924: Prozess gegen Adolf Hitler beginnt

Vom Angeklagten zum Ankläger 

Am 9. November 1923 war in München der sogenannte Hitler-Ludendorff-Putsch gescheitert, mit dem die extremen Nationalisten um Adolf Hitler (1889-1945) und General Erich Ludendorff (1865 bis 1937) die Macht an sich reißen wollten. Vier Polizisten, ein Passant und 16 Parteigänger Hitlers kamen im Kugelhagel nahe der Feldherrnhalle ums Leben. Hitler konnte zunächst fliehen, versteckte sich am Staffelsee, wurde aber wenige Tage später verhaftet und des »Hochverrats« angeklagt. 
 
»Schutzmann, verhaften Sie sofort den Brandstifter da oben!«,
Karikatur zum Hitlerprozess auf dem
Titelblatt des »Simplicissimus«, 17. März 1924

Heute vor 90 Jahren, am 26. Februar 1924, begann der Prozess gegen die zehn Putschisten vor dem Münchner Volksgericht. Wie Helden posierten die Angeklagten vor dem Gerichtsgebäude, die Militärs unter ihnen in Gardeuniform. Sie waren überzeugt, dass die traditionell rechtslastige deutsche Justiz ihr Verbrechen eher als Vaterlandsliebe denn als Hochverrat beurteilen würde. So kam es auch: Der Richter erwies sich als Sympathisant der Nationalsozialisten und ließ Hitler ausführlich gegen die Demokraten der Weimarer Republik hetzen. Das Urteil lautete »5 Jahre Festungshaft« für Hitler, Ludendorff wurde freigesprochen. Nach neun Monaten Haft wurde Hitler wegen »guter Führung« entlassen. 

Was am 26. Februar noch geschah: 
1815: Napoleon verlässt das Exil auf Elba, um die Macht in Frankreich zurückzugewinnen. 
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2014 

Heute vor 86 Jahren – 26. Februar 1928: Ariel Sharon wird geboren

Vom Saulus zum Paulus? 

Ariel Sharons Zeit als Jugendlicher und junger Erwachsener war von den Konflikten und vom Krieg im Nahen Osten geprägt. 1928 als Sohn eines polnischen Vaters und einer russischen Mutter in Palästina geboren, schloss er sich bereits als 14-jähriger der Haganah an, der jüdischen militärischen Untergrundorganisation. Als General und Politiker der nationalkonservativen Likud-Partei galt er vielen als »Bulldozer«, der mit »eiserner Faust« gegen die Palästinenser vorging. Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident (ab März 2001) entwickelte sich Sharon zu einem konstruktiven Verhandlungspartner. Im Widerspruch zu seiner einstigen Haltung legte er 2003 den Plan für einen einseitigen Abzug der israelischen Siedler aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlands vor, der dann auch vollzogen wurde. Der »Bulldozer« schien sich zum kompromissbereiten Realisten gewandelt zu haben, Kritiker sahen darin allerdings nur ein Ablenkungsmanöver. Mit 77 Jahren fiel Sharon nach einem Schlaganfall am 4. Januar 2006 ins Koma.  


Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014

Ariel Sharon [8:49]

Hochgeladen am 31.01.2009
A biography of Ariel Sharon before his stroke.
http://www.israelidag.no/

Montag, 24. Februar 2014

Heute vor 221 Jahren – 24. Februar 1793: Die ersten demokratischen Wahlen auf deutschem Boden

In der Mainzer Republik, einer französischen Tochterrepublik, finden demokratische Wahlen zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent statt. Es handelt sich um das erste nach demokratischen Prinzipien gewählte Parlament auf deutschem Boden. Wahlberechtigt ist jedoch nur die männliche Bevölkerung.

Unabhängigkeitserklärung der Rheinisch-
Deutschen Republik vom 18.03.1793
(Stadtarchiv Mainz) [Quelle: Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz]
Am 23. Oktober 1792, zwei Tage nach der Kapitulation der Festung Mainz, bildete sich nach dem Vorbild des Pariser Jakobinerklubs die "Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit". Unter französischem Schutz entwickelten ihre Mitglieder eigenständige politische Pläne. Sie korrespondierten mit den Klubs in Straßburg und Savoyen, das bereits die Vereinigung mit Frankreich anstrebte. Auch die deutschen DemokratInnen blickten hoffnungsvoll über den Rhein. Noch ehe in Paris über eine Verschiebung der Landesgrenzen nach Westen diskutiert wurde, forderte der Mainzer Klub die Rheingrenze. Mittelfristig sollte sich die Region also dem Mutterland der Freiheit anschließen, denn es war klar, daß die zwei denkbaren Alternativen utopisch waren: eine Revolution im gesamten Reich, bzw. ein zweiter deutscher Staat. Kurzfristig aber wurde er errichtet. Wann die Mainzer Republik begann, ist schwer zu sagen. Es ist üblich, ihre Dauer von der Klubgründung an zu rechnen, um ihren politischen Charakter zu betonen. Administrativ bildete sie sich erst später. Gegen Ende des Jahres wurden Wahlen vorbereitet, die dem entstehenden Gebilde demokratische Fasson gaben. In Mainz und in den Landgemeinden und -städten sollte ursprünglich sogar über die Staatsform abgestimmt werden, einschließlich der Möglichkeit, sich für das alte Feudalsystem zu entscheiden. Angesichts der wackeligen militärischen Lage setzten die französischen "Militärberater" die Zwangsdemokratisierung durch. Nun blieb nur zu entscheiden, wer in das erste deutsche Parlament gewählt wurde.

Über 400 Mitglieder zählte der Klub auf dem Höhepunkt seiner Arbeit, zu ihnen zählten Professoren, Kaufleute ebenso wie Angehörige der Unterschichten und Landleute. Für sie vor allem waren pädagogische Vorträge Georg Wedekinds gedacht, deren Lehrstoff Freiheit, Gleichheit und Demokratie waren. Groß war die Zahl der Flugschriften, die ihre Botschaften auch poetisch verkleideten, es entstanden Lieder, Gedichte und republikanische Gebete. Das "Trinklied der freien Mainzer" parodierte ein Rheinweinlied von Matthias Claudius: "Nun kränzt mit Laub den liebevollen Becher,| Und trinkt ihn fröhlich leer,| Denn unser Vaterland, ihr lieben Zecher,| Drückt kein Despote mehr!"

Von den Wahlen zum rheinisch-deutschen Nationalkonvent blieben die Territorien der neutralen Kurpfalz ausgenommen, sodaß sich die Republik aus zersplitterten Herrschaftsgebieten zusammensetzte. Orte, in denen die Revolution begeisterte Zustimmung fand lagen solchen benachbart, die sie strikt ablehnten.


Christoph Danelzik-Brüggemann (Verfasser)
gefunden bei huegelland.net

Freiheitsbaum mit Jakobinermütze in der Mosellandschaft an der Grenze zwischen dem Herzogtum Luxemburg und der Französischen Republik mit dem Ort Schengen im Hintergrund; Aquarell über Feder- und Bleistiftzeichnung von J. W. Goethe (1792) [gefunden bei Wikipedia; auf dem Schild steht auf französisch: »Vorbeigehende, dieses Land ist frei.«]

siehe auch:
- Mainzer Republik : Sie gingen voran (Norbert Lammert, ZEIT Online, 21.03.2013)
Heute vor 220 Jahren – 24. Februar 1793: Die Wahlen zum Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent (Post, 24.02.2013)

mein Kommentar:
Mit dem Vorangehen ist das so eine Sache. Das Vorangehen ist keine Entscheidung, die willentlich getroffen wird. Wer vorangeht, kann nicht anders! Wer vorangeht, dem bläst der Wind voll ins Gesicht! Die Beifall klatschen, haben den Sturm im Windschatten überstanden.

aktualisiert am 23.09.2014

Freitag, 21. Februar 2014

Emerson, Lake & Palmer 1977 im Olympic Stadium von Montreal

ELP "Montreal 1977" {1:25:18}

KoncertKing1968
Am 21.02.2014 veröffentlicht 
Emerson, Lake & Palmer at Montreal's Olympic Stadium in 1977.... ENJOY
I do not own the rights to this video and it is from my personal collection. This video can be found on VCR or DVD and I encourage everyone to purchases the original copy, not only to support the artiest but also to get all the extras that might come with the original. (http://www.amazon.com/Emerson-Lake-Pa...) I am not making money off of this video nor do I ever intend to. This video can and should only be used for news reporting, teaching, scholarship, and research. All videos have been ran through my video editor in HD with 5.1 surround sound to try to give you the best video and audio enjoyment....

Donnerstag, 20. Februar 2014

Heute vor 40 Jahren – 20. Februar 1974: Der Bundestag ratifiziert den Atomwaffensperrvertrag

Deutschland verzichtet auf Nuklearwaffen

Der Atomwaffensperrvertrag war bereits 1970 in Kraft getreten. Er verpflichtet die Vertragsstaaten, die im Besitz von Kernwaffen sind, diese nicht zu verbreiten und Nichtatomwaffenstaaten bei Bau oder Erwerb nicht zu unterstützen. Staaten, die nicht im Besitz von Atomwaffen sind, verpflichten sich, diese weder herzustellen noch zu erwerben. Der Sperrvertrag wurde bisher von 188 Staaten unterzeichnet. Die Atomwaffenstaaten Indien, Pakistan und Israel gehören nicht zu den Unterzeichnern, Nordkorea trat 2003 vom Vertrag zurück.

US-Marines beobachten einen Atomwaffentest
in der Wüste von Nevada, 1953
Vor 40 Jahren, am 20. Februar 1974, ratifizierte der Deutsche Bundestag den Sperrvertrag. Die Bundesregierung unter Kanzler Willy Brandt hatte den Vertrag bereits im November 1969 unterzeichnet. In Kraft trat er aber erst fünf Jahre später, weil CDU und CSU sich angesichts der Bedrohung durch sowjetische Atomwaffen die Option offen halten wollten, mit deutschen Atombomben drohen zu können. Auch bei der Ratifizierung des Vertrages im Deutschen Bundestag stimmten noch 90 konservative Abgeordnete dagegen.

Bundeskanzler Konrad Adenauer, 1957
»Die taktischen Atomwaffen sind im Grunde nichts anderes als eine Weiterentwicklung der Artillerie, und es ist ganz selbstverständlich, dass wir nicht darauf verzichten können.«
Harenberg – Abenteuer Geschichte

Mittwoch, 19. Februar 2014

Redewendung: Die Katze im Sack kaufen

Wer »die Katze im Sack kauft«, der lässt sich auf etwas ein oder kauft etwas, ohne es vorher gesehen bzw. geprüft zu haben. Warum eben die Katze in dieser Wendung die zentrale Rolle spielt, erklärt ein Blick ins Mittelalter. 


Eine mittelalterliche Mogelpackung 

Der Ursprung dieser Redensart liegt in den Handelspraktiken auf mittelalterlichen Märkten. Dort wurden Ferkel, Hasen oder Kaninchen nach dem Verkauf in einen Sack gesteckt. Manchmal befanden sich die Tiere aber auch schon im Sack, wenn sie verkauft wurden. Und wenn der Käufer erst zu Hause den Sack öffnete, fand er zuweilen statt des gewünschten Hasen eine einfache Katze, obwohl er doch sein gutes Geld für ein nützliches und schmackhaftes Tier ausgegeben hatte. In manchen Marktordnungen war geregelt, dass geschlachtete Kaninchen und Hasen nur mit Kopf oder Pfoten verkauft werden durften, um bei Verkäufen sicherzustellen, dass dem Käufer keine Katze untergeschoben wurde.

Der Erste, der die Redewendung »die Katze im Sack kaufen« in dieser Bedeutung verwendete und daraus eine Geschichte machte, war der anonyme Verfasser des »Till Eulenspiegel«, der den Titelhelden des niederdeutschen Volksbuchs aus dem 16. Jahrhundert einen Schwank erzählen lässt, in dem die sprichwörtliche Katze im Sack die Hauptrolle spielt.
Harenberg – Abenteuer Geschichte

Dienstag, 18. Februar 2014

Die Stadt, die Google loswerden will

Oakland – Die Ursachen mögen anderswo liegen. Die gut bezahlten Googleianer, die mit Bussen zur Arbeit ins Silicon-Valley gekarrt werden, ziehen trotzdem Hass auf sich.

Montag, 17. Februar 2014

Heute vor 413 Jahren – 17. Februar 1600: Giordano Bruno stirbt auf dem Scheiterhaufen

Ein »Ketzer« wird den Flammen übergeben 

Jahrhundertelang verbreitete die heilige Inquisition der römisch­-katholischen Kirche Angst und Schrecken. Unerbittlich wurden sogenannte Ketzer gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Als Ketzer galten alle, die am katholischen Glauben oder den Lehren der Kirche zweifelten. 

















Statue des Giordano Bruno an der Stätte seiner Hinrichtung auf dem Campo dei Fiori in Rom, 2000


Ein prominentes Opfer war der Philosoph Giordano Bruno (* 1548): Der Dominikanermönch, Dichter und Philosoph wurde am 17. Februar 1600 auf dem Campo dei Fiori in Rom öffentlich verbrannt, weil er behauptete, Jesus sei nicht der Sohn Gottes und das Universum sei unendlich. Zuvor hatte er acht Jahre in den Kerkern der Inquisition verbracht. Als dem von Folterungen gezeichneten Bruno vom römischen Gouverneur das Todesurteil verkündet wurde, sprach dieser: »Ihr verhängt das Urteil vielleicht mit größerer Furcht, als ich es annehme.« Papst Clemens VIII. hatte das Jahr 1600 zum Jubeljahr erklärt, sodass Rom voller Pilger war. Die öffentliche Hinrichtung eines »Ketzers« war einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten; die Kirche wollte ein Zeichen setzen. Kein Wort soll über Brunos Lippen gekommen sein, als er den Feuertod starb. 

Was am 17. Februar noch geschah: 
1801: Thomas Jefferson wird dritter Präsident der USA. […im 36. Wahlgang, Hinzufügung von mir]
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2014 

Sonntag, 16. Februar 2014

Wie werde ich (ein bißchen) freier?

Frei sein – der wohl älteste Traum des Menschen, Aber wie lässt er sich verwirklichen? Und was genau bedeutet das überhaupt: Freiheit? Ein Überblick über die wichtigsten Positionen
von Johannes Winter



Zenon von Kition (~334-262 v, Chr.) 

Gleichmut statt Zorn 

In unserem Alltag lassen wir uns oft von Affekten leiten: In der Liebe macht die Eifersucht rasend, bei der Arbeit treibt der Ehrgeiz, und wenn am Badesee die Mücken nerven, packt uns der Zorn. Der Begründer der Stoa, Zenon von Kition, hätte empfohlen, sich von derartigen Gemütserregungen loszusagen. Innere Freiheit bedeutet für Zenon, sich nicht von seinen Affekten beherrschen zu lassen, sondern vielmehr mit Gleichmut und Gelassenheit in die Welt zu blicken. Für diesen Gefühlszustand kannten die Stoiker den Ausdruck apatheia, der an das moderne Krankheitsbild der Apathie denken lässt. Doch ist die apatheia nicht mit kalter Teilnahmslosigkeit zu verwechseln: Gemeint ist eher eine gewisse "stoische Ruhe". Diese gewinnt ein Mensch, wenn er die Welt hinnimmt, Unabänderliches als solches anerkennt. Etwa die Mücken am See.


Michel de Montaigne (1533-1592) 

Wider den Herdentrieb 

Freiheit ist für Montaigne vor allem dies: geistige Unabhängigkeit. Nichts macht unfreier, als sich von der Masse im eigenen Denken beeinflussen, gar bestimmen zu lassen. Autonom im Geiste ist nur, wer dem Sog der Mehrheitsmeinungwidersteht: "Deshalb ist es nicht genug, sich von der großen Herde abgesondert zu haben; es ist nicht genug, den Ort zu wechseln, man muss sich von den Herdentrieben befreien, die in uns selbst sind: man muss sich losreißen und zu sich selbst zurückführen." Geistig unabhängig zu sein, heißt aber keineswegs, zeitlebens dieselben Positionen zu vertreten. Die Vorstellung unwandelbarer und notwendiger Einsichten lehnt Montaigne strikt ab. Vielmehr erkennt er im steten Wandel das Ordnungsprinzip des menschlichen Lebens und der menschlichen Freiheit schlechthin. "Nur Narren sind frei von Ungewissheit und Schwanken", so Montaigne in seinen "Essais" (1580-1588).


Immanuel Kant (1724-1804) 

Freier Gehorsam 

So paradox es sich anhören mag: Für Kant ist die Freiheit gebunden an einen Gehorsam gegenüber der Pflicht. Diese Pflicht aber ist keine, die dem Menschen aufgezwungen wird, sondern die ihm seine eigene Vernunft gebietet. Sie lautet: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Kants berühmter kategorischer Imperativ fordert, von etwaigen Vorteilen, situativen Gegebenheiten, Stimmungen und Neigungen gänzlich abzusehen und sich stets kritisch zu fragen: Was würde passieren, wenn die Maxime meines Handeins zum Gesetz verallgemeinert würde? In dieser Abstraktionsleistung und ihrer handelnden Umsetzung liegt für Kant das Wesen der menschlichen Freiheit.


John Stuart Mill (1806-1873) 

Frauen zuerst 

Der englische Philosoph war ein energischer Verfechter der individuellen Freiheit. "Über sich selbst, über seinen eigenen Körper und Geist ist ein Individuum souverän", schreibt Mill in seinem bahnbrechenden Werk "On Liberty" (1859). Niemand, weder der Staat noch die Gesellschaft mit ihren Sitten und Moralvorstellungen, habe das Recht, einem Menschen vorzuschreiben, wie er sein Leben gestaltet, welchen Ideen er anhängt, mit wem er sich verbündet; es sei denn, andere Menschen kämen dabei zu Schaden. Entsprechend forderte der Philosoph auch und insbesondere die Gleichstellung der Frau in allen Bereichen des Lebens: "Die gegenwärtige rechtliche und moralische Unterwerfung der Frau", so Mill, "ist das bedeutendste und wahrscheinlich letzte bestehende Relikt des primitiven Zustands der Gesellschaft."


Herbert Marcuse (1898-1979) 

Freiheit durch Technik 

Eine Gesellschaft, die den Imperativen der Marktwirtschaft gehorcht, kann nach Herbert Marcuse den Bedürfnissen des Einzelnen nicht gerecht werden – und so gibt es in ihr auch keine individuelle Freiheit. "Wäre das Individuum nicht mehr gezwungen, sich auf dem Markt als freies ökonomisches Subjekt zu bewähren", wäre dies "eine der größten Errungenschaften der Zivilisation", schreibt Marcuse in "Der eindimensionale Mensch" (1964). "Das Individuum wäre frei, Autonomie über ein Leben auszuüben, das sein eigenes wäre." Eine wichtige Funktion spricht Marcuse in diesem Zusammenhang der Technik zu: Erst wenn sie uns harte, körperlich ruinöse Arbeit abnimmt und uns ein Dasein jenseits der bloßen Bedürfnisbefriedigung ermöglicht, sind wir frei, unser Leben zu gestalten. Die Technik, so Marcuse, "bleibt die wahrhafte Basis aller Formen menschlicher Freiheit". 


Ludwig Wittgenstein (1889-1951) 

Raus aus dem Fliegenglas 

Für Ludwig Wittgenstein ist das Philosophieren als Tätigkeit insgesamt ein Projekt therapeutischer Selbstbefreiung. In seinem posthum erschienenen Werk "Philosophische Untersuchungen" (1953) schreibt er programmatisch: "Was ist dein Ziel in der Philosophie? – Der Fliege den Weg aus dem Fliegenglas zeigen." Die meisten philosophischen Probleme sind für Wittgenstein nichts als Scheinprobleme, die aus einer unreflektierten Verwendung unserer Sprache resultieren. Die Philosophie ist aus dieser Sicht ein fortwährender "Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache". Um sich von diesen Verhexungen zu befreien, rät Wittgenstein zu einer möglichst präzisen, reichhaltigen und alltagsbezogenen Untersuchung unserer Redemuster. Er würde zum Beispiel raten, sich vor Augen zu führen, dass es nicht das Gleiche ist, "an etwas zu glauben" (z. B. Gott) oder "zu glauben, dass etwas der Fall ist" (z. B. dass die Erde rund ist). Das Ziel der sprachlichen Therapie ist klar: Freier leben, weil man sich gewissen Fragen und Zweifeln nicht mehr stellen muss und stattdessen etwas wirklich Sinnvolles tun kann. 


Jean-Paul Sartre (1905-1980) 

Wähle dich selbst 

Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt", lautet einer der wohl berühmtesten Sätze aus Sartres Schrift "Der Existenzialismus ist ein Humanismus" (1946). Einen unfreien Menschen gibt es für Sartre schlichtweg nicht. Der Mensch ist nicht festgelegt auf ein bestimmtes Sein, weder durch seine Gene noch durch widrige Umstände; er selbst macht sich zu dem, der er ist. Selbst im Gefängnis wäre er nicht unfrei, denn immerhin hätte er noch die Freiheit, sich zu seiner Situation zu verhalten. Die Freiheit ist mithin kein Gegenstand der Wahl, sie ist so unhintergehbar wie das Faktum unserer Geburt. "Tatsächlich sind wir eine Freiheit, die wählt, aber wir wählen nicht, frei zu sein", so Sartre. Verlieren können wir unsere Freiheit also gar nicht – wohl aber können wir vor ihr fliehen. Ein unaufrichtiger Mensch - ein "homme de mauvaise foi" – weigert sich, Verantwortung zu übernehmen, welche unmittelbar aus seiner Freiheit resultiert.

aus Philosophie Magazin 6/2013

Samstag, 15. Februar 2014

»Frau Raab will nach Hause«

Publik Forum macht auf eine Ausstellung im Sprengel-Museum in Hannover aufmerksam:



















Mrs Raab wants to go home.


Zornig und zärtlich: Zoltán Jókay hat alte Menschen fotografiert. Das Sprengel Museum in Hannover zeigt seine Bilder 

Eine alte Dame schaut aus dem Fenster. »Frau Raab will nach Hause« steht neben dem Foto. Würdevoll treten die alten Menschen dem Betrachter entgegen, auf 64 schlichten Tafeln im Sprengel Museum Hannover. Doch die Klarheit ist trügerisch. Viele der Abgebildeten waren längst wunderlich, verwirrt oder von Einsamkeit und Armut gezeichnet, als Zoltán Jókay sie kennenlernte. Der Fotograf wollte sie nicht als Opfer darstellen; seine Bilder sollen nicht Mitleid wecken, sondern Respekt und Sympathie: »Sie sind, was wir sein werden; und wir sind, was sie waren«, sagt er über die Porträtierten, »wir sitzen eigentlich in einem Boot.« 


Das Schlimmste am Alter ist die Einsamkeit, sagt Zoltán Jókay:
Der Fotograf hat alte Menshen im Heim oder in ihrer Wohnung portratiert und zu jedem der Bilder einen kurzen Text geschrieben








»Frau Weiss lebt immer noch in ihrer Wohnung. Sie weiß nicht mehr, welches Jahr ist, sie weiß nichts mehr von Jahreszeiten, Wochen und Tagen. Frau Weiss ist verloren und ihre Erinnerungen sind vergangen«


Über das, was im Alter auf uns zukommen wird, weiß Jókay Bescheid. Um Geld zu verdienen, ließ sich der mehrfach ausgezeichnete Fotograf vor einigen Jahren zum »Demenzbetreuer« umschulen. Seitdem besucht er mehrmals in der Woche Menschen mit Demenz. Als billige Hilfskraft soll er das leisten, wofür ein unmenschliches System Altenpflegern keine Zeit ein­ räumt: den Menschen zuhören, mit ihnen sprechen, ihnen Gesellschaft leisten. 














»Frau Schauseil hat mir gerne von ihrer Lebensweise erzählt. ›Joschi, ganz gleich wohin ich dieser Tage gehe … ‹, so begann sie stets. Als ich sie das letzte Mal besuchen wollte, war ihre Tür versiegelt und sie selbst war gestorben.«



»Demenz ist furchtbar«, sagt Jókay, »aber sie müsste nicht so schlimm sein, wenn man sich liebevoll um diese Menschen kümmern würde«. Wenn Jókay über die Zustände in der Pflege spricht, wird er zornig. »Die Pfleger können nichts dafür«, sagt er, »das ist ein krankes System.« 


















»Alles war besser, als mein Mann noch gelebt hat.«


Seine Fotos zeigen nicht das System und dessen Missstände, sondern Menschen voller Würde und Originalität; man ahnt, dass der Fotograf sie längst liebgewonnen hat. Schmerz und Trauer scheinen in den Texten auf, die Jókay den Bildern beigestellt hat: »Als mein Mann noch gelebt hat, war alles besser« – in dem schlichten Satz liegt die ganze Tragik des Alters. Es hat lange gedauert, bis Jókay seine Klienten fragte, ob er sie fotografieren dürfe. Weil er schüchtern sei, behauptet er: »Gute Fotografen sind oft schüchtern.« Aber vielleicht brauchen Bilder dieser Qualität auch einfach viel Zeit, Nähe und Vertrautheit? Gerade arbeitet Jókay an einer Porträt-Serie von unbegleiteten Flüchtlingskindern. »Das könnten unsere Kinder sein«, sagt er zornig. »Und wie behandeln wir die?« 
Andrea Teupke

Das Sprengel Museum Hannover zeigt »Mrs. Raab wants to go home« bis zum 16. März 2014

aus Publik Forum Nr. 2 ⎮ 2014
 

Montag, 10. Februar 2014

Elektronische Gesundheitskarte: Ärzte sind keine Hilfspolizisten

Pressemitteilung der Freien Ärzteschaft vom 10.02.2014

Elektronische Gesundheitskarte: Ärzte sind keine Hilfspolizisten

Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) steht mit dem Rücken zur Wand. Nach Bekanntwerden des vernichtenden Rechtsgutachtens der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist die neue Karte als Versicherungsnachweis gescheitert und stellt ein Sicherheitsrisiko für Patienten und Ärzte dar. Das erklärte die Freie Ärzteschaft (FÄ) am Montag in Essen. „Dass die Karten als Schlüssel zu hochsensiblen Patientendaten gar nicht geeignet sind, weil die Kassen die Identität der Versicherten nicht prüfen, war bisher nur Insidern bekannt. Nun ist diese Bombe geplatzt“, teilte Wieland Dietrich, Vorsitzender der FÄ, mit.

Der Umgang mit individuellen Sozial- und Medizindaten erfordere einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Wie bei der Ausstellung eines Personalausweises müsse beim Ausstellen der eGK jeder Bürger zum Nachweis seiner Identität persönlich und zweifelsfrei authentifiziert werden. Das sei 2004 auch Grundlage für das eGK-Projekt gewesen. Die Krankenkassen hätten dies aber systematisch versäumt.

„Mit diesen ungeprüften Karten können die Ärzte auch keine Versichertenstammdaten abgleichen, denn die Identität des Trägers ist nicht sicher“, erläuterte Dietrich. „Und Personalausweise ständig zu überprüfen, ist keine ärztliche Aufgabe.“ Erstens seien Ärzte nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs keine Beauftragten der Krankenkassen – also auch keine Hilfspolizisten. Zweitens ändere die Prüfung des Personalausweises nichts an einem falschen Inhaber der elektronischen Gesundheitskarte. „Wenn die Zuordnung der Person zur Karte nicht stimmt, bleibt die Karte in jedem Fall ein Sicherheitsrisiko – für den falschen Träger hinsichtlich seiner Gesundheit, für den Arzt in Sachen Haftung.“

Mit freundlichen Grüßen,

Der Vorstand der Freien Ärzteschaft e.V.
Wieland Dietrich, Dr. Silke Lüder, Dr. Axel Brungraber, Dr. Christian Scholber, Dr. Heinz-Jürgen Hübner



V.i.S.d.P: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V., Vorsitzender, Gervinusstraße 10, 45144 Essen, Tel.: 0201-45859851, E-Mail: mail@freie-aerzteschaft.de, www.freie-aerzteschaft.de






Als Kasper beim Arzt sitzt, traut er seinen Augen nicht: Im Computer seines Arztes stehen alle Krankheiten, die er jemals hatte. Denn seine Medizindaten werden irgendwo zentral gespeichert. Dort stillen auch Unternehmen ihren Datenhunger. Und das kostet Kasper den Job. – So jedenfalls erlebt es die Hauptfigur in dem Videoclip „Kasper und die elektronische Gesundheitskarte“, den junge Künstler für die Aktion „Stoppt die e-card“ hergestellt haben. „Das mag heute noch wie eine Fiktion klingen, könnte aber bittere Realität werden, wenn Medizindaten außerhalb von Praxen und Kliniken gespeichert werden“, sagte Dr. Silke Lüder, Sprecherin der Aktion, heute in Hamburg.



Das Zwei-Minuten-Video informiert die Bürger auf unterhaltsame Weise über die Hintergründe des bereits zehn Jahre andauernden Projekts elektronische Gesundheitskarte (eGK) und zieht die Versprechen von den sicheren Daten in Zweifel. „Die NSA hat vorgemacht, wie schnell Daten zu entschlüsseln sind“, betonte Dr. Manfred Lotze, Vertreter der Ärzteorganisation IPPNW in dem Bündnis. „Das sollte auch den letzten Sicherheitsgläubigen eines Besseren belehren. Wer Medizindaten braucht, holt sie sich – illegal durch Datendiebstahl oder legal mit Hilfe von kurzfristigen Gesetzesänderungen. Das geben wir mit dem Kurzfilm beispielhaft und für jedermann verständlich zu bedenken.“ 

Denn die Geheimdienste sind mit ihrem Latein noch nicht am Ende: Nun will die NSA hochverschlüsselte Daten knacken. Berichten der Washington Post zufolge entwickelt der US-Geheimdienst derzeit Quantencomputer. Auch in Europa wird daran gearbeitet. Der eGK-Sicherheitsarchitektur liegt das mehr als 35 Jahre alte RSA-Verfahren zugrunde. Quantencomputer ermöglichen ein noch schnelleres Knacken der RSA-Funktionen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Medizindaten auf den zentralen Servern ausspähen lassen. 

„Diese Entwicklung stellt die Sicherheitsarchitektur der geplanten Telematik-Infrastruktur in unserem Gesundheitswesen in Frage“, sagte Kai-Uwe Steffens, Informatiker und Sprecher des „Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung“. Patientenvertreterin Gabi Thiess aus Hamburg dazu: „Das Mammutprojekt eGK verschlingt nicht nur Unmengen von Geld, das in der Patientenversorgung viel dringender gebraucht würde, sondern könnte in Zukunft auch dem Datenmissbrauch Tür und Tor öffnen. Das müssen die Bürger wissen.“ Auch Kasper ist jetzt schlauer: „Meine Daten gehören mir“, betont er am Ende des Films. 

„Stoppt die e-card“ ist ein breites Bündnis von 54 Bürgerrechts- organisationen, Datenschützern, Patienten- und Ärzteverbänden. Unter anderem gehören dazu: Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, Digitalcourage, Chaos Computer Club, IPPNW, Freie Ärzteschaft e.V., NAV-Virchowbund, Deutsche AIDS-Hilfe. Das Bündnis lehnt die eGK ab und fordert, das milliardenschwere Projekt einzustampfen. 

Pressekontakt: Dr. Silke Lüder, mobil 0175 1542744 V.i.S.d.P.: Dr. Silke Lüder, Grachtenplatz 7, 21035 Hamburg 


Sonntag, 9. Februar 2014

Heute vor 213 Jahren – 9. Februar 1801: Der Frieden von Lunéville

Das Heilige Römische Reich in Agonie

Feuerwerk in Paris anlässlich des Friedensschlusses von Lunéville, 1801
 »Um den Übeln des Kriegs ein Ende zu machen«, unterzeichneten Frankreich und Österreich am 9. Februar 1801 in der lothringischen Stadt Lunéville einen Friedensvertrag, der den zweijährigen Krieg beendete. Seine Bestimmungen galten auch für das römisch-deutsche Reich und bedeuteten für Österreich und das Reich eine schwere Niederlage. Frankreich nahm mit diesem Vertrag auch offiziell die gesamten linksrheinischen Gebiete in Besitz, die es schon seit 1794 besetzt hielt. Jene weltlichen deutschen Fürsten, die dadurch Gebietsverluste erlitten, sollten vom Reich durch Säkularisation kirchlicher Herrschaften auf der rechten Rheinseite entschädigt werden. Zudem erhielt Frankreich ein Mitsprache- und Interventionsrecht für die innerdeutsche Politik und erlangte zudem die Anerkennung seiner Tochterrepubliken in den Niederlanden, der Schweiz und Italien. Napoleon hatte damit seinen Einfluss erheblich ausgeweitet – das Alte Reich war dem Niedergang geweiht.

Was am 9. Februar noch geschah:

1907: In London demonstrieren 3000 Bürgerrechtlerinnen (Suffragetten) für das Frauenwahlrecht.

Harenberg - Abenteuer Geschichte 2014