Samstag, 12. Oktober 2019

Statistiken, der Drall, das Kleingedruckte und die Nachkommastellen

Statistiken können auch lügen, wenn sie stimmen: Es reicht, sie mit Drall zu präsentieren. Das funktioniert bei Umfragen

ebenfalls. «Ich traue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.» Dass dieser Satz Winston Churchill zugeschrieben wird, ist wahrscheinlich ein Resultat deutscher Kriegspropaganda, wie in den Monatsheften des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg nachzulesen ist. Vielfach dokumentiert ist nur das Misstrauen des britischen Kriegspremiers gegenüber deutschen Erfolgsstatistiken, und es war wahrscheinlich besser gerechtfertigt als jenes in umgekehrter Richtung.

Statistiker hören das angebliche Zitat natürlich äusserst ungern, dabei ficht es ihr Werk eigentlich kaum an: Wenn gefälscht wird, besorgen das in der Regel andere. Oft braucht es auch gar keine Fälschung der Zahlen, damit diese falsch wahrgenommen werden: Es reicht, dass sie unsorgfältig, tendenziös oder missverständlich präsentiert werden. Bei der sprachlichen Umsetzung mathematischer Befunde geht manches daneben – ob mit oder ohne Absicht, kann hier dahingestellt bleiben.

Unfug mit Umfragen

Vielleicht am weitesten verbreitet ist die Fehlleistung, etwas als Statistik zu präsentieren, das gar keine ist, sondern das Resultat einer Umfrage. Vor einigen Jahren konnten sich Schweizer (beiderlei Geschlechts) in die Brust werfen, weil ihnen eine Nationalfonds-Studie vermeintlich attestierte, in Europa die drittbesten Fremdsprachenkenntnisse zu haben, hinter Niederländern und Luxemburgern. Die Autoren der Studie hatten zwar vermerkt, dass es sich um eine Befragung über Sprachkenntnisse handelte, nicht etwa um einen Pisa-Test für Erwachsene oder sonst eine Ermittlung der tatsächlichen Vielsprachigkeit.

Doch in den Pressemeldungen ging dieser feine Unterschied entweder von Anfang an vergessen, oder mit der Zeit immer mehr. Und so haben wir es nun «wissenschaftlich», dass Deutschschweizer und Tessiner «durchschnittlich 2,2 Fremdsprachen» sprechen, Welsche aber nur 1,7. Oder sind die Romands einfach selbstkritischer? Immerhin wollen wir doch glauben, dass Schweizer verglichen mit anderen Europäern nicht zur Übertreibung neigen, dass also schon etwas dran ist an unseren Sprachkünsten.

mehr:
- Sprachlupe: Gefälschte Statistiken, die keine sind (Daniel Goldstein, Info-Sperber, 12.10.2019)

So wird mit Statistiken gelogen… {8:33}

Gabriel Gorbach // DENKEN Zwei Punkt Null
Am 08.09.2018 veröffentlicht 
BUCH: Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet: https://amzn.to/2CwEqzC
Mit Statistiken lügen? Mit Prozentangaben lügen? Geht das überhaupt – Ja – und es passiert auch sehr häufig. In diesem Video gebe ich dir 4 Beispiele, wie dich Nachrichten (Fernsehsender & Zeitungen), Regierungen und Pharmakonzerne mit Prozentangaben getäuscht und betrogen haben. Manchmal sind diese Prozentangaben falsch und entstehen aus einem Rechenfehler. Wie das Beispiel der Mexikanischen Regierung zeigt, die durch einen einfachen Trick die Kapazität ihrer Autobahnen vermeintlich um 17% erhöhte, ohne wirklich jemals etwas zu machen, kann man aber auch ganz gezielt Fehler machen um Menschen zu manipulieren. Und das letzte Beispiel zeigt, wie der Pharmakonzern Pfizer das Mittel Atorvastatin beworben hat – Atorvastatin soll vor Schlaganfällen bewahren und laut Pfizer 50% der Menschen die es einnehmen retten – Doch ganz so ist es nicht – wieso erkläre ich dir in dem Video.
Es gibt zahlreiche Methoden, um mit Zahlen zu manipulieren. Eine weitverbreitete ist der verzerrende Umgang mit absoluten und relativen Zahlen, sprich Prozentzahlen. Nachdem du dieses Video geschaut hast (Und bestenfalls auch das Buch dazu gelesen hast: https://amzn.to/2CwEqzC) weißt Du wie mit Statistiken gelogen wird, und wie Prozentangaben zum Beeinflussen verwendet werden. Es ist mein höchstes Ziel das du verstehst, wie man mit Statistiken lügen kann, denn nur so kannst du dich auch dagegen schützen – außerdem passieren Fehler durch falsche Statistiken und Prozentangaben (Wie das Beispiel mit der Kriminalität in Chicago zeigt) die Angst und Sorge in der Bevölkerung verbreiten und so die öffentliche Meinung manipulieren.
Auf dem Kanal von DENKEN Zwei Punkt Null erkläre ich kognitive Denkfehler und Heuristiken die Jeder regelmäßig verwendet - und das ohne es überhaupt zu merken. Durch dieses absurde psychologische Verhalten wird es Uns nahezu unmöglich rationale, objektive Entscheidungen zu treffen - wir betrügen uns ständig selber! DENKEN Zwei Punkt Null möchte Dir helfen einige dieser Trugschlüsse zu identifizieren. Du sollst lernen wie unser Gehirn wirklich funktioniert, denn wir verlieren jeden Tag viel Zeit und Geld, weil wir nicht rational entscheiden können, sondern uns durch falsche Intuition manipulieren lassen.
Ähnliche Videos:
3 Mal mehr Organspender in Österreich als in Deutschland - GRUND dafür - Einfluss der Grundbedingung
https://youtu.be/0n0eBTLxYeU
Deswegen funktionieren Horoskope (Nicht?) – Psychologie Student erklärt!! Denkfehler FORER-EFFEKT https://youtu.be/mSs1SSn33Do Psychologisches Experiment zeigt wieso wir Gesetze brauchen! PUBLIC-GOODS SPIEL – Trittbrettfahrer
https://youtu.be/RkESg-oMako
Gesetze überflüssig machen mit Nudging – Wie die Regierung uns positiv beeinflusst!
https://youtu.be/yjvkhWCtBAY
Paar interessante Quellen:
T. Bauer, G. Gigerenzer, W. Krämer: Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet: Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik. 2016
http://www.hai.ch/Hai-Infos/Unfaelle/...
https://www.mopo.de/sport/kuriose-sta...

Gerd Bosbach bei Erwin Pelzig - Lügen mit Zahlen - Statistik und Demoskopie {13:33}

transfun008
Am 12.04.2011 veröffentlicht 
Kabarett-Talk Investigativ, ironisch, idyllisch und oft unberechenbar. Kabarettist und Gastgeber Frank-Markus Barwasser zeigt in Pelzig hält sich, wie man Haltung in einer Unterhaltung wahrt. Hier spricht ein Kabarettist nicht über Menschen, er spricht mit ihnen. Bewaffnet mit einer enthemmenden Bowle lud der Unruhestifter im Karohemd den Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung zum Talk
Prof. Dr. Gerd Bosbach, geboren 1953, lehrt Statistik, Mathematik und Empirie an der Fachhochschule Koblenz, Standort Remagen. Tiefen Einblick in die amtliche Statistik und den Umgang der Politik mit diesen Daten erhielt er bei seiner mehrjährigen Tätigkeit im Statistischen Bundesamt
http://www.youtube.com/watch?v=QT2Vot...
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Es gibt zahlreiche Methoden, um mit Zahlen zu manipulieren. Eine weitverbreitete ist der verzerrende Umgang mit absoluten und relativen Zahlen, sprich Prozentzahlen. Gerd Bosbach macht das an den angeblich explodierenden Ausgaben für den Sozialstaat deutlich:
"Der Sozialstaat der wuchert, der muss beschnitten werden. Es werden Zahlen genannt, das seit 1991 die Sozialausgaben in Deutschland um 70 Prozent gewachsen sind. Wenn man diese Zahl hört, erschreckt man. Auch ich erschrecke dann." Wenn man die Zahlen allerdings mal etwas genauer unter die Lupe nimmt, dann relativiert sich die hohe Prozentzahl schnell. Zum einen gibt es eine Inflationsrate. Zum anderen sind im selben Zeitraum ist auch der Wohlstand und die Wirtschaftsleistung insgesamt gestiegen.
"Denn wenn die Wirtschaft wächst, können wir auch mehr für das Soziale ausgeben. Wenn man sich die Zahlen anguckt, ist man völlig überrascht. Da ist nämlich die Sozialleistung überhaupt nicht gestiegen. Sie sind halt seit 1991 so um die 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, worin wir unsere Wirtschaft messen. Und wenn man dann noch länger in die Vergangenheit zurückguckt, halt in den Bereich von Westdeutschland, dann ist es seit 1975, haben wir, geben wir konstant 30 Prozent für Soziales aus. Und jetzt wird der Schuh ein ganz anderer. Unsere sozialen Probleme sind seit 1975 massiv gewachsen. Wir geben aber anteilsmäßig genau so viel aus wie 1975. Also haben wir keinen Wildwuchs, sondern eine Beschneidung des Sozialen."
https://www.youtube.com/watch?v=QT2Vo...