Von Thorsten Fuchs
Es ist erst wenige Tage her, da war solch ein Treffen noch ganz undenkbar. Sie wussten ja noch nicht mal voneinander. Die einen, die Steinbergs, Juden, Nachfahren der Inhaber des in den zwanziger und dreißiger Jahren fast legendären Kaufhauses Sternheim & Emanuel, leben verstreut von Südamerika bis Israel, froh, überhaupt zueinander Kontakt halten zu können. Die anderen, Kinder des Kaufmanns Norbert Magis, sieben Geschwister, wussten nicht, dass es überhaupt Nachkommen jenes Geschäfts gab, das ihr Vater 1938 übernommen hatte. Und doch fanden die Familien jetzt zusammen, nach 70 Jahren zum ersten Mal.
Zu dem Treffen angeregt hatte ein Bericht in der HAZ in der vergangenen Woche über den Besuch der Steinbergs in Hannover. Die Kinder des 1970 verstorbenen Norbert Magis erfuhren so davon, und vier von ihnen kamen aus ganz Deutschland spontan nach Hannover, um sich mit den Steinbergs zu treffen. „Wir waren sehr aufgeregt“, sagt die in Dortmund lebende Dorit Pelle, „aber auch froh, die Haltung unseres Vaters und die Sicht unserer Familie vermitteln zu können.“ Drei Stunden lang saßen die Familien am Sonntag zusammen, schauten auf alte Bilder und hörten einander zu, und es geschah etwas, was bei solch einer Konstellation nicht selbstverständlich ist: Es entstand eine persönliche Atmosphäre.
Dort, wo früher das Gebäude von Sternheim & Emanuel (Bildmitte) an der Großen Packhofstraße stand, ist heute Karstadt-„Living“ untergebracht.
„Wir fanden es sehr positiv, daß die Töchter von Herrn Magis auf uns zugekommen sind“, sagt Ursula Steinberg, Großnichte des früheren Mitinhabers von Sternheim & Emanuel, Paul Steinberg. Dazu trug sicher bei, daß Briefe heute belegen, daß Firmengründer Louis Sternheim und sein Schwiegersohn Karl Munter die Atmosphäre der Verhandlungen mit Norbert Magis sogar als „freundschaftlich“ empfanden. Der bis dahin in Mülheim ansässige Magis und Sternheim hatten sich im Juni 1938, also fünf Monate vor der Reichspogromnacht und der Verschleppung Sternheims in ein KZ, geeinigt. Zuvor hatte Sternheim bereits erheblich unter Anfeindungen, Drohungen und Boykottaufrufen zu leiden, aber auch seit drei Jahren vergeblich versucht, sein Geschäft zu verkaufen. Magis pachtete das Geschäft und übernahm Inventar und Warenlager – zu einem Preis, den die „Arisierungsbehörde“ zwar nach unten korrigierte, was Magis aber nach den Unterlagen der Familie zumindest teilweise durch Zahlungen in die Schweiz ausglich, wohin Louis Sternheim 1939 floh. Seine Grundstücke sowie das Geschäftshaus fielen an das Deutsche Reich. Von den zum Teil erbitterten Verhandlungen um Wiedergutmachung nach dem Krieg erfuhr Sternheim nicht mehr – er starb 1941 in der Schweiz. Die Steinbergs wiederum waren bereits 1938 nach Argentinien emigriert.
Es ist in der Geschichte der Übernahme des Warenhauses Sternheim & Emanuel manches bisher unbearbeitet, was die Kinder von Norbert Magis jetzt mit Hilfe eines Historikers aufarbeiten wollen. Die Unterstützung der Steinbergs ist ihnen dabei sicher: „Wir halten das für einen guten Weg“, erklärt Ursula Sternberg.
Zu dem Treffen angeregt hatte ein Bericht in der HAZ in der vergangenen Woche über den Besuch der Steinbergs in Hannover. Die Kinder des 1970 verstorbenen Norbert Magis erfuhren so davon, und vier von ihnen kamen aus ganz Deutschland spontan nach Hannover, um sich mit den Steinbergs zu treffen. „Wir waren sehr aufgeregt“, sagt die in Dortmund lebende Dorit Pelle, „aber auch froh, die Haltung unseres Vaters und die Sicht unserer Familie vermitteln zu können.“ Drei Stunden lang saßen die Familien am Sonntag zusammen, schauten auf alte Bilder und hörten einander zu, und es geschah etwas, was bei solch einer Konstellation nicht selbstverständlich ist: Es entstand eine persönliche Atmosphäre.
Dort, wo früher das Gebäude von Sternheim & Emanuel (Bildmitte) an der Großen Packhofstraße stand, ist heute Karstadt-„Living“ untergebracht.
„Wir fanden es sehr positiv, daß die Töchter von Herrn Magis auf uns zugekommen sind“, sagt Ursula Steinberg, Großnichte des früheren Mitinhabers von Sternheim & Emanuel, Paul Steinberg. Dazu trug sicher bei, daß Briefe heute belegen, daß Firmengründer Louis Sternheim und sein Schwiegersohn Karl Munter die Atmosphäre der Verhandlungen mit Norbert Magis sogar als „freundschaftlich“ empfanden. Der bis dahin in Mülheim ansässige Magis und Sternheim hatten sich im Juni 1938, also fünf Monate vor der Reichspogromnacht und der Verschleppung Sternheims in ein KZ, geeinigt. Zuvor hatte Sternheim bereits erheblich unter Anfeindungen, Drohungen und Boykottaufrufen zu leiden, aber auch seit drei Jahren vergeblich versucht, sein Geschäft zu verkaufen. Magis pachtete das Geschäft und übernahm Inventar und Warenlager – zu einem Preis, den die „Arisierungsbehörde“ zwar nach unten korrigierte, was Magis aber nach den Unterlagen der Familie zumindest teilweise durch Zahlungen in die Schweiz ausglich, wohin Louis Sternheim 1939 floh. Seine Grundstücke sowie das Geschäftshaus fielen an das Deutsche Reich. Von den zum Teil erbitterten Verhandlungen um Wiedergutmachung nach dem Krieg erfuhr Sternheim nicht mehr – er starb 1941 in der Schweiz. Die Steinbergs wiederum waren bereits 1938 nach Argentinien emigriert.
Es ist in der Geschichte der Übernahme des Warenhauses Sternheim & Emanuel manches bisher unbearbeitet, was die Kinder von Norbert Magis jetzt mit Hilfe eines Historikers aufarbeiten wollen. Die Unterstützung der Steinbergs ist ihnen dabei sicher: „Wir halten das für einen guten Weg“, erklärt Ursula Sternberg.
aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 16. Oktober 2007