Samstag, 18. Januar 2020

Verbale Zündfunken

Die massenmedial verbreitete Kriegspropaganda der Eliten ebnet der großen Menschheitskatastrophe den Weg.
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Heuchelei, Lüge, Gewalt, Krieg... Überall auf dem Globus brennt es — nicht nur buchstäblich in Australien, auch im übertragenen Sinn, wenn US-Strategen gezielt eine Lunte legen, die zum großen globalen Knall führen könnte. Der Brandherd der aktuellen Katastrophen und Verbrechen bürdet den Widerstandsbewegungen für die Zukunft die Verantwortung auf, im neuen Jahrzehnt stärker zusammenzuarbeiten. Der Gordische Knoten sich gegenseitig verstärkender Zukunftsbedrohungen kann nur mit vereinten Kräften aufgelöst werden. Dies betrifft unter anderem die notwendige Aufklärung über die Propagandamaschine der Kriegstreiber, der Profiteure am Raubbau der Natur und der Feinde der Demokratie.
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Zu Beginn des neuen Jahrzehnts steht das apokalyptische Inferno der seit Monaten in Australien bei Rekordhitze, Trockenheit und starken Winden wütenden Feuer in weiten Teilen Australiens im Vordergrund vieler Nachrichten. Die Kriegsverbrechen der USA in der Region zwischen dem Golf und Nordafrika toppen die Katastrophe noch. Australien hält den Weltrekord im Kohleexport. Kohle steht im Verdacht, die Erderwärmung anzufeuern.

Der Konflikt der USA und Israels mit dem Iran, dem Irak und Syrien reicht über die Golfregion weit hinaus. Er bedroht die Zivilisation wie der Klimawandel, nur schneller. Die kriegerischen Handlungen der USA gegenüber dem Iran weisen neben wirtschaftlichen Interessen der USA in der Erdölregion am Golf auch globalstrategische Züge auf, etwa in der Konkurrenz mit China, aber auch im Zusammenhang mit dem US-Partner Saudi-Arabien (1).

Die USA sind bestrebt, den Konkurrenten China kleinzuhalten, das heißt hier auch, aus der Region, die der Tank der Erde ist, fernzuhalten. Die Volksrepublik China verfolgt seit einigen Jahren das Megaprojekt „Neue Seidenstraße“, auch „Belt and Road“ genannt. Gewaltige Investitionen fließen in Verkehrswege aller Art — Kontinente übergreifende Ressourcen- und Handelsströme bis hin zu Wegen für Kriegswaffen-Exporte. Entlang der alten und neuen „Handelsstraßen“ und weit darüber hinaus entstehen Industrieparks, Häfen, Eisenbahn- und Straßennetze in Asien, Afrika, Westeuropa und Lateinamerika, darunter Venezuela.

Das globalstrategische Interesse dahinter ist die Verbesserung der Vorteile im weltweiten Konkurrenzkampf der Machtzentren, in dessen Verlauf die USA seit dem Desaster in Libyen, dem Irak und der weiter instabilen Lage in der Ukraine und in Südamerika immer weiter an imperialer Dominanz verlieren (2). Das ist die Folie als Hintergrund für die Lügenmärchen der Herrschenden, mit denen sie der Bevölkerung Sand in die Augen streuen, um sie so weitgehend zu lähmen, dass sie ihr tödliches Geschäft ungestört weitertreiben können.

Diese Propaganda wird geplant, und sie wirkt. Man verhindert seit den Aktionen der Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg und gegen die Nuklearraketen in Europa ein erneutes Aufkommen eines Widerstandes, der die Politik der Herrschenden an den Rand der Regierungsunfähigkeit treiben könnte.

Im Vorbereitungsmanuskript für die Essener NATO-Konferenz von 2015 unter dem Titel „Strategische Kommunikation“ liest man, wie systematisch die Strategen handeln, auswerten und ihre Propaganda anpassen. Die Strategen kritisierten den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush dafür, dass er den Irakkrieg 2003 mit der Falschaussage begründete, der Irak besäße Massenvernichtungswaffen. Im Vorbereitungsmanuskript hieß es dazu:

„Wenn die Tatsache der Grausamkeit von Saddam Hussein breit kommuniziert und publiziert worden wäre, wäre die Unterstützung für den Krieg viel stärker gewesen (…)“ (3).
Die Tatsache, dass es sich um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg handelte, ist für die Militaristen kein Problem.
mehr:
- Verbale Zündfunken (Bernhard Trautvetter, Rubikon, 18.01.2020)
siehe auch:
- USA skrupellos auf dem Weg zur Pax americana (Post, 17.01.2020)


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…die USA sind seit dem Zweiten Weltkrieg durch Angriffe auf andere Länder für den Tod von 20-30 Millionen Menschen verantwortlich.
(Mausfeld-Vortrag » Warum schweigen die Lämmer« bei 39:00)

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»Der Westen eroberte die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen oder Werte oder seiner Religion (zu der sich nur wenige Angehörige anderer Kulturen bekehrten), sondern vielmehr durch seine Überlegenheit bei der Anwendung von organisierter Gewalt. Oftmals vergessen Westler diese Tatsache; Nichtwestler vergessen sie niemals.« 
[Samuel Phillips Huntington: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. 5. Auflage, Siedler bei Goldmann, München 1998, S. 68., zit in Wikipedia]

Even playing Donald Rumsfeld Steve Carell can’t resist from laughing. vicemovie stevecarell {0:36}
Daniel Fort
Am 08.01.2019 veröffentlicht
Steve Carell laughing

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Soleimanis "untold facts"

Soleimani gab der Webseite des iranischen Staatsoberhaupts im letzten Herbst ein Interview. Heute kann es als sein politisches Testament gelesen werden
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Im Iran-Konflikt habe die "Stunde der Amateure" geschlagen, findet Klaus Brinkbäumer in einem Leitartikel für Die Zeit. Damit meint der Autor US-amerikanische und iranische Politiker, die in der jüngsten Vergangenheit gravierende Fehler begangen hätten. Leider ist die Amateurliga auch in den Medien, speziell den deutschen, stark vertreten. Das ist beunruhigend, weil die Artikel überwiegend den Ton trafen, der den iranischen Machthabern gefällt. Mindestens galt das für die umfangreiche Berichterstattung in der ersten Januarwoche, die wegen ihrer Aktualität den spin-off des Ereignisses geprägt hat.

Demnach habe der US-Präsident seine Entscheidung, den Revolutionsgardisten Soleimani töten zu lassen, impulsiv getroffen, ohne Abwägung der Folgen, ohne Konsultation vernunftbegabter Berater und ohne eine erkennbare Strategie. Auf der anderen Seite wurde Soleimani zum zweitmächtigsten Mann des Iran und staatlichen Repräsentanten (Rolf Mützenich, SPD) im Rang eines Vizepräsidenten (Jürgen Trittin, Grüne) stilisiert. Folglich hätten die USA dem Iran faktisch den Krieg erklärt.
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Dummheiten
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Die in Europa vorherrschende Sicht fasste der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif mit dem Satz zusammen, die USA hätten eine Riesendummheit begangen. Implizit warnt er damit die europäischen Regierungen, ihrerseits keine Dummheiten zu begehen. Die Angesprochenen fühlten sich in ihrem Urteil über Donald Trump bestätigt und bemühten sich, die leise Drohung gegen sich selbst zu überhören.

Wenn Trump allerdings dermaßen deutlich als Idiot auszumachen ist, war es dann nicht auch eine Riesendummheit, ihn zu wählen, seine Wahl zu unterstützen oder sich Vorteile davon zu versprechen? Vor allem in Russland, mächtiger Verbündeter und Schutzmacht des Irans, war diese Dummheit verbreitet. Ebenso wie Putin hatte sich Ali Khamenei, Religions- und Revolutionsführer des Iran, für Trump und gegen Hillary Clinton positioniert. Auch er hätte demnach eine Riesendummheit begangen, die sich in seinem Fall nur so erklären lässt, dass er die Stimme des Gottes überhört hat oder dass Allah gar nicht zu ihm spricht.

Hingegen haben gerade diejenigen Europäer, die sich Tag für Tag iranischen Vorwürfen ausgesetzt sehen, sie würden sich den USA unterwerfen, seien zu schwach für eine eigene Politik und könnten nicht als zuverlässige Partner gelten, diesen Fehler nicht zu verantworten. Sie könnten Sarif bei seiner nächsten Tirade über die Dummheit in der Welt signalisieren, dass er sich einfach mal an die eigene Nase fasst.

Um nicht missverstanden zu werden: Ja, es ist richtig, dass die USA mit ihrem Raketenangriff vom 3. Januar internationales Recht gebrochen haben. Es ist richtig, dass die irakische Souveränität für sie ein Fremdwort ist, das in ihrer Entscheidungsfindung nicht vorkommt; dass sie es nicht für nötig halten, ihre Behauptung von einem bevorstehenden großen Angriff schiitischer Milizen, dem sie in Notwehr zuvorkommen wollten, durch irgendwelche Fakten zu belegen. Und es ist auch richtig, dass diese Art selbstherrlichen Handels US-amerikanischen Gepflogenheiten entspricht. Doch dabei handelt sich nur um einen kleinen Ausschnitt der Fakten, die zu der aktuellen Situation geführt haben.

Joe Biden, Vizepräsident in der Obama-Administration, der sich aktuell darum bewirbt, von den oppositionellen Demokraten als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden, hat Trumps Vorgehen damit verglichen, eine Handgranate in ein Pulverfass zu schmeißen. Das Bild erreicht seine volle Aussagekraft allerdings erst dann, wenn man fragt, wer eigentlich das Pulverfass aufgestellt hat.

mehr:
- Soleimanis "untold facts" (Detlef zum Winkel, Telepolis, 18.01.2020)
siehe auch:
- xxx ()
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