Donnerstag, 23. Mai 2019

Desinformation: Der Spiegel lügt nicht! Er führt nur (???) gezielt in die Irre!

Nach zuvor nur einem Anklagepunkt haben die US-Justizbehörden nun 17 weitere Vorwürfe gegen den WikiLeaks-Gründer erhoben. Sie fallen unter das US-Spionagegesetz.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in den USA liegt bei knapp 79 Jahren. WikiLeaks-Gründer Julian Assange, 47 Jahre alt, könnte nach US-amerikanischer Rechtsdefinition - theoretisch - aber noch mit 222 Jahren im Gefängnis sitzen.

Die US-Justizbehörden haben die Anklage gegen Assange um 17 weitere Anklagepunkte ausgeweitet, zuvor hatte es nur einen gegeben. Im Fall einer Auslieferung an die USA und einer Verurteilung in allen Punkten droht Assange eine Höchststrafe von insgesamt bis zu 175 Jahren Haft, teilte das Justizministerium in Washington mit. Nach der neuen Anklageschrift, die die bisherige ersetzt, wird Assange wegen der Veröffentlichung von Geheimmaterial nun auch unter dem US-Spionagegesetz angeklagt.

In Großbritannien ist Assange wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen zu 50 Wochen Haft verurteilt worden. Die USA haben offiziell einen Auslieferungsantrag gestellt. Er hat angekündigt, sich dagegen mit allen juristischen Mitteln zu wehren. Auch die schwedische Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen Assange wegen des Verdachts der Vergewaltigung beantragt.

Der gebürtige Australier war 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Er fürchtete, später an die USA ausgeliefert zu werden. Einen Auslieferungsantrag aus Amerika gab es damals aber noch nicht. Die amerikanische Whistleblowerin Chelsea Manning hatte Wikileaks 2010 Hunderttausende geheime Militärdokumente über US-Einsätze im Irak und in Afghanistan zukommen lassen.

mehr:
Neue Anklage in den USA Julian Assange drohen bis zu 175 Jahre Haft (hba/dpa/AFP, SPON, 23.05.2019 – Hervorhebung von mir)



mein Kommentar:
SPON schreibt:
»Er fürchtete, später an die USA ausgeliefert zu werden. Einen Auslieferungsantrag aus Amerika gab es damals aber noch nicht

Diese beiden Sätze sind nicht direkt falsch aber irreführend: 
1. Die Verwendung des Wortes »aber« legt für den unbefangenen Leser nahe, Assanges Befürchtung der Auslieferung an die USA sei unsinnig gewesen – was nicht stimmt:
Am 28. Februar 2012 berichteten mehrere Zeitschriften (u.a. Rolling Stone [s.u.] und The Register) vom Inhalt einer im Januar 2011 versendeten Mail des Stratfor-Vizepräsidenten Fred Burton an Mitarbeiter, es läge eine »versiegelte Anklage gegen Assange« vor. 
Am 26. Januar 2011 sandte Fred Burton, der Vizepräsident von Stratfor, einem führenden privaten Geheimdienstunternehmen, das sich als eine Art Schatten-CIA ausgibt, eine aufgeregte E-Mail an seine Kollegen. "Text Not for Pub", schrieb er. "Wir" – das heißt die US-Regierung – "haben eine versiegelte Anklage gegen Assange. Bitte schützen Sie. “

Die Nachricht war, wenn sie wahr ist, eine Bombe. Zu dieser Zeit hat das Justizministerium seine Ermittlungen gegen Julian Assange, den Gründer der Anti-Geheimhaltungs-Gruppe WikiLeaks, intensiviert, die in den letzten Jahren Hunderttausende sensibler Regierungsdokumente veröffentlicht hat. Eine Anklage nach dem Spionagegesetz von 1917 wäre die bislang schwerwiegendste Maßnahme gegen Assange, die möglicherweise den Weg für seine Auslieferung in die USA ebnet (Assange befindet sich derzeit in Großbritannien unter Hausarrest und kämpft gegen die Auslieferung an Schweden wegen sexueller Übergriffe.) 

[Michael Hasting, WikiLeaks Stratfor Emails: Eine geheime Anklage gegen Julian Assange?, Rolling Stone (Google-Übersetzer) – Original, 28.02.2012 – Hervorhebung von mir]
Daß Julian Assange allen Grund hatte, die USA zu fürchten, sieht man in den Zitaten hier:
- Der Lynchmord an einem charismatischen Sonderling (Post, 11.11.2019) 

2. Der Satz »Einen Auslieferungsantrag aus Amerika gab es damals aber noch nicht« ist absolut zutreffend aber er führt er in die Irre:
Es gab nämlich seit Januar 2011 eine geheime Anklage gegen Assange – und diese war seit Februar 2012 bekannt!
Wenn es eine US-Anklage gegen Assange gab, ist der Satz von dem nicht existierenden Auslieferungsantrag unsinnig – es sei denn, man will den Leser irreführen!

3. Man glaube nicht, daß dieser von mir inkriminierte Satz »aus Versehen« so geschrieben wurde. Er ist wohlüberlegt!

Und diese Irreführungen finden sich – nicht nur im SPON – immer häufiger!
Auch Dirk Pohlmann hat sich schon mal über seine Kollegen vom ehemaligen »Sturmgeschütz der deutschen Demokratie« ausgelassen:
Dirk Pohlmann über "Der duale Staat: Recht, Macht und Ausnahmezustand" {2:06:59 – Start bei 2:04:39}

Gruppe42
Am 16.05.2018 veröffentlicht 
Anhand praktischer Beispiele legt der Journalist Dirk Pohlmann praktisch und theoretisch dar, was es mit dem "Deep State“ auf sich hat. Sein Vortrag ist eine Mischung aus staatsrechtlicher Analyse und Bericht, wann und wo der Deep State sichtbar geworden ist. Ein spannendes Thema, dessen Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Es ist besser, darüber Bescheid zu wissen, als nur die Konsequenzen verständnislos erleben zu müssen.

…und auch Michael Lüders hat sich vor einiger Zeit öffentlich gewundert:
Die Propaganda und der Giftgasangriff - Michael Lüders bei Markus Lanz 05.04.2017   {11:01 – Start bei 7:02 – Lüders: »Dieses Photo ist weltweit veröffentlicht worden, verbunden mit der moralischen Anklage: Seht her, was dieses furchtbare Assad-Regime angestellt hat! […] Dieser kleine Omran wurde photographiert von einem Mann namens Mohammed Raslan […], und dieser Mohammed Raslan ist eng verbunden gewesen mit diesen Dschihadisten in Ost-Aleppo und hat sich wenige Tage, bevor er dieses Photo gemacht hat, gezeigt mit einer ominösen Dschihadisten-Miliz – zwei Leute auf diesem Photo, die nachweislich kurz zuvor für ein Propaganda-Video ein 12jähriges Kind geköpft haben. Also dieser Mann, der dieses Photo geschossen hat, ist eng verbunden mit den Dschihadisten. 
Lüders bei 8:45: »Und es ist perfide zu sehen, wie solche dubiosen Medien-Center, finanziert von uns […], wiederum instrumentalisiert werden von dschihadistischen Gruppierungen, die uns wiederum verkauft werden als Freiheitskämpfer«
bis 8:58 – Lüders: »Was mich sehr wundert ist, daß es keine deutsche Zeitung gibt, die diese Zusammenhänge mal darstellt. […] Man müßte doch denken, daß alle an Recherche interessierten Journalisten ein Interesse daran haben, diese Dinge aufzugreifen. […] und ich habe den Verdacht, daß es nicht darum geht, Aufklärung zu leisten sondern darum, Feindbilder am Leben zu erhalten«}

Bananenrepublik1
Am 06.04.2017 veröffentlicht 
Alter Info-Text:
Mit Rainer Langhans, Gisela Getty, Michael Lüders, Edmund Maser und Stephan Harbort. (Quelle: ZDF / Markus Lanz Videos)
Dazu: Giftgaseinsatz zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Umfeld von Konferenzen zu Syrien? Zynischer geht es nicht. – Siehe Lüders bei Lanz.
"Markus Lanz weist darauf hin, dass zur Zeit ein Wettkampf um die Deutungshoheit tobt. War es Assad, im Zusammenhang mit den Russen? Michael Lüders berichtete davon, dass auch ein früherer, massiver Giftgaseinsatz vom August 2013 Assad in die Schuhe geschoben worden war, tatsächlich aber der damalige Einsatz in der Nähe von Damaskus auf ein Zusammenspiel zwischen der Al Nusra-Front und dem türkischen Geheimdienst zurückging. In seinem aktuellen Buch „Die den Sturm ernten. Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte“ hat Michael Lüders den damaligen tödlichen Vorgang geschildert und belegt. (Näheres zum interessanten Buch von Michael Lüders siehe zum Beispiel)."
(siehe: http://www.nachdenkseiten.de/?p=37725)
Was geschah in Idlib? (Von Karin Leukefeld)
Syrien-Konferenz in Brüssel von vermeintlichem Giftgasangriff überschattet. Westen verurteilt Regierung – ohne Beweise
Eigentlich sollte es am Dienstag und Mittwoch in Brüssel darum gehen, wie Syrien und seine Nachbarländer in Zukunft unterstützt werden können. Eingeladen hatte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, »Kovorsitzende« waren Deutschland, Norwegen, Großbritannien, Katar und Kuwait sowie die Vereinten Nationen, die von dem Syrien-Beauftragten Staffan De Mistura vertreten wurde. Vertreter von insgesamt 70 Staaten und internationalen Hilfsorganisationen waren in die belgische Hauptstadt gereist, um darüber zu beraten, wieviel Geld für welche Gebiete in Syrien und in den Nachbarländern aufgebracht werden soll – und unter welchen Bedingungen.
Doch noch bevor die ersten Gespräche beginnen konnten, bestimmte ein Luftangriff in dem syrischen Ort Khan Scheikhun (Provinz Idlib) die Tagesordnung. Mehr als 70 Menschen waren dabei am Dienstag getötet worden, Hunderte wurden verletzt. Ein Krankenhaus, das die Verletzten versorgte, wurde mit einer Rakete beschossen.
Die Nachrichten über einen angeblichen Giftgasangriff war von der bewaffneten Opposition in Khan Scheikhun verbreitet worden. Verantwortlich seien entweder »russische oder syrische Kampfjets«. Die »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« in Großbritannien sorgte für die weltweite Verbreitung der Nachricht, die »Nationale Koalition« (Etilaf) in Istanbul forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Unmittelbar darauf verurteilte Mogherini den Angriff und machte den syrischen Präsidenten verantwortlich. Frankreich, Großbritannien und die USA legten in Windeseile einen Resolutionsentwurf für den UN-Sicherheitsrat vor. US-Außenminister Rex Tillerson forderte Russland auf, den syrischen Präsidenten »zu stoppen«. Der UN-Beauftragte De Mistura forderte eine internationale Untersuchung und warnte vor vorschnellen Schuldzuweisungen. siehe: https://www.jungewelt.de/artikel/3085...

Lüders Auftritt bei Markus Lanz (04.04.2017) hatte übrigens noch ein Nachspiel:
“Pauschal diffamiert” – der umstrittene Nahost-Experte Michael Lüders wehrt sich gegen Medienvorwürfe (Stefan Winterbauer, meedia, 24.04.2017)

siehe auch:
- Desinformation über Desinformationskampagnen (Post, 10.10.2018)

zuletzt aktualisiert (u.a. Video mit Lüders zum x-ten Male neu eingebettet) am 03.05.2020

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