Donnerstag, 29. November 2018

Ein Schönheitsfehler in der Kampagne von Friedrich Merz

Razzia bei der Deutschen Bank wegen Verdacht auf Geldwäsche, der größte Anteilseigener der Bank ist BlackRock - Ein Kommentar

Der Kandidat für den Parteivorsitz der CDU, Friedrich Merz, ist in vielen Aufsichtsräten vertreten, darunter von einem Unternehmen, das eine richtige Hausnummer ist. BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter mit 6,3 Billionen US Dollar. Ferner ist die Fondsgesellschaft Großinvestor in neue Kohlekraftwerke, in Erdöl- und Erdgasfirmen, an zahlreichen Nuklearunternehmen beteiligt sowie an der Zerstörung des Regenwalds. Letzte Woche stellte Merz das Asylrecht zur Debatte und sagte zum UN-Migrationspakt, dass hier der Klimawandel nicht als politische Verfolgung und damit Asylgrund gelten dürfe.

Der CDU-Politiker dachte wohl, das Thema BlackRock bereits behandelt zu haben, aber manchmal kommt es irgendwie unvermutet durch einen Seiteneingang zurück.

Das Boulevardblatt mit den weißen Buchstaben auf einem roten Quadrat berichtet von der Tournee der Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz. Merz, Spahn und AKK hätten sich zuletzt in Düsseldorf die Hand gegeben, aber hintenrum sei böse Stimmung gemacht worden.

"Offiziell wollen sich die Drei nicht angreifen". Nur wer genau hinhöre, könne die gegenseitigen Attacken erkennen. BILD favorisiert den Juristen Merz, hegt Sympathien für den Gesundheitsminister Spahn und Frau Kamp-Karrenbauer war auch noch auf der Veranstaltung. Nur wer genau hinsieht, erkennt auch auf der Webseite oben ein Nachrichtenband. Irgendwas mit Razzia. "+++ Verdacht..." läuft von rechts nach links. Breaking News.

mehr:
- Ein Schönheitsfehler in der Kampagne von Friedrich Merz (Detlef zum Winkel, Telepolis, 29.11.2018)
siehe auch:
Friedrich-Merz-Update (Blauer Bote Magazin, 24.11.2018)
Uthoff IST Friedrich Merz!! (Post, 21.11.2018)
Merz – Die postfaktische Sehnsucht nach dem starken Mann… (Post, 04.11.2018)
Friedrich Merz im Eliten-Filz (Post, 30.10.2018)
Friedrich Merz als transatlantischer Strippenzieher (Post, 30.01.2016)

Das Comeback des Gianis Varoufakis

Der ehemalige griechische Finanzminister will die EU reparieren und scheint schon dort angekommen, wo fast alle sein wollen: in der Mitte 

Für einige Wochen war Gianis Varoufakis der Held einer kritischen Öffentlichkeit, die nach dem Regierungsantritt der maßgeblich von Syriza gestellten Regierung in Griechenland hofften, dort könnte nun bewiesen werden, dass das wesentlich von Deutschland etablierte Austeritäts-Regime abgewählt werden kann. Das hatten die Wähler in Griechenland im Januar 2015 zweifellos getan und der marxistische Wissenschaftler Varoufakis machte sich daran, dieses Wählervotum umzusetzen.

Wie der eloquente Varoufakis, Wolfgang Schäuble, den Paten, der aus der Kohl-Ära mitgeschleppt wurde, bei EU-Treffen die Stirn bot, das rief die Wut der Deutschländer aller Parteien hervor und Bild gab ihnen mit der Kampagne gegen die Pleitegriechen, die ihre Inseln verkaufen sollen, immer wieder Munition. In diesen Tagen hätten viele, die der griechischen Regierung Erfolg in ihrem Kampf gegen das Austeritätsprogramm wünschten, Varoufakis ihre Stimme gegeben. Sogar außerparlamentarische Linke, die nicht auf Wahlen setzen, verhehlten ihre Sympathie mit dem linken Minister nicht, wie seine nicht unumstrittene Einladung zum Vorbereitungstreffen des linken Blockupy-Bündnisses in Berlin zeigte.

mehr:
- Das Comeback des Gianis Varoufakis (Peter Nowak, Telepolis, 29.11.2018)
siehe auch:
- Na sowas: Deutschland verdient an Griechenland-Krediten?! (Post, 21.06.2018)
„Das Establishment übt sich in Leugnung“ (Post, 05.01.2017)
Was einmal gesagt werden mußte (Post, 14.04.2016)
- Griechenland: Die europäische Hängepartie geht weiter (Post, 25.07.2015)
Griechenland: Tricksen bis der Arzt kommt (Post, 25.05.2015)
- Stinkefinger-Fake: Nur böse, wenn’s die anderen machen (Post, 24.03.2015)
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USA: Zahl der Drogentoten auf Rekordhoch

Vor gut einem Jahr rief US-Präsident Trump den Gesundheitsnotstand aus. Der Anlass: die Opioid-Krise. Sie ist noch lange nicht vorbei, wie neue Zahlen zeigen.
mehr:
- Opioid-Krise hält an – Höchststand bei Drogentoten in USA (ZDF, 29.11.2018)
siehe auch:
Drogentote in den USA – Wütendes Gift (Süddeutsche Zeitung, 20.08.2018)
- Zahl der Drogentoten in den USA gestiegen (Aerzteblatt.de, 17.08.2018)
Quelle: Rekordzahl an Drogentoten kosten US-Wirtschaft Milliarden
(András Szigetvari, Der Standard, 22.12.2017)
siehe auch:
- 15 Jahre entkriminalisierte Drogenpolitik in Portugal (Ralf Streck, Telepolis, 01.06.2016)

Der Tag, an dem mich Deutschland verlassen hat

Da nun allseits bekannt ist, dass sich Deutschland seit dem Jahr 2015 grundlegend verändert hat, folgt nun eine kleine Geschichte, die für mich spürbar machte, dass dieser Wandel nun auch in meiner kleinen Welt angekommen ist. Auch in den gutbetuchten Städten Hessens ist es deutlich sichtbar und spürbar geworden, dass der Bevölkerungszuwachs durch Einwanderung in jeglicher Form stattgefunden hat und gegenwärtig auch weiterhin stattfindet. Das Stadtbild hat sich verändert, die Städte und Hotspots sind weitaus voller, als ich es gewohnt war. Sei es tagsüber oder in den Abendstunden und vor allem bei Nacht an den Wochenenden ist es auffällig, dass mehr junge aber auch überwiegend männliche Personen, meist in Gruppen, unterwegs sind.

Da ich selbst schon in großen Städten wie Hannover gelebt habe, ist es für mich eigentlich nichts Ungewöhnliches, dass an den Wochenenden Horden von Menschen ihre Streifzüge durch die Nächte machen. Zu diesen gehörte ich schließlich auch – und tue es ab und an immer noch. In kleineren Städten ist es „fast“ dasselbe, nur fällt es schneller auf, wenn sich was an den Menschenmengen verändert. In so einer kleineren Stadt wohne und lebe ich seit fast 11 Jahren und möchte auf die Veränderungen und die Erfahrungen eingehen, die ich hier erst kürzlich machte.

Gemeinsam mit einer Freundin gingen wir auf ein ich nenne es mal „Stadtfest“, für ein ich sage mal „gutbetuchtes Klientel“, zu dem ich zwar selbst nicht gehöre, aber die Atmosphäre ist dort sehr angenehm. Man steht herum, trinkt hauptsächlich Wein und lauscht der Live-Band, bis der Rotwein einen müde macht und man vor der Frage steht: „Gehen wir noch wohin oder nach Hause?“

In Wirklichkeit besitzen weder meine Freundin noch ich die selbe Energie und Motivation wie vor ein oder zwei Jahren nach zwei Gläsern Wein (in der Tat wirkt ab 30 der Alkohol ganz anders als vorher). Aber die Blöße wollten wir uns nicht geben und wir wollten durch die Innenstadt zu einer Bar spazieren. Nun ist es so, dass ich eine lange Party-Karriere hinter mir habe und wirklich schon vieles gesehen habe, was Party und Alkohol oder andere „Genussmittel“ mit den Menschen so machen können. Was ich damit sagen will ist: Mich beeindruckt oder beängstigt nachts so gut wie gar nichts mehr. Denn meine Erfahrungen aus der Vergangenheit waren diesbezüglich meist unbefleckter und unbedrohlicher Natur.

Der will nur spielen
Klar hat man schon auf dem Heimweg kotzende, singende, aggressive, anhängliche, tanzende Besoffene oder besoffene Gruppen erlebt, vor denen man sich meistens fern hielt. Männer wie Frauen. Auch traf man zwielichtige Gestalten, bei denen man froh war, dass der Bus schon einstiegsbereit an der Haltestelle wartete. Aber auch das gehört zum Nachtleben mit dazu, und meistens wollen alle „nur spielen“. Also einfach weiter gehen, falls man nicht selbst so betrunken ist und mitgrölt, mittanzt oder mitkotzt.

An dem besagten Abend waren es aber nur zwei Weingläser für je 7 Euro, verteilt auf drei Stunden. „Schwache Leistung“ dachten wir, aber dafür war mein Blick nicht getrübt, für das was danach kam.

Wir gingen durch eine wirklich schlecht beleuchtetete Seitenstraße der Fußgängerzone. Durch diese Gasse bin ich nachts gefühlt schon millionenmal gelaufen. Sie befindet sich auch in der Nähe eines bekannten „Brennpunktes“ der Stadt. Das heißt, wir wussten und wissen, dass in dieser Straße auch mal komische Gestalten herumirren, die den Anblick von Frauen nicht unkommentiert lassen können. Manchmal nervig, aber bislang grundsätzlich harmlos. Meine Freundin und ich sprachen und lachten miteinander.

Der Klang unseres Gelächters schien wohl wie ein Lockruf durch die Gasse gehallt zu sein. Obwohl die kurze Gasse zunächst leer schien, tauchten an den Seiten drei Burschen auf, die mit „Katzenlockgeräuschen“ auf sich aufmerksam machen wollten. Wir erkannten in der schlecht beleuchteten Gasse zwar nicht direkt, um was für Personen es sich handelt, aber durch meine Erfahrungen als Frau – türkische Frau – mit deutschen oder ausländischen Männern ahnten wir, dass es Leute aus „unserem“ Kulturkreis sein mussten. Als wir uns näherten, sahen wir sie. Es handelte sich um ungefähr 17- bis 19-jährige Burschen „südländischen Aussehens“, auch nichts Ungewöhnliches.

weiter:
- Der Tag, an dem mich Deutschland verlassen hat (Firuze B., Achgut.ch, 29.11.2018)